Marlborough, ein etwas anderer Geschmack von Freiheit und Abenteuer

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Nach diesem wunderbaren Tag an dem bisher schönen Strand Neuseelands sind die Wetteraussichten für die nächsten Tage alles andere als positiv. Und so beschliesse ich die Fähre auf die Nordinsel  zu buchen, in der Hoffnung den Spätsommer dort noch etwas zu verlängern,  weil es im Süden jetzt doch langsam eher ungemütlich und kühl wird.

Vorher freue ich mich noch S. in Motueka wieder zu treffen, die Frau, mit der ich auf dem Rainbow-Festival schöne Zeiten verbracht habe. Sie ist dort am woofen, aber hat mit ihrer Gastfamilie offenbar ziemlich daneben gegriffen. Sie will nur noch weg und sie sagt sie muss nach Nelson,  das nur eine Stunde von Motueka entfernt ist, aber auf meinem Weg liegt. Wir treffen uns auf dem Herbstfest der antroposophischen Steiner-Schule, wo sie im Rahmen ihres Woofing-Jobs das Ponyreiten betreut hat. Ein schönes Fest, wenn auch etwas verregnet. Dort treffe ich noch einen netten Mann vom mens gathering und wir haben ein schönes Gespräch.

S.  möchte dann weiter in den Süden nach Oamaru, wo sie einen Helferjob auf einem Festival hat. Ich biete ihr an, dass ich sie bis Picton mitnehmen kann, was zwar ein Umweg ist, aber dafür ist sie dann an der Hauptstrecke, von wo aus sie die 700 km nach Süden per hitchhiking wohl ganz gut bewältigen kann. Uns beiden gefällt die Idee noch zwei Tage gemeinsam zu verbringen und auch noch etwas in den Marlborough-Sounds zu wandern. Wir holen ihren grossen Rucksack in Nelson ab, gehen noch einkaufen und fahren in die Regennacht hinein. Es macht Spass zusammen unterwegs zu sein, wir drehen die Musik laut auf und singen gut gelaunt mit.

Wir wollen am nächsten Tag auf dem Queen Charlotte Track wandern, der auf einer Bergkette entlang führt, die wie ein Finger 80 km weit ins Meer hinaus ragt. Als wir die Strasse entlang fahren, die in den Finger abzweigt, wird es ganz einsam und uns begegnet auf der einstündigen Fahrt nur zwei Autos. Die Strasse besteht nur aus Kurven und es kostet mich schon so einiges an Konzentration im Regen und in der Dunkelheit den Van auf Kurs zu halten. Schliesslich ist der DOC-Camground erreicht und wir sind die einzige Menschen dort. Wunderschön gelegen, direkt am Meer, soweit man das im Dunkeln erkennen kann…

Wir haben es uns gerade im Van gemütlich gemacht, da gibt es auf der linken Seite einen gewaltigen RUMS! Wir schrecken auf -was war das denn??? Entweder ein Mensch oder ein wirklich grosses Tier? S S. ist total erschrocken und mal sich schon Horrorszenarien von einem Psychopathen mit einer Axt aus…ich muss da mal nachschauen. Ich ziehe mir die Stirnlampe an und leuchte die Umgebung ab. S. hat Angst um mich und sieht in Gedanken schon meinen blutüberströmten Kopf von aussen an der Scheibe, aber ich muss wissen, was dahinter steckt. Aber nichts zu sehen! Aber als ich gerade wieder die Tür von innen zumachen möchte, höre ich in der Nähe ein grunzendes Atmen. Also vielleicht ein Wildschwein??? Wir verriegeln die Tür von innen und es gibt keinen weiteren Rumser mehr gegen das Auto, aber von Zeit zu Zeit ist immer wieder ein Atmen und Schnaufen in der Nähe zu hören. Ganz schön unheimlich an diesem einsamen Platz, eine Stunde Fahrzeit von der nächsten Ortschaft und entfernt und ohne Handy-Empfang…. Das schöne daran ist, dass sich S. vertraunsvoll an mich kuschelt und wir die halbe Nacht im Löffelchen verbringen. Nur kuscheln, nichts weiter. Aber ich geniesse ihre Nähe  – so schön! Vorher führen wir noch eine ganze Weile lang sehr vertraute und offene Gespräche.

Der nächste Tag beginnt immer noch regenverhangen. Ein spätes Frühstück im Van,  ein Bad im Meer und dann wieder zurück in die Kuschelige, warme Höhle. Was gibt es schöneres an so einem Tag als eine schöne Ölmassage? Ich biete ihr das an und sie lässt sich drauf ein. Ich habe noch Olivenöl, dass ich im Wasserbad erhitze. Eine halbe Stunde massiere ich ihre Rückseite, die Vorderseite möchte sie nicht, das wäre ihr zu intim. Ich geniesse es ihren Körper zu berühren und lasse all meine Liebe in meine Hände fliessen. Und es ist wunderbar zu sehen, wie sie es geniessen und annehmen kann.

Am frühen Nachmittag wird das Wetter besser und wir brechen zu einer Wanderung auf. Es ist eine Kammwanderung zu beiden Seiten ist das Meer zu sehen, sowie auch die benachbarten Bergfinger. Eine wirklich besondere Landschaft!

Dann fahren wir Richtung Fährhafen und wollen vorher noch mal übernachten. Aber der Platz, den wir ins Auge fassen ist nicht wirklich passend und ausserdem wäre es schön einen Ort mit warmer Dusche zu haben… Also fahren wir dann doch bis nach Picton hinein. Dort gefällt es mir gar nicht – ich mag einfach nicht weg von der Natur sein. Wir finden dann noch einen Campingplatz ein wenig ausserhalb, der eine gute Infrastruktur hat, aber dennoch viel Platz und Grün drumherum aufweist. Ich bin innerlich etwas aufgewühlt: Das gemeinsame Reisen mit S. ist so schön und doch heisst es am kommenden Tag schon wieder Abschied nehmen. Ich bin erstaunt, was in mir alles an Gefühlen präsent ist. Ich bin nicht verliebt, aber die Vertrautheit mit einem lieben Menschen hat mir doch schon eine ganze Weile gefehlt. Und es fühlt sich etwas so an, als wenn man im Winter eiskalte Hände unters warme Wasser hält. Es tut gut und doch tut es fast etwas weh.

Abends schlafen wir eng aneinandergekuschelt ein. Das finde ich erstaunlich, denn bei mir braucht es selbst in einer neuen Beziehung eine ganze Weile, bis ich im nahen Körperkontakt wirklich einschlafen kann. Zwischendurch wache ich immer wieder auf und mein Herz öffnet sich und ich fühle warme Glückgefühle durch mich pulsieren. Und ich merke, dass nicht nur mein Herz gut durchblutet ist, sondern Lustgefühle in mir aufsteigen. Und als ich wahrnehme, dass sie sich näher an mich schmiegt, lasse ich die Lust weiter zu und gebe mir die Erlaubnis, mich damit zu zeigen. Aber es soll nicht sein. Es ist nicht stimmig für sie und sie grenzt sich ab. Ich respektiere das und den Rest der Nacht halten wir Abstand. Zumindest habe ich mich getraut meine Gefühle zu zeigen, auch wenn sie an diesem Punkt nicht erwidert wurden.

Am nächsten Tag fühle ich eine distanziertere Stimmung zwischen uns und ich spreche die Ereignisse der letzte Nacht an. Und sie sagt, dass es ihr einfach zu viel war. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen. Trotzdem mögen wir uns, aber wir sind eben nicht als Liebespaar sondern nur als Freunde füreinander bestimmt. Ich setze sie ab mit ihrem Pappschild auf dem Christchurch steht, wir wünschen uns alles Gute und ich mache ich auf in Richtung Fähre.

Mir fällt die Formel meines Onkels ein, der Mathemtikprofessor war: Er sagte das ideale Alter für die Partnerin eines Mannes sei sein eigenes Alter, geteilt durch zwei, plus sieben. Das heisst, dass ich mit fast fünfzig mit einer Frau Anfang dreissig zusammen sein sollte. S. ist genau in diesem Alter und steht aber mehr auf gleichaltrige Männer. Wahrscheinlich ist diese Formel eh nur so eine blöde Macho-Geschichte, die nichts mit der Realität zu tun hat. Da gehören schliesslich immer zwei Seiten dazu und vermutlich sieht die Formel aus weiblicher Sicht ganz anders aus? Oder es gibt überhaupt keine Formeln, sondern es ist so verschieden, wie eben die Menschen verschieden sind….

Klar finde ich die jungen Frauen attraktiv und ich fühle mich auch deutlich jünger als ich physisch bin, aber für eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist ein nicht allzu grosser Altersunterschied vermutlich besser…..


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