Hinauf in die Berge

Die Abfahrt des Sammeljeeps verzögert sich um 1,5 Stunden, aber dann ist die letzte Unsicherheit verschwunden, ob es mit dem voraus bezahlten Ticket und der Abholung per Motorrrad ab Hotel auch wirklich funktioniert. Ich bin der letzte Passagier, der zusteigt und muss mit einem Platz im hinteren Teil, quer zur Fahrtrichtung vorlieb nehmen. Aber die 6 h Fahrt bis Uttarkashi gehen ganz gut rum. Zwischendurch Mittagsstopp in einem der besten Restaurants auf der Reise bislang. Ein All-you-can-eat-Thali für nur 50 Rupien (0,65 EUR).

In Uttarkashi treffe ich Ravi, den Bergführer und Freund eines Freundes aus München und wir fahren gemeinsam mit 2x Umsteigen weiter bis in sein kleines Bergdorf Barsu. Die Sammeljeeps mit denen wir fahren, sind jetzt wirklich total überfüllt, so dass wir einander buchstäblich auf dem Schoss sitzen, aber auch das geht. Voll ist erst, wenn die Leute schon übereinandergestapelt sind und trotz Drücken eine Tür nicht mehr zugeht. Aber auch das geht. So langsam entwickele ich indische Gelassenheit und das Nehmen der Dinge so wie sie eben kommen…

Der Platz von Ravi ist wirklich ein traumhaftes Paradies der Ruhe und der phantastischen Bergpanoramen. So kann ich vom Bett aus die über 6000 m hohen Berge in der Morgensonne strahlen sehen. Und ich spüre, wie sie mich rufen…. Das Camp liegt auf 2250 Höhe aber im Vergleich zu diesen Bergriesen, ist die doch schon beträchtliche Höhe kaum spürbar. Die Baumgrenze liegt hier erst bei 4000 m und auf der Höhe des Camps gibt es noch Laubbäume und es wird allerlei Gemüse angebaut.

Ich gehe mit Ravi zu einem nahegelegenen Wasserfall und bin glücklich an so einem schönen Fleckchen Erde angekommen zu sein. Wohltuend und äuserst selten für Indien, sind hier auch keinerlei Autogeräusche mehr zu hören und ausser Wasserrauschen und Tiergeräuschen herrscht eine idylische-ländliche Ruhe. Ich weiss nicht ob Ravi meine Grenzen austesten will, aber als es um eine ungesicherte Kletterpassage (ca. 3. Schwierigkeitsgrad) am Wasserfall entlang geht mit 20 m Luft unter den Füssen passe ich. Das ist mir zu heikel. Er ist aber schon hochgeklettert und mag nun auch ohne Seil da nicht wieder runter, also trennen wir uns und ich laufe alleine den gleichen Weg wieder zurück. Später sagt er mir, dass er bisher noch nie auf diese Idee gekommen ist mit Touristen da hochzuklettern. Ich nehme das mal als Kompliment….

Am Nachmittag regnet es, aber gegen 16 Uhr klart es auf und ich laufe alleine 1 Stunde den Berg hoch, bis zu einer Stelle, wo man ins Nachbartal sehen kann. Fasziniert beobachte ich das Wechselspiel von Sonne und Wolken auf den 6000-ern. Dort oben kriege ich sogar ein schwaches Handynetz, aber als ich versuche E-mails runterzuladen, schlägt auf einmal direkt neben mir aus heiterem Himmel, fast gleichzeitig mit dem Donner ein Blitz ein, so dass ich gehörig erschrecke und mich schleunigst auf den Weg zurück mache, den oben auf dem Kamm bin ich doch recht exponiert. Ausserdem nehme ich es mal als Zeichen &jetzt lass doch mal endlich für eine Weile die verdammten E-mails sein!& Als ich kurz vor Einbruch der Dunkelheit zurück komme, treffe ich auf einen etwas besorgten Ravi. Er sagt, dass um diese Zeit sich besonders viele Braunbären in dieser Gegend herumtreiben, die schon mal kräfitge Prankenhiebe austeilen können, wenn sie bei der Futtersuche überrascht werden. Es sei schon zu einigen Unfällen gekommen.

Am nächsten Tag ziehe ich dann gemeinsam mit dem Koch Jesbir zu einer kleinen Wanderung um einen Teil des Talkessels herum los. Ca. 3 Stunden lang wunderbare Aussicht und strahlender Sonnenschein. Ich merke allerdings, dass ich noch nicht so gut an die Höhe angepasst bin, denn die gut 400 Höhenmeter bis auf knapp 2700 m bringen mich schon ganz schön ins Schnaufen…

Am Nachmittag plane ich dann mit Ravi den Trek für die nächsten 12 Tage. Da keine anderen Gäste in Sicht sind, entschliesse ich mich jetzt doch dafür diese kleine Expedition alleine zu veranstalten. Ausser Ravi und Jesbir werden wir noch 2 Porter benötigen für Kochutensilien, Zelte, Lebensmittel,…. Ich habe wirklich Lust hier zu wandern und in der Natur zu sein und mit Ravi habe ich ein sehr gutes Gefühl. Eigentlich wollte ich nicht zu Beginn meiner Reise so viel Geld ausgeben, aber jetzt wo ich schon mal hier bin… Und für 4 Leute sind 70 EUR pro Tag schon ok.

Morgen noch mal ein paar Erledigungen in Uttarkashi (von aus ich dann hoffe, diesen Beitrag posten zu können) und dann geht es übermorge los. In Gegenden wo es dann wirklich definitiv keinen Handyempfang mehr geben wird…


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Schokoladenkuchen geklaut!

So ein Mist! Gerade haben mir Affen meinen Schokoladenkuchen gemopst, den ich neben meinem Bett liegen hatte! Gemein!

Blick von meinem zweiten Zimmer

Blick von meinem zweiten Zimmer


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Mein Leben in Rishikesh

Gestern habe ich mein erstes Bad in „Mother Ganga“, dem heiligen Ganges genommen. Das Rafting hat Spaß gemacht und auch das Aussteigen aus dem Boot und nebenher schwimmen. Bei 33 Grad Lufttemperatur ist das Wasser wohltuend frisch, da es hier noch relativ direkt aus dem Himalaya kommt. Rishikesh liegt an der Stelle, wo sich aus dem Flachland Nordindiens die ersten grünen Berge erheben.

Der Fluss hier hat eine gewaltige Kraft und wir paddeln mit vereinten Kräften duch so einige heftige Stromschnellen hindurch, so dass bald alle klitschnass sind. Und bei einer Stromschnelle lädt der Guide uns ein durch die Wellen zu schwimmen. Ich frage nur kurz „is it safe“ und schon bin ich in den Wellen, die mit rund 2 m Höhe doch höher als vermutet sind. Trotz Schwimmweste drückt es mich immer wieder kurz unter Wasser und so komme ich unfreiwillig in den Genuss die Trinkwasserqualität zu testen. Aber toi toi toi, auch heute mittag – am Tag danach- zeigt mein Verdauungssystem noch keinerlei Störungen an. Ansonsten habe ich sogar alles Leitungswasser durch meinen Keramikfilter geschickt und das offene Wasser in den Restaurants lieber stehen lassen. Offenbar scheine ich mich so langsam zu akklimatisieren….

Die letzten Tage bin ich viel herumgeschlendert, aber nicht mehr so viel wie am ersten Tag. Vom Balkon aus, der vor meinem Zimmer ist, kann ich das Leben auch beobachten und nebenher lesen oder an meinem Tablet tippen. Diesen Blog jetzt so aufzusetzen, dass er einigermassen vorzeigbar ist, war einige meiner Hauptbeschäftigungen…. Schliesslich ist das meine erste selbstererstellte Website und das autodidaktische Lernen braucht Zeit, Ausdauer und Geduld. Aber das Schöne ist, dass mich niemand ausser meinem eigenen Ehrgeiz antreibt und ich mich in Ruhe durchwühlen kann. Nur ein paar Punkte habe ich bisher nicht lösen können: Zum einen ärgert mich WordPress mit der Seitenmenü-Konfiguration, d.h. die Reihenfolge lässt sich trotz entsprechendem Befehl nicht ändern und auch wenn ich eine Seite lösche oder auf privat setze, bleibt sie trotzdem im Menü. Und zum anderen entstehen bei der Erstellung von Galerien unschöne Lücken, die ich noch nicht wegbekommen habe. Vielleicht liegt das ja an der Bedienung per Android-Tablet. Werde ich demnächst mal mit einem richtigen PC in einem Internet-Cafe checken. Oder hat jemand aus der geneigten Leserschaft einen Tipp für mich?

Heute ist erstmal mein letzter Tag in Rishikesh. Morgen geht es in die Berge! Ich werde zu Ravi fahren, einem Bergführer, der Touren organisiert und ein kleines Camp auf 2000 m Höhe in dem kleinen Dorf Barsu betreibt. Ein Freund von mir aus München, der einige Jahre bei Siemens in Delhi gearbeitet hat, kennt Ravi und hat ihn mir wärmstens empfohlen… Die Fahrt wird sicherlich spannend. Durch Erdrutsche während der Monsunzeit scheint der Strassenzustand wohl derzeit sehr schlecht zu sein, so dass der Bus für die 172 km  bis Uttarkashi 9-10 Stunden brauchen soll. Dazu müsste ich spätestens um 6 Uhr morgens am Busbahnhof sein. Ich entscheide mich für die etwas teurere Variante und buche einen Platz in einem Sammeljeep, der angeblich nur etwa 6 Stunden braucht. Mal schauen, wie ich von dort dann noch die letzten 40 km bis in dieses kleine Dorf komme….

Könnte gut sein, dass dies für die nächsten 2-3 Wochen mein letzter Eintrag sein wird. Ich vermute mal, dass es dort in den Bergen schon mit der Stromversorgung abenteuerlich sein könnte, geschweige denn mit der Internetverbindung…

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Mein Lieblingscafe am Fluss: Freundliche Bedienung, chillige Atmospähre, fantastische Aussicht, schnelles WLAN. Hier tröpfeln die Stunden so angenehm dahin, dass auf einmal wieder ein ganzer Tag vergangen ist. Es lebe die Entschleunigung!


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Rafting auf dem heiligen Ganga (Ganges)

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Restaurant: Optische und akustische Eindrück

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Rishikesh Impressionen

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Abendzeremonie am Ganges


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Internetsucht und Faszination Rishikesh

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Durch den Strassenlärm wache ich trotz Ohropax schon vor 7 Uhr auf. Obwohl es erst 3 Uhr deutscher Zeit ist, fühle ich mich doch schon recht frisch und ausgeruht.

Der erste Gedanke ist mal eben kurz die Mails zu checken. Aber das WLAN macht was es will und das ist nicht viel. Zwischendurch funktioniert es mal aber unendlich laaaangsaaaam. Und dann ist immer wieder die Verbindung unterbrochen. Ob das mit den häufigen Stromausfällen oder mit der mangelnden Reichweite in mein Zimmer zu tun hat ist mir unklar. Macht jedenfalls nicht wirklich Spaß. Während des Frühstücks breche ich dann den 3.Versuch ab die open-street-map India (195 MB) herunter zu laden nach einer Stunde ab…
Jetzt habe ich Lust die Gegend zu erkunden. Und im Hinterkopf habe ich, ob ich nicht vielleicht dabei eine ruhigere Unterkunft in Flussnähe mit besserem WLAN auftreiben kann…40462096622521213_mRYKn3oq_f

Ich geniesse es in dieses pralle Leben einzutauchen. Tempelgesänge, vertraute Mantras, Bettelsadhus, Pilger und zwischendurch auch ein paar Touris. Ich sehe so einige Raftingboote durch die Stromschnellen rauschen und das macht mir Lust mich auch mal danach umzusehen. Das Wetter soll die nächste Zeit auf jeden Fall mit über 30 Grad recht angenehm für eine vielleicht doch recht erfrischende Flussfahrt werden.

Stundenlang lasse ich mich durch die verschiedenen Gegenden treiben und kann mich nicht sattsehen. Und es ist schön da so mittendrin zu sein, alles hautnah zu spüren…

Und nachdem ich so ziemlich überall gewesen bin finde ich auch ein anderes Zimmer, direkt am Fluss gegenüber von Stromschnellen und in unmittelbarer Nachbarschaft von so einigen Meditationszentren (Dev Ganga Guesthouse). Aber lieber Wasserrauschen und Bhajans als Autolärm…

Dann mache ich mich auf nach Downtown-Rishikesh, wo ich im Internet einen Vodafone-Shop gesehen habe. Ich brauche unbedingt eine lokale SIM-Karte! Dafür habe ich mir ja schliesslich extra ein Dual-Sim-Handy gekauft… Internetsucht lässt grüssen. Vielleicht wäre es wirklich mal eine spannende Herausforderung einige Tage offline zu sein? Da heute Feiertag ist (Geburtstag von Mahatma Gandhi) klappt es mit der Aktivierung der Karte im ersten Shop nicht, da dazu ein Anruf bei Vodafone erforderlich ist, die am Feiertag nicht arbeiten. Der ursprüngliche Shop. den ich im Internet gefunden habe, war auch nicht aufzufinden im realen Leben… Aber so schnell gebe ich nicht auf. Ich finde noch einen Shop, der vorab aktivierte SIM-Karten hat, was dann nach einigem Hin- und Her auch tatsächlich funktioniert, nachdem sich ca. 5 verschiedene Männer unter meiner Assistenz durch die deutschen Konfigurations-Menüs meines Handies gewühlt haben und auch noch für mich die nichtenglischen Konfigurations-SMSe entschlüsseln. Sehr hilfsbereit die Menschen hier! Nur haben die in diesem Shop seltsamerweise keine Prepaid-Internet-Pakete mehr, aber zumindest das telefonieren und simsen funktioniert schon mal. Und durch die vorab aktivierte Karte komme ich auch noch um die für Ausländer recht bürokratische Registrierungsprozedur herum, die sie im ersten Shop von mir verlangt haben (2 Passbilder, Kopie von Pass und Visum, Nachweis sowohl einer ausländischen als auch einer indischen Adresse). Im nächsten Shop erstehe ich dann ganz stolz 1 GB-Highspeed-Datenvolumen (3G) für stolze 248 Rupien (3,18 EUR).

Dann werde ich angezogen von Hare-Krishna-Gesängen zu einer Sonnenuntergangs-Puja geleitet, wo sich einige Hundert Menschen versammelt haben, von denen einige sogar im Fluss plantschen. Scheint auch irgendwas mit Gandhis Geburtstag zu tun haben und mit einen Swami mit Bart und langen Haaren, der die Segnungen und Gebete leitet.

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Als ich ins Hotel zurück will, stelle ich fest, dass ich meinen Schlüssel irgendwo unterwegs verloren habe. Aber zum Glück kein Drama – es findet sich ein Ersatzschlüssel und wahrscheinlich muss ich noch nicht mal was dafür zahlen…


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Geschützt: Wie geht es mir?

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Die Reise hat begonnen! Back again in India….

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Die letzte Woche war dann doch noch recht hektisch, weil ich unterschätzt hatte, wieviel Zeit ich brauchte, um mein Zwischendomizil aufzulösen, die restlichen Sachen einzulagern, viele Unterlagen in die Cloud hochzuladen – nicht nur Musik und Hörbücher, sondern z.B. auch die Dokumente, die ich brauchen werde um nächstes Jahr meine Steuererklärung von unterwegs machen zu können…
Und dann viele einzelne Abschiede, klärende Gespräche – aussprechen was noch ausgesprochen werden will. Aufräumen also auf alle Ebenen, damit ich wirklich frei bin für mein grosses Abenteuer.
So sieht mein Selfstorage-Lager aus:

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Und das ist nur ein kleinerer Teil meiner gesamten Habe, da ich das meiste im Freundeskreis verteilt habe.

Und dann noch am letzten Abend dieses Glas Rotwein in der Badewanne, was ich nicht vertragen habe und am Reisetag ziemlich verkatert aus der Wäsche schaute..

Bis zur letzten Minute habe ich gepackt, umgepackt, neu sortiert – und letztlich wohl doch zuviel dabei. Eine Waage hatte ich nicht, aber der Check am Flughafen ergab 20.7 kg für den grossen Rucksack (Punktlandung!) und der „kleine“ 40 Liter Rucksack mit den Büchern und der ganzen Elektronik brachte es bestimmt auch noch mal auf 8 kg. Ich bin also derzeit mit rund 30 kg Gepäck unterwegs. Schon der Wahnsinn! Aber schliesslich gehe ich mal von ein bis zwei Jahren Reisezeit durch viele verschiedenen Klimazonen hindurch und bin für Tauchen über Bergwandern bis hin zum Meditieren für alles ausgerüstet. Mein grösster Stolz ist mein neuer Keramikwasserfilter, der 50000 Liter Wasser zu Trinkwasser verwandeln kann. Den ersten Test mit indischem Leitungswasser hat er überstanden – naja noch nicht ganz, ich werde morgen nochmal mein Verdauungssytem befragen….

Von München bis Istanbul döse ich so vor mich mit sanfter Musik aus den Bose-Noise-Cancelling-Kopfhörern. Dort gut eine Stunde Aufenthalt und die restlichen 6 Stunden bis Delhi gehen dann auch relativ gut rum. Fast pünktliche Landung um 4:40 Uhr Ortszeit. Immigration und Gepäck problemlos, so dass ich schon um 5:30 Uhr in die freie indische Wildbahn entlassen werde.

Und dann wurde es spannend mit dem Transport nach Rishikesh: Ich hatte mir schon drei Wochen vorher ein Zugticket gebucht, was mir die bequemste und komfortabelste Option schien. Aber leider war der schon ausgebucht und ich wusste nicht, ob ich über die Warteliste nun noch reingerutscht bin? In meiner app war ich von ursprünglich Platz 43 bis zum Abflug in München schon auf Platz 17 vorgerückt. Gerade 1-2 Tager davor war noch umheimlich viel Bewegung in der Sache. Aber wie jetzt in Delhi schnell den Status checken? Ohne lokale SIM-Karte wollte ich gerne die extrem hohen Datenroaming-Gebühren (0.79 EUR/ 50 KB!) sparen, aber es war weit und breit kein Internetcafé zu sehen und die Info-Schalter konnten mir auch nicht weiterhelfen und schickten mich nur jeweils vom einen Ende der Halle zum anderen und wieder zurück. Noch 1 Stunde Zeit bis zur möglichen Abfahrt meines Zuges und der Bahnhof ist ca. 30 min entfernt. Was tun? Der Optimist in mir fasste eine schnelle Entscheidung: Taxi zum Bahnhof nehmen und dort die Sache klären. Wird schon noch klappen! Ich laufe zum Prepaid-Taxi-Schalter, um nicht beschissen zu werden und werde ausgerechnet dort durch einen alten Wechselgeld-Trick um ca.5 EUR zuviel erleichtert. Dumme Sache aber ich verzeihe mir den Fehler in meinem übermüdeten Zustand unter Zeitdruck. Dann renne ich zum Taxistand und siehe da der Taxi-Dispatcher hat tatsächlich auch eine Indian-Railways-app und findet heraus, dass ich zwar auf Platz 3 der Warteliste gerutscht bin, aber eben nicht ausreichend fürs Zugfahren dürfen…

Als backup hatte ich mir aber noch ein Busticket besorgt und ich lege nochmal den gleichen Betrag drauf und lasse mich zum weiter entfernten Busabfahrtsplatz fahren. Das ist kein klassisches Busterminal, sondern eine bunte Ansammlung einiger Busse in einer Gegend, die nicht gerade sehr viel Vertrauen erweckt. Der Taxifahrer findet die exakte Adresse nicht und gibt schliesslich auf. Schliesslich finde ich einen Rikschafahrer, der sich auskennt und mich die restlichen 300 Meter für weitere 50 Rupien kutschiert. Das Office hat aber um 7:15 noch geschlossen und mir bleiben noch 3 Stunden bis zur Abfahrt. Die ausrangierten, alten Bussitze vor dem Office geben den Blick frei auf einige Kühe, die auf einer wilden Müllhalde „grasen“, die bereits mehr als die halbe Strassenhälfte in Beschlag nimmt. Drumherum ein paar zwielichtige Gestalten.. Ich schaue mich um und laufe los auf der Suche nach einem einladenderen Warteplatz und werde in 10 Minuten Entfernung fündig in Gestalt eines einigermassen einladenden Parks, wo ich Wasser und ein paar Bananen auftreibe und auf einer Bank dem morgendlichen Sport-, Yoga- und Meditations-Übungen zuschaue.

Dort ist es ziemlich gemütlich, aber vielleicht zu gemütlich, denn ich kämpfe mit einer grossen Müdigkeit. Immer wieder wollen mir die Augen zufallen, aber hier einzuschlafen mit meinem genzen Gepäck neben mir wäre wohl keine so gute Idee. So halte ich durch bis 9:15 Uhr (5:45 Uhr deutscher Zeit) und gehe dann zum Bus-Office. Dieses hat jetzt tatsächlich geöffnet, aber leider erfahre ich, dass der Bus heute nicht fahren wird, da es Probleme mit der aircondition gibt. Mist! Was tun? Ich frage dort nach Alternativen, aber höre, dass die anderen privaten Busgesellschaften für heute mit ziemlicher Sicherheit ausgebucht sind.Es gäbe allerdings staatliche Busse, die häufiger fahre würden. Dort könnte ich mein Glück probiere. Nach ziemlicher hartnäckiger Diskussion bekomme ich immerhin den Fahrpreis von 700 Rupien erstattet. Ich steige also wieder in eine Rikscha und lasse mich zu dem angegebenen Platz an einer Hauptstrasse fahren. Dort halten tatsächliche immer wieder betagte, klapprige Busse, die jedoch nicht in Englisch beschriftet sind, sondern in dieser lustigen Schrift mit den vielen Kringeln, die ich (noch) nicht lesen kann. Also frage ich mich durch. Zwei Jungs können englisch und bestätigen mir, dass ich hier richtig bin, aber sie sagten „this could be a very long journey“… Nach ca. 10 min hält tatsächlich ein Bus, der nicht nur bis Haridwar sondern tatsächlich direkt bis nach Rishikesh fährt und ich steige ein. Auch ein ziemlich klappriges Modell und aircondition gibt es eh nicht, aber dafür sind die Fenster geöffnet und die staubige 35 Grad warme Luft bläst durch den Bus. Ganz hinten in der Mitte ist noch einiges frei und so finde ich mit meinem umfangreichen Gepäck Platz und kann sogar die Beine ausstrecken. Ich bin zufrieden, weil ich unterwegs bin und heute noch Rishikesh erreichen werde. Und so schlecht ist der government-bus nun auch nicht. Und er kostet nur 220 Rupien, d.h.weniger als ein Drittel des privaten Buses und ein Sechstel des erste Klasse Zugtickets, das eh nur bis Haridwar gegolten hätte…Ich komme ins Gespräch mit einem Arzt aus der Nähe von Haridwar, der in Mumbai arbeitet und gerade auf dem Weg zu seiner Familie ist. Und dann kann ich mich auf der Rückbank sogar etwas ausstrecken und die Augen zumachen. Das Schaukeln des Buses ist ganz ok und es fühlt sich gut an eine spontane, günstige Möglichkeit des Reisens gefunden zu haben. Zum Teufel mit der ganzen Vorausplanung! Funktioniert in Indien wohl eh nur sehr begrenzt…

Irgendwann wird es ziemlich holprig, so das ich mehrfach einige Zentimeter hochgeschleudert werde, so dass ich mich aufsetze. Und kurze Zeit später wird der Bus eh voll, so dass ich mich mit angezogenen Knien irgendwie aufrecht zusammen falten muss. Aber das tut meiner guten Stimmung keinen Abbruch. Irgendwann gibt es einen Essensstopp und ich geniesse ein vegetarisches Thali, das sehr lecker ist und gerade die richtige Schärfe hat.

Nach ca. 6 Stunden Fahrt ist Rishikesh erreicht und ich nehme eine Riksha zum reservierten Hotel (Bhandari Swiss Cottage). Das Zimmer hat eine phantastische Aussicht über den Ganges und ist sehr komfortabel und geräumig. Ich wollte ja zum Ankommen bewusst etwas richtig gutes. Der Preis von 1500 Rupien (19 EUR) pro Nacht ist zwar etwas teurer als ich dauerhaft ausgeben möchte, aber für ein paar Tage ist schon ok. Nur das ständige Gehupe und die dröhnenden Motorgeräusche, die von der Hauptstrasse herauf tönen sind etwas gewöhnungsbedürftig…

Ich bin noch erstaunlich fit und munter und nach einer ausgiebigen Dusche gehe ich im Hotelrestaurant essen und geniesse es abends noch im T-Shirt draussen sitzen zu können. Nicht mehr so heiss, aber mit 25 Grad richtig angenehm. Ich schreibe noch etwas an diesem Blog, lese dann noch ein wenig in einem Buch und schlummere gegen 22 Uhr zufrieden ein.


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