Westcoast-Blues

Posted from Hokitika, West Coast, New Zealand.

Die Suche nach einem Schlafplatz verläuft an dem Abend nach der Kayaktour recht sperrig. Am liebsten würde ich auf dem Gelände schlafen, wo der Kayakanbieter seinen Schuppen hat, aber das ist kein Privatgelände und da würde ich im Nationalpark vermutlich Ärger bekommen. Der Tipp, den mir der Kayakguide gibt, entpuppt sich als wenig einladend, zumal da auch ein ziemlich drastisches, handgeschriebenes Verbotsschild hängt.

Eigentlich hätte ich ja gerne die Rückfahrt nach Te Anau gemütlich im Hellen genossen, aber jetzt treibt es mich notgedrungenermassen wieder fast 50 km zurück bis zum nächsten DOC-Campground. Auf dieser Touristenroute möchte ich nicht das Risiko eingehen illegal zu übernachten.Das kostet ziemlich sicher 200 Dollar Strafe…

Auf dem steilen Anstieg zum Tunnel geht beim Auto die Temperaturanzeige in ungesunde Höhen und es geht dann auch noch eine Warnlampe an. Mist! Sofort anhalten – abkühlen lassen, nachschauen. Ich musste eh immer mal wieder Kühlwasser nachfüllen -da scheint doch was nicht so ganz ok zu sein. Und ich möchte auf keinen Fall riskieren, dass mir die Zylinderkopfdichtung wegen Überhitzung um die Ohren fliegt. Wenn dann erst mal Wasser im Ölkreislauf und Öl im Wasserkreislauf ist, dann läuft der Motor auch nicht mehr lange, bevor er hopps geht.

Der Ausgleichtsbehälter fürs Kühlwasser ist so beschaffen, dass man in geschlossenem Zustand nicht mehr erkennen kann, wie der Füllstand ist. Also löse ich vorsichtig mit einem Lappen den Verschluss und sehe dampfende Brühe. Gutes Zeichen – es ist also noch Wasser drin. Aber dann beginnt die Brühe zu kochen und schwappt mir wie ein kleiner Geysir entgegen. Ich gehe in Deckung, um mich nicht zu verbrühen. Mist, denke ich! Aber hinterher überlege ich, dass das eigentlich ein gutes Zeichen ist, nämlich, dass die Flüssigkeit im Betrieb unter Druck steht, so dass sie erst bei 120 Grad oder mehr zu kochen beginnt. Und so lange sich Druck im Kühlsystem aufbaut, kann es  mit einer eventuellen Leckage nicht so schlimm sein.

Ich fülle etwas Wasser nach und krieche vorsichtig weiter den Berg hoch. Aber alle 100 Höhenmeter geht die Warnlampe erneut an und es dauert eine Weile bis ich den Eingang des Tunnels erreicht habe, weil ich einige Pausen machen muss.

Später recherchiere ich dann im Internet und stelle fest, dass die Lampe gar nicht bezüglich Kühlwasser, sondern wegen Öl-Füllstand geleuchtet hat. Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen, denn am Peilstab sah es stets voll aus. Aber offenbar habe ich den falsch abgelesen, denn als ich am nächsten Tag Öl nachfülle und den nächsten steilen Berg in Angriff nehme, leuchtet keine Warnlampe…

Der Campingplatz, den ich dann um 22:30 Uhr ansteuere ist ziemlich voll, aber ich finde noch ein akzeptables Plätzchen. Es wimmelt jedoch nur so von den stechenden Sandflies – echt unangenehm.

Und dann kracht mir auch noch meine geniale Matratzenkonstruktion zusammen, die diese in einem bequemen couchartigen Winkel arretiert. Offenbar war die doch nicht unbedingt zum anlehnen ausgelegt, sondern lediglich um an die darunter liegenden Staufächer zu kommen. Mein provisorisch eingesetzter Teleleskopstock rutscht dann auch noch weg, als ich im Fach krame und macht mir erst eine Beule auf der Stirn und dann einen blutigen Nasenrücken. SCH…….!!!!! Und ich wollte schnell machen, weil ich am lebendigen Leib von Sandflies gefressen werde!

Und dann stelle ich fest, dass die Fotos die ich gemacht habe zum grossen Teil unscharf sind und stelle fest, dass das Ojektiv meiner Kamera zuviel Spiel hat und nicht mehr zuverlässig fokussiert. Dieser Kamera hatte ich bei meinem letzten Arbeitgeber als Preis für meine Kreativität gewonnen, da sich mein Vorschlag nach einem Namen fürs Intranet durchgesetzt hatte. Das diese Kamera nach fast 10000 Bildern nun den Geist aufgibt, ist für mich auch noch mal so was wie eine weitere Ablösung von dieser Firma.

Unruhige Nacht – nicht alle Sandflies im Innern erwischt, und etwas stickig gewesen bei voll geschlossenen Fenstern…

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Meine Stimmung bleibt die nächten Tage schlecht und ich ziehe mich noch mehr in mich zurück. Der hippe Abenteuersportort Queenstown ödet mich an. Dort kann man skydiven, Bungee jumpen, sich im Innern eines Fasses befindlich den Berg runter rollen lassen und vermutlich auch noch Bungee jumpen während man mit einem Flugzeug Loopings fliegt….. Nichts für mich. Ausser vielleicht die sexy gekleideten Mädels, die echte Hingucker sind. Das erste Mal in Neuseeland, dass ich mich nach Mädels umdrehe. In Australien ist mir das andauernd passiert…. Aber die sind ja viel zu jung für mich, und ausserdem bin ich schlecht drauf.

In ein Hostel dort hatte ich mir meine Autoklubkarte und die Autoversicherung senden lassen. Aber die Klubkarte ist an die falsche Adresse in Christchurch gesendet worden und die Autoversicherung ist noch mit dem falschen Autokennzeichen ausgestellt- etwas was ich schon vorher reklamiert hatte…

Also noch längere Telefonate mit dem Autoklub und Zusagen, sie würden jetzt korrigieren. Das Hostel, wo ich eigentlich übernachten wollte ist ausgebucht. Also fahre ich weiter und übernachte eine Stunde weiter auf einem kostenlosen Campingplatz, der wieder voll ist mit deutschen Abiturienten.

Ich fühle mich aussen vor, nicht dazu gehörig. Weder im hippen Queenstown noch mit den Youngsters kann und will ich andocken.

Und einen Baumarkt,um mir Material zur Reparatur meiner Matratzencoach zu besorgen, finde ich auch nicht.

Aber immerhin einige Elektronikläden, so dass ich mir eine neue Kamera kaufen kann. Eine schicke Canon SX 700, die qualitativ um so einiges besser ist als die Casio die ich vorher hatte, die aber dennoch klein und kompakt ist. Fällt jemandem ein Unterschied bei den Bildern auf?

Im nächsten Ort (Wanaka) ist es genauso. Etwas weniger hipp, aber mir ist nicht nach Stadt. Und ausserdem gehen mir diese kahlen Berge auf den Keks. Nach dem spektakulären Fjordland, kann mich das hier nicht vom Sockel reissen.

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Also fahre ich weiter und weiter und weiter. Es hat schon fast etwas ruhe- und rastloses. Ich finde keinen Ort, wo ich mich einfach in Frieden niederlassen möchte. Und  nach Wandern ist mir auch nicht wirklich. Also fahre ich durch bis nach Haast, einem kleinen Nest an der Westküste. Ab der Paßhöhe wird es auch wieder waldreicher und die Landschaft richtig spannend. Ich absolviere die obgligarotischen Abstecher zu kleinen See, blauen Pools und Wasserfällen, aber so richtig Spaß macht es mir gerade nicht. Ich fühle mich innerlich etwas abgestumpft und die äusseren Eindrücke ziehen wie ein Kinofilm vorbei. Ich nehme sie war, aber so richtig Teil der Handlung bin ich nicht.

Der Campingplatz in Haast hat eine grosse Lounge und Wohnküche, die recht gemütlich ist. Anknüpfungspunkte mit anderen Gästen ergeben sich jedoch nicht und die Zubereitung meines Essens  dauert ewig, weil ich offenbar die zwei Kochplatten erwischt habe, die nicht gescheit funktionieren.

Vorher habe ich noch ein Gespräch mit Leuten mit einem grossen Mietwohnmobil auf deren Stellplatz ich angeblich stehen würde. Sie hätten doch so ein offensichtliches Zeichen hinterlassen. Nur dumm, dass ich es nicht wahr genommen habe. Ich biete an den Platz zu wechseln, aber sie wollen sich lieber ärgern und ziehen schimpfend zu einem anderen Stellplatz.

Spät am taucht dann noch Jean aus Lyon auf, ein Hitchhiker, den ich vor einer Woche schon mal bei den Catlins gesehen habe. Er führt lange Skype-Gespräche mit Freundin und Eltern, die sich beide ziemlich schwierig anhören. Am nächsten Morgen kommen wir etwas näher ins Gespräch und wir können uns gegenseitig über Freud und Leid des Alleinreisens austauschen. Das tut gut. Ich biete ihm an ihn ein Stück mitzunehmen und wir verbringen einige Stunden miteinander – unter anderem auch bei einer netten Wanderung. Am Morgen sage ich ihm, dass ich ganz gerne mein Französisch wieder aktivieren möchte, und wir sprechen französisch miteinander. Ich komme dann auch nach einer Weile ganz gut wieder rein und er sagt mir, dass mein Französisch besser sei als sein Englisch und ich einen guten Wortschatz hätte. Und ich fühle mich so, dass ich maximal bei 50 % von dem bin, was ich in dieser Sprache mal drauf hatte. Aber immerhin führen wir mit der Zeit immer tiefere Gespräche und stellen so einige Gemeinsamkeiten fest. Er hat auch seinen Job gekündigt und macht die Reise zur Neuorientierung. Er ist Psychologe und hat bisher mit behinderten Kindern gearbeitet.

Durch die gemeinsam verbrachte Zeit geht es mir schon etwas besser. Ich setze ihn dann dort ab, wo er hin wollte und ich ziehe noch ein wenig weiter und mache eine kleine Wanderung zu einem Gletscher. Übernachten tue ich auf einem kostenlosen Campingplatz am Meer, nur 20 km vom Gletscher entfernt. Nirgendwo sonst, sind Hochgebirge (fast 4000 m Höhe) und Meer so nah zusammen. Das hat schon eine besondere Faszination. Ich bin jetzt direkt auf der Westseite des Mount Cook Gebirges, wo ich einige Wochen vorher meine Tour zur Mueller Hut gemacht hatte.

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Der Campingplatz ist ziemlich voll, jedoch ist die Atmosphäre angenehm. Eher nicht so die ganz jungen Deutschen, sondern ausnahmsweise mal eine recht gute Mischung aus verschiedenen Nationalitäten. Eher so ein bischen freakiges Hippievolk mit Rastalocken. Ich bin schon wieder in Kontakt-Laune und versuche hier und dort ins Gespräch zu kommen. Es gibt sogar auch zwei jeweils alleine reisende Frauen, die mich beide anziehen, aber ich komme irgendwo nicht über einen kurzen smalltalk hinaus und beim spektakulären Sonnenuntergang am Strand, wo es schon wieder deutlich wärmer ist, als ganz unten im Süden, sitzt jeder für sich alleine. Ach ja, ich hätte sie am liebsten eingeladen sich in diesem romantischen Augenblick an mich zu lehnen….. aber die Resonanz die ich zuvor gespürt hatte, war nicht stark genug, als dass es sich stimmig angefühlt hätte, dies anzubieten…. seufz!

Am nächsten Tag strahlender Sonnenschein und beim Strandspaziergang gibt es volles Gletscherpanorama, wow!

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Das ist schon toll! Meine Stimmung hellt sich mit dem Wetter auch etwas auf und ich fahre eine halbe Stunde zum Franz-Josef-Gletscher. Wer hätte das gedacht, dass ich mal zu Franz-Josef aufschauen würde? In den 80-er Jahren habe ich ihn ausgepfiffen und als perfektes Feindbild meiner linksalternativen Szene abgrundtief gehasst! Aus hessischer Sicht haben wir damals die Bayern nicht so ganz ernst genommen und aufgrund ihrers plumpen Konservativismus belächelt. Und Franz-Josef war eben DIE bayerische Ikone. Damals hätte ich mir NIE vorstellen können mal 20 Jahre in Bayern zu leben und auch noch heimatliche Gefühle dort zu entwickeln. Aber Bayern hat eben viele Seiten und das Franz-Josef-Bayern zieht sich allmählich in Reservate zurück. In den Städten ist schon nicht mehr so viel davon zu spüren…

Nach dem Gletscherausblick fahre ich noch 150 km weiter zu einem recht einsamen Wildzeltplatz am Meer. Aber so einsam ist er auch wieder nicht. Ich bin zwar der einzige Camper, aber es kurven so einige Einheimische in 4WD und Beachbuggies umeinander. Ganz schön nerviges Motor-Macho-Getue! Und mit zunehmendem Bierkonsum wird es immer doller und als es auch im Dunkeln noch nicht aufhört und sie sogar einmal ganz dicht an meinem Camper vorbei brettern, so dass der Sand nur so stiebt, da wird es mir schon etwas mulmig. Dann 15 Minuten Ruhe und ich denke schon es ist vorbei. Aber kurze Zeit darauf kommen zwei Autos mit vollaufgeblendeten Scheinwerfern langsam auf mich zugefahren. Ich bin ganz alleine 50 km von jeder Ortschaft entfernt und ohne Handynetz. Vorsichtshalber mache ich das Licht aus und verriegele von innen alle Türen. Ein 4WD fährt sich im tiefen Sand fest, keine 5 m von mir entfernt. Und wer steigt aus dem Wagen? Eine Gruppe deutscher Abiturienten 😉

Am nächsten Tag finde ich einen Baumarkt und kann meine Bettkonstruktion nicht nur reparieren sondern um mehr als das doppelte verstärken. Ich bin ganz zufrieden mit mir und auch mit dem netten Support im Baumarkt. Das Holz haben sie mir umsonst gegeben und sogar auch noch zugeschnitten, so wie ich es brauchte – ich musste nur für den Schraubenzieher, die Schrauben und Scharniere zahlen.

Morgen oder übermorgen werde ich dann beim Rainbow-Gathering landen. Ich hoffe, da kann ich dann wieder Gleichgesinnte finden, mit denen ich gerne 2-3 Wochen an einem schönen Ort verweilen und Gemeinschaft leben kann. Die Rolle des „lonesome cowboys far away from home“ darf sich mal wieder ändern..


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Milford Sound (Fjord)

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….. und heute gehts Kajak fahren auf dem Fjord – paddeln in den Sonnenuntergang…. juchuuhu!!!

Der Milford-Sound ist der berühmteste und vermutlich spektakulärste Fjord Neuseelands. Also quasi touristisches Pflichtprogramm. Nachfolgend ein toller Filmtrailer über diese wunderbare Landschaft:

Es werden jeden Tag unzählige Schiffstouren angeboten. Aber ich dachte mir, dass es vermutlich noch eindrucksvoller ist mit einem kleinen Paddelboot zwischen den fast 2000 m aufragenden Bergen umher zu schippern. Da die Wetteraussichten für die nächsten zwei Tage recht gut sind (die Gegend ist so regenreich, dass sonnige Tage selten sind. Bisweilen ist über dem Salzwasser eine bis zu 15 m tiefe Schicht aus Regenwasser!) will ich für den nächsten Tag buchen. Und da erfahre ich, dass noch am gleichen Tag um 16 Uhr eine fünfstündige Paddeltour in den Sonnenuntergang angeboten wird. Das klingt so verlockend, dass ich zusage. Schliesslich muss ich ja nur die Beine ausruhen von der Wanderung…..Die 120 km lange Stichstrasse ist dann in Gesellschaft eines Trampers relativ zügig runtergespult (natürlich wieder ein deutscher Abiturient – aus dem Sauerland, der zusammen mit einem gleichaltrigen Kumpel aus Darmstadt unterwegs ist, wie ich unterwegs erfahre, weil ich ja nur Platz für eine weitere Person habe. Schon witzig: Meine Schwester wohnt im Sauerland und der Darmstädter ist aufs gleiche Gymnasium wie mein Bruder gegangen….)

Die Strasse ist ein einziges landschaftliches Highlight: Man fährt gleichzeitig aufs Meer und auf ein vergletschertes Hochgebirge zu. Und wo der Talkessel am dramatischsten ist, gibt es auf gut 900 m Höhe einen Tunnel (in dem es einmal jährlich die berühmten naked runs gibt), nachdem sich die Strasse dann steil zum Fjord hinunter windet.

Wir fahren mit einem schnellen Motorboot 12 km den Fjord entlang (ca. 2/3 der Strecke bis zum offenen Meer) setzen von dort die Paddelboot ins Wasser und haben nun 4 Stunden, um gemütlich zurück zu paddeln und die Berge und Wasserfälle in der Abendsonne zu geniessen. Wir sind zu acht und ich bin ausnahmsweise mal der einzige Deutsche – was für Neuseeland erstaunlich sind. Drei Paare: Eines aus Texas, eins aus London und eins aus Adelaide. Ich habe die Ehre im Zweierkajak zusammen mit dem Guide (einem Neuseeländer) zu paddeln.

Insgesamt ein schönes Erlebnis in einer netten Gruppe.


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Kepler Track

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Geschafft! Total ausgepowert aber heil bin ich vom track zurück. Why the fuck hatte ich vorher die Intention ausgesprochen an meine Grenzen gehen zu wollen….?

Der Kepler-Track ist einer der 9 great walks, die als die schönsten und populärsten Wanderungen gelten. Genauergesagt spricht man in Neusseland von „tramping“ wann man wandert. „tramping“ ist also „hiking“ aber kein „hitchhiking“ – alles klar?

Der Tramp ist 60 km lang und es sind etliche Höhenmeter zu bewältigen. Normalerweise macht man das in 4 Tagen, aber dummerweise waren 2 der dafür erforderlichen Übernachtungsmöglichkeiten bereits ausgebucht und ich konnte von Glück sagen, dass die mittlere Hütte noch genau einen Platz frei hatte. Und die Wetteraussichten sahen gut aus, also habe ich nach kurzer Überlegung gebucht, wohlwissend, dass ich mir damit eine ziemlich Herausforderung stelle. Ich konnte zwar online buchen und bezahlen, aber das Ticket selbst musste ich mich mir dann noch persönlich einen Tag vorher abholen. Nachdem ich vorher die Wildnis genossen hatte, war mir sogar erst mal dieser kleine Ort Te Anau too much. Keinen Wilderness-Campground, sondern nur organisierte Holiday-Parks. Drei habe ich mir angesehen, bevor ich mich schliesslich dazu durchringen konnte auf diese Art und Weise zur Zivilisation zurück zu kehren. Eine warme Dusche ab und zu ist ja nicht schlecht,weil die Flüsse und Seen ja recht frisch sind, aber das ganze drumherum…..Auf dem Campground wurde mir der Platz Nummer 54 zugeteilt, d.h. ich konnte noch nicht mal frei wählen! Und gegenüber natürlich wieder deutsche Laute, genauer gesagt sogar bayerische. Drei Jungs aus Bad Tölz und sogar gar nicht so ganz jung. Ich fange mit ihnen ein Gespräch an, was zunächst noch ganz nett ist, denn sie sind ja auch erst beim zweiten Bier. Aber schon sehr bald öden mich die Themen an, die mit zunehmendem Bierlevel immer niveauloser werden. Fussball, Autos, Frauen, Geld, Politik….. die Klassiker. Der dritte Punkt wäre ja vielleicht noch ganz interessant, aber nicht auf die bierdümpfelige, saublöde Art. Ich habe mich schon lange ausgeklingt, aber dennoch bin ich quasi gezwungen mir dieses Gelabere auf oberbayerischem Stammtischniveau anzuhören. Und da merke ich ganz deutlich, dass mich so rein gar nichts zurück in die bayerische Provinz zieht. Erst ein Wiedererkennen, sogar was heimisch Vertrautes, aber dann nur noch ein Angewidertsein…

Am nächsten Morgen wache ich mit dem unqualifizierten Sprachdurchfall meiner Nachbarn auf. Mei o mei! Womit habe ich das verdient!

Ich will frühzeitig aufbrechen, dann ich habe einen langen Tag vor mir. Ich stehe zwar um 7 Uhr auf, aber irgendwie bin ich ziemlich entschleunigt und auch etwas konfus, so dass es bereits 10 Uhr ist, als ich vom Parkplatz loslaufe.

Der erste Wegpunkt ist mit 1,5 Stunden angegeben. Ich lege ein gutes Tempo vor und schaffe es in 55 Minuten. Ab da beginnt der Aufstieg zur ersten Hütte, knapp 900 Höhenmeter,  die ich in 2 h und 20 Minuten schaffe. Ich geniesse es meine Kraft zu spüren und es macht Spaß mich auszutoben. So langsam meine ich ein Gefühl für die Zeitangabe zu bekommen, beginne mich zu entspannen und mache erst mal gemütlich eine Mittags-Brotzeit. Ich habe 3 h 15 Minuten für eine Strecke gebraucht, die mit 5 – 6 Stunden ausgeschildert ist. Bis zu meiner Hütte für diese Nacht sind auch noch mal 5-6 Stunden, also alles im grünen Bereich. Meine Stirmlampe, die ich für alle Fälle bei Bergwanderungen immer dabei habe, werde ich wohl nicht brauchen, da es erst um 21 Uhr dunkel wird und ich spätestens um 18 Uhr dort sein dürfte – inkl. Pausen!

Das erste Stück des Weges ist an einem See entlang verlaufen, aber überwiegend in dichtem Wald, so dass ich den See nur ab und zu durchschimmern sah. Der Wald ist schon ziemlich magisch mit hohen Farnbäumen, Flechten, Moosen und alles was ein naturbelassener Regenwald so zu bieten hat. Auch  beim Aufstieg setzt sich der Wald fort bis bei etwas 1000 m die Waldgrenze erreicht ist. Ich bin froh beim Aufstieg einen Sonnenschutz gehabt zu haben, denn sonst wäre ich noch mehr ins Schwitzen gekommen, aber so richtig begeistert bin ich erst jetzt als sich mir diese phantastischen Weitblicke auf die Seen und Berge des Fjordlands eröffnen.

Es beginnt 30 Minuten vor der ersten Hütte und ist ein einziges langgezogenes Gipfelerlebnis für die nächsten Stunden, mit immer wieder neuen Ausblicken – sehr beeindruckend!

Aber dann macht sich auf einmal mein rechtes Knie bemerkbar. Nanu, was ist das los, das hatte ich ja jetzt schon lange nicht mehr! Noch nicht mal bei 1700 Höhenmeter Abstiegen im Himalaya. Und jetzt hat der Abstieg noch nicht mal begonnen und es gibt schon deutliche Zeichen von sich. Ich beginne bei dem stetigen Auf- und Ab dieser Gratwanderung langsamer zu werden und merke zunehmend auch sonst Ermüdungserscheinungen. Immerhin habe ich ingesamt schon etwa 1500 Höhenmeter bergauf und 300 bergab auf 23 km in den Knochen, als es dann zum eigentlichen Abstieg kommt.

Ich habe bereits seit geraumer Zeit begonnen immer mal wieder Dehnungsübungen zu machen und durchblutungsfördernde Salbe aufs Knie aufzutragen und bisher war es noch einigermassen erträglich. Aber jetzt ist es bereits nach 18 Uhr bevor ich den Abstieg beginne. Um diese Zeit wollte ich doch eigentlich schon in der Hütte sein! Ich komme oben am Grat an zwei Notunterkünften vorbei, die jedoch ohne Matratzen, Feuerstelle oder Kocher ausgerüstet sind – es gibt lediglich einen harten Fussboden und eine Lawinenschaufel. Und ich denke mir, dass ich noch keinen wirklich Notfall habe, da ich noch in der Lage bin zu laufen, wenn auch immer langsamer…

Das Wetter spielt auch mit und die tiefer stehende Sonne taucht die ganze Szenerie in ein tolles Licht. Und an der letzten Notunterkunft sehe ich einige der seltenen Kea (einheimische Papageienart) und beobachte sie noch eine ganze Weile bei ihren netten Spielchen und Kapriolen. Ein ziemlich neugieriges und albernes Völkchen.

Für den Abstieg ziehe ich mir meine Kniebandage über, die ich glücklicherweise eingepackt habe und stütze mich auf meine Teleskopstöcke. Und dennoch werden die Schmerzen schon nach 100 Höhenmetern immer stechender – und ich habe noch 800 weitere bis zur Hütte. Mist, das wird ein ziemlicher Leidensweg! Aber es hilft alles nichts – ich muss da jetzt durch, und das möglichst noch im Hellen! Immer wieder pausiere ich und raffe mich wieder auf. Gegen 19:45 Uhr ist der Talgrund erreicht, aber da sehe ich ein handgeschriebenes Schild, dass es noch eine weitere Stunde downhill bis zur Hütte sein soll. Ich schmunzele über den neuseeländischen Sinn für Humor, denn es kann ja nöchstens noch ein paar Minuten sein. Aber leider war das kein Scherz und nach weiteren 30 Minuten als es zunehmend dämmriger wird, aktiviere ich mein GPS und sehe, dass es immer noch über 200 Höhenmeter sind. Ich beisse die Zähne zusammen und bin ziemlich froh, als ich im letzten Tageslicht endlich die letzten Meter bis zur Hütte humpele.

Dort geselle ich mich zu den beiden Frankfurtern,  die ich unterwegs getroffen hatte und ich koche mir mein Essen. Das einzige, was es auf den DOC-Hütten gibt, sind Wasser, ein paar Stunden Strom am Abend und Gasherde. Aber nichts zu essen, keine Kochtöpfe, kein Geschirr – alles muss man selber hochschleppen. Mei,bin ich da von den Alpenhütten verwöhnt. Da hätte ich mir erst mal ein Weissbier bestellt und mir genüsslich die Speisekarte betrachtet, was mir am meisten zusagt. Aber so muss ich mir meine Nudeln mit Gemüse selber kochen. Zum Glück kann ich mir von ein paar Franzosen noch einen zweiten Kochtopf ausleihen, so dass es dann ziemlich flott geht und richtig gut schmeckt! Um 22 Uhr wird der Strom abgeschaltet und es ist Nachtruhe. Gutes Timing, mir hat die Zeit für Kochen und Essen gerade gereicht.

Ich habe einen Schlafsaal mit überwiegend weiblicher Belegung erwischt , was ich ganz angenehm finde, da es unter den Damen meist nicht so viele Schnarcher gibt, Aber der eine Kerl neben mir, reicht dann schon aus mein Oropax einem Praxistest zu unterziehen. Ich glaube, das ist der einzige Schnarcher in dem 20 Personenlagen und das direkt neben mir. Morgens habe ich überhaupt keine Eile, aber schon ab ca. 30 min VOR Sonnenaufgang haben grosse Teile des anwesenden Weibsvolkes ein derart gesteigertes verbales Mitteilungsbedürfnis untereinandert, das an Schlaf auch nicht mehr wirklich zu denken ist.

Nachts habe ich noch ziemliche Knieschmerzen und ich dehne immer mal wieder vorsichtig, aber die Sorge, wie es mit den fast 30 km am nächsten Tag gehen soll, lässt mich eine etwas unruhige Nacht verbringen.

Am nächsten Morgen ist es dann aber doch etwas besser mit dem Knie und ich laufe recht guter Dinge los, allerdings von Anfang an mit Bandage. Zum Glück verteilen sich die restlichen 300 Höhenmeter Abstieg  recht gleichmässig auf 23 km, so dass es mit dem Knie einigermassen geht.  Es geht wieder überwiegend durch dichten Märchenwald ein langgezogenes Flusstal entlang. Der Wald ist zwar ganz nett, aber mir fehlen etwas die Weit- und Ausblicke an diesem Tag. Ausserdem ist es eher bewölkt, kühler und ab und zu regnet es. Gut, dass die Gratwanderung bei warmem Sonnenschein und hervorragender Fernsicht am Vortag war! Die letzten 9 km spare ich mir, sondern kürze bei der ersten Gelegenheit zur Strasse hin ab, wo ich ein Stück trampen, d.h. hitchhiken kann. Das zweite Auto, das vorbei kommt hält auch gleich an und ein nettes australisches Urlauberpaar nimmt mich mit. Dann muss ich zwar immer noch 3 km bis zu meinem Auto laufen, aber immerhin, habe ich 6 km gespart….

Diesmal kann ich die Zivilisation im Ort Te Anau mehr wertschätzen und bin froh heil aus der Wildnis zurück zu sein….

 Ich wollte meine Grenzen spüren und hatte dabei eher an eine wohltuende Müdigkeit nach viel Bewegung an frischer Luft gedacht. Aber so bin ich auf andere Art und Weise an meine Grenzen gekommen – das nächste Mal versuche ich mich meine Intention noch deutlicher und klarer zu formulieren…


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The Catlins – oder die südlichste Ecke Neuseelands

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Mein erster Stopp auf diesem landschaftlichen reizvollen Küstenabschnitt von ca. 200 km Länge Richtung Invercargill ist ein Campingplatz auf einer schön gelegenen Farm mit ganz rührenden Wirtsleuten. Ich kann warm duschen und Wäsche waschen und der Clou ist, dass ich mir kostenlos einen DVD-Player ausleihen kann. Und so mache ich es mir bei Einbruch der Dämmerung in meinem Van vor dem Film gemütlich, schliesse den Audioausgang an die Musikanlage an und geniesse ein richtiges kleines Kinoerlebnis. Der Bildschirm ist zwar winzig, aber der Sound ist richtig toll! Mein erster Film seit September, wo ich eine grosse Heimkinoanlage mit Beamer und 5-Surroundboxen mein eigen nannte….

Erdnüsse, Rotwein und ein packendes hawaiianisches Familiendrama – perfekt! Danach telefoniere ich noch lange mit der Freundin, bei der ich in München die letzten Monate vor meiner Abreise in einer WG gewohnt habe und es ist ein sehr schönes Gespräch mit gutem Austausch. So ist es schon fast 1 Uhr morgens als ich schlafe… Am Platz sind wieder die üblichen deutschen Schüler und Studenten unterwegs, und mit denen kann ich nicht solche Gespräche führen. Aber es ist schon toll, dass man heutzutage aus den entlegensten ländlichen Gegenden heraus per Mail, Facebook, Blogs, Skype, Whatsapp und Twitter in Echtzeit mit seinen Freunden kommunizieren kann…

Am nächsten Tag erkunde ich die Landschaft, mache kleine Wanderungen und geniesse es in der Natur zu sein. Endlich spielt das Wetter auch wieder mit und es ist wieder angenehm warm und auch nicht mehr so windig.

Ich sehe sogar Seelöwen aus unmittelbarer Nähe!

Am Nachmittag lande ich in einem Cafe mit dazugehörigen Kuriositätenkabinett. Ein ungeheuer kreativer Bastler hat sich hier sehr verspielt ausgetobt und solch eine Fülle von Dingen geschaffen,  die mich faszinieren:

 

Danach ist mir nicht mehr nach langem Fahren und ich bleibe auf einem naturnahen DOC-Campingplatz ganz in der Nähe (DOC = Department of Conservation, so eine Art Nationalpark- und Naturschutzverwaltung, die in ganz Neuseeland auch zahlreiche Campgrounds und Hütten betreiben). Kostet gerade mal 6 Dollar (weniger als 4 Euro) die Nacht und bietet alle basic-Funktionalitäten (ausser Dusche oder Warmwasser).

Am nächsten Tag mache ich erst mal einen schönen Strand einen langen Spaziergang und fahre dann weiter an einen Ort, wo man Delfine und Pinguine beobachten können soll und standup-paddling machen kann. Aber es sind keine Delfine zu sehen, stattdessen ist ein Hai gesichtet worden, weshalb der standup-paddling-Verleih geschlossen ist. Und so richtig wohl fühle ich mich an diesem Platz nicht. Vielleicht komme ich am Abend wieder, wenn die Pinguine von der fishing-tour wieder an Land kommen, um den Nachwuchs zu füttern… Ich fahre 10 km weiter und finde tatsächlich einen wunderbar gelegenen free campground. Ich koche mir erst mal was zu mittag, aber ich werde zunehmend von unangenehm stechenden Sandfliegen attackiert, dass ich schliesslich fluchtartig den Platz verlasse und 10 km weiter zur absoluten Südspitze Neuseelands fahre. Dort sind keine Sandfliegen und das Essen ist auch noch einigermassen warm…

Ausser der besonderen Landspitze ist die Landschaft aber nicht mehr so spektakulär, so dass ich beschliesse die Catlins zu verlassen und Richtung Fjordland an der Südwestküste zu fahren.

Ich passiere Invercargill und finde 30 km westlich davon einen free campground, der annehmbar ist. Aber jetzt wird es Zeit mal von meiner schlechten Stimmung an diesem Abend zu schreiben. Ich fühle mich lost and lonely! Fuck – yes! Ausgelöst durch das Backpackerforum auf Facebook, wo ich immer mal wieder Mitfahrgelegenheiten anbiete und nach Reisegefährten suche. Ich habe den Eindruck, dass darüber auch eine Menge läuft und sich die Abiturienten und Studenten schnell darüber finden. Aber da ich geschrieben habe „I am in my fourties“, bin ich da aussen vor, da es kaum Leute über 30 gibt, die hier herumreisen, und wenn dann kommen sie schon paarweise oder mit Familie. Also seit Tagen keine Resonanz auf meine Versuche, andererseits aber der zunehmende Wunsch meine Reise (ja und to be honest – auch mein Bett…) mit jemandem zu teilen. Und dann kommt noch ein blöder Kommentar ich solle doch einfach Hitchhiker mitnehmen. Da bin ich richtig angepisst!!! Und das obwohl eine Reisegefährtin aus Australien mir noch eine ganz liebe Referenz schreibt „ich kann nur empfehlen mit diesem wunderbaren Menschen diesen Trip zu machen!“

Ich versuche das nicht persönlich zu nehmen, dass ich keine Resonanz finde und es ist einer der ersten Momente von Einsamkeit auf der fast 5-monatigen Reise. Eigentlich erstaunlich, dass ich das nicht schon früher mal hatte.

Ich schlafe über einem Hörbuch ein und merke erst um 4 Uhr morgens, dass noch Licht an ist und jemand vorliest.

Am nächsten Morgen ist meine Stimmung besser. Es ist schon zum Frühstück sonnig und warm, ich habe ein nettes Telefongespräch mit einem nahen Menschen aus Deutschland und ich plane für die nächsten Tage.

Ich freue mich auf das rainbow-gathering, das jetzt im Norden der Südinsel beginnt und 4 Wochen dauern wird. Auf so ein Neo-Hippie-Festival wollte ich schon immer mal gehen und ich freue mich schon auf das Gemeinschaftserlebnis.

Und dann schaue ich mal, was ich an Hüttenwanderungen im Fjordland unternehmen kann. Morgen soll es regnen, aber ab Freitag wird es schön. Der berühmte Milford-Track ist bis Mitte März ausgebucht, aber dem Kepler-Track ist für Freitagnacht noch ein Platz frei. Eigentlich ist das eine Viertageswanderung mit 3 Hüttenübernachtungen, aber nur die mittlere Hütte hat noch Kapazität – und auch nur einen Platz für diese eine Nacht. Mir scheinen die Gehzeiten recht reichlich bemessen und ausserdem ist mir danach mal wieder körperlich so richtig an die Grenzen zu gehen (Männer brauchen das ab und zu…). Also buche ich diese Hütte für Freitagnacht, in dem Bewusstsein, dass ich dann am Freitag und Samstag jeweils ca. 10 Stunden offizielle Gehezeit haben werde, die ich hoffe auf 8 Stunden reduzieren zu können. Muss eine wirklich spektakuläre Route sein!


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Küste zwischen Oamaru und Dunedin

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Als ich in Oamaru an die Küste komme, weht mir ein stürmischer, kalter Wind entgegen. Es kostet Konzentration das Auto auf der Strasse zu halten, so sehr windet es. Und die Temperatur ist von 24 Grad auf nur noch 13 Grad gefallen.

Ich schlendere etwas durch die Stadt und mir fällt auf, dass es hier viele rothaarige Bleichgesichter gibt. Es fühlt sich ähnlich an wie der Norden Grossbritaniens. Ausserdem lässt die koloniale Vergangenheit mit ein paar schön erhaltenen Gebäuden grüssen.

Ich finde einen Platz am Meer zum übernachten, einen jener vielen kostenlosen Plätze in schöner Lage, die jedoch minimal ausgestattet sind (ein Plumpsklo). Es ist hier spürbar länger hell  als im Norden und ich geniesse es gemütlich in meinem Van zu sitzen, auf das Meer zu schauen und es warm und windgeschützt zu haben.

Am nächsten Morgen will es gar nicht so richtig hell werden. Es ist trüb und es weht ein eisiger Wind. Gerade mal 6 Grad plus. Ich frühstücke im Van und bin froh, dass der Gaskocher neben dem Kaffeewasser auch noch das Fahrzeug aufheizt. Es ist Valentinstag und ich nutze die Gelegenheit an schöne Begegnungen im vergangenen Jahr zu denken und diese in kurzen Nachrichten wertzuschätzen. Und es ist schön, was da aus den verschiedenen Teilen der Welt für Resonanz kommt. Und ich sehe, dass es da einen ungeheuren Reichtum an Herzensbegegnungen gab, auch wenn nichts davon wirklich in eine kontinuierliche Beziehung mündete. Und dann lese ich auf Facebook eine wunderschöne Liebeserklärung einer Frau aus Australien an ihren Partner, der auch noch an diesem Tag Geburtstag hat und das berührt ich so sehr, dass ich das gerne zitieren möchte:

I celebrate you …

I celebrate your beauty, your light, your dark, your strength and weakness.

I celebrate your clarity and your „i’ve go no fucking idea“.

I celebrate your presence, your depth, your curiosity and your willingness to live on the edge even though it can be lonely out there sometimes.

I celebrate your „NO!“ when everyone else is saying Yes and I celebrate your „YES!!“ when many are saying „fuck no!“ (even me sometimes… ha!).

I celebrate your ability to be so damn focused on what is important to you and I love that often that is me… sometimes that feels amazing and sometimes it’s challenging and for all of that I am grateful.

I celebrate how many people are touched by you and your endless desire to be touched by others (in every meaning of the word!).

I celebrate your excitement and your sadness, your joy and your fears…

I celebrate your, lions heart, your roar and your playfulness.

I celebrate your love and I celebrate our love my beloved….

And finally… I celebrate that at 40 you often look 28… and that means that sometimes I have a toy boy!! „wink“-Emoticon

You’re fucking awesome…. don’t you forget it!! Happy Birthday Gorgeous „heart“-Emoticon „heart“-Emoticon „heart“-Emoticon

Und ich poste auf Facebook auch noch ein Liebesgedicht, was ich auch so wunderschön finde, dass ich es hier ebenfalls teilen möchte:

I love the way slow

Moves

Beyond a

Whisper

No sound in sight

I love the way bodies

Lay still

In an arm, an embrace

A gaze

That soft way slow

Sounds

When I breathe him,

dim light

peaking in between

hair, voices

Speaking to the curve of a

neck

Softened touches gently stroking

A cheek

A chin

A forehead

As I pull him to the soft spot on my

chest

I live for these

These sweetened minutes

Not crashing or

Colliding

Bombarding the senses

No

Softer

Softest moments

Like air filling a heart

Light hitting the soul

With a gentle roll into

Forever

Slowly unwrapping

the Gift

each silkened ribbon from my

Skin

Dropping to the floor

Slowly

Reminding me that

Fast

was never the

Goal

 

Christy Funk

Und ich verbinde es mit dem Wunsch wieder eine Partnerin in mein Leben einzuladen, mit der ich dies alles teilen darf. Bin mal gespannt, wie das Universum antworten wird…

Das erste Signal ist, dass sich nachdem ich das abgeschickt habe, mal kurz die Sonne zeigt – magisch! Mir ist danach etwas Wasser an meinen Körper zu lassen und frische Klamotten anzuziehen. Nur ist das einzige Wasser in der Nähe das 13 Grad kalte Meer. Und die Sonne ist auch schon wieder weg und es weht immer noch dieser eklige kalte Südwind von der Antarktis rüber. Aber ich ziehe mir dann doch meine Badehose an und werfe mich heldenhaft in die Wellen. Danach fühle ich mich deutlich sauberer und auch wacher!

Ich fahre so langsam weiter Richtung Dunedin, wo ich am späten Nachmittag lande. Hier gibt es sehr viele aus Schottland abstammende Menschen und die Stadt hat was. Aber mir ist nicht nach Stadt und so suche ich mir 30 km entfernt einen schönen Platz zum Wildzelten. Die Sonne ist jetzt wieder etwas mehr zu sehen, aber die eisige Kälte bleibt.


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Neuseeländische Alpen – fast eine Liebesgeschichte….

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Ich nähere mich den hohen Bergen, über 3000 m hoch im Zentrum der Südinsel! Das Wetter ist strahlend schön, die Luft trocken und die Fernsicht atemberaubend. Ich finde ein Thermalbad, von dem aus ein Wanderweg zu einem Aussichtsberg mit Observatorium geht. Eine schöne Wanderung, immer wieder mit Blick über einen See, dessen Farbe dermassen türkisfarben ist, dass es wie mit Photoshop bearbeitet aussieht – isses aber nicht!

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Und nach der Wanderung ins warme Wasser, wunderbar! Und eine Sauna gibt es auch…

Zufrieden finde ich dank Wikicamp-App einen wunderschönen Wildzeltplatz in der Nähe und mache mich am nächsten Morgen wieder auf den Weg. Die nun folgende Kulisse ist wirklich filmreif, denn sie war einer der Schauplätze von „Herr der Ringe“. Ich biege um eine Kurve und auf einmal sehe ich die Gletscher und den Schnee  vor einem dieser türkisblauen Seen blinken, zwar noch 80 km entfernt aber mindestens so gestochen scharf wie die Alpen an einem schönen Föntag von Starnberg aus.

Die Fahrt dorthin ist eine Wonne! Ich geniesse es den Bergen auf einer kurvigen Strecke immer näher zu kommen und habe dabei laut Musik aufgedreht ud singe gutgelaunt lauthals mit. Als dann auf meiner Zufallswiedergabeliste auch noch ein Stück aus den Alpen läuft von einem etwas durchgeknallten Musiker (Ringsgwandl) greife ich zur Kamea und filme während der Fahrt. Das ist einfach zu gut!

Eine kleine Abendwanderung vom Campingplatz aus führt mich noch zu einem Gletschersee. Ich bin total begeistert über diese Landschaft!!!

Am nächsten Tag mache ich dann eine ausgewachsene Bergtour mit 1000 Metern Aufstieg zur „Muellers Hut“. Dort bleibe ich zwar nicht über Nacht (ist eh ausgebucht), aber ich kriege mal einen Einblick in die hiesigen Berghütten. Nein, es gibt keinen Apfelstrudel, keinen Kaiserschmarrn und auch keine Erbswurstsuppe – es gibt nur….. Kochgelegenheiten für das was man eigenhändig den Berg hochgeschleppt hat. Anscheinend sind alle Berghütten in Neuseeland lediglich Selbstversorgerhütten.

Ob ich den nachfolgenden Beitrag reinstellen soll,  habe ich eine Weile überlegt. Er beschreibt die Bergtour zu der Hütte aus einer besonderen Perspektive und drückt meine schon seit früher Jugend vorhandene Faszination für die Bergwelt aus.

Über mein erotisches Verhältnis zu den Bergen:

Gestern wache ich auf und da sehe ich sie in ihrer vollen Schönheit: Die Berge! Gletscher, blinkende Schneefelder, wohlgeformte Hügel und feuchte Täler! Nicht etwa schamhaft durch ein paar Schleierwolken verhüllt, sondern glasklar und vollkommen entblösst direkt vor mir! WOW! Und sie rufen „Erobere mich“, „Nimm mich“!!!

Aber ich nehme mir erst mal einen Kaffee und bewundere in aller Ruhe die Schönheit – das ist ein sehr intimer Moment zwischen uns. Nein, das ist nicht nur die pure Lust, sondern da ist Liebe im Spiel, zärtlich, leidenschaftlich, voller Präsenz und Hingabe an den Augenblick!

Im Tal steigt so langsam die Hitze auf und ich komme schon bei dem Gedanken an das Bevorstehende ins Schwitzen und mein Herz klopft schneller… bubum – bubum – bubum…

Und dann fange ich ganz langsam an sie zu besteigen und mein Atem geht nun heftiger, stossweise und ich könnte jubeln vor Wonne! Nach zwei Stunden ist der erste Gipfel erreicht, aber sie wollen mehr und mehr und mehr. Und in den nächsten beiden Stunden folgt ein Höhepunkt dem anderen – nur wenige Plateauphasen und dann ist eine Hütte erreicht (ohne Holz davor) und ich packe meine Brotzeit aus.

Energetisiert springe ich den steilen Pfad wieder herunter und komme mit weichen Knien unten an.

Was für ein Tag!

 


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On the road again – Abenteuer Autokauf Neuseeland

Geschafft! Ich habe ein eigenes Zuhause auf 4 Rädern! Durch klare Ausrichtung darauf ein passendes Fahrzeug zu finden, habe ich die Sache innerhalb von drei Tagen hinbekommen. Am Ankunftstag war ich nach der kurzen Nacht recht müde und habe nur online recherchiert. Am zweiten Tag war ich auf zwei Automärkten und habe mir einen Überblick verschafft, was ich so angeboten wird, wie es rechtlich mit Zulassung, Steuer, Strassennutzungsgebühr und Versicherung läuft und habe für den dritten Tag dann Besichtigungstermine mit privaten Verkäufern aus dem Internet vereinbart.

Da ich damit rechnen muss, dass im Herbst (Ende April) der Markt von Autos überschwemmt sein wird und ich etwa 30-50 % Verlust machen werde (nach Einschätzung von den Gebrauchtwagenprofis) wollte ich so wenig wie möglich ausgeben. Und ich wollte möglichst einen Toyota-Van, der voll ausgestattet ist (&just add food and off you go& hat einer in seiner Anzeige geschrieben). Ich hatte in Deutschland selber mal einen Toyota, der ewig lief und auch hier in Neuseeland haben sie diese Reputation.

Und ich wusste, dass ich ungefähr 3500 Dollar ausgeben muss. Das erste Fahrzeug, das ich auf dem Trip zum Flughafen probegefahren bin, war mit 4500 Dollar viel zu teuer (er hat dann von jemand anders letztlich auch nur 3700 dafür bekommen…).

Am dritten Tag habe ich mir dann zwei Toyotas in der gewünschten Preisklasse angesehen, wollte aber das dritte und letzte Fahrzeug an diesem Tag noch abwarten, bevor ich mich entscheide.

Einige Dinge waren ausserdem noch zu beachten:

– Alle Fahrzeuge müssen regelmässig eine „warranty of fitness“,ähnlich deutscher TÜV-Prüfung, bestehen. In Neuseeland ist die Plakette jedoch nur max. 6 Monate gültig. Also sollte die WOF möglichst frisch sein.

– Auch die Zulassung, bzw. Steuern werden für einen gewissen Zeitraum im Voraus bezahlt und über eine weitere Plakette dokumentiert. Diese sollte also auch noch möglichst lange gültig sein. Sie ist anders als in Deutschland nicht personen- sondern fahrzeuggebunden. Interessanterweise wird über diese Gebühren auch ein Fonds gespeist, der Opfer von Verkehrsunfällen medizinisch versorgt. Der Versucher haftet also nicht für Personenschäden, sondern lediglich für Sachschäden. Das ist auch der Grund, warum in Neuseeland „third-party-insurances“  lediglich optional sind.

– Da Diesel steuerlich begünstigt ist, muss für solche Fahrzeuge zusätzlich noch eine Strassennutzungsgebühr pro 1000 km gekauft werden, die ebenfalls über eine Plakette dokumentiert wird. Diese soll den Preisvorteil gegenüber Benzinern kompensieren.

– Alle Schulden und Strafzettel hängen in Neuseeland auch am Fahrzeug und nicht am Halter. Wenn es dumm läuft, dann kauft man mit dem Fahrzeug sämtliche unbezahlten Knöllchen des Vorbesitzers mit. Oder noch schlimmer: Wenn der Vorbesitzer das Fahrzeug bei der Bank beliehen hat, dann erbt man auch diese Schulden. Es hat schon Fälle gegeben, wo Käufer das Fahrzeug bei der Zulassung sofort wieder abgeben mussten, weil es der Bank gehörte!!! Keine Entschädigung, alles Geld futsch… Aber dagegen kann man sich zum Glück vorher schützen. Man kann kostenlos online einfach das Kennzeichen eines Fahrzeugs eingeben und bekommt schon gratis eine ganze Menge Daten geliefert. Und für ein paar Dollar sieht man auch, ob irgendwo Schulden drauf sind oder ob es gar als gestohlen gemeldet ist, wann die &changes of ownership& stattfanden und die Historie des Kilometerstandes. Alles komplett transparent für jedermann abrufbar! (Name und Anschrift des derzeitigen Besitzers erfährt man jedoch nur bei kommerziellen Haltern). Schau dir doch mal hier mein Fahrzeug an.

– Die Ummeldung ist denkbar einfach. Es gibt weder Fahrzeugbrief noch Fahrzeugschein. Man kann das z.B. in jedem Postamt erledigen (und an viele andere Stellen auch). Man fährt einfach mit dem Fahrzeug und einem Ausweis dort vorbei, bezahlt noch nichtmal 10 Dollar und das wars….

Aber zurück zu meinem Van:  Der Verkäufer (ein junger schottischer Automechaniker) kommt zu mir ins Hostel und ich schaue mir das Fahrzeug kritisch an. Gibt es eine grössere Macke? Es hat 285000 km runter, das ist schon relativ viel und etwas mehr als der Schnitt, aber dafür ist es ein paar Jahre jünger als die anderen (1997). Und es hat eine ganze Menge Beulen, aber keinen nennenswerten Rost. Wie sagte mein Grossvater öfters: „Grosse Geister störts nicht und kleine gehts nichts an“… Motor sieht sauber aus, Öl frisch gewechselt, ebenso die Zylinderkopfdichtung. Ausserdem wurde eine Leckage am Kühlkreislauf behoben. Beides war für die warranty of fitness notwendig. Ende Januar erledigt, d.h. WOF ist erst Ende Juli fällig. Pluspunkt! Scheiben und Scheinwerfer alles ok. Achsmanschetten und Auspuff sehen auch gut aus. Keine Leckagen erkennbar. Hängt gut am Gas, Motor macht keine seltsamen Geräusche. Wagen läuft geradeaus, auch beim Bremsen kein Verziehen. Lediglich im Leerlauf ein leichtes Ruckeln, wenn man den Hebel für die Automatik auf „D“ stehen hat und an der Ampel hält. Aber liegt wohl an der etwas niedrig eingestellten Leerlaufdrehzahl, weil ab 800 RPM alles rund läuft. Das Wageninnere ist sauber und auch die Sitze sehen noch richtig gut aus. Kein übler Geruch. Diesbezüglich habe ich vorher schon anderes gesehen. Im Innern eine bequeme, dicke Matratze auf einer soliden Holzunterkonstruktion, die reichlich Stauraum bietet. Wirklich gut gemacht, dass sich das vordere und hintere Drittel im 45 Grad Winkel arretieren lassen, um einerseits gut an den Stauraum zu kommen und andererseits die Matratze in einem perfekten Winkel für einen gemütlichen Lese-Regentag im Bett einzustellen! Es gibt sogar Bettzeug und Kopfkissen inkl. Bezügen und Laken, einen Gaskocher, Koch- und Essgeschirr, 2 Campingstühle und einen Tisch, ein gescheites Radio mit 4 Boxen und Kabel, um das Smartphone anzuschliessen (für MP3), sowie eine USB-Ladesteckdose. Ausserdem noch mehrere praktische Aufbewahrungsboxen, ein 2-Personenzelt, eine Plane zum Aufspannen eines wettergeschützten Vordachs und noch einiges mehr….

Aber dann die Frage, warum verkauft er dieses Fahrzeug? Und das gerade mal 6 Wochen nachdem er es selber gekauft hat? Zugelassen ist es auf ihn gerade mal 13 Tage, aber er sagt, er hätte es schon vier Wochen länger und nur vergessen es umzumelden, bis ihn der Vorbesitzer (ein Deutscher, der es ein Jahr gefahren hat) daran erinnerte. Die Erklärung klingt plausibel: Er hat einen neuen Job als Automechaniker bei einem Campervan-Verleih (Zufälligerweise die australische „wicked-campers“, bei denen ich in Melbourne mein Fahrzeug gemietet hatte) und dort kann er jederzeit kostenfrei Fahrzeuge privat nutzen.

Also „what to do“? Er hat an diesem Abend noch ein paar andere Interessenten (ich bin der erste, dem er es zeigt, weil ich am Vorabend als erster Interesse bekundet habe) und am nächsten Tag will er über das lange Wochenende wegfahren. Er will also noch an diesem Abend verkaufen und am morgigen Freitag ist Feiertag. Eigentlich wäre es sinnvoll, das Fahrzeug vor dem Kauf von einer unabängigen Werkstatt durchchecken zu lassen, aber diese Chance habe ich hier nicht. Also höre ich auf mein Bauchgefühl und das sagt „kaufen!“. Und ich sage zu, vorbehaltlich des &legal checks&, den ich noch schnell online auf dem Handy durchführe. Aber alles im grünen Bereich (keine offenen Schulden), bis auf die Warnung, dass der letzte Besitzerwechsel erst vor 13 Tagen war.

Ich glaube wir sind uns gegenseitig recht sympathisch. Der Typ scheint auch recht easy drauf zu sein und hat nach einigen Jahren in Neuseeland schon ziemlich den lokalen Slang drauf. Lediglich die harte Aussprache des &R& verraten seine schottische Herkunft.

Also machen wir einfach einen informellen Vertrag auf einem Schmierzettel (auch das wäre nicht obligatorisch) und dann fahren wir zu einem Geldautomaten, damit ich ihm Cash zahlen kann. Ich hatte extra das Limit meiner Kreditkarte hochsetzen lassen und ausserdem noch weiteres Geld auf das Kartenkonto überwiesen, so dass ich gerade mal drei Stunden vorher die Meldung erhielt, dass ich jetzt über mehr als 5000 EUR verfügen kann.

Aber dann die Überraschung am Automaten: Keine 2000, keine 1000 sondern lediglich 500 Dollar will er ausspucken. Erneute Versuche bei zwei weiteren Banken mit dem gleichen Ergebnis: Shit! Was tun?

In Deutschland ist es 12 Stunden früher, also kurz vor 8 Uhr morgens. Also schaue ich mal ob ich bei meiner Bank so früh schon jemanden telefonisch erreichen kann. Das funktioniert auf Anhieb, aber die Auskunft, die ich bekomme gefällt mir gar nicht: Es gibt ein festes Limit für Bargeldabhebungen von 600 EUR pro Tag, das nicht erweiterbar ist. Ich frage die Dame, wie ich denn jetzt ihrer Meinung nach den Autokauf abwickeln soll und sie sagt, dass es Banken gäbe, die grössere Summen auf die Kreditkarte am Schalter auszahlen würden. Allerdings müsste ich da mit etwas höheren Gebühren rechnen. Aber um 20 Uhr ist jetzt natürlich schon alles zu und am Freitag ist Feiertag und dann Wochenende…

Ich rede mit Paul, dem Verkäufer und er sagt, es wäre kein Problem, wir könnten die Sache auch am Montag abwickeln, wenn ich das Geld hätte. Er könnte mich jetzt einfach wieder ins Hostel fahren. Oh nein! Ich will nicht noch drei weitere Tage in Christchurch rumhängen! Ich bin schon überall rumgelaufen, war in der Innenstadt, im botanischen Garten, im Erdbebenmuseum und habe auch das kreative Erdbebenlückernfüller-Programm bewundert. Ich will hier raus! Und selbst in der Stadt ist es ohne Auto schwierig, weil alles so weit auseinander liegt, das Busnetz viel zu dünn ist und selbst das Einkaufen aufwändig ist.

Und so schlage ich ihm vor, dass ich ihm jetzt 500 Dollar anzahle und das Auto schon mitnehmen darf. Das gefällt ihm irgendwie gar nicht, aber immerhin ist er offenbar bereit gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ich ziehe jetzt alle Register, was ich in Sachen Kommunikation gelernt habe, denn ich habe ein klares Ziel: Ich will dieses Auto und zwar jetzt sofort!!! Durch Nachfragen erfahre ich seine Bedürfnisse nach Sicherheit und dass die Dinge einfach gehen sollen. Und ich stelle auch fest, dass Vertrauen in seinem Wertesystem ziemlich weit oben liegt.

Als ich ihm meinen Personalausweis als Sicherheit biete, ist das schon mal ein guter Schritt. Aber er zögert immer noch. Er befürchet ich könne einfach am Samstag zu einem Postamt gehen, den Wagen überschreiben lassen und abhauen. Und ausserdem meint er ich könnte einen Unfall bauen und dann hätte er die Scherereien. Und ich frage ihn, was er bräuchte, damit es für ihn dennoch ok wäre. Und schliesslich einigen wir uns darauf, dass wir zusätzlich zur Hinterlegung  meines Personalausweises (der Pass wäre ihm lieber, aber der liegt im Safe des Hostels und die Rezeption ist bereits geschlossen) noch eine Vereinbarung unterzeichnen, dass ich für sämtliche Risiken hafte. Ausserdem verspreche ich ihn per sms über den Stand der Bargeldbeschaffung auf dem Laufenden zu halten. Und wir vereinbaren Sonntag gegen 17 Uhr als Zeitpunkt für die Übergabe des restlichen Geldes. Und so kann ich um 21 Uhr endlich mit dem Van losfahren! Was für ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit! Ich benötige allerdings dringend Benzin, der Anzeiger steht schon fett im roten Bereich und kurve lange herum, bis ich noch eine offene Tankstelle finde. Ausserdem habe ich an dem Tag bisher nur gefrühstückt und ich habe ordentlich Hunger….

Ich bin freudig aufgedreht und erzähle erst mal allen in der Hostelküche, von meiner neuesten Anschaffung und den Abenteuern, die damit verbunden waren. So einige kühle Bierchen schmecken in geselliger Runde vor während und nach des Essens wunderbar und irgendwann holen zwei Schweizer noch ein Fläschchen Wein hervor, der an ihrem letzten Abend natürlich dringend weg muss. Der süsse Dessertwein schmeckt an dem Abend prima, aber am nächsten Tag wach ich erst mal ziemlich ko mit Kopfschmerzen auf… Da auch zwei Amerikaner in der Runde sind, sprechen wir auch ausnahmsweise mal nicht deutsch, was mir gut gefällt. Ich mag diese internationalen Runden und finde es ziemlich öde im Ausland ständig mit Deutschen zu sein und Deutsch zu reden. Das hat mich bisher an diesem Hostel etwas angekäst..

Am Freitag kann ich noch nicht wirklich aufbrechen, da ich wegen der hohen Ausbuchung bereits die nächste Nacht bezahlt hatte. Und das ist vielleicht auch ganz gut so, weil ich in Christchurch doch noch ein paar Dinge besorgen möchte und meine Wäsche auch mal wieder gewaschen werden möchte. Wer weiss, wann ich danach das nächste Mal wieder in der Zivilisation sein werde.

Also mache ich an diesem Tag einen schönen Ausflug zu der knapp Hunder Kilometer entfernten Halbinsel und teste das Auto ausführlich. Autobahn, Bergstrassen, Schotterpisten. Als mir auf einer einspurigen Schotterpiste jemand entgegen kommt, bin ich erst mal ratlos, wie das gehen soll, da die letzte Ausweiche mindestens einen Kilometer entfernt war und die unbefestigte Piste zudem an einem ziemlichen Abgrund entlang führt. Aber der andere hat einen Geländewagen und der brave Familienvater entpuppt sich als regelrechter Stuntman: Er macht mir ein Zeichen und schon ist er in beängstigender Schräglage rechts die Böschung hochgefahren. Das Fahrzeug droht fast zu kippen und ist auch etwas am rutschen, aber dann hat er es stabil. Und ich kann vorsichtig rechts an ihm vorbei fahren. Rechts neben mir gähnt der Abgrund zum Meer hin. Aber da ist es optimal einen Rechtslenker zu haben, da ich so gut sehen kann,wo ich fahre und wieviel Zentimeter ich noch habe auf dem grasigen Streifen… Alles gut gegangen, ein lässiges Händewinken zum Dank und weiter gehts &no worries&!……

Das Auto läuft bisher ohne Probleme und ich habe auch keine grosse Lust draussen zu sein, weil es windig und kühl ist. Aber die Ausblicke sind phantastisch und ich geniesse es ein klassisches Auto-Sightseeing zu machen.

Der Geldautomat spuckt brav weitere 900 Dollar aus und ich simse Paul, die Info über die Höhe meines derzeitigen Bargeldbestands. Er antwortet sogleich und scheint zufrieden.

Zwischendurch checke ich mal die Ausrüstung des Autos und kaufe mir dann als ich wieder in Christchurch bin noch einen kleinen Elektrokühlschrank (99 Dollar), den ich an den 12V-Zigarettenanzünder hängen kann, sowie noch einen Mehrfachstecker, damit ich auch gleichzeitig weiterhin mein Smartphone, Tablet, Keyboard und LED-Lampe am USB-Port laden kann.

Am Samstag entschliesse ich mich dann bis Sonntag nochmals zu der Halbinsel zu fahren. Ich checke bis 10 Uhr aus und breche guter Dinge auf. Etwas getrübt wird die Stimmung, als ich am Geldautomat kein Geld mehr bekomme. Angeblich sind die 600 EUR Tageslimit nach deutscher Zeitrechnung und da bin ich definitiv schon einen Tag später als die letzte Auszahlung. NERVIG! Plan B funktionert leider auch nicht, nicht, denn ich finde keine Auszahlungsstelle einer Bank, deren Schalter jetzt am Samstag mittag offen offen hätte. Also greife ich jetzt zu Plan C und ziehe mir Bargeld von meiner anderen Kreditkarte. Die hat hat zwar den enormen Vorteil, dass sie keine Gebühren für den Auslandseinsatz berechnet, aber dafür satte Entgelte für Barabhebungen (bei meiner anderen Kreditkarte ist es genau umgekehrt: Schlecht zum Bezahlen, gut für Geld am Automat ziehen). Zumindest das funktioniert und jetzt habe ich das Geld für Paul beisammen

Eine Wikicamp-App zeigt mir den Weg zu einem Scenic-Wildcamping-Platz auf einer Klippe in der Nähe eines alten Leuchtturms und dort lasse ich mich nieder, alleine in dieser unendlichen Weite mit 180 Grad Meerblick aus 300 m Höhe! WOW! Und das Wetter ist jetzt auch wieder sonnig und warm und ich verbringe den Tag mit Essen, Schlafen, Lesen und Schreiben. Erst geben Abend mache ich noch einen schönen Spaziergang runter zum Meer und zurück, und abends mache ich es mir richtig gemütlich in meinem Van, kuschele mich mit leckerem Rotwein und Erdnüsschen auf meine Matratze mit Meerblick und sehe dem Farbenspiel des Abendhimmels zu, der erst nach 22 Uhr seine letzten Rottöne gegen Schwärze und Sternenhimmel tauscht. Noch ein wenig in meinem Buch schmökern und dann wohlig einschlafen. My van is my castle! Nach den Hostelnächten in geteilten Dorm-Zimmern ist es schön in meinem eigenen Space zu sein. Und die Ruhe ist absolut! Wirkliche Stille, denn auch die Schafe ringsherum schlafen inzwischen.

Am Sonntag schlafe ich erst mal in Ruhe aus und erst gegen 9 Uhr treibt mich die Sonnenwärme und mein Kaffeedurst aus den Federn. Keine Menschenseele weit und breit und die Schafe scheint es nicht zu irritieren, als ich mich nackt ausziehe und mich mit dem angenehm kühlen Wasser aus dem mitgebrachten Container wasche.

Ich bleibe bis zum frühen Nachmittag einfach dort und begebe mich dann wieder Richtung Zivilisation, wo ich Handyempfang habe, da ich noch den Treffpunkt für die Geldübergabe mit Paul ausmachen muss.

Ich habe immer noch etwas Zweifel, ob der Van angesichts des günstigen Preises nicht eine Macke hat, aber mit jedem gefahrenen Kilometer wächst das Vertrauen. Ich treffe Paul und 18 Uhr in seiner Wicked-Werkstatt und ich kann endlich meine Schulden begleichen. Wir sind beide froh. Er ersetzt mir auch noch kostenlos die defekte Energiesparlampe im Innenraum und ab jetzt kann ich abends sogar mit diesem Licht lesen und brauche keine Stirnlampe mehr. Nebenbei plaudere ich mit diesem netten Automechaniker noch etwas über Autos und speziell ältere Toyotas und er erzählt mir, dass die Dinger seiner Erfahrung nach ewig laufen. Er hätte kürzlich einen in der Wicked-Werkstatt gehabt, der schon über 700000 runter hatte und noch ohne Probleme lief.  Er versichert mir, dass meiner einwandfrei und in gutem Zustand ist und schaut mir dabei lächelnd ohne rotzuwerden direkt in die Augen. Man müsse nur regelmässig nach Öl und Kühlwasser schauen und dann gäbe es keinen Grund zur Sorge. Ich bin nun noch beruhigter und breche noch am Abend zu einer 2,5 stündigen Fahrt nach Süden auf, ins Inland in die Nähe der hohen Berge, zu einem weiteren schön gelegenen, kostenlosen Campingplatz. Wunderbar! Es gibt sogar saubere Toiletten und Wasser dort. Sowie eine wunderbare Aussicht und einen Sternenhimmel vom Feinsten. Und sogar Handyempfang, man glaubt es kaum…

Die Nacht ist noch warm und so sitze ich noch bis nach 23 Uhr draussen. Ich chatte mit einer Freundin, die auch gerade in Neuseeland ist und die ich letztes Jahr beim one-dance-tribe im Allgäu kennen gelernt habe. Sie ist eine travellerin par excellence. Sie macht das schon seit einigen Jahren, schafft es immer wieder unterwegs Geld zu verdienen,  spricht Spanisch, Englisch, Arabisch und 5 weitere Sprachen, stammt ursprünglich aus Argentinien, hat aber in Toulouse studiert und ist eine Lebenskünstlerin, die zudem auch noch blendend gut aussieht… Ich schaue bewundernd zu Menschen mit solchen Lebensentwürfen auf, denn ich empfinde mich gerade als Wanderer zwischen den Welten. Einerseits die solide deutsche Ingenieurswelt und andererseits das unbeschwerte Umdieweltziehen. Ich glaube mein Weg liegt in der Vereinigung des scheinbar Gegensätzlichen. Nicht in bestimmte Schubladen passen wollen, sondern die ganze Kommode sein wollen, inklusive aller Geheimfächer natürlich 😉

Und durch diese Freundin erfahre ich, dass ab dem nächsten Neumond im Norden der Südinsel ein Rainbow-Gathering stattfinden soll, so eine Art Neo-Hippy-Bewegung, mit der ich bisher immermal wieder am Rande in Kontakt gekommen bin, aber noch nie so richtig. Und ich spüre, dass es mich da hinzieht, weil es da etwas Spannendes für mich zu entdecken gibt. Es gibt keine Zufälle!

Aber jetzt werde ich erst mal ausführlich den Süden bereisen, bevor die Blätter braun werden und die ersten Nachtfröste kommen. Aber es ist schön die Aussicht zu haben gegen Anfang März (oder so) in die Rainbow-Gemeinschaft eintauchen zu können…

 Am heutigen Montag ist das Wetter umgeschlagen. Beim Aufwachen war es noch sonnig und mild, aber dann hat es gestürmt und innerhalb einer Stunde ist das Thermometer um mehr als 10 Grad gefallen und es regnet. Bis zum Abend soll die Temperatur auf 6 Grad fallen. Und so kann ich heute mal ein Frühstück im Innern meines Vans geniessen und es ist beruhigend zu wissen, dass der Gaskocher sicher drinnen betrieben werden kann und nicht nur zu Kochen dienen kann, sondern innerhalb von 1-2 Minuten auch eine mollige Wärme im Innern zaubert. Wie gemütlich ist es hier im Bett herum zu hängen in gemütlicher Halbliege-Position, dem Schauspiel von Wind, Wolken und Regen zuzuschauen und meine Freunde durch Schreiben dieses Blogs an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen!

Eine Woche und über 1000 km später:

Der Van läuft ohne Probleme und ich liebe mein neues Zuhause! So gemütlich! Heute hatte ich einen so schönen Platz am Meer und es war noch etwas kühl. Und da habe ich erst mal lange geschlafen, war dann statt duschen im Meer baden (was bei 13 Grad Wassertemperatur schon eine Heldentat war), aber das ist der Charme des Wildcampens, wenn man nicht vor sich hin müffeln will…. Und dann gelesen, geschrieben, Musik gehört, gefrühstückt – alles ungeheuer bequem und mit unbezahlbarem Meerblick!

Mittlerweile habe ich das Auto ganz unkompliziert auf mich umgemeldet (war in 5 min erledigt und hat nur 6 EUR gekostet). Und ausserdem bin ich Mitglied beim Autoclub wegen der Pannenhilfte (rund 40 EUR Jahresbeitrag) und habe für 7 EUR/ Monat eine Haftpflichtversicherung, die 20 Millionen Dollar abdeckt.

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Christchurch – Not a good welcome in New Zealand

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Drei Stunden Flug, 2 Stunden Flug. Die ersten 2000 km über die unendlichen Weiten des Südpazifiks Richtung Osten geflogen. Pünktliche Landung kurz vor Mitternacht.

Soweit so gut,  aber dann….

Das Immigration-Formular war schon recht detailliert mit vielen Fragen. Ich dachte mal ich kreuze einfach überal „nein“ an, damit ich schnell durch die Kontrollen komme. Aber dann kam diese Ansage im Flugzeug, dass man bei falschen Angaben mit hohen Strafen zu rechnen hätte. Und dass ich Outdoor-Equipment dabei habe, ist doch einfach zu offensichtlich, wenn ich mit Bergschuhen an den Füssen daher komme. Und dann noch ein paar Lebensmittel im Rucksack, die auch nicht eingeführt werden dürfen. Und beim Eintritt ins Flughafengebäude nochmal der Hinweis jetzt alles zu entsorgen oder aber anzugeben oder Strafe zu zahlen. Also esse ich noch meinen letzten Pfirsich und deklariere, dass ich Nahrungsmittel dabei habe, auch wenn es nur Instant-Kaffee, ein paar Gewürze und Nutella sind…

Aber dann stehe ich erst mal 1 Stunde in der Schlange vor der Passkontrolle. Nur zwei Schalter besetzt um diese Zeit und 3 Flieger gleichzeitig, die aus Australien gelandet sind. Aber warum dauert das soooo ewig lange? Ich habe nicht besonders gute Laune, bin genervt, möchte bald ins reservierte Hostel und schlafen. In der Schlange knüpfen einige junge Traveller eifrig Kontakte und treffen eifrig Verabredungen Ich versuche mich in die Gespräche etwas einzuklinken, aber ohne Resonanz. Ich werde einfach mal ignoriert  – danke, dass mir gerade mal deutlich vor Augen geführt wird, dass ich doch deutlich über 30 bin und man mit meinesgleichen nicht verkehren möchte. Unglaublich viele junge Deutsche…. Vermutlich ist dieses Reiseziel so beliebt, weil es keinen Ort auf der Welt gibt, der weiter von Deutschland entfernt ist und man sich nach dem Abi mal richtig von den Eltern abnabeln kann. Und wenn dann so jemand daher kommt, der eher der Elterngeneration angehört, dann gehört der halt nicht zum gewünschten sozialen Umfeld….. Soweit meine Theorie…Als ich dann um 1 Uhr morgens endlich am Schalter stehe, bin ich über die vielen Fragen einigermassen erstaunt: Warum ich nach Neuseeland komme, was ich vorhabe, warum ich das vorhabe, wohin ich genau fahre, wie ich mich im Land bewegen möchte, was ich beruflich mache, etc.. Ich hätte am liebsten gesagt „das geht Sie gar nichts an“, aber ich weiss, dass die Machtverhältnisse hier eindeutig sind und spiele das Spiel mit und kriege dann nach 5 Minuten auch endlich mein 3-Monatsvisum in den Pass gestempelt.

Ich sammel meinen Rucksack auf und gehe Richtung Ausgang. Aber dann muss ich dreimal meine Einreiseerklärung vorzeigen und werde wieder  mit indiskreten Fragen konfrontiert, dich ich alle brav und so kooperativ wie möglich beantworte. Weil ich will ja möglichst schnell zu meinem vorbestellten Shuttle und dann zum Hostel.

Aber dann kommt es erst richtig dicke. Ich werde in eine „special row“ gewunken und ein Officer legt mir noch mal ein langes Declaration-Formular vor. Ich sollte genau überlegen, dass ich auch alles korrekt angebe, diese Chance hätte ich. Nach Abgabe des Formulars dann nicht mehr. Bei Fehlern droht Strafe..

Ich bin müde, aber versuche mich nochmal genau zu konzentrieren.

Dann nimmt der Officer in Ruhe mein gesamtes Gepäck auseinander. Jedes einzelne Stück wird ausführlich besprochen, was das ist, und warum ich das dabei habe. Es geht soweit, dass er in die Shampoo-Flasche reinschaut, sämtliche Bücher und sogar meine Unterlagen von den Tantra-Seminaren ansieht und kommentiert. Er lässt mich meinen Fotoapparat einschalten und fragt, warum da keine Bilder drauf sind. Er würde die gerne sehen. Also schalte ich meinen Tablet-Computer an und zeige einige Bilder aus Australien. Dann möchte er gerne, dass ich den Diashow-Modus einschalte, damit er ALLES sehen kann. So langsam fühle ich mich wirklich unbehaglich, wie dieser Mensch in meiner Privatsphäre rumschnüffelt. Ich weiss noch nicht mal, was er sucht und auf was er heraus möchte. Er stellt mir dann noch unzählige Frage zu meinem beruflichen und familiären Hintergrund, befragt mich über meinen bisherigen Reiseverlauf und bittet mich mehrfach mich wieder hinzusetzen und jetzt nichts mehr anzufassen von den ganzen Sachen, die jetzt um 2 Uhr morgens alle ausgebreitet daliegen.

Er sagt er müsse jetzt das Quarantäne-Department dazu holen, um festzulegen, welche meiner Sachen zu desinfizieren sind. Er sagt, dass Neuseeland durch seine isolierte Lage viele Parasiten und Bodenkontaminationen noch nicht hat und sie dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Diesen Aspekt sehe ich ja irgendwie noch ein, aber diese Gegenstände heraus zu finden, hätte keine 5 Mintuten gedauert. Er sagt dann sowas wie, dass sie immer mal wieder genau überprüfen, was die Traveller so dabei haben, um ihre Checklisten daraufhin zu aktualisieren.

Also geht es zur nächsten Station: Reinigungsabteilung. Alles Camping-Equipment wird gereinigt. Das geht dann relativ schnell und ich werde persönlich zum Ausgang begleitet. Endlich Freiheit: Frische neuseeländische Sommernachtsluft – relativ warm.

Der Shuttle ist tatsächlich noch da und um kurz nach 3 Uhr morgens komme ich dann endlich beim YMCA an, wo ich ein Bett reserviert habe. Als ich in den 6-er Männerschlafraum eintrete, falle ich fast rückwärts wieder raus. Stickige und stinkige Luft nach ungewaschenen Klamotten und ohne AC gefühlte 30 Grad im Zimmer. Ein kleines Fenster hinter einem dicken Vorhang schafft es nicht wirklich den Raum zu belüften. Aber ich bin müde genug, setze Ohrenstöpsel gegen das Schnarchkonzert ein und schlafe dann sogar irgendwann ein…. Aber nicht lange, denn bis um 10 Uhr muss ich das Zimmer bereits geräumt haben. Zu allem Überfluss stelle ich dann auch noch fest, dass dieser A… von Officer meine Turnschuhe kassiert hat und auch in die Reinigung gegeben hat, mir aber nicht zurück gegeben hat. Das ging so schnell, dass ich in dem Moment den Überblick verloren hatte. MIST!!!!

Ich bin ziemlich unausgeschlafen und mache mich erst mal auf den Weg zur nächsten Shopping-Mall, um mir eine Sim-Karte für mein Handy zu holen. Gute Beratung und die 19 Dollar-Monats-Prepaid-Karte funktioniert auf Anhieb. Ich versuche dann bei einem gigantisch grossen Capuccino am Flughafen jemanden zu erwischen, der mir Auskunft zum Verbleib meiner Turnschuhe geben kann. Die zehnte Gesprächspartnerin verspricht mir dann schliesslich sich darum zu kümmern und mich zurück zu rufen. Der Rückruf findet nicht statt und ich habe die Nummer von ihr nicht, da ich mehrfach verbunden wurde.

Also schlendere ich etwas durch die nach einem Erdbeben 2011 noch immer sehr zerstörte Stadt Christchurch. Fast eine einzige Baustelle und viele halbverfallene Gebäude. Die grosse Kathedrale war vollkommen zu Trümmern zerfallen. Aber „auferstanden aus Ruinen“ spriessen auch ein paar ganz interessante neue Gebäude und an der Stelle, wo mal eine Shopping-Mall (die das Erdbeben auch nicht überlebt hat) stand, ist ein buntes Containerdorf entstanden mit netten Cafes und Life-Musik dazwischen. Interessant ist auch das kreative Lückenfüller-Projekt.

Für die nächsten drei Nächte habe ich ein netteres Hostel reserviert, dass zwar zu 90 % von deutschen Abiturienten frequentiert ist, die als „work und travel“-Leute hier auf dem Bau arbeiten, aber das nette Lounges, nette Küchen, einen Garten und sogar einen warmen Outdoor-Pool hat….

Ich beginne meine Recherchen für einen Autokauf und esse Fertig-Fast-Food aus der Dose von Supermarkt nebenan. Keine Lust was Gescheites zu kochen…

Der nächste Tag beginnt besser! Als ich gerade dabei bin mir die ersten Autoverkaufsanzeigen anzusehen und so langsam weiss, war ich möchte und wieviel ich dafür etwa ausgeben muss, spricht mich ein Traveller an, der genau so ein Auto verkaufen möchte. Ich nutze die Gunst der Stunde und überzeuge ihn die Probefahrt zum Flughafen zu machen. (der mit öffentlichen Bussen nur schlecht erreichbar ist). Er lässt sich darauf ein und eine halbe Stunde später halte ich meine frisch gereinigten Turnschuhe in den Händen. Das Auto ist dafür, dass er 1000 Dollar mehr als andere dafür möchte nicht gut genug. Die Lenkung zieht ziemlich nach links….

Ich schaue mir noch ein paar weitere Autos an und hoffe die Sache bald zu konkretisieren, denn von Christchurch möchte ich möglichst bald weg, da es sicher landschaftlich wunderbare Ecken gibt, für die es ein eigenes Fahrzeug braucht, um diese zu erkunden.


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Was ich an Australien liebe

Die unendliche Weite der Landschaften und die geringe Bevölkerungsdichte. Die grossartigen Strände und tollen Nationalparks.

Die  &easy-going& und &no-worries&-Haltung der meisten Aussies. Es läuft alles recht entspannt und angenehm ab. Und die Menschen sind überwiegend offen und freundlich.

Eine multikulturelle Gesellschaft, wo man sich durch die Strassen bewegen kann, ohne als Ausländer aufzufallen.

Eine auffallend starke Polarität zwischen den Geschlechtern. Sehr viele Frauen, die lächelnd und selbstbewusst ihre Reize zeigen. Kurze Sommerkleidchen und hotpants sind in, BHs tragen ist out. Und auch die Jungs sind attraktiv und cool unterwegs, obwohl ich dafür natürlich nicht so den Blick habe. Aber ne Menge sportliche Surfer-Beachboys am Strand.

Darüber hinaus viele Orte, wo die schönen Seiten des Lebens ungeniert genossen werden. Feste, Strassencafes, gute Restaurants, schön gestaltete öffentliche Plätze, Luxusvillen in Traumlage und teure Autos.

Gute Organisiertheit und Sicherheitslage. Alles gut ausgeschildert und man kann sich überall frei und sicher bewegen, auch nachts. Das kostenlose Infomaterial bei den Touriinfos geht weit über den Standard hinaus, der normalerweise woanders kostenlos angeboten wird, z.B. detaillierte Strassenkarten.


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Was mich an Australien nervt

Überteuerte Preise!!! Auf Schweizer Niveau, jedoch mit deutlich schlechterer Organsiertheit. Die Infrastruktur der Telekommunikation lässt zu wünschen übrig. Auch Online-Ticketing und der Service von Hotlines und Support ist mangelhaft. Die easy-going-Haltung der Aussies schlägt sich dann auch in einer gewissen Wurschtigkeit bei der Zuverlässigkeit nieder.

Schlecht ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz und Züge entsprechen nicht dem Niveau des 21. Jahrhunderts. Da ist Thailand deutlich moderner. Auch Busse fahren viel zu selten. Reines Autofahrerland,  wo man sich ohne Auto als Mensch dritter Klasse vorkommt. Kaum Infrastruktur für Fahrräder vorhanden und Autofahrer nehmen keine Rücksicht auf die wenigen Radler. (Wohltuende Ausnahme ist Melbourne wo sowohl der öffentliche Nahverkehr besser ausgebaut ist, als auch einige Radler unterwegs sind.)

Die im vorigen Beitrag bewunderte Art das Leben vielfältig zu geniessen ist meist an sehr viel Geld geknüpft. Was nutzen die schönsten Strassencafes und hippen Restaurants wenn sie kaum bezahlbar sind?

Der auffallend hohe Alkoholkonsum und die Versuche diesen einzudämmen, zB. durch die hilflosen Versuche das Trinken in der Öffentlichkeit zu unterbinden, die aber meist ignoriert werden.

Eine vordergründige Freundlichkeit und Coolness, die jedoch häufig eher oberflächlich bleibt (etwas vergleichbar mit USA).

Eine Überreglementierung, von Dingen die erlaubt und vor allem verboten sind. Fängt beim Camping an und hört bei den Strafzetteln für zu schnelles fahren noch nicht auf. So habe ich für 68 statt 60 km/h auf einer kurvigen Landstrasse in the middle of nowhere ein speeding-ticket von 185 Dollar bekommen – das sind fast 130 EUR!!!! Fucking bastards! (auch hier wieder Ähnlichkeiten mit der Schweiz, was die Preise anbelangt…)


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