The Catlins – oder die südlichste Ecke Neuseelands

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Mein erster Stopp auf diesem landschaftlichen reizvollen Küstenabschnitt von ca. 200 km Länge Richtung Invercargill ist ein Campingplatz auf einer schön gelegenen Farm mit ganz rührenden Wirtsleuten. Ich kann warm duschen und Wäsche waschen und der Clou ist, dass ich mir kostenlos einen DVD-Player ausleihen kann. Und so mache ich es mir bei Einbruch der Dämmerung in meinem Van vor dem Film gemütlich, schliesse den Audioausgang an die Musikanlage an und geniesse ein richtiges kleines Kinoerlebnis. Der Bildschirm ist zwar winzig, aber der Sound ist richtig toll! Mein erster Film seit September, wo ich eine grosse Heimkinoanlage mit Beamer und 5-Surroundboxen mein eigen nannte….

Erdnüsse, Rotwein und ein packendes hawaiianisches Familiendrama – perfekt! Danach telefoniere ich noch lange mit der Freundin, bei der ich in München die letzten Monate vor meiner Abreise in einer WG gewohnt habe und es ist ein sehr schönes Gespräch mit gutem Austausch. So ist es schon fast 1 Uhr morgens als ich schlafe… Am Platz sind wieder die üblichen deutschen Schüler und Studenten unterwegs, und mit denen kann ich nicht solche Gespräche führen. Aber es ist schon toll, dass man heutzutage aus den entlegensten ländlichen Gegenden heraus per Mail, Facebook, Blogs, Skype, Whatsapp und Twitter in Echtzeit mit seinen Freunden kommunizieren kann…

Am nächsten Tag erkunde ich die Landschaft, mache kleine Wanderungen und geniesse es in der Natur zu sein. Endlich spielt das Wetter auch wieder mit und es ist wieder angenehm warm und auch nicht mehr so windig.

Ich sehe sogar Seelöwen aus unmittelbarer Nähe!

Am Nachmittag lande ich in einem Cafe mit dazugehörigen Kuriositätenkabinett. Ein ungeheuer kreativer Bastler hat sich hier sehr verspielt ausgetobt und solch eine Fülle von Dingen geschaffen,  die mich faszinieren:

 

Danach ist mir nicht mehr nach langem Fahren und ich bleibe auf einem naturnahen DOC-Campingplatz ganz in der Nähe (DOC = Department of Conservation, so eine Art Nationalpark- und Naturschutzverwaltung, die in ganz Neuseeland auch zahlreiche Campgrounds und Hütten betreiben). Kostet gerade mal 6 Dollar (weniger als 4 Euro) die Nacht und bietet alle basic-Funktionalitäten (ausser Dusche oder Warmwasser).

Am nächsten Tag mache ich erst mal einen schönen Strand einen langen Spaziergang und fahre dann weiter an einen Ort, wo man Delfine und Pinguine beobachten können soll und standup-paddling machen kann. Aber es sind keine Delfine zu sehen, stattdessen ist ein Hai gesichtet worden, weshalb der standup-paddling-Verleih geschlossen ist. Und so richtig wohl fühle ich mich an diesem Platz nicht. Vielleicht komme ich am Abend wieder, wenn die Pinguine von der fishing-tour wieder an Land kommen, um den Nachwuchs zu füttern… Ich fahre 10 km weiter und finde tatsächlich einen wunderbar gelegenen free campground. Ich koche mir erst mal was zu mittag, aber ich werde zunehmend von unangenehm stechenden Sandfliegen attackiert, dass ich schliesslich fluchtartig den Platz verlasse und 10 km weiter zur absoluten Südspitze Neuseelands fahre. Dort sind keine Sandfliegen und das Essen ist auch noch einigermassen warm…

Ausser der besonderen Landspitze ist die Landschaft aber nicht mehr so spektakulär, so dass ich beschliesse die Catlins zu verlassen und Richtung Fjordland an der Südwestküste zu fahren.

Ich passiere Invercargill und finde 30 km westlich davon einen free campground, der annehmbar ist. Aber jetzt wird es Zeit mal von meiner schlechten Stimmung an diesem Abend zu schreiben. Ich fühle mich lost and lonely! Fuck – yes! Ausgelöst durch das Backpackerforum auf Facebook, wo ich immer mal wieder Mitfahrgelegenheiten anbiete und nach Reisegefährten suche. Ich habe den Eindruck, dass darüber auch eine Menge läuft und sich die Abiturienten und Studenten schnell darüber finden. Aber da ich geschrieben habe „I am in my fourties“, bin ich da aussen vor, da es kaum Leute über 30 gibt, die hier herumreisen, und wenn dann kommen sie schon paarweise oder mit Familie. Also seit Tagen keine Resonanz auf meine Versuche, andererseits aber der zunehmende Wunsch meine Reise (ja und to be honest – auch mein Bett…) mit jemandem zu teilen. Und dann kommt noch ein blöder Kommentar ich solle doch einfach Hitchhiker mitnehmen. Da bin ich richtig angepisst!!! Und das obwohl eine Reisegefährtin aus Australien mir noch eine ganz liebe Referenz schreibt „ich kann nur empfehlen mit diesem wunderbaren Menschen diesen Trip zu machen!“

Ich versuche das nicht persönlich zu nehmen, dass ich keine Resonanz finde und es ist einer der ersten Momente von Einsamkeit auf der fast 5-monatigen Reise. Eigentlich erstaunlich, dass ich das nicht schon früher mal hatte.

Ich schlafe über einem Hörbuch ein und merke erst um 4 Uhr morgens, dass noch Licht an ist und jemand vorliest.

Am nächsten Morgen ist meine Stimmung besser. Es ist schon zum Frühstück sonnig und warm, ich habe ein nettes Telefongespräch mit einem nahen Menschen aus Deutschland und ich plane für die nächsten Tage.

Ich freue mich auf das rainbow-gathering, das jetzt im Norden der Südinsel beginnt und 4 Wochen dauern wird. Auf so ein Neo-Hippie-Festival wollte ich schon immer mal gehen und ich freue mich schon auf das Gemeinschaftserlebnis.

Und dann schaue ich mal, was ich an Hüttenwanderungen im Fjordland unternehmen kann. Morgen soll es regnen, aber ab Freitag wird es schön. Der berühmte Milford-Track ist bis Mitte März ausgebucht, aber dem Kepler-Track ist für Freitagnacht noch ein Platz frei. Eigentlich ist das eine Viertageswanderung mit 3 Hüttenübernachtungen, aber nur die mittlere Hütte hat noch Kapazität – und auch nur einen Platz für diese eine Nacht. Mir scheinen die Gehzeiten recht reichlich bemessen und ausserdem ist mir danach mal wieder körperlich so richtig an die Grenzen zu gehen (Männer brauchen das ab und zu…). Also buche ich diese Hütte für Freitagnacht, in dem Bewusstsein, dass ich dann am Freitag und Samstag jeweils ca. 10 Stunden offizielle Gehezeit haben werde, die ich hoffe auf 8 Stunden reduzieren zu können. Muss eine wirklich spektakuläre Route sein!


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