Smoke on the water – fire in the sky

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Jetzt sitze ich nun in einer der schönsten Berglandschaften dieser Erde und sehe alles nur verschwommen. Der blöde Rauch sitzt hartnäckig fest.

Das Atmen ist nach wie vor etwas schwerfälliger als gewohnt und körperliche Anstrengung, wie etwa Bergtouren fallen flach. Aber eine Bergtour ohne Aussicht ist eh witzlos.

Morgens braucht es ewig, bis sich ein fahler Sonnenschimmer durch den Rauch schiebt. Aber das Sonnenlicht ist diffus und noch um 11 Uhr ist es 9 Grad kalt. Da macht das Aufstehen und aus dem Zelt krabbeln nicht so viel Spaß. Viele Fotos habe ich in dieser Zeit nicht gemacht, d.h. die Rauchnebelfotos, die hier zu sehen sind, sind schon abgeschwächte Dokus der tatsächlichen Situation:

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Ich bin auf seit zwei Tagen auf einem recht schönen, ruhigen Wald-Campingplatz bei Banff und warte wie die Dinge sich entwickeln. Ab Mittag wird es jedenfalls temperaturmässig ganz nett: Das Thermometer steigt bis zum Nachmittag auf über 20 Grad.

Gestern habe ich einen kleinen Spaziergang an einem See entlang gemacht und dort mein Buch ausgelesen. Und dann in Banff abgehangen und in einem Internet-Cafe gewesen.

Ich habe mir nochmal die ganzen Reklamationen der letzten Wochen nachgehakt. Das Ergebnis ist frustrierend:

Vor fluege.de kann ich nur warnen! Deren Buchungssystem hatte mich damals im Stich gelassen, ist mit eindeutigen Fehlermeldungen ausgestiegen. Also dachte ich, dann buche ich eben meinen Hawaii-Flug direkt bei der Airlines. Das hat dann auch super geklappt und Bestätigung und Ticket waren innerhalb weniger Minuten da. Ich hatte nur dann ein Problem als fluege.de mir 10 Stunden später ebenfalls ein Ticket ausstellte und meine Kreditkarte belastete – und das trotz Buchungsabbruch mit Fehlermeldung! Ich war damals auf Fiji und hatte schlechte Internetverbindung, so dass ich nicht einfach telefonieren konnte. Ich schicket also e-mails, auf die aber niemand antwortete. Irgendwann schaffte ich es tatsächlich mal telefonisch durchzukommen und da fand dieser jemand meine mails im System nicht. Ich sollte sie nochmals schicken, auf eine andere Mail-Adresse. Wieder vergehen Tage und Wochen ohne Reaktion auf meine Reminder. Als ich in Hawaii bin ist es mit dem Telefonieren kein Problem mehr und ich erwische jemand am Telefon, der mir verspricht sich darum zu kümmern. Aber wieder nur leere Versprechungen…. Also veranlasse ich bei meiner Bank eine Umsatzreklamation der Kreditkartenbuchung. Einige Zeit später kommt von fluege.de tatsächlich eine Antwort: Sie seien dabei es mit der Airline zu klären, ich solle mich noch gedulden. Blöd nur, dass der Flug, der doppelt gebucht war, nun schon in wenigen Tagen anstand. Natürlich keine Antwort bis zum Abflugtermin…

Beim Einchecken frage ich die Leute von Hawaiian-Airlines, ob in ihrem System eine Stornoanfrage vorhanden sei? Sie verneinen… Sie sehen nur, dass ich doppelt gebucht bin. Aber der Flug, den ich direkt gebucht habe, hat 100 % Stornogebühren, da können man nichts machen. Ich solle mich an fluege.de wenden.

Heute, mehr als 3 Monate nach dem Buchungsversuch, kriege ich tatsächlich eine Antwort von fluege.de. Hawaiian Airlines würde Reklamation nicht anerkennen und ihre eigenen Stornogebühren seien 100 %. Ob ich damit einverstanden sei die Stornierung zu diesen Konditionen durchzuführen? Und sie besitzen auch noch die Frechheit mir dafür ein 24h-Ultimatum zu setzen. Ich versuche sie daraufhin,sie nochmal daran zu erinnern, dass es ja der Fehler ihres Buchungssystems gewesen sei und dass sie gefälligst zu ihren Fehlern stehen sollen und die Kosten dafür nicht auf den Kunden abwälzen sollten.

Bei dieser Sache ging es nur um einen Flug innerhalb von Hawaii, nur gut 100 EUR, aber trotzdem!

Das andere Drama mit Hawaiian Airlines, deren Maschine ausfiel und ich dadurch meinen Flug von Honolulu nach Los Angeles verpasste, konnte ich auch nie klären. Da ging es immerhin schon um 300 EUR, die ich doppelt zahlen musste. An den Schaltern von Hawaiian Airlines liess man mich auflaufen und verwies mich an einen Reklamationstelefonnummer. Dort auch keine Hilfe, sondern der Hinweis ich müsse schriftlich beantragen. Auf die schriftliche Beantragung erfolgte trotz mehrmaligem Nachfassen bis heute keine Antwort….

Und dann Allegiant Airlines mit denen ich nach L.A. fliegen sollte. Ok, es war nicht ihre Schuld, dass ich den Flug verpasst habe. Aber ich war 40 min in Kaui in der Telefonwarteschleife, bis ich den Versuch abbrechen musste, da ich zum boarding musste. Ich wollte erreichen, dass sie mir zumindest die Steuern und die Gebühren für die zwei eingecheckten Gepäckstücke erstatten. Ich habe dann noch einige E-Mails geschrieben, auch die ich auch keinerlei Antwort bekam.

Dann noch die Sache mit Samsung, bei denen es keine internationale Garantie gibt und die zwar antworten, aber nicht wirklich helfen. Phrasenhafte Standardantworten.

Und dann meine Zahnärztin in München, bei der ich zur Sicherheit vor meiner Abreise noch teure Inlays habe machen lassen, damit mir zwischendurch auf der Reise nichts passiert. Schon in Samoa bricht eines der Inlays auseinander und ich lasse es auf Hawaii provisorisch durch eine Kunststofffüllung ersetzen. Und dann dachte ich mal, dass ich die Sache reklamiere. Tue ihr leid, dass hätte eine Ärztin gemacht, die zwar in ihrer Praxis gearbeitet hätte, aber selber eine eigene Rechnung erstellt habe. Sie würde nicht mehr bei Ihnen arbeiten und sie wüssten auch nicht, wo sie jetzt arbeitet. Ich solle halt versuchen sie ausfindig zu machen…. Und das bei einer Zahnärztin, bei der ich seit Jahren in Behandlung bin und schon zähneknirschend hingenommen habe, immer wieder von Aushilfszahnärzten dort behandelt zu werden, da die Chefin sich wohl für die Routine zu schade ist. Ich habe ihr meine Meinung geschrieben, was ich davon halte….

Diese Antworten habe ich gelesen, als ich heute früh bei 9 Grad im Nebel sitze, mir einen abfriere und frustriert bin.

Und ich habe fieberhaft nach Alternativen gesucht. Ich müsste mindestens 8 Stunden lang fahren, um dem Rauch zuverlässig zu entgehen und noch in einer halbwegs attraktiven Gegend zu sein. Aber gerade für diese Gegend ist die Wettervorhersage die nächsten Tage kühl und regnerisch.

Und ich sitze zwar mitten in einer eigentlich warmen Hochdruckzone, die mir aber durch den Qualm versaut wird.

Wie ich mich auch drehe und wende, es scheint keinen Ausweg zu geben…

Das Clubhaus vom kanadischen Alpenverein ist telefonisch nicht erreichbar. Ich überlege schon, ob ich da einfach hinfahre und schaue. Aber da müsste ich vermutlich am Wochenende eh wieder raus, da dann nach ihrer Online-Belegungsübersicht ausgebucht ist.

Und da sehe ich doch tatsächlich ein paar ganz zarte Sonnenstrahlen und ein kleines Stück blauen Himmel. Das lässt hoffen. Ich schaue mir die Webcams der Umgebung an, und 60 km nördlich scheint es sogar ein bisschen Sicht zu geben.  In Lake Louise angekommen ist tatsächlich einiges von den Bergen zu sehen, und die Luft ist auch klarer. Ich mache mich also doch noch zu eine längeren Tour auf und siehe da, das Atmen funktioniert wieder viel besser. Ich düse im Stechschritt die Uferpromenade entlang, bin immer noch in Rage und es tut gut diese potentielle Energie in kinetische Energie zu wandeln. Ich muss mich beherrschen keine Asiaten anzuschreien und zu Seite zu rempeln, die noch nicht kapiert haben, dass in Kanada Rechtsverkehr herrscht. Familien mit Kindern und Hunden zusammenzubrüllen, die den ganzen breiten Weg alleine in Anspruch nehmen. Stattdessen rase ich im Slalom und im doppelten Tempo an Ihnen vorbei… Nach einer guten halben Stunde steigt der Weg an und die Sandalenträger-Fraktion lichtet sich. Mich den Berg hinauf auszutoben tut gut. Nach einer Stunde Aufstieg habe ich noch lange nicht genügt und nehme einen weiteren Aussichtspunkt in Angriff. So bringe ich in recht kurzer Zeit immerhin gut 500 Höhenmeter zusammen und die Aussicht von dort oben ist gar nicht so schlecht. Ich gehe ein Stück gemeinsam mit einer Gruppe Tschechen, die in Vancouver leben und die ganz nett sind. Und dann treffe ich auch noch oben ein paar kanadische Hippies, die mir den besten Lieblingsaussichtspunkt überhaupt zeigen. Meine Stimmung ist etwas besser geworden. Die körperliche Bewegung und die Tatsache, dass ich zumindest mal ein bisschen was von den Bergen gesehen habe, lassen eine gewisse Befriedigung verspüren.

Interessant finde ich, dass die Eisenbahn diese Gegend lange erschlossen hat, bevor die erste Strasse hierher führte. Die ersten Weg hat die Eisenbahngesellschaft gebaut, die ersten Hotels, die ersten Teehäuser…..ja sie hat sogar Maler engagiert, um mit ihren Bildern Werbung zu machen und Bergführer eigens aus der Schweiz übergesiedelt…

Ich koche mir eine leckere Gemüse-Kartoffelsuppe in Kokosmilch und schaue den Mond an, der wieder viel klarere Umrisse hat und nich.t mehr nur die diffuse Lichtquelle der vergangenen Tage darstellt. Der Smoke-Forecast für morgen sieht auch gar nicht so übel aus. Vielleicht wird die Luft ja morgen noch ein wenig klarer. Derzeit ist es jedenfalls ungewöhnlich mild. Seit zwei Stunden ist etwas Wind aufgekommen, der sich fast wie Föhnwind in Bayern anfühlt. Ich hoffe mal, dass es nicht die Wärme eines nahen Waldbrandes ist. Aber dann würden der Himmel und der Mond anders aussehen…

Trotzdem fühlt es sich insgesamt etwas sinnlos an, so alleine hier herum zu hängen und ich könnte sehr gut mal ein paar aufmunternde Worte und/oder eine Umarmung gebrauchen…

Selbstironisch kommt mir immer wieder dieser Song von Thommie Bayer in den Sinn:

So allmählich wird die Sicht besser, der Rauchnebel lichtet sich, aber dafür ziehen Wolken auf, es wird kühler und regnerischer…na toll! Ich begnüge mich mit kleineren Spaziergängen. Irgendwie bin ich ziemlich k.o. Vielleicht vom Rauch in den Lungen, vielleicht von der niedergeschlagenen Gesamtstimmungslage…. Ich zähle jedenfalls die Tage bis zum Abflug: Am Dienstag geht es von Calgary nach Toronto und dann über San Salvador und Lima nach Cuzco…


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