On the road again – Abenteuer Autokauf Neuseeland

Geschafft! Ich habe ein eigenes Zuhause auf 4 Rädern! Durch klare Ausrichtung darauf ein passendes Fahrzeug zu finden, habe ich die Sache innerhalb von drei Tagen hinbekommen. Am Ankunftstag war ich nach der kurzen Nacht recht müde und habe nur online recherchiert. Am zweiten Tag war ich auf zwei Automärkten und habe mir einen Überblick verschafft, was ich so angeboten wird, wie es rechtlich mit Zulassung, Steuer, Strassennutzungsgebühr und Versicherung läuft und habe für den dritten Tag dann Besichtigungstermine mit privaten Verkäufern aus dem Internet vereinbart.

Da ich damit rechnen muss, dass im Herbst (Ende April) der Markt von Autos überschwemmt sein wird und ich etwa 30-50 % Verlust machen werde (nach Einschätzung von den Gebrauchtwagenprofis) wollte ich so wenig wie möglich ausgeben. Und ich wollte möglichst einen Toyota-Van, der voll ausgestattet ist (&just add food and off you go& hat einer in seiner Anzeige geschrieben). Ich hatte in Deutschland selber mal einen Toyota, der ewig lief und auch hier in Neuseeland haben sie diese Reputation.

Und ich wusste, dass ich ungefähr 3500 Dollar ausgeben muss. Das erste Fahrzeug, das ich auf dem Trip zum Flughafen probegefahren bin, war mit 4500 Dollar viel zu teuer (er hat dann von jemand anders letztlich auch nur 3700 dafür bekommen…).

Am dritten Tag habe ich mir dann zwei Toyotas in der gewünschten Preisklasse angesehen, wollte aber das dritte und letzte Fahrzeug an diesem Tag noch abwarten, bevor ich mich entscheide.

Einige Dinge waren ausserdem noch zu beachten:

– Alle Fahrzeuge müssen regelmässig eine „warranty of fitness“,ähnlich deutscher TÜV-Prüfung, bestehen. In Neuseeland ist die Plakette jedoch nur max. 6 Monate gültig. Also sollte die WOF möglichst frisch sein.

– Auch die Zulassung, bzw. Steuern werden für einen gewissen Zeitraum im Voraus bezahlt und über eine weitere Plakette dokumentiert. Diese sollte also auch noch möglichst lange gültig sein. Sie ist anders als in Deutschland nicht personen- sondern fahrzeuggebunden. Interessanterweise wird über diese Gebühren auch ein Fonds gespeist, der Opfer von Verkehrsunfällen medizinisch versorgt. Der Versucher haftet also nicht für Personenschäden, sondern lediglich für Sachschäden. Das ist auch der Grund, warum in Neuseeland „third-party-insurances“  lediglich optional sind.

– Da Diesel steuerlich begünstigt ist, muss für solche Fahrzeuge zusätzlich noch eine Strassennutzungsgebühr pro 1000 km gekauft werden, die ebenfalls über eine Plakette dokumentiert wird. Diese soll den Preisvorteil gegenüber Benzinern kompensieren.

– Alle Schulden und Strafzettel hängen in Neuseeland auch am Fahrzeug und nicht am Halter. Wenn es dumm läuft, dann kauft man mit dem Fahrzeug sämtliche unbezahlten Knöllchen des Vorbesitzers mit. Oder noch schlimmer: Wenn der Vorbesitzer das Fahrzeug bei der Bank beliehen hat, dann erbt man auch diese Schulden. Es hat schon Fälle gegeben, wo Käufer das Fahrzeug bei der Zulassung sofort wieder abgeben mussten, weil es der Bank gehörte!!! Keine Entschädigung, alles Geld futsch… Aber dagegen kann man sich zum Glück vorher schützen. Man kann kostenlos online einfach das Kennzeichen eines Fahrzeugs eingeben und bekommt schon gratis eine ganze Menge Daten geliefert. Und für ein paar Dollar sieht man auch, ob irgendwo Schulden drauf sind oder ob es gar als gestohlen gemeldet ist, wann die &changes of ownership& stattfanden und die Historie des Kilometerstandes. Alles komplett transparent für jedermann abrufbar! (Name und Anschrift des derzeitigen Besitzers erfährt man jedoch nur bei kommerziellen Haltern). Schau dir doch mal hier mein Fahrzeug an.

– Die Ummeldung ist denkbar einfach. Es gibt weder Fahrzeugbrief noch Fahrzeugschein. Man kann das z.B. in jedem Postamt erledigen (und an viele andere Stellen auch). Man fährt einfach mit dem Fahrzeug und einem Ausweis dort vorbei, bezahlt noch nichtmal 10 Dollar und das wars….

Aber zurück zu meinem Van:  Der Verkäufer (ein junger schottischer Automechaniker) kommt zu mir ins Hostel und ich schaue mir das Fahrzeug kritisch an. Gibt es eine grössere Macke? Es hat 285000 km runter, das ist schon relativ viel und etwas mehr als der Schnitt, aber dafür ist es ein paar Jahre jünger als die anderen (1997). Und es hat eine ganze Menge Beulen, aber keinen nennenswerten Rost. Wie sagte mein Grossvater öfters: „Grosse Geister störts nicht und kleine gehts nichts an“… Motor sieht sauber aus, Öl frisch gewechselt, ebenso die Zylinderkopfdichtung. Ausserdem wurde eine Leckage am Kühlkreislauf behoben. Beides war für die warranty of fitness notwendig. Ende Januar erledigt, d.h. WOF ist erst Ende Juli fällig. Pluspunkt! Scheiben und Scheinwerfer alles ok. Achsmanschetten und Auspuff sehen auch gut aus. Keine Leckagen erkennbar. Hängt gut am Gas, Motor macht keine seltsamen Geräusche. Wagen läuft geradeaus, auch beim Bremsen kein Verziehen. Lediglich im Leerlauf ein leichtes Ruckeln, wenn man den Hebel für die Automatik auf „D“ stehen hat und an der Ampel hält. Aber liegt wohl an der etwas niedrig eingestellten Leerlaufdrehzahl, weil ab 800 RPM alles rund läuft. Das Wageninnere ist sauber und auch die Sitze sehen noch richtig gut aus. Kein übler Geruch. Diesbezüglich habe ich vorher schon anderes gesehen. Im Innern eine bequeme, dicke Matratze auf einer soliden Holzunterkonstruktion, die reichlich Stauraum bietet. Wirklich gut gemacht, dass sich das vordere und hintere Drittel im 45 Grad Winkel arretieren lassen, um einerseits gut an den Stauraum zu kommen und andererseits die Matratze in einem perfekten Winkel für einen gemütlichen Lese-Regentag im Bett einzustellen! Es gibt sogar Bettzeug und Kopfkissen inkl. Bezügen und Laken, einen Gaskocher, Koch- und Essgeschirr, 2 Campingstühle und einen Tisch, ein gescheites Radio mit 4 Boxen und Kabel, um das Smartphone anzuschliessen (für MP3), sowie eine USB-Ladesteckdose. Ausserdem noch mehrere praktische Aufbewahrungsboxen, ein 2-Personenzelt, eine Plane zum Aufspannen eines wettergeschützten Vordachs und noch einiges mehr….

Aber dann die Frage, warum verkauft er dieses Fahrzeug? Und das gerade mal 6 Wochen nachdem er es selber gekauft hat? Zugelassen ist es auf ihn gerade mal 13 Tage, aber er sagt, er hätte es schon vier Wochen länger und nur vergessen es umzumelden, bis ihn der Vorbesitzer (ein Deutscher, der es ein Jahr gefahren hat) daran erinnerte. Die Erklärung klingt plausibel: Er hat einen neuen Job als Automechaniker bei einem Campervan-Verleih (Zufälligerweise die australische „wicked-campers“, bei denen ich in Melbourne mein Fahrzeug gemietet hatte) und dort kann er jederzeit kostenfrei Fahrzeuge privat nutzen.

Also „what to do“? Er hat an diesem Abend noch ein paar andere Interessenten (ich bin der erste, dem er es zeigt, weil ich am Vorabend als erster Interesse bekundet habe) und am nächsten Tag will er über das lange Wochenende wegfahren. Er will also noch an diesem Abend verkaufen und am morgigen Freitag ist Feiertag. Eigentlich wäre es sinnvoll, das Fahrzeug vor dem Kauf von einer unabängigen Werkstatt durchchecken zu lassen, aber diese Chance habe ich hier nicht. Also höre ich auf mein Bauchgefühl und das sagt „kaufen!“. Und ich sage zu, vorbehaltlich des &legal checks&, den ich noch schnell online auf dem Handy durchführe. Aber alles im grünen Bereich (keine offenen Schulden), bis auf die Warnung, dass der letzte Besitzerwechsel erst vor 13 Tagen war.

Ich glaube wir sind uns gegenseitig recht sympathisch. Der Typ scheint auch recht easy drauf zu sein und hat nach einigen Jahren in Neuseeland schon ziemlich den lokalen Slang drauf. Lediglich die harte Aussprache des &R& verraten seine schottische Herkunft.

Also machen wir einfach einen informellen Vertrag auf einem Schmierzettel (auch das wäre nicht obligatorisch) und dann fahren wir zu einem Geldautomaten, damit ich ihm Cash zahlen kann. Ich hatte extra das Limit meiner Kreditkarte hochsetzen lassen und ausserdem noch weiteres Geld auf das Kartenkonto überwiesen, so dass ich gerade mal drei Stunden vorher die Meldung erhielt, dass ich jetzt über mehr als 5000 EUR verfügen kann.

Aber dann die Überraschung am Automaten: Keine 2000, keine 1000 sondern lediglich 500 Dollar will er ausspucken. Erneute Versuche bei zwei weiteren Banken mit dem gleichen Ergebnis: Shit! Was tun?

In Deutschland ist es 12 Stunden früher, also kurz vor 8 Uhr morgens. Also schaue ich mal ob ich bei meiner Bank so früh schon jemanden telefonisch erreichen kann. Das funktioniert auf Anhieb, aber die Auskunft, die ich bekomme gefällt mir gar nicht: Es gibt ein festes Limit für Bargeldabhebungen von 600 EUR pro Tag, das nicht erweiterbar ist. Ich frage die Dame, wie ich denn jetzt ihrer Meinung nach den Autokauf abwickeln soll und sie sagt, dass es Banken gäbe, die grössere Summen auf die Kreditkarte am Schalter auszahlen würden. Allerdings müsste ich da mit etwas höheren Gebühren rechnen. Aber um 20 Uhr ist jetzt natürlich schon alles zu und am Freitag ist Feiertag und dann Wochenende…

Ich rede mit Paul, dem Verkäufer und er sagt, es wäre kein Problem, wir könnten die Sache auch am Montag abwickeln, wenn ich das Geld hätte. Er könnte mich jetzt einfach wieder ins Hostel fahren. Oh nein! Ich will nicht noch drei weitere Tage in Christchurch rumhängen! Ich bin schon überall rumgelaufen, war in der Innenstadt, im botanischen Garten, im Erdbebenmuseum und habe auch das kreative Erdbebenlückernfüller-Programm bewundert. Ich will hier raus! Und selbst in der Stadt ist es ohne Auto schwierig, weil alles so weit auseinander liegt, das Busnetz viel zu dünn ist und selbst das Einkaufen aufwändig ist.

Und so schlage ich ihm vor, dass ich ihm jetzt 500 Dollar anzahle und das Auto schon mitnehmen darf. Das gefällt ihm irgendwie gar nicht, aber immerhin ist er offenbar bereit gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ich ziehe jetzt alle Register, was ich in Sachen Kommunikation gelernt habe, denn ich habe ein klares Ziel: Ich will dieses Auto und zwar jetzt sofort!!! Durch Nachfragen erfahre ich seine Bedürfnisse nach Sicherheit und dass die Dinge einfach gehen sollen. Und ich stelle auch fest, dass Vertrauen in seinem Wertesystem ziemlich weit oben liegt.

Als ich ihm meinen Personalausweis als Sicherheit biete, ist das schon mal ein guter Schritt. Aber er zögert immer noch. Er befürchet ich könne einfach am Samstag zu einem Postamt gehen, den Wagen überschreiben lassen und abhauen. Und ausserdem meint er ich könnte einen Unfall bauen und dann hätte er die Scherereien. Und ich frage ihn, was er bräuchte, damit es für ihn dennoch ok wäre. Und schliesslich einigen wir uns darauf, dass wir zusätzlich zur Hinterlegung  meines Personalausweises (der Pass wäre ihm lieber, aber der liegt im Safe des Hostels und die Rezeption ist bereits geschlossen) noch eine Vereinbarung unterzeichnen, dass ich für sämtliche Risiken hafte. Ausserdem verspreche ich ihn per sms über den Stand der Bargeldbeschaffung auf dem Laufenden zu halten. Und wir vereinbaren Sonntag gegen 17 Uhr als Zeitpunkt für die Übergabe des restlichen Geldes. Und so kann ich um 21 Uhr endlich mit dem Van losfahren! Was für ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit! Ich benötige allerdings dringend Benzin, der Anzeiger steht schon fett im roten Bereich und kurve lange herum, bis ich noch eine offene Tankstelle finde. Ausserdem habe ich an dem Tag bisher nur gefrühstückt und ich habe ordentlich Hunger….

Ich bin freudig aufgedreht und erzähle erst mal allen in der Hostelküche, von meiner neuesten Anschaffung und den Abenteuern, die damit verbunden waren. So einige kühle Bierchen schmecken in geselliger Runde vor während und nach des Essens wunderbar und irgendwann holen zwei Schweizer noch ein Fläschchen Wein hervor, der an ihrem letzten Abend natürlich dringend weg muss. Der süsse Dessertwein schmeckt an dem Abend prima, aber am nächsten Tag wach ich erst mal ziemlich ko mit Kopfschmerzen auf… Da auch zwei Amerikaner in der Runde sind, sprechen wir auch ausnahmsweise mal nicht deutsch, was mir gut gefällt. Ich mag diese internationalen Runden und finde es ziemlich öde im Ausland ständig mit Deutschen zu sein und Deutsch zu reden. Das hat mich bisher an diesem Hostel etwas angekäst..

Am Freitag kann ich noch nicht wirklich aufbrechen, da ich wegen der hohen Ausbuchung bereits die nächste Nacht bezahlt hatte. Und das ist vielleicht auch ganz gut so, weil ich in Christchurch doch noch ein paar Dinge besorgen möchte und meine Wäsche auch mal wieder gewaschen werden möchte. Wer weiss, wann ich danach das nächste Mal wieder in der Zivilisation sein werde.

Also mache ich an diesem Tag einen schönen Ausflug zu der knapp Hunder Kilometer entfernten Halbinsel und teste das Auto ausführlich. Autobahn, Bergstrassen, Schotterpisten. Als mir auf einer einspurigen Schotterpiste jemand entgegen kommt, bin ich erst mal ratlos, wie das gehen soll, da die letzte Ausweiche mindestens einen Kilometer entfernt war und die unbefestigte Piste zudem an einem ziemlichen Abgrund entlang führt. Aber der andere hat einen Geländewagen und der brave Familienvater entpuppt sich als regelrechter Stuntman: Er macht mir ein Zeichen und schon ist er in beängstigender Schräglage rechts die Böschung hochgefahren. Das Fahrzeug droht fast zu kippen und ist auch etwas am rutschen, aber dann hat er es stabil. Und ich kann vorsichtig rechts an ihm vorbei fahren. Rechts neben mir gähnt der Abgrund zum Meer hin. Aber da ist es optimal einen Rechtslenker zu haben, da ich so gut sehen kann,wo ich fahre und wieviel Zentimeter ich noch habe auf dem grasigen Streifen… Alles gut gegangen, ein lässiges Händewinken zum Dank und weiter gehts &no worries&!……

Das Auto läuft bisher ohne Probleme und ich habe auch keine grosse Lust draussen zu sein, weil es windig und kühl ist. Aber die Ausblicke sind phantastisch und ich geniesse es ein klassisches Auto-Sightseeing zu machen.

Der Geldautomat spuckt brav weitere 900 Dollar aus und ich simse Paul, die Info über die Höhe meines derzeitigen Bargeldbestands. Er antwortet sogleich und scheint zufrieden.

Zwischendurch checke ich mal die Ausrüstung des Autos und kaufe mir dann als ich wieder in Christchurch bin noch einen kleinen Elektrokühlschrank (99 Dollar), den ich an den 12V-Zigarettenanzünder hängen kann, sowie noch einen Mehrfachstecker, damit ich auch gleichzeitig weiterhin mein Smartphone, Tablet, Keyboard und LED-Lampe am USB-Port laden kann.

Am Samstag entschliesse ich mich dann bis Sonntag nochmals zu der Halbinsel zu fahren. Ich checke bis 10 Uhr aus und breche guter Dinge auf. Etwas getrübt wird die Stimmung, als ich am Geldautomat kein Geld mehr bekomme. Angeblich sind die 600 EUR Tageslimit nach deutscher Zeitrechnung und da bin ich definitiv schon einen Tag später als die letzte Auszahlung. NERVIG! Plan B funktionert leider auch nicht, nicht, denn ich finde keine Auszahlungsstelle einer Bank, deren Schalter jetzt am Samstag mittag offen offen hätte. Also greife ich jetzt zu Plan C und ziehe mir Bargeld von meiner anderen Kreditkarte. Die hat hat zwar den enormen Vorteil, dass sie keine Gebühren für den Auslandseinsatz berechnet, aber dafür satte Entgelte für Barabhebungen (bei meiner anderen Kreditkarte ist es genau umgekehrt: Schlecht zum Bezahlen, gut für Geld am Automat ziehen). Zumindest das funktioniert und jetzt habe ich das Geld für Paul beisammen

Eine Wikicamp-App zeigt mir den Weg zu einem Scenic-Wildcamping-Platz auf einer Klippe in der Nähe eines alten Leuchtturms und dort lasse ich mich nieder, alleine in dieser unendlichen Weite mit 180 Grad Meerblick aus 300 m Höhe! WOW! Und das Wetter ist jetzt auch wieder sonnig und warm und ich verbringe den Tag mit Essen, Schlafen, Lesen und Schreiben. Erst geben Abend mache ich noch einen schönen Spaziergang runter zum Meer und zurück, und abends mache ich es mir richtig gemütlich in meinem Van, kuschele mich mit leckerem Rotwein und Erdnüsschen auf meine Matratze mit Meerblick und sehe dem Farbenspiel des Abendhimmels zu, der erst nach 22 Uhr seine letzten Rottöne gegen Schwärze und Sternenhimmel tauscht. Noch ein wenig in meinem Buch schmökern und dann wohlig einschlafen. My van is my castle! Nach den Hostelnächten in geteilten Dorm-Zimmern ist es schön in meinem eigenen Space zu sein. Und die Ruhe ist absolut! Wirkliche Stille, denn auch die Schafe ringsherum schlafen inzwischen.

Am Sonntag schlafe ich erst mal in Ruhe aus und erst gegen 9 Uhr treibt mich die Sonnenwärme und mein Kaffeedurst aus den Federn. Keine Menschenseele weit und breit und die Schafe scheint es nicht zu irritieren, als ich mich nackt ausziehe und mich mit dem angenehm kühlen Wasser aus dem mitgebrachten Container wasche.

Ich bleibe bis zum frühen Nachmittag einfach dort und begebe mich dann wieder Richtung Zivilisation, wo ich Handyempfang habe, da ich noch den Treffpunkt für die Geldübergabe mit Paul ausmachen muss.

Ich habe immer noch etwas Zweifel, ob der Van angesichts des günstigen Preises nicht eine Macke hat, aber mit jedem gefahrenen Kilometer wächst das Vertrauen. Ich treffe Paul und 18 Uhr in seiner Wicked-Werkstatt und ich kann endlich meine Schulden begleichen. Wir sind beide froh. Er ersetzt mir auch noch kostenlos die defekte Energiesparlampe im Innenraum und ab jetzt kann ich abends sogar mit diesem Licht lesen und brauche keine Stirnlampe mehr. Nebenbei plaudere ich mit diesem netten Automechaniker noch etwas über Autos und speziell ältere Toyotas und er erzählt mir, dass die Dinger seiner Erfahrung nach ewig laufen. Er hätte kürzlich einen in der Wicked-Werkstatt gehabt, der schon über 700000 runter hatte und noch ohne Probleme lief.  Er versichert mir, dass meiner einwandfrei und in gutem Zustand ist und schaut mir dabei lächelnd ohne rotzuwerden direkt in die Augen. Man müsse nur regelmässig nach Öl und Kühlwasser schauen und dann gäbe es keinen Grund zur Sorge. Ich bin nun noch beruhigter und breche noch am Abend zu einer 2,5 stündigen Fahrt nach Süden auf, ins Inland in die Nähe der hohen Berge, zu einem weiteren schön gelegenen, kostenlosen Campingplatz. Wunderbar! Es gibt sogar saubere Toiletten und Wasser dort. Sowie eine wunderbare Aussicht und einen Sternenhimmel vom Feinsten. Und sogar Handyempfang, man glaubt es kaum…

Die Nacht ist noch warm und so sitze ich noch bis nach 23 Uhr draussen. Ich chatte mit einer Freundin, die auch gerade in Neuseeland ist und die ich letztes Jahr beim one-dance-tribe im Allgäu kennen gelernt habe. Sie ist eine travellerin par excellence. Sie macht das schon seit einigen Jahren, schafft es immer wieder unterwegs Geld zu verdienen,  spricht Spanisch, Englisch, Arabisch und 5 weitere Sprachen, stammt ursprünglich aus Argentinien, hat aber in Toulouse studiert und ist eine Lebenskünstlerin, die zudem auch noch blendend gut aussieht… Ich schaue bewundernd zu Menschen mit solchen Lebensentwürfen auf, denn ich empfinde mich gerade als Wanderer zwischen den Welten. Einerseits die solide deutsche Ingenieurswelt und andererseits das unbeschwerte Umdieweltziehen. Ich glaube mein Weg liegt in der Vereinigung des scheinbar Gegensätzlichen. Nicht in bestimmte Schubladen passen wollen, sondern die ganze Kommode sein wollen, inklusive aller Geheimfächer natürlich 😉

Und durch diese Freundin erfahre ich, dass ab dem nächsten Neumond im Norden der Südinsel ein Rainbow-Gathering stattfinden soll, so eine Art Neo-Hippy-Bewegung, mit der ich bisher immermal wieder am Rande in Kontakt gekommen bin, aber noch nie so richtig. Und ich spüre, dass es mich da hinzieht, weil es da etwas Spannendes für mich zu entdecken gibt. Es gibt keine Zufälle!

Aber jetzt werde ich erst mal ausführlich den Süden bereisen, bevor die Blätter braun werden und die ersten Nachtfröste kommen. Aber es ist schön die Aussicht zu haben gegen Anfang März (oder so) in die Rainbow-Gemeinschaft eintauchen zu können…

 Am heutigen Montag ist das Wetter umgeschlagen. Beim Aufwachen war es noch sonnig und mild, aber dann hat es gestürmt und innerhalb einer Stunde ist das Thermometer um mehr als 10 Grad gefallen und es regnet. Bis zum Abend soll die Temperatur auf 6 Grad fallen. Und so kann ich heute mal ein Frühstück im Innern meines Vans geniessen und es ist beruhigend zu wissen, dass der Gaskocher sicher drinnen betrieben werden kann und nicht nur zu Kochen dienen kann, sondern innerhalb von 1-2 Minuten auch eine mollige Wärme im Innern zaubert. Wie gemütlich ist es hier im Bett herum zu hängen in gemütlicher Halbliege-Position, dem Schauspiel von Wind, Wolken und Regen zuzuschauen und meine Freunde durch Schreiben dieses Blogs an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen!

Eine Woche und über 1000 km später:

Der Van läuft ohne Probleme und ich liebe mein neues Zuhause! So gemütlich! Heute hatte ich einen so schönen Platz am Meer und es war noch etwas kühl. Und da habe ich erst mal lange geschlafen, war dann statt duschen im Meer baden (was bei 13 Grad Wassertemperatur schon eine Heldentat war), aber das ist der Charme des Wildcampens, wenn man nicht vor sich hin müffeln will…. Und dann gelesen, geschrieben, Musik gehört, gefrühstückt – alles ungeheuer bequem und mit unbezahlbarem Meerblick!

Mittlerweile habe ich das Auto ganz unkompliziert auf mich umgemeldet (war in 5 min erledigt und hat nur 6 EUR gekostet). Und ausserdem bin ich Mitglied beim Autoclub wegen der Pannenhilfte (rund 40 EUR Jahresbeitrag) und habe für 7 EUR/ Monat eine Haftpflichtversicherung, die 20 Millionen Dollar abdeckt.

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