Berge und Seen Patagoniens – fast wia dahoam

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Am folgenden Tag breche ich auf nach Villa la Angostura über die berühmte „ruta de los 7 lagos“. Ein wunderbarer See reiht sich an den anderen und die Landschaft ist auf diesen 110 km wirklich spektakulär. Aber Rad fahren wollte ich auf dieser vielbefahrenen Strasse nicht, zumindest nicht zu dieser Jahreszeit, wo sich unzählige Autos, Busse und Motorräder entlang quälen. Mein muss eben aus dem Fahrzeug aussteigen und in die Natur hinaus wandern, um deren Schönheit so richtig zu spüren. Für Kaffeefahrten mit dem Bus bin ich noch zu jung.

Villa La Angostura gefällt mir ausgesprochen gut. Die Lage ist traumhaft und das Hostel, das ich vorab gebucht hatte liegt ansprechend und ruhig in einer Seitenstrasse.

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Interessant finde ich auch, dass es hier kombinierte Kinder- und Altenheime gibt:

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Ich erfahre, dass hier die Mächtigen und Reichen ihre Ferienvillen haben. Auch Argentiniens neugewählter Präsident Macri, der offenbar keine Berührungsängste mit Grossindustriellen hat, ist gerade dort bei einem amigo zu Gast.

Nach einem argentinisch-späten Mittagessen, entschliesse ich mich um 16:30 Uhr noch zu einer Bergwanderung aufzubrechen. Bereits nach einer Stunde ist ein herrlicher Aussichtspunkt erreicht und ich habe Appetit auf mehr. Wie weit kann ich gehen, ohne Gefahr zu laufen von der Dunkelheit überrascht zu werden? Die Karte von der Touristeninfo ist ein schlecher Witz, die Beschilderungen unklar und so frage ich mich etwas durch und bekomme ein Gefühl für Möglichkeiten. Und wieder einmal bewährt sich die Offline-Karte von OSM (open street map) mit deren Hilfe ich mich per GPS auf dem handy orientieren kann, auch wenn ich kein Mobilfunk-Signal habe. Dort ist ein Weg eingezeichnet, der bis zu einem Berggipfel (oder in deren Nähe..) führt und von dortaus über eine andere Route wieder zurück in den Ort führt. Das wären allerdings fast 1000 Höhenmeter. Ich setze mir ein Limit, dass ich um 19:30 Uhr oder spätestens 20:00 Uhr umdrehen werde. Der Pfad ist gut mit roten Punkten markiert und bietet nun fast durchgehend atemberaubende Aussichten. Wenn nicht die Pflanzen andere wären, dann könnte ich meinen ich spaziere gerade irgendwo oberhalb des Tegernsees einher, so sehr erinnert mich die Landschaft an „dahoam“…

Um kurz nach halb acht erreiche ich einen beschilderten Abzweig zu einem „cajon negro“. Keine Ahnung wo das ist, aber laut GPS stimmt die Richtung und ich bin ganz froh nicht ganz bis zum Berggipfel aufsteigen zu müssen, um die Runde vollenden zu können. Ich bin immerhin auch schon fast 800 Höhenmeter aufgestiegen… Der Pfad führt hinunter in eine Schlucht und dort erreiche ich dann tatsächlich auch den anderen Weg, der auf der OSM-Karte eingezeichnet ist. Ich mache noch einen Abstecher zu einem Wasserfall und als es um 22 Uhr dunkel wird, bin ich schon ganz in der Nähe des Ortes, am Rand eines Reservats der Mapuche-Indianer. Was dann folgt ist ein ziemliches Gewirr aus kleinen Pfaden, über Zäune und kleine Bäche hinweg. Ohne GPS und Stirmlampe hätte ich mich da garantiert verirrt…

Im Hostel angekommen ist um 23 Uhr Rushhour in der Küche. Alle sind am Abendessen kochen, bzw. essen. Es sind fast keine Ausländer da und deswegen geht es sehr argentinisch zu. Ich setze mich noch bei meinen Zimmergenossinen dazu (zwei Steueranwältinnen aus Buenos Aires), trinke ein Bierchen und wir unterhalten uns nett. Wenn ich vorher geglaubt hatte, dass das deutsche Steuerrecht kompliziert wäre, dann erfahre ich, dass das argentinische noch deutlich komplexer ist. Man muss nämlich drei verschiedene Steuererklärungen machen: Eine auf kommunaler Ebene, eine auf Provinzebene und eine nationale. Und für jede gibt es andere Steuersätze und Vorschriften. Und zu allem Überfluss genügt es auch nicht das einmal im Jahr zu machen , sondern die Erklärungen sind alle 3 Monate fällig. Aber wir reden nicht nur über trockene Themen, sondern philosphieren auch ganz interessant über das Leben und das Reisen. Was mir gefällt ist, dass man sich in Argentinien – wenn man sich nicht total unsympathisch ist – gerne beim Erzählen kurz berührt…am Arm oder an der Schulter. Und da beide auch ziemlich hübsch sind, träume ich als ich später im Bett liege, noch von ganz anderen Berührungen…aber es bleibt beim träumen….

Am folgenden Tag nehme ich mir zur Erholung die Halbinsel vor, an dessen Spitze der „bosque de los Arrayanes“ ist, eine seltene Baumart mit gelblichen Stämmen. Es sind 13 km einfachen Wegs, mit lediglich leichtem Auf und Ab. Ich könnte eine Strecke mit dem Boot fahren, aber der Fahrpreis liegt bei 25 Dollar und dies finde ich unangemessen viel! Schon der Eintritt auf die Halbinsel kostet für Ausländer, die nicht aus dem Mercosur kommen 8 Dollar. Also laufe ich die Strecke und geniesse die Natur und die Ausblicke. Auf dem Rückweg gibt es 5 km, die nicht so spannend sind, d.h. nur Wald und ebener, breiter Weg, Und da fange ich an zu joggen und merke, dass ich nach der gestrigen Bergtour und den heutigen 20 km noch ziemlich fit bin und die ganze Strecke und Probleme durchlaufen kann. Das fühlt sich gut an und ich bin stolz auf mich!

Die Bootsstege in der Sonne, die Strände mit Bergblick, die schattigen Wälder – fast wia dahoam! Und ich bekomme fast so etwas wie Heimweh….vielleicht werde ich mich ja doch einfach wieder in Oberbayern nieder lassen. Schee iss scho da!


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