Die Reise hat begonnen! Back again in India….

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Die letzte Woche war dann doch noch recht hektisch, weil ich unterschätzt hatte, wieviel Zeit ich brauchte, um mein Zwischendomizil aufzulösen, die restlichen Sachen einzulagern, viele Unterlagen in die Cloud hochzuladen – nicht nur Musik und Hörbücher, sondern z.B. auch die Dokumente, die ich brauchen werde um nächstes Jahr meine Steuererklärung von unterwegs machen zu können…
Und dann viele einzelne Abschiede, klärende Gespräche – aussprechen was noch ausgesprochen werden will. Aufräumen also auf alle Ebenen, damit ich wirklich frei bin für mein grosses Abenteuer.
So sieht mein Selfstorage-Lager aus:

2014-09-29 21.30.46
Und das ist nur ein kleinerer Teil meiner gesamten Habe, da ich das meiste im Freundeskreis verteilt habe.

Und dann noch am letzten Abend dieses Glas Rotwein in der Badewanne, was ich nicht vertragen habe und am Reisetag ziemlich verkatert aus der Wäsche schaute..

Bis zur letzten Minute habe ich gepackt, umgepackt, neu sortiert – und letztlich wohl doch zuviel dabei. Eine Waage hatte ich nicht, aber der Check am Flughafen ergab 20.7 kg für den grossen Rucksack (Punktlandung!) und der „kleine“ 40 Liter Rucksack mit den Büchern und der ganzen Elektronik brachte es bestimmt auch noch mal auf 8 kg. Ich bin also derzeit mit rund 30 kg Gepäck unterwegs. Schon der Wahnsinn! Aber schliesslich gehe ich mal von ein bis zwei Jahren Reisezeit durch viele verschiedenen Klimazonen hindurch und bin für Tauchen über Bergwandern bis hin zum Meditieren für alles ausgerüstet. Mein grösster Stolz ist mein neuer Keramikwasserfilter, der 50000 Liter Wasser zu Trinkwasser verwandeln kann. Den ersten Test mit indischem Leitungswasser hat er überstanden – naja noch nicht ganz, ich werde morgen nochmal mein Verdauungssytem befragen….

Von München bis Istanbul döse ich so vor mich mit sanfter Musik aus den Bose-Noise-Cancelling-Kopfhörern. Dort gut eine Stunde Aufenthalt und die restlichen 6 Stunden bis Delhi gehen dann auch relativ gut rum. Fast pünktliche Landung um 4:40 Uhr Ortszeit. Immigration und Gepäck problemlos, so dass ich schon um 5:30 Uhr in die freie indische Wildbahn entlassen werde.

Und dann wurde es spannend mit dem Transport nach Rishikesh: Ich hatte mir schon drei Wochen vorher ein Zugticket gebucht, was mir die bequemste und komfortabelste Option schien. Aber leider war der schon ausgebucht und ich wusste nicht, ob ich über die Warteliste nun noch reingerutscht bin? In meiner app war ich von ursprünglich Platz 43 bis zum Abflug in München schon auf Platz 17 vorgerückt. Gerade 1-2 Tager davor war noch umheimlich viel Bewegung in der Sache. Aber wie jetzt in Delhi schnell den Status checken? Ohne lokale SIM-Karte wollte ich gerne die extrem hohen Datenroaming-Gebühren (0.79 EUR/ 50 KB!) sparen, aber es war weit und breit kein Internetcafé zu sehen und die Info-Schalter konnten mir auch nicht weiterhelfen und schickten mich nur jeweils vom einen Ende der Halle zum anderen und wieder zurück. Noch 1 Stunde Zeit bis zur möglichen Abfahrt meines Zuges und der Bahnhof ist ca. 30 min entfernt. Was tun? Der Optimist in mir fasste eine schnelle Entscheidung: Taxi zum Bahnhof nehmen und dort die Sache klären. Wird schon noch klappen! Ich laufe zum Prepaid-Taxi-Schalter, um nicht beschissen zu werden und werde ausgerechnet dort durch einen alten Wechselgeld-Trick um ca.5 EUR zuviel erleichtert. Dumme Sache aber ich verzeihe mir den Fehler in meinem übermüdeten Zustand unter Zeitdruck. Dann renne ich zum Taxistand und siehe da der Taxi-Dispatcher hat tatsächlich auch eine Indian-Railways-app und findet heraus, dass ich zwar auf Platz 3 der Warteliste gerutscht bin, aber eben nicht ausreichend fürs Zugfahren dürfen…

Als backup hatte ich mir aber noch ein Busticket besorgt und ich lege nochmal den gleichen Betrag drauf und lasse mich zum weiter entfernten Busabfahrtsplatz fahren. Das ist kein klassisches Busterminal, sondern eine bunte Ansammlung einiger Busse in einer Gegend, die nicht gerade sehr viel Vertrauen erweckt. Der Taxifahrer findet die exakte Adresse nicht und gibt schliesslich auf. Schliesslich finde ich einen Rikschafahrer, der sich auskennt und mich die restlichen 300 Meter für weitere 50 Rupien kutschiert. Das Office hat aber um 7:15 noch geschlossen und mir bleiben noch 3 Stunden bis zur Abfahrt. Die ausrangierten, alten Bussitze vor dem Office geben den Blick frei auf einige Kühe, die auf einer wilden Müllhalde „grasen“, die bereits mehr als die halbe Strassenhälfte in Beschlag nimmt. Drumherum ein paar zwielichtige Gestalten.. Ich schaue mich um und laufe los auf der Suche nach einem einladenderen Warteplatz und werde in 10 Minuten Entfernung fündig in Gestalt eines einigermassen einladenden Parks, wo ich Wasser und ein paar Bananen auftreibe und auf einer Bank dem morgendlichen Sport-, Yoga- und Meditations-Übungen zuschaue.

Dort ist es ziemlich gemütlich, aber vielleicht zu gemütlich, denn ich kämpfe mit einer grossen Müdigkeit. Immer wieder wollen mir die Augen zufallen, aber hier einzuschlafen mit meinem genzen Gepäck neben mir wäre wohl keine so gute Idee. So halte ich durch bis 9:15 Uhr (5:45 Uhr deutscher Zeit) und gehe dann zum Bus-Office. Dieses hat jetzt tatsächlich geöffnet, aber leider erfahre ich, dass der Bus heute nicht fahren wird, da es Probleme mit der aircondition gibt. Mist! Was tun? Ich frage dort nach Alternativen, aber höre, dass die anderen privaten Busgesellschaften für heute mit ziemlicher Sicherheit ausgebucht sind.Es gäbe allerdings staatliche Busse, die häufiger fahre würden. Dort könnte ich mein Glück probiere. Nach ziemlicher hartnäckiger Diskussion bekomme ich immerhin den Fahrpreis von 700 Rupien erstattet. Ich steige also wieder in eine Rikscha und lasse mich zu dem angegebenen Platz an einer Hauptstrasse fahren. Dort halten tatsächliche immer wieder betagte, klapprige Busse, die jedoch nicht in Englisch beschriftet sind, sondern in dieser lustigen Schrift mit den vielen Kringeln, die ich (noch) nicht lesen kann. Also frage ich mich durch. Zwei Jungs können englisch und bestätigen mir, dass ich hier richtig bin, aber sie sagten „this could be a very long journey“… Nach ca. 10 min hält tatsächlich ein Bus, der nicht nur bis Haridwar sondern tatsächlich direkt bis nach Rishikesh fährt und ich steige ein. Auch ein ziemlich klappriges Modell und aircondition gibt es eh nicht, aber dafür sind die Fenster geöffnet und die staubige 35 Grad warme Luft bläst durch den Bus. Ganz hinten in der Mitte ist noch einiges frei und so finde ich mit meinem umfangreichen Gepäck Platz und kann sogar die Beine ausstrecken. Ich bin zufrieden, weil ich unterwegs bin und heute noch Rishikesh erreichen werde. Und so schlecht ist der government-bus nun auch nicht. Und er kostet nur 220 Rupien, d.h.weniger als ein Drittel des privaten Buses und ein Sechstel des erste Klasse Zugtickets, das eh nur bis Haridwar gegolten hätte…Ich komme ins Gespräch mit einem Arzt aus der Nähe von Haridwar, der in Mumbai arbeitet und gerade auf dem Weg zu seiner Familie ist. Und dann kann ich mich auf der Rückbank sogar etwas ausstrecken und die Augen zumachen. Das Schaukeln des Buses ist ganz ok und es fühlt sich gut an eine spontane, günstige Möglichkeit des Reisens gefunden zu haben. Zum Teufel mit der ganzen Vorausplanung! Funktioniert in Indien wohl eh nur sehr begrenzt…

Irgendwann wird es ziemlich holprig, so das ich mehrfach einige Zentimeter hochgeschleudert werde, so dass ich mich aufsetze. Und kurze Zeit später wird der Bus eh voll, so dass ich mich mit angezogenen Knien irgendwie aufrecht zusammen falten muss. Aber das tut meiner guten Stimmung keinen Abbruch. Irgendwann gibt es einen Essensstopp und ich geniesse ein vegetarisches Thali, das sehr lecker ist und gerade die richtige Schärfe hat.

Nach ca. 6 Stunden Fahrt ist Rishikesh erreicht und ich nehme eine Riksha zum reservierten Hotel (Bhandari Swiss Cottage). Das Zimmer hat eine phantastische Aussicht über den Ganges und ist sehr komfortabel und geräumig. Ich wollte ja zum Ankommen bewusst etwas richtig gutes. Der Preis von 1500 Rupien (19 EUR) pro Nacht ist zwar etwas teurer als ich dauerhaft ausgeben möchte, aber für ein paar Tage ist schon ok. Nur das ständige Gehupe und die dröhnenden Motorgeräusche, die von der Hauptstrasse herauf tönen sind etwas gewöhnungsbedürftig…

Ich bin noch erstaunlich fit und munter und nach einer ausgiebigen Dusche gehe ich im Hotelrestaurant essen und geniesse es abends noch im T-Shirt draussen sitzen zu können. Nicht mehr so heiss, aber mit 25 Grad richtig angenehm. Ich schreibe noch etwas an diesem Blog, lese dann noch ein wenig in einem Buch und schlummere gegen 22 Uhr zufrieden ein.


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