Taupo und Umgebung : Heisse Quellen
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Die warmen Quellen direkt bei der Ortschaft Taupo sind herrlich! So richtig zum darin aalen und relaxen. Gerade die richtige Temperatur. Ein nettes Plaeschchen dabei mit einer Argentinierin und ihrer Mutter. Die Latinos sind einfach immer wieder ein angenehmes Voelkchen…
Am naechsten Tag lasse ich mal mein Auto in der Werkstatt checken, weil mir die Batterie immer wieder Probleme macht. Ich brauchte schon dreimal Starthilfe! Ergebnis: Die Batterie ist ok, aber die Kupplungen der Antriebswelle muessen dringend ersetzt werden. Mir war ein metallisches Klappern aufgefallen, und dachte es haette sich durch die Schotterstrassen wohl ein Bodenblech gelockert. Aber der Mechaniker sagt, dass das Auto so nur noch ein paar Hundert Kilometer laufen wuerde und ich dann unterwegs stecken bleiben wuerde. Die Reparatur dann waere ausserdem doppelt so teuer, als wenn ich es jetzt machen lasse. Also beisse ich in den sauren Apfel und geben den Auftrag fuer die Reparatur von 380 Dollar.
Das gibt mir Zeit mich ein wenig im Ort umzuschauen und ich finde das Taupo ein ganz angenehmes Staedtchen ist.
Spaetnachmittags fahre ich dann noch weiter zum sogenannten Kerosene-Creek, einem heissen Fluss mitten im Wald. Der Name ist schon witzig aber das Wasser riecht zum Glueck nicht nach Flugbenzin! Die Strasse dorthin ist die schlimmste Schlaglochpiste auf der bisherigen Reise: Oft nur im Schritttempo zu befahren und dabei schwankt der Van wie ein Schiff bei hohem Seegang… Aber das Gute daran ist, dass dadurch nicht so viele Leute da sind..
Abends noch ein schoener Freedom-Campground in der Naehe und ein nettes Gespraech mit einem kanadischen Paar.
- Lake Taupo
- Camp Naehe Kerosene Creek
- Kerosene Creek
- Kerosene Creek
- Kerosene Creek
- Kerosene Creek
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The times they are a changin
Neuseeland und Deutschland kommen sich heute näher: Jetzt sind es „nur“ noch 11 h Zeitverschiebung.
Und am nächsten Wochenende geht hier die Sommerzeit zu Ende – da warens nur noch 10…
Es wird tatsächlich Herbst hier. Liege in meinem Van und schaue auf den lake Taupo im Regen, der Wind weht kräftig und fegt die ersten bunten Blätter von den Bäumen. Freu mich schon auf die warmen Thermalquellen, die es hier in der Gegend überall gibt!
Und zu Ostern geht es auf ein tolles Festival an die Küste. Freu mich schon drauf.
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Mordor: Tanz auf dem Vulkan
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Nach der Aufnahme in den Maori-Familienclan bin ich weiter gezogen in das vulkanische Herz der Nordinsel. Im Tongariro-National-Park wurden die Mordor-Filmszenen von &lord of the rings& gedreht. Ich finde dort einen schönen DOC-campground und die Ausblicke in der Abendsonne auf die aktiven Vulkane ist toll.
Am nächsten Tag ist das Wetter etwas durchwachsen, aber nicht ganz schlecht, so dass ich beschliesse zur &alpine crossing& durch das Vulkanland aufzubrechen. Am Startpunkt riecht es schweflig und die Ampel zeigt &normal volcanic activity& an – was auch immer das heisst…. Drei Vulkane und der letzte grosse Ausbruch war 1975. Der Weg geht durch ein schönes Tal, durch alte Lavafelder hindurch und windet sich langsam von 1100 bis auf 1400 m Höhe. Es gibt immer wieder leichten Nieselregen, aber noch ist die Sicht überwiegend gut. Auf 1900 m Höhe gibt es schöne Seen und ich beschliesse noch bis dorthin zu laufen, bevor ich umkehre. Die komplette Überquerung wollte ich eh nicht machen, da mir die Transportlogistik dann zu aufwändig erschien. Es geht steil weitere 300 Meter bergauf und der Weg mündet in eine Hochebene. Aber die Wolken werden immer dichter und eigentlich müssten die drei Vulkane von hier aus in ihrer vollen Schönheit sichtbar sein. Aber es regnet nun stärker und ich bin unentschlossen, ob ich überhaupt weiter gehen soll. Aber dann macht es kurz auf, die Sonne kommt durch und ich bekomme eine kleine Ahnung von den umliegenden Bergen. Also gehe ich weiter. Bald folgt der nächste Anstieg von 1700 auf 1900 m. Aber jetzt regnet es immer stärker, die Sicht beträgt nur wenige Meter, es ist nur noch ein paar Grad über Null und jetzt kommt auch noch ein schneidender kräftiger Wind dazu. Ich beschliesse umzukehren und bin froh, dass ich nach fast 6 Stunden Gehzeit wieder heil am Auto ankomme. Aussicht bietet sich auf dem Rückweg kaum noch. Ich fahre noch eine Weile, bis ich an einem Thermalpool ankomme, wo es wunderbar ist in dem 35 Grad warmen Wasser meine müden Muskeln zu entspannen. Eigentlich ideale Bedingungen für aquatic bodywork, aber niemand zum austauschen in Sicht.
Es ist schon dunkel, als ich einen schönen kostenlosen Übernachtungsplatz am Taupo-Lake finde. Es regnet die ganze Nacht und auch den folgenden Vormittag. Zeit in Ruhe an meinem blog zu schreiben…
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Maori: Schamanisches Familienleben
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Gerne wollte ich mit den indigenen Wurzeln Neuseelands näher in Kontakt kommen und Einblicke in die Maori-Kultur gewinnen.
Eine Freundin von mir aus Augsburg nannte mir die Kontaktdaten einer Maori-Shamanin, bei der sie in Europa häufiger Workshops besucht hatte. Sie wohnt mit ihrem Partner in der Nähe von Wellington auf der Nordinsel. Mittlerweile ist sie im Ruhestand, gibt keine Seminare mehr und reisst nicht mehr nach Europa, was sie die letzten 29 Jahre immer im warmen Halbjahr gemacht hat.
Der Kontakt war eingefäudelt und ich wartete noch einige Wochen bis ich tatsächlich die Fähre auf die Nordsinel gebucht hatte, um mich konkreter anzukündigen und zu fragen, ob es gerade passt. Aber auf meine Facebook-Message kommt keine Antwort und ihre Website ist seit Tagen nicht erreichbar. Die Freundin aus Augsburg kann mir jedoch die Mailadresse übermitteln und am Tag der Fährpassage erhalte ich eine Antwort, dass es derzeit leider überhaupt nicht passt. Sie hätte die ganze Woche soviel Besuch aus aller Welt und wäre ausserdem so busy, weil die Maori-Filmfestspiele in ihrem Ort stattfinden, in die sie auch involviert ist . Erst in einer Woche wäre ein Besuch möglich. Sie fragt, was mein Interesse wäre und wie sich mich ggf. unterstützen könnte. Ich antworte, dass ich mehr über die Maori-Kultur erfahren möchte, idealerweise nicht nur theoretisch, sodern mit allen Sinnen und dass das Filmfestival sicher eine ganz gute Gelegenheit wäre, um da mal reinzuschnuppern. Ich erwähne nichts mehr von einem möglichen Besuch, weil ich nicht eine ganze Woche warten möchte, sondern schreibe nur, dass wir ja am Rande des Festivals uns vielleicht mal die Hände schütteln können.
Aber ich mache mich schon mal auf den Weg in Richtung Otaki, dass ca. 1 h nördlich Wellington liegt. Die Hauptstadt Neuseelands ist zwar mit knapp Dreihunderttausend Einwohnern nicht besonders gross, aber mir genügt ein zweistündiger Bummel durch die Innenstadt, um zu merken, dass mir das Stadtleben zu viel, zu laut, zu hektisch ist. Nach 7 Wochen überwiegend in der kaum besiedelten Natur, wirkt die Grossstadt auf mich wie ein Schock…. Ich suche mir einen Campingplatz auf halber Strecke nach Otaki aus und fahre im dichten Verkehr aus Wellington wieder aufs Land hinaus. Kolonnenverkehr auf der Strasse hatte ich auf der Südinsel nie erlebt – das ist ja fast so wie in Europa von der Verkehrsdichte her. Als ich auf die Seitenstrasse Richtung Camping abbiege wird es ruhiger und ich finde den Platz, stehe aber vor einem verschlossenen Tor. Der Platz hat vermutlich nur im Sommer geöffnet und jetzt wird es schon spürbar herbstlich. Was tun? Kein Mobilfunkempfang, um nach Alternativen zu suchen, also fahre ich einfach die Strasse weiter in der Hoffnung irgendwo einen geschützten Platz zum wild campen zu finden. An einem Aussichtspunkt, 200 m oberhalb der Küstenstrasse beschliesse ich zu bleiben: Weiter Blick auf das Lichtermeer von Ortschaften. Und ab und zu hält mal ein Auto und es scheint so ein Spot für romantische Spritztouren zu sein. Gar nicht so schlecht, dann fällt es nicht so auf, wenn ich hier die ganze Nacht stehe….
Ich habe hier wieder Internet-Signal und finde eine weitere Mail von Wai. Sie schreibt, dass die einzige Art Einblick in die Maori-Kultur zu bekommen, das Leben in einer Familie wäre. Und sie lädt mich jetzt doch noch spontan ein zu kommen. Wenn ich wollte, dann sollte ich mich schnell melden und am kommenden Tag um 10 Uhr morgens vor Ort sein. Das ginge allerdings nicht nur ein bisschen: Entweder alles, d.h. Teil der Familie sein, oder nichts…. Und um 10:45 Uhr gäbe es einen interessanten Maori-Film auf den Festpielen…
Das klingt spannend und ich sage spontan schon mal per e-mail zu, da ich um 22:30 Uhr nicht mehr anrufen möchte.
Am Morgen stehe ich zum Sonnenaufgang auf (der mittlerweile erst um 7:30 Uhr ist) und nach etlichen Versuchen mit Besetztzeichen erreiche ich schliesslich Wai. Ein freundliches, kurzes Telefonat und ich erhalte die Wegbeschreibung. Vorher fahre ich noch kurz zum Meer und nehme ein Bad und ziehe mir frische Klamotten an, weil es an meinem Aussichtspunkt natürlich keine Waschgelegenheit gibt und ich gerne einigermassenn frisch riechen möchte…
Der Empfang ist sehr freundlich mit Tee und selbstgebackenem Brot. Wai ist eine beeindruckende, alte Dame und ist umgeben von zahlreichen Familienmitgliedern und auch einigen ausländischen Gästen. Den Tee serviert mir ihre Enkelin, ein lustiger dunkelhäutiger Wirbelwind mit beindruckendem Selbtbewusstsein. Aber dann wird es auch schon Zeit fürs Kino. Der Film „deadlands“ spielt in der Zeit vor der Kolonialisierung durch die Europäer und handelt vom Krieg zwischen zwei Maori-Stämmen und der Ehre der Ahnen. Der Regisseur ist anwesend und stellt seinen Film persönlich vor. Auch einige der Schauspieler sind anwesend. Er stellt unter anderem den Bösewicht dieses Actionfilms vor, der zufälligerweise direkt hinter mir sitzt. Ich drehe mich zu ihm um und lächele diesem grossen, kräftigen Maori-Mann mit gespielter Angst zu – er lächelt zurück…. Der Regisseur erklärt wie sorgfältg sie bezüglich der Maori-Sprache zu jener Zeit recherchiert hätten. Die Sprache wird zwar heute von vielen Menschen gesprochen und gepflegt, jedoch hat die moderne, westliche Kultur die Sprache mit der Zeit verändert. Es gibt viele neue Worte und es gibt auch alte Worte von damals, die heute nicht mehr verwendet werden, so zum Beispiel das Wort &hapopo& (oder so ähnlich), das einen zum Verzehr bestimmten menschlichen Körper benennt… Da bin ich doch ganz froh, dass ich diesen Teil der alten Maori-Kultur nicht persönlich erfahren muss.. Die Kannibalismus-Story ist wohl auch im Nachhinein etwas aufgebauscht worden. Sie muss wohl ausschliesslich im Kontext kriegerischer Auseinandersetzungen gesehen werden, indem Teile besonders starker Feinde verzehrt wurden, um sich deren Kraft anzueignen.
Ein grosser Teil der Kriegskunst der Maori bestand ausserdem aus Abschreckung, die sich unter anderem im furcherregenden Haka-Tanz zeigt, in dem die eigene Kraft demonstriert wird und immer wieder Grimassen mit herausgestreckter Zunge geschnitten werden. Übrigens ein Brauch, den neuseeländische Sportmannschaften heute vor Turnieren zelebrieren, auch die weissen Spieler gemeinsam mit ihren dunkelhäutigeren Teamkollegen.
Der Film zieht mich in seinen Bann. Ich schaue mir normalerweise gar nicht gerne Actionfilme an, da ich Gewalt verabscheue, aber dieser Film ist anders. Es wird nicht eine Handlung konstruiert, um möglichst viele Kampfszenen zeigen zu können, sondern die Darstellung der Handlung erfordert eben einige Gewaltszenen – also genau andersherum. Auch die Gefühle der Charaktere werden im Film plastisch dargestellt, so dass ich mich gut einfühlen kann. Anschliessend stehen der Regisseur und die Schauspieler noch Rede und Antwort, was sehr interessant und bisweilen auch amüsant ist.
Zurück im Hause erfahre ich, dass an diesem Tag der 74. Geburtstag von Wai ist und das es am Abend ein grosses Fest geben wird. Es wird ausserdem eine traditionelle Maori-Rederunde geben und ein Story-telling. Eine Frau wird ihre bewegte Lebensgeschichte teilen.
Ich bin ziemlich von den Socken, dass ich die besondere Ehre habe ausgerechnet an diesem herausragenden Tag als völlig Unbekannter quasi in die Familie aufgenommen zu werden.
Am Nachmittag fahre ich noch mit Wais Partner Dave und einigen anderen zu einem Ritual an den Fluss. Dave ist wie Wai Schamane, arbeitet jedoch etwas anders als sie. Er wirkt viel ruhiger, fast schweigsam und ist mit langen weissen Haaren und ebensolchem Bart, einen Lederhut und stets barfuss eine sehr individuelle Erscheinung. Er versteht es mit den Pflanzen, den Bäumen, den Elementen zu kommunizieren und sogar Steine sind nach seinem Verständnis beseelt und haben Botschaften für uns. Am Fluss werde ich Zeuge eines beeindruckenden Rituals an einem besonderen Ort, dessen aussergewöhnliche Kraft auch ich wahrnehme. Dave singt in seiner fremden Maori-Sprache Weisen, die unter die Haut gehen.
Um 19 Uhr beginnt der offizielle Teil der Geburtstagsfeier mit einer rituellen Redestabrunde, in der jeder eingeladen aus dem Herzen zu sprechen und präsent zuzuhören. Kurze Vorstellung eines jeden und bewegende Worte: Da ist schon eine sehr besondere, illustre Gesellschaft zusammen gekommen und mir wird klar, wie sehr die Maori-Stammeskultur auf Liebe, Gastfreundlichkeit und Vertrauen gründet. Ich kann es kaum fassen, dass ich wirklich Teil dieser Runde bin….Wai ist eine würdige, weise Lady, die mich durch ihre Güte, ihre treffenden Worte und nicht zuletzt auch durch ihren Humor beeindruckt. Sie ist die Älteste ihres Stammes und füllt diese Position wirklich voll und ganz aus.
Eine Enkelin singt ein Maori-Gebet, dass so ergreifend ist, dass es mir regelrecht unter die Haut geht, auch wen ich den Text nicht verstehe. Der Text ist jedoch an einem Flipchart notiert und so können wir allmählich alle mitsingen. Mir fällt die Verwandtschaft der Maori-Sprache zur hawaiianischen Sprache auf und spätere Recherchen meinerseits bestätigen, dass Kultur und Sprache fast der gesamten pazifischen Inselwelt auf gemeinsamen Ursprüngen gründet.
Und dann erzählt die Gastrednerin ihre erschütternde Lebensgeschichte und es wird klar, wie sehr sie durch diese katastrophalen Schicksalsschläge gereift und gewachsen ist. Es berührt mich zu sehen, wie jemand, der immer wieder ganz unten war, so eine Weisheit, Würde und Aufrichtigkeit ausstrahlen kann.
Wai hat vorher zum Ausdruck gebracht, dass jeder, der an diesem Abend dabei ist und gemeinsam speist, von nun an Teil der Gemeinschaft (Whanau – sprich Fanau) ist, und zwar nicht nur vorübergehend, sondern für IMMER! Als ich mich über das köstliche Buffet hermache werde ich sozusagen ein Teil der Whanau.
Als das Fest gegen Mitternacht allmählich ausklingt, ziehe ich mich in meinen Van zurück, kann jedoch noch lange nicht schlafen, da ich von den Erlebnissen recht energetisiert bin. Vom Fest gibt es sogar ein Video auf dem ich auch zu sehen bin:
Am folgenden Tag werde ich Zeuge der rituellen Verabschiedung eines Mitglieds der Whanau. Eine Schweizein kehrt in ihre Heimat zurück. Zunächst erhält die Abreisende das Wort mit dem Hinweis, dass es jetzt Zeit ist Unerledigtes abzuschliessen, ggf. auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen und besondere Erlebnisse mit Mitgliedern der Whanau wertzuschätzen. Anschliessend haben alle Dableibenden ebenfalls das Wort und können zum Ausdruck bringen, was sie mit dieser Person verbinden, bzw. besondere erlebt haben. Es werden keine grossen Reden geschwungen, es ist eher knapp und auf den Punkt und gefällt mir ausgesprochen gut. Ein solches Ritual macht für mich absolut Sinn! Die Feedbackrunde erfolgt dem Alter nach, das letzte Wort hat der/die Älteste, was den besondern Respekt zum Ausdruck bringt, der älteren Menchen gegenüber gebracht wird.
Ich bleibe insgesamt zwei Tage dort und dann wird es für mich Zeit weiter zu ziehen. Am Rande gab es einige kurze Gespräche mit Wai und ich nehme so einiges mit. Ohne mich zu kennen, hat sie gewusst, dass 2013 für mich ein Jahr war, um altes abzuschliessen und rund zu machen, 2014 ein Jahr des Loslassens auf allen Ebenen und das dieses Jahr ein Jahr des Lernens und Ausprobierens neuer Dinge sein wird. Sie sagt, dass ich wohl noch eine Weile reisen werden, um mich dann wieder niederzulassen, womöglich in einem Land an das ich jetzt noch nicht im enferntesten denken würde.
Mein Abschiedsritual findet zusammen mit einem deutsch-österreichischen Paar statt, dass ebenfalls weiter zieht. Es gibt schöne anerkennende Worte und gute Wünsche mit auf den Weg. Ich finde Worte des Dankes für die freundliche Aufnahme. Mir wird wieder einmal klar, dass vieles, was wir uns in der europäischen Gemeinschaftsbewegung wieder mühsam aneignen müssen, in indigenen Stammeskulturen zum Glück noch vorhanden und am Leben ist. Gerade das Christentum mit ihren gewalttätigen und kriminellen Machenschaften hat über die Jahrhunderte soviel an altem Wissen zerstört und durch eine Kultur ersetzt, die Natur ausbeutet und zerstört (machet euch die Erde untertan) und durch Überbevölkerung anderes Leben verdrängt (seid fruchtbar und mehret euch). Gleiches haben auch andere Religionen auf dem Kerbholz, aber das Christentum hat wohl durch die Missionare, die in alle Winkel der Erde vorgedrungen sind, die schlimmste und gründlichte Spur der Verwüstung nach sich gezogen. Aber trotzdem haben die schamanischen Traditionen, die die Natur verehren anstatt sie zu zerstören, an vielen Orten der Erde überlebt, wenn auch oft im Geheimen und Verborgenen, um der Verfolgung zu entgehen. Es wird Zeit diese alten schamanischen Traditionen und Weisheiten hervor zu holen, um die Erde für uns Menschen auch in absehbarer Zeit noch bewohnbar zu erhalten. Es gilt den zerstörischen Wachstums-Fetisch vom Sockel zu stossen und wie die alten indigenen Kulturen zu nachhaltigen Lebensformen zurück zu finden.
Kleiner Witz am Rande: Treffen sich zwei Planeten – sagt der eine zum anderen: wie gehts? – der andere: schlecht, ich hab Mensch! – sagt der andere: Mach dir keine Sorgen, das geht vorüber….
Als ich gerade am Abfahren bin, interessiert sich die Schwester von Wai brennend für mein Auto. Sie ist von dem Innenausbau begeistert und such schon seit einiger Zeit genau so einen Van. Sie will ihn mir abkaufen. Ich sage, dass ich erst Ende in April in Auckland verkaufen möchte, und sie sagt, dass sei kein Problem das Auto zu diesem Zeitpunkt dort zu übergeben. Wir werden uns schnell handelseinig und ich kann zu einem guten Preis verkaufen. Ihr Mann wirft noch einen flüchtigen Blick drauf, stimmt dem Budget zu, wir machen einen Vertrag und sie zahlt schon mal 500 Dollar an. Ich kann es gar nicht glauben, wie easy das ging. Ich spare mir einiges an Action am Schluss meiner Reise und kann fast bis zum letzten Tag das Auto nutzen. Es ist schon interessant, wie sich die Dinge manchmal einfach so ergeben und einem zufallen, wenn man am wenigsten damit rechnet. Zufälle??? Göttliche Fügung??? Oder einfach Glück?
Immer stärker empfinde ich auf meiner Reise das Gefühl &geführt& zu werden. Wenn ich unverplante Zeit habe, dann kann ich einfach lauschen, was sich stimmig anfühlt, mich mit meiner Intuition verbinden. Und wenn ich mit dem in Einklang bin, dann fügt sich alles ganz easy und harmonisch. Klar kann ich das auch andersherum: So richtig schön deutsch alles durchplanen und dann auch die Pläne genau so durchziehen. Und mich dann wundern, warum es so viel Kraft kostet….
Wai sagte mir zum Abschied ich sei ein &heavenly thought& gewesen. Deswegen habe sie mich spontn eingeladen, weil sie intuitiv gespürt hat, dass es richtig ist. Und als Schamanin hat sie seit ihrer frühesten Kindheit einen aussergewöhnlichen Zugang zu ihrer Intuition! Sie sagt, dass sei nicht immer ein bequemer Weg, weil die Intuition einen auch zu Grenzerfahrungen führt, die man sonst nicht unbedingt gemacht hätte. Aber gerade diese Erfahrungen sind es doch die einen reifen und wachsen lassen.
Widerspreche ich mir hier nicht gerade selber? Easy, harmonisch einerseits aber dennoch manchmal unbequemt und herausfordernd? Vermutlich ist der Unterschied, ob ich mit meinem kleinen Ego alles kontrollieren möchte, oder ob ich mich dem Fluss des Lebens hingebe – wo auch immer er mich hinspülen mag. Verbunden mit meiner Intuition verschwinden die Zweifel und ich spüre eine Kraft auch unkonventionelle Wege forschend zu beschreiten, weil ich weiss, dass ich heil wieder heraus kommen werde, auch wenn sie mich manchmal durch die dunkle Nacht der Seele führen. Da fällt mir wieder dieses wunderbare Gedicht von David Whyte ein:
Sweet Darkness
When your eyes are tired
the world is tired also.
When your vision has gone
no part of the world can find you.
Time to go into the dark
where the night has eyes
to recognize its own.
There you can be sure
you are not beyond love.
The dark will be your womb
tonight.
The night will give you a horizon
further than you can see.
You must learn one thing.
The world was made to be free in.
Give up all the other worlds
except the one to which you belong.
Sometimes it takes darkness and the sweet
confinement of your aloneness
to learn
anything or anyone
that does not bring you alive
is too small for you.
— David Whyte
from The House of Belonging
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Marlborough, ein etwas anderer Geschmack von Freiheit und Abenteuer
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Nach diesem wunderbaren Tag an dem bisher schönen Strand Neuseelands sind die Wetteraussichten für die nächsten Tage alles andere als positiv. Und so beschliesse ich die Fähre auf die Nordinsel zu buchen, in der Hoffnung den Spätsommer dort noch etwas zu verlängern, weil es im Süden jetzt doch langsam eher ungemütlich und kühl wird.
Vorher freue ich mich noch S. in Motueka wieder zu treffen, die Frau, mit der ich auf dem Rainbow-Festival schöne Zeiten verbracht habe. Sie ist dort am woofen, aber hat mit ihrer Gastfamilie offenbar ziemlich daneben gegriffen. Sie will nur noch weg und sie sagt sie muss nach Nelson, das nur eine Stunde von Motueka entfernt ist, aber auf meinem Weg liegt. Wir treffen uns auf dem Herbstfest der antroposophischen Steiner-Schule, wo sie im Rahmen ihres Woofing-Jobs das Ponyreiten betreut hat. Ein schönes Fest, wenn auch etwas verregnet. Dort treffe ich noch einen netten Mann vom mens gathering und wir haben ein schönes Gespräch.
S. möchte dann weiter in den Süden nach Oamaru, wo sie einen Helferjob auf einem Festival hat. Ich biete ihr an, dass ich sie bis Picton mitnehmen kann, was zwar ein Umweg ist, aber dafür ist sie dann an der Hauptstrecke, von wo aus sie die 700 km nach Süden per hitchhiking wohl ganz gut bewältigen kann. Uns beiden gefällt die Idee noch zwei Tage gemeinsam zu verbringen und auch noch etwas in den Marlborough-Sounds zu wandern. Wir holen ihren grossen Rucksack in Nelson ab, gehen noch einkaufen und fahren in die Regennacht hinein. Es macht Spass zusammen unterwegs zu sein, wir drehen die Musik laut auf und singen gut gelaunt mit.
Wir wollen am nächsten Tag auf dem Queen Charlotte Track wandern, der auf einer Bergkette entlang führt, die wie ein Finger 80 km weit ins Meer hinaus ragt. Als wir die Strasse entlang fahren, die in den Finger abzweigt, wird es ganz einsam und uns begegnet auf der einstündigen Fahrt nur zwei Autos. Die Strasse besteht nur aus Kurven und es kostet mich schon so einiges an Konzentration im Regen und in der Dunkelheit den Van auf Kurs zu halten. Schliesslich ist der DOC-Camground erreicht und wir sind die einzige Menschen dort. Wunderschön gelegen, direkt am Meer, soweit man das im Dunkeln erkennen kann…
Wir haben es uns gerade im Van gemütlich gemacht, da gibt es auf der linken Seite einen gewaltigen RUMS! Wir schrecken auf -was war das denn??? Entweder ein Mensch oder ein wirklich grosses Tier? S S. ist total erschrocken und mal sich schon Horrorszenarien von einem Psychopathen mit einer Axt aus…ich muss da mal nachschauen. Ich ziehe mir die Stirnlampe an und leuchte die Umgebung ab. S. hat Angst um mich und sieht in Gedanken schon meinen blutüberströmten Kopf von aussen an der Scheibe, aber ich muss wissen, was dahinter steckt. Aber nichts zu sehen! Aber als ich gerade wieder die Tür von innen zumachen möchte, höre ich in der Nähe ein grunzendes Atmen. Also vielleicht ein Wildschwein??? Wir verriegeln die Tür von innen und es gibt keinen weiteren Rumser mehr gegen das Auto, aber von Zeit zu Zeit ist immer wieder ein Atmen und Schnaufen in der Nähe zu hören. Ganz schön unheimlich an diesem einsamen Platz, eine Stunde Fahrzeit von der nächsten Ortschaft und entfernt und ohne Handy-Empfang…. Das schöne daran ist, dass sich S. vertraunsvoll an mich kuschelt und wir die halbe Nacht im Löffelchen verbringen. Nur kuscheln, nichts weiter. Aber ich geniesse ihre Nähe – so schön! Vorher führen wir noch eine ganze Weile lang sehr vertraute und offene Gespräche.
Der nächste Tag beginnt immer noch regenverhangen. Ein spätes Frühstück im Van, ein Bad im Meer und dann wieder zurück in die Kuschelige, warme Höhle. Was gibt es schöneres an so einem Tag als eine schöne Ölmassage? Ich biete ihr das an und sie lässt sich drauf ein. Ich habe noch Olivenöl, dass ich im Wasserbad erhitze. Eine halbe Stunde massiere ich ihre Rückseite, die Vorderseite möchte sie nicht, das wäre ihr zu intim. Ich geniesse es ihren Körper zu berühren und lasse all meine Liebe in meine Hände fliessen. Und es ist wunderbar zu sehen, wie sie es geniessen und annehmen kann.
Am frühen Nachmittag wird das Wetter besser und wir brechen zu einer Wanderung auf. Es ist eine Kammwanderung zu beiden Seiten ist das Meer zu sehen, sowie auch die benachbarten Bergfinger. Eine wirklich besondere Landschaft!
Dann fahren wir Richtung Fährhafen und wollen vorher noch mal übernachten. Aber der Platz, den wir ins Auge fassen ist nicht wirklich passend und ausserdem wäre es schön einen Ort mit warmer Dusche zu haben… Also fahren wir dann doch bis nach Picton hinein. Dort gefällt es mir gar nicht – ich mag einfach nicht weg von der Natur sein. Wir finden dann noch einen Campingplatz ein wenig ausserhalb, der eine gute Infrastruktur hat, aber dennoch viel Platz und Grün drumherum aufweist. Ich bin innerlich etwas aufgewühlt: Das gemeinsame Reisen mit S. ist so schön und doch heisst es am kommenden Tag schon wieder Abschied nehmen. Ich bin erstaunt, was in mir alles an Gefühlen präsent ist. Ich bin nicht verliebt, aber die Vertrautheit mit einem lieben Menschen hat mir doch schon eine ganze Weile gefehlt. Und es fühlt sich etwas so an, als wenn man im Winter eiskalte Hände unters warme Wasser hält. Es tut gut und doch tut es fast etwas weh.
Abends schlafen wir eng aneinandergekuschelt ein. Das finde ich erstaunlich, denn bei mir braucht es selbst in einer neuen Beziehung eine ganze Weile, bis ich im nahen Körperkontakt wirklich einschlafen kann. Zwischendurch wache ich immer wieder auf und mein Herz öffnet sich und ich fühle warme Glückgefühle durch mich pulsieren. Und ich merke, dass nicht nur mein Herz gut durchblutet ist, sondern Lustgefühle in mir aufsteigen. Und als ich wahrnehme, dass sie sich näher an mich schmiegt, lasse ich die Lust weiter zu und gebe mir die Erlaubnis, mich damit zu zeigen. Aber es soll nicht sein. Es ist nicht stimmig für sie und sie grenzt sich ab. Ich respektiere das und den Rest der Nacht halten wir Abstand. Zumindest habe ich mich getraut meine Gefühle zu zeigen, auch wenn sie an diesem Punkt nicht erwidert wurden.
Am nächsten Tag fühle ich eine distanziertere Stimmung zwischen uns und ich spreche die Ereignisse der letzte Nacht an. Und sie sagt, dass es ihr einfach zu viel war. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen. Trotzdem mögen wir uns, aber wir sind eben nicht als Liebespaar sondern nur als Freunde füreinander bestimmt. Ich setze sie ab mit ihrem Pappschild auf dem Christchurch steht, wir wünschen uns alles Gute und ich mache ich auf in Richtung Fähre.
Mir fällt die Formel meines Onkels ein, der Mathemtikprofessor war: Er sagte das ideale Alter für die Partnerin eines Mannes sei sein eigenes Alter, geteilt durch zwei, plus sieben. Das heisst, dass ich mit fast fünfzig mit einer Frau Anfang dreissig zusammen sein sollte. S. ist genau in diesem Alter und steht aber mehr auf gleichaltrige Männer. Wahrscheinlich ist diese Formel eh nur so eine blöde Macho-Geschichte, die nichts mit der Realität zu tun hat. Da gehören schliesslich immer zwei Seiten dazu und vermutlich sieht die Formel aus weiblicher Sicht ganz anders aus? Oder es gibt überhaupt keine Formeln, sondern es ist so verschieden, wie eben die Menschen verschieden sind….
Klar finde ich die jungen Frauen attraktiv und ich fühle mich auch deutlich jünger als ich physisch bin, aber für eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist ein nicht allzu grosser Altersunterschied vermutlich besser…..
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Best beach in New Zealand: Magic place!
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Sanddünen, barfusswandern, tolle Felsformationen, spielende Robbenbabies, Kliffwanderung, atemberaubende Ausblicke, ungezähmte Natur!
Dieser Platz hat eine ungeheure Kraft. Wundervoll! Ich komme genährt und zufrieden abeds wieder im Shambala an.
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Abel Tasman Nationalpark Küstenwanderung
Posted from Abel Tasman National Park, Tasman, New Zealand.
Nach den ganzen community Aktivitäten werde ich die nächsten Tage eine Wanderung durch den Abel-Tasman-Nationalpark machen. Ich habe das Bedürfnis alleine in der Wildnis zu sein und werde wohl auch eher abseits der offiziellen Campsites einfach im Wald übernachten und nur minimale Essensvorräte mitnehmen. Nicht direkt fasten, aber keinen Kocher mitnehmen und nur ein paar kalte Snacks.
Bericht und Lebenszeichen folgt spätestens in einer Woche.
Mein Auto steht in Totaranui auf dem Campingplatz. Heute bin ich eine Tageswanderung nach Norden gelaufen und morgen werde ich das Auto dort lassen und einige Tage an der Küste entlang nach Süden laufen. Zurück vermutlich per Wassertaxi. Ich hoffe das Wetter hält…
Dienstag, der 17. : Es regnet und schauert und ich bleibe im van und lese in meinem spannenden Buch. Wunderbar! Gemütlich….
Vielleicht kann ich morgen dann durchstarten…
Freitag, der 20.: Bin wieder heile in der Zivilisation zurück. Abenteuerbericht folgt….
Als ich loslaufe am Mittwoch scheint kurz die Sonne. Aber das war nur ein Signal, dass ich in die Gänge kommen soll. Kaum bin ich eine Stunde unterwegs, fängt es wieder an zu regnen und regnen und regnen…. Den ganzen restlichen Tag und die kommende Nacht durch…
Ich komme traumhaften Stränden vorbei, aber zum Baden reizen sie mich gerade nicht, da ich schon nass genug bin. Aber trotzdem gut unterwegs zu sein, mit jedem Schritt weiter hinein in die Wildnis…
Obwohl ich mich dann doch entschlossen habe ganz brav noch Campsites im Voraus zu buchen. Bei dem Wetter mittem im Wald zu zelten und mich vor den Rangern verstecken zu müssen, schien mir eine Herausforderung zu viel. Bei Sonnenschein hätte ich das vielleicht gemacht. Aber das Unterholz ist sehr dicht, so dass es vermutlich gar nicht so einfach wäre einen geeigneten Platz fürs Zelt zu finden. Ausserdem gibt es auf dem Abel Tasman Track ganze 19 Campingplätze, d.h. fast alle potenziellen Stellen sind eh schon fürs Campen ausgewiesen. Und dann kommen mir auch Zweifel, ob ich mir so einen Einsamkeits-Survival-Tripp wirklich antun soll. Auf dem Campingplatz treffe ich an dem Abend vorher noch ein australisch-neuseeländisches Päärchen, und wir kommen sehr nett ins Gespräch. Und das tut mit gut. Wenn ich alleine im Wald zelte, nehme ich mir solche Begegnungsmöglichkeiten. Interessante Beobachtung zum Sex-Appeal australischer und neuseeländischer Frauen: Die weibliche Hälfte des netten Päärchens war Australierin und hat von Anfang an meine Blicke auf sich gezogen. Die Aussie-girls wirken einfach viel extrovertierter, lebenslustiger, koketter als die Kiwi-girls. Die sind eher zurückhaltender, graumäusiger und britisch kontrolliert. In Australien liegt jedenfalls viel mehr Flirt und pralle Lebensfreude in der Luft. Auf dem Track treffe ich eine Argentinierin, die länger in Australien war und der es in Neuseeland von den Leuten her zu langweilig war. Interessante Beobachtung, nur so am Rande…
Interessant sind die &tidal crossing&, d.h. Stellen an Flussmündungen, die nur bei Ebbe zu durchqueren sind, und dann auch nur baarfuss, teilweise 1 km breit durchs Watt waaten. Welche Naturgewalten! Wie klein man sich als Mensch dort vorkommt angesichts der ungeheuren Kraft der Gezeiten und des Meeres!
Abends komme ich am Zeltplatz noch ins Gespräch mit einer netten Deutschen, aber da es regnet, verkriecht sich jeder früh ins Zelt…
Nachts wache ich schreiend auf. Da ist mir etwas übers Gesicht gelaufen!!! Licht an und absuchen des Zelts. Nichts. Und dann sehe ich eine Maus herum huschen. Na sowas! Die habe ich aber nicht eingeladen. Ich hätte ja nichts gegen eine heisse Maus in meinem Zelt, wenn sie mindestens 1,50 m gross ist und weibliche Rundungen hat, aber so ein kleines Nagetier ohne Respekt für meine Individualdistanz: Nein Danke! Die muss wohl hinein gelaufen sein, als ich kurz pieseln war…. Es dauert eine ganze Weile bis ich die wieder draussen habe und den Rest der Nacht kann ich nicht wieder richtig einschlafen. Morgens spreche ich mit der deutschen Zeltnachbarin: Sie hatte gleich 3 Mäuse in ihrem Zelt. Sie haben einfach ein Loch in die Zeltwand genagt. Und dann schaue ich bei mir genauer nach und siehe da: Auch bei mir ist ein Mauseloch im Zelt…
Am kommenden Tag wird das Wetter zunehmend besser und es kommt sogar die Sonne raus! Gut dass die nassen Sachen etwas trocknen können, bevor es weiter geht.
Die Wanderung ist wirklich herrlich und abwechslungsreich. Ein leichtes Auf und Ab mit immer wieder wunderbaren Ausblicken aufs Meer, klare Bäche am Rand und einsame Buchten. Am Abend erreiche ich meinen Zeltplatz in einer schönen kleinen Bucht und treffe dort eine nette Argentinierin, die sich freut, dass sie nicht die einzige hier ist. Wir essen gemeinsam und unterhalten uns noch eine ganze Weile – ein schöner Abend. Die Nacht es klar und es kühlt empfindlich ab. Sie hat eine katastrophale Ausrüstung: Ein undichtes Zelt von der Salvation Army und einen dünnen Schlafsack. Zum Abschied umarme ich sie und biete ihr an, dass sie mich besuchen kann, wenn es ihr zu kalt wird – ich würde sie wärmen….
Ich bekomme nachts jedoch nur wieder Besuch von einer kleinen Maus….
Am nächsten Tag habe ich nur noch 3 Stunden Fussmarsch, bevor ich mit dem Boot-Shuttle zum Ausgangspunkt zurück fahre. Ich bin ganz entspannt über eine Stunde vorher am Abfahrtspunkt, aber an baden ist an diesem schönen Strand nicht wirklich zu denken. 15 Grad und ein kräftiger kühler Wind, auch wenn die Sonne scheint…
Püntklich um 14:45 sehe ich das Boot kommen und ich stehe mit geschultertem Rucksack abfahrbereit am Strand. Aber was ist das? Das Boot fährt vorbei! Und es ist das letzte für heute! Oh nein, was ist da los? Ich greife zum Handy, das zum Glück auch nach 3 Tagen noch etwas Akku hat und auch an dieser Stelle einigermassen guten Empfang hat und rufe den Shuttle-Service an. Sie sagen mir, dass das Boot nur nach voriger Reservierung halten würde. Shit! Und warum steht das nirgendwo auf der Website? Da ist nur ein schöner Fahrplan abgebildet…. Das Boot ist gerade mal 3 Minuten entfernt und ich frage, ob es umdrehen und mich noch einsammeln könne? Er sagt, dass er es probieren würde und die nächsten Minute höre ich den Funkverkehr mit. Schliesslich sagt, er es würde klar gehen – sie könnten mich noch mitnehmen. Erleichtert sehe ich kurze Zeit später ein weiteres Boot ohne Passagiere auf mich zubrausen. Sie haben ein Boot für mich umgeleitet, dass Charterpassagiere aufsammeln soll. Ich steige ein und der Fahrer gibt Vollgas und nach 10 Minuten haben wir das reguläre Boot erreicht, das noch einen Zwischenstopp gemacht hat. Wir überholen es und mein Boot setzt mich an einem leeren Strand ganz alleine ab, mit dem Hinweis, dass das andere Boot mich gleich aufsammeln würde. Dies ist zufälligerweise der Strand, wo ich die erste Nacht auf dem Walk verbracht hatte. Und tatsächlich kommt das Boot 3 Minuten später um die Ecke und diesmal winke ich zur Sicherheit deutlich mit meiner roten Jacke, damit sie nicht noch mal vorbei fahren. Aber natürlich ist per Funk alles organisiert worden und ich werde freundlich empfangen &no worries& und zur Endhaltestelle gefahren, wo mein Auto auf mich wartet. Der ganze Spaß hat mich keinen Aufpreis gekostet, ich habe keinerlei blöden Kommentar gehört und wirklich nette Kiwi-Hilfsbereitschaft erfahren!
Ich mache kurz Station in Takaka zum Einkaufen und fahre dann weiter ins Shambala, dem schönen Platz, wo ich bereits einige Tage vorher war. Dort komme ich in eine nette, gesellige Runde hinein von Engländern und Amerikanern und es ist sehr lustig und der australische Rotwein schmeckt vorzüglich. Und auch mein Chicken-Thai-Curry gelingt gut….
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Community life Takaka
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Eigentlich war es ein bischen viel Input so kurz nach dem Rainbow-Gathering, aber ich bin die letzten 3 Tage auf einem mens gathering in der TUI-community gelandet.
Das Treffen hat eine Tradition von über 20 Jahren und hatte eine gute, präsente und kraftvolle Ausrichtung.
Es waren auch eine Menge Leute von der benachbarten Riverside community da.
Besonders spannend finde ich, dass diese community viel Arbeit in Übergangsrituale investiert und ein tolles Programm betreibt, was sehr stark von Jim, dem Gemeinschaftsàltesten getragen wird.. Sie machen auch Vision quests, inspiriert von der gleichen Schule in Kalifornien, die auch die Begleiter meiner quest im September 2013 geprägt hat.. So schließt sich ein Kreis…..
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Eastcoast-Paradise
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Ja, es gibt sie diese Traveller-Paradiese. Gerade bin ich wieder in so einem gelandet – Shambhala
Nordostküste, ruhiges Meditations-Retreat, schöne Gemeinschaftsterasse mit Blick aufs Meer, angenehme Leute, private beach, keine sandflies, keine Moskitos, Meer mit Badetemperatur und ohne gefährliche Wellen, günstier Übernachtungspreis…… und ein seeeehr laaaaangsames Tempo.
Kein Luxus bei den Facilities. Sehr basic mit Plumpsklos und Solardusche. Der Luxus ist die Lage des Platzes an sich. Und dieser Luxus ist unbezahlbar….
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Rainbow Gathering
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Das Rainbow-Gathering findet quasi am Ende der Welt statt. Von Westport aus geht eine Stichstrasse noch fast 100 km nach Norden bis nach Karamea. Auf dieser Strasse ist so wenig los, dass ich auf der ganzen Strecke gerade mal 5 anderen Autos begegne. Man grüsst sich per Handzeichen – das ist mir bisher in Neuseeland noch nicht passiert.
Die genaue Wegbeschreibung wird nicht online veröffentlicht. Ich habe jedoch über die geschlossene Facebook-Gruppe (zu der ich glücklicherweise zugelassen wurde, vielleicht weil Mitglieder Freunde von mir kannten) gelesen, dass es in Karamea einen Laden namens „global gypsy“ geben soll, wo eine Skizze im Schaufenster hängen soll. Die Skizze sehe ich nicht, aber die Besitzerin kann mir den Weg beschreiben- und dann sehe ich beim Hinausgehen auch den kleinen handgemalten Zettel im Aushang…
Karamea liegt ja quasi schon am Ende der Welt – neben dem Ortsschild steht „welcome to paradise“, zaber jetzt geht es noch weiter in die Wildnis. Nach einigen Kilometern endet der Asphalt und es geht auf einer gravel road durch den Wald. Als dann eine Furt zu durchqueren ist und der Weg immer schmaler und unebener wird, bin ich froh, dass ich zwei Steinmännchen und ein rainbow-Zeichen sehe. Ich schaffe es durch die Furt zu kommen, ohne dass mein Van irgendwo aufsetzt oder davon schwimmt, muss jedoch auf dem Waldweg ziemlich manövrieren, damit ich nicht aufsetze. Und dann komme ich zu einem Tor, dass mich am Ende der Welt willkommen heisst und mich davor warnt, dass ich jenseits des Tores „rainbows“ begegnen könnte.
Und dann sehe ich den Parkplatz mit buntbemalten Fahrzeugen aller Art, gemischt mit normalen Autos und finde auch noch einen ebenen Platz für meinen Van. In einem umgebauten Truck sitzen 3 langhaarige Jungs und begrüssen mich freundlich mit „welcome home brother“. Hinter dem Parkplatz ist ein Feuerplatz, der mit einem Tarp geschützt ist und wo das Welome-Team lagert. Weitere Umarmungen, freundliche Augen und „welcome home“-Begrüssungen. Mir werden die basics erklärt: Wo gibt es Quellwasser, wo gibt es Essen und wo ist das „shit-pit“. Mir ist die Rainbow-Philosophie ja nicht ganz neu, weil ich auf einigen Rainbow-ähnlichen Festivals in Europa war und Freunde aus diesem Umfeld habe. Deswegen bleibt es bei einer kurzen Einweisung in den Platz und ich mache mich auf das weitläufige Gelände zu erkunden, dass nach drei Seiten von dicht bewaldeten Bergen umgeben ist durch die ein breiter Fluss fliesst. Das Gelände hat eine Menge ebene Flächen zum zelten und auch freie Flächen für die Versammlungen. Es streckt auf eine Länge von weit über einem Kilometer und es dauert fast 20 Minuten, um vom einen Ende zum anderen zu gelangen. An vielen Stellen gibt es kleine Bäche aus denen man trinken kann.
Überall freundliche Begrüssungen und Umarmungen. In der Nähe des Badeplatzes am Fluss kommt mir eine splitternackte Frau entgegen und auch sie lädt mich zu einer innigen Umarmung ein – es geht hier anscheindend alles recht natürlich und ungezwungen zu. Jeder ist so akzeptiert und willkommen wie er ist und darf sich frei ausleben, so lange er nicht die Freiheit anderer dadurch beeinträchtigt.
Ich fühle mich etwas als Exot unter diesem multikulturellen Haufen von Hippies, aber gleichzeitig auch gut aufgenommen. Die meisten sind zwischen 20 und 30. Kinder und Jugendliche sehe ich nicht und jenseits der 40 sind nur eine Handvoll der knapp 100 Menschen hier vor Ort.
Die nächsten Tage sind ein ziemliches emotionales Auf-und-Ab. Es ist gut unter Menschen zu sein und manchmal fühle ich mich verunden und mittendrin – und manchmal fühle ich mich auch eher aussen vor.
Nach fünf Tagen fühle ich mich als wirklicher Teil des ganzen und sauwohl. Mir macht es Spaß zwischen den verschiedenen Identitäten zu switchen und dadurch verschiedene Seiten in mir auszuleben – den ganzen Spannungsbogen des Regenbogens zwischen deutschem Ingenieur und herumzigeunerndem Hippy. Interessant wie ich von der anfänglichen Gast- und Beobachterrolle immer Teil des Stamms werde.
Ich höre beeindruckende Lebensgeschichten von Leuten, die ohne Geld um die Welt ziehen indem sie draussen schlafen, hitchhiken (auf Autos und Segelbooten), Wildfrüchte sammeln und gelegentlich für Kost- und Logis arbeiten. Totale Konsumverweigerung und einfachste Lebensweise, aber viel glücklicher und liebevoller unterwegs als die meisten normalen Bewohner unserer industriellen Konsumgesellschaften. Ich treffe keinerlei dummen oder einfältigen Menschen, sondern ausschliesslich solche, die sich ganz bewusst und reflektiert andere Lebenskonzepte leben. Welche Intelligenz gepaart mit Kraft, Lebensfreude und weiser Tiefe – und das schon in jungen Jahren. Ich höre kein einziges dümmliches Gespräch über Fussball, Cricket, Tennis oder Autorennen. Es wird nicht über Smartphones und Apps geredet, es wird kein Alkohol getrunken und ich erlebe weder Aggressivität noch dumme Anmache. Es wird wenig geraucht und wenn, dann oft Besseres als Tabak 😉 Gegenseitiger Respekt, Unterstützung, Zuhören, Empathie, Anerkennung, liebevolles Miteinander, Toleranz, Kreativität, Teamgeist. Unter Schlabberklamotten und Dreadlocks treffe ich beeindruckende Persönlichkeiten, die zu intelligent sind, das Spiel von unbefriedigenden, abhängigen Arbeitsverhältnissen zu spielen, um mit dem verdienten Geld Bedürfnisse zu befriedigen, die sie bei erfüllterer Lebensweise gar nicht hätten.
Ich treffe Leute, die die Welt mit Fahrrädern bereisen, unter anderm einen Holländer mit einem selbstgebauten Liegerad – genial einfache Konstruktion aus zwei normalen Fahrrädern zusammen geschweisst. Es werden Erfahrungen unter Reiseradlern ausgetauscht, sowie allgemein zu nachhaltigem Reisen.
Ein 19 jähriger, der mir erst etwas träge unter seinem grossen lila Schlapphut erschienen ist, entpuppt sich als hochspiritueller Mensch, der durch seine Präsenz, die richtigen Worte sowie der Musik seiner Flöte eine Gruppe von 100 Menschen in tiefe Meditation führen kann. Und abends am Feuer trägt er aus dem Stegreif Gedichte als Rap vor – einfach so, ohne irgendwas abzulesen…
Es ist gelebte Anarchie ohne für mich erkennbare Hierarchien – und es scheint zu funktionieren, weil die gemeinsamen Werte und die Selbstverantwortung tragfähig sind. Und das bei sovielen verschiedenen Nationalitäten: Neuseeland, Deutschland, Australien, Frankreich, Italien, Spanien, Rumänien, Brasilien, Dänemark, Schweden, Tschechien, Östereich, Schweiz, Israel, Japan, USA, Kanada, Chile, Indien, Costa Rica, Argentinien, … um mal nur die zu nennen mit denen ich persönlichen Kontakt hatte.. (ja es gibt auch ein paar deutsche Abiturienten, aber nicht so dominant und gleichzeitig abgeschottet wie sonst in Neuseeland. Auffällig ist, das wir als Deutsche meist auch untereinander in Englisch kommunizieren, damit sich jeder jederzeit einklinken kann. Es sei denn man ist mal wirklich in einer privaten Rückzugssphäre)
Zweimal täglich gibt es „food circles“, nachdem Freiwillige zuvor für alle Essen bereitet haben. Alle stehen im Kreis, halten die Hände der Nachbarn und jeder kann ein Lied anstimmen, dass dann von allen mitgesungen wird. Es gibt viele Musiker im Kreis und eine ganze Reihe spezieller Rainbow-Songs, die mir noch lange als Ohrwürmer in Erinnerung bleiben werden. Hier eine kleine Auswahl:
Zum Schluss gibt es ein gemeinsames Gebet und eine Segnung des Essens und im Anschluss ans Essen kann jeder in die Mitte treten und Ankündigungen machen. Sieht jemand, dass jemand sprechen möchte, so wird laut „focus!“ gerufen und innerhal von Sekunden ist die volle Aufmerksamkeit bei der Person in der Mitte. Jeder kann zu Workshops einladen (obwohl der Begriff zu „playshares“ umgetauft wird, da weder work als auch shop im klassischen Sinne so positiv belegt sind). Es gibt Männer- und Frauenkreise, eine Councilrunde zum Thema Polyamory die sehr offen und berührend geführt wird, einen Massage-playshare, unzählige Musik-Jam-Sessions und Lagerfeuergesänge, ein über Tage andauerndes monkey-peanut-Spiel (jeder hat beide Rollen inne und die monkeys haben die Aufgabe den peanuts das Leben zu versüssen ohne vorzeitig selbst erkannt zu werden. Denn weiss der peanut, wer sein monkey ist, dann kann er sich alles wünchen…..), nachhaltiges Reisen, intentional communities, neue crystal-land-projects (permanente Rainbow-Siedlungen. Auf Fiji ist solch ein Projekt am Entstehen – darüber wurde viel geredet und „zufälligerweise“ ist Fiji mein nächstes Ziel….., ein Tag ohne Sprechen (d.h. mit Körper und Lautsprache (ein tolles Erlebnis!).
Anschliessend ans Essen geht ein magic hat herum, um Geld für die Essensausgaben zu sammeln. Die meisten haben kein Geld hineinzugeben, sondern nur gehauchte Küsse, aber die Magie ist, dass es doch anscheinend irgendwie reicht… Begleitet wird der magic hat von Leuten, die einen speziellen Song singen und anderen die dazu tanzen… Sehr einladend! Die Melodie wird noch lang wie ein Ohrwurm in mir weiterleben:
Höhepunkt ist die Fullmoon-Celebration am 05. März. Ein besonderer Tag, an dem wir fast 130 Menschen am Platz sind. Nach dem Mittags-Food-Circle ziehen über 100 Menschen zum nahen Fluss zu einem gemeinsamen Bad. Ein herrlicher Anblick an diesem warmen Spätsommertag, wie sich alle ohne Scham ausziehen und in das glasklare Flusswasser stürzen, sich in der Strömung treiben lassen, auf Felsen ausruhen, toben, singen, meditieren…In der Nähe gibt es wunderbare Schlammquellen und ich bin begeistert mit dabei, als sich einige von oben bis unten damit einschmieren und dann als archaische Schlammmonster unter Urlauten wieder zu den anderen stossen. (Komisch nur dass die anderen sich gar nicht umarmen lassen wollen…) Ich fühle mich wunderbar in meiner zweiten Haut, die so langsam als Kruste in der Sonne auftrocknet. Welch ein unmittelbarer Kontakt und Einswerden mit der Natur und den Elementen (Wasser durch den Fluss, Erde durch den Schlamm, Feuer durch die intensive Sonne und Luft durch das Lüftchen, das durch das Tal streicht).
Einige verbringen den Rest des Tages im Schlammkostüm, aber ich entschliesse mich doch nochmal zu baden und die Erde im kalten Wasser abzuwaschen, bevor ich wieder zum zentralen Platz gehe.
Ich bin durch dieses Erlebnis energetisiert und fühle mich sehr kraftvoll und geerdet und habe ein sehr breites Grinsen im Gesicht, dass ich an diesem Tag mit vielen teilen darf.
Dann gilt es den heiligen Platz mit den Kräften der Elemten aufzuladen und ich schliesse mich einer Gruppe an, die sich meditierend, schreibend, austauschend und gestaltend diesem Thema nähert. Der Joint zu dem ich kurz zuvor eingeladen wurde, bewirkt in mir genau die richtige Einstimmung dafür: Nicht abgekapselt in meiner bubble, sondern eher öffnend und leicht schwebend. Allerdings bekomme ich dann nach den ersten zwei Elementen eine Heisshunger-Attacke (die wiederum mit dem Gras zu tun haben könnte) und klinke mich erst mal zum Essen aus.
Nach dem abendlichen Foodcircle gibt es ein besonders grosses Feuer und es wird stundenlang getrommelt und die Tänze dazu bringen mich ein wenig in Trance. Und dann gibt es noch eine Kakao-Zeremonie, bei der ein Trunk aus sehr reinem, konzentriertem Kakao zu sich genommen wird. Ich hatte dies vor ein paar Monaten bereits schon mal in Delhi genossen und damals war die Erfahrung sehr herzöffnend und verbindend. Aber diesmal bleibt diese Wirkung weitgehend aus – nicht nur bei mir. Im Gegenteil: Ich falle plötzlich aus dem eingebundenen Gemeinschaftsgefühl heraus, als die Leute, mit denen ich sonst näheren Kontakt hatte ausser Sicht geraten und ich bei den ums Feuer enstehenden Kuschelhaufen auch nicht so richtig andocken kann. Ich gehe dann recht traurig gegen 3 Uhr morgens schlafen – der Vollmond steht leuchtend hell am Himmel. Was für ein voller Tag, den ich hier mal exemplarisch beschrieben habe, vielleicht der Höhe- und Wendepunkt des gatherings. (ja ich weiss, dass ich bisweilen ein furchbares denglisch schreibe. Gehörst du auch zu den Leuten, die beim Begriff „brathering“ erst mal lange nachdenken, was damit gemeint sein könnte, bevor sie merken, dass es ein deutsches Wort ist…). Sehr intensives Erleben und Fühlen mit allen Ups and Downs. Aber ich bin sehr froh wieder zu fühlen, nachdem ich zuvor durch das lange Alleinsein schon fast so etwas wie in eine depressive Erstarrung gefallen war.
In der Nacht schlägt das Wetter um und es regnet in Strömen. Bin ich froh, dass ich nicht zelten muss, sondern es schön warm und trocken in meinem Van habe!
Der nächste Tag fühlt sich nach Neubeginn an. Es fühlt sich wie ein Neujahrstag an – seltsam, aber ich kann es nicht anders ausdrücken als als Analogie und Silvester und Neujahr.
Meine sozialen Kontakte sind zunächst ziemlich wechselhaft. Die esten Tage war ich oft mit einer netten Spanierin zusammen – dann gibt es eine Phase, wo ich viele Leute kennen lerne und viele kürzere, aber trotzdem intensive Gespräche führe und dann kristallisieren sich zwei Menschen heraus, die für mich sehr besonders und wichtig werden. Mein Nachbar, der mit seinem Van neben meinem parkt. Wir spannen an „Neujahr“ ein Tarp zwischen unseren Fahrzeugen und kreieren eine gemütliche, trockene Sitzecke – wo wir viele gute Gespräche führen, zudenen auch immer wieder andere dazu stossen. Ein kleiner Kristallisationspunkt, was mir besonders gut tut, da ich sonst nur zum Schlafen oder Dinge holen an meinem Van war. Und die zweite Person ist eine Frau, wo gleich zu Beginn eine seltsame Vertrautheit zwischen uns spürbar ist – so als ob wir uns schon kennen würden, aber wir stellen fest, dass das nicht sein kann. Mit ihr mache ich abenteuerliche Wanderungen, Ausflüge in den Ort und zum Meeresstrand und wir haben viele gute Gespräche. Einmal, nach einem gemütlichen, kalten und verregneten Filmabend in meinem Van übernachtet sie sogar bei mir. Ausser ein bischen Kuscheln passiert nichts weiter, aber mir tut es unheimlich gut mal wieder die Wärme und das Atmen eines lieben Menschen neben mir zu spüren und morgens gemeinsam „im Bett“ zu frühstücken…. Beide (mein Nachbar und diese Frau) sind Jahrgang 1984 – fast 20 Jahre jünger als ich, was mir eher daran auffällt, wenn ich mir vergegenwärtige dass sie noch Babies waren, als ich bereits Abitur gemacht habe, als dass ich einen nennenswerten Generationsunterschied feststellen würde. Lediglich ein 19 Jähriger Deutscher sagt mir mal, dass ich ihn sehr an seinen Vater erinnern würde…
Seltsamerweise habe ich die intensivsten Kontakte zu Frauen an dem Morgen, als ich schliesslich beschliesse abzureisen. Es ist der Tag, wo wir eingeladen sind wortlos zu kommunizieren. Vielleicht liegt es daran, dass ich Stärken habe in der Körper- und Lautsprache (weil sie den Verstand aushebelt und irgenwie direkter und unzensierter rüberkommt) und zum andern vielleicht weil ich ein Schisser bin, der sich dann traut in intensiveren Kontakt zu gehen, wenn nichts draus werden kann, weil ich quasi schon weg bin. Schade eigentlich – die lange Umarmung mit der jungen Amerikanerin asiatischen Ursprungs war schon sehr innig und wohlig kribbelnd…..
Beim Verabschieden merke ich, dass mir einige ziemlich ans Herz gewachsen sind und ich erfahre auch noch mal ganz viel Wertschätzung von deren Seite. Ich glaube ich habe viele der jüngeren durch mein Beispiel ermutigt, dass man auch im mittleren Alter noch sämtliche Möglichkeiten hat sich für ein freies und selbstbestimmtes Leben zu entscheiden und die ganze Bandbreite zwischen beruflichem Erfolg und Hippy-Aussteiger ausschöpfen kann – mit viel Abenteuerlust, Humor und Entdeckerfreude!
Ich glaube, Weg ist es zwischen den Welten und Kulturen zu wandeln und Gegensätze zugunsten von gegenseitiger Inspiration aufzulösen.
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