Tropenkoma in Samoa

Posted from Address not found.

Der Flug von Fiji nach Samoa startet mit mehr als einer Stunde Verspätung. Das gibt mir Gelegenheit im Wartebereich eine Gruppe Samoaner zu beobachten, die innbrünstig zu schnulziger Südseemusik aus dem Ghettoblaster singen. Später sitzt eine davon im Flugzeug neben mir und ich erfahre, dass sie aus Phoenix/ Arizona kommen und in den USA geboren und aufgewachsen sind. Das letzte Mal wären sie vor 12 Jahren in der Heimat ihrer Eltern gewesen. Ich erfahre so einiges über Samoa. Ein nettes Gespräch.

Die Einreise geht genauso unkompliziert wie ein Fiji, auffällig ist lediglich, dass der Zoll mit Drogenhunden herum spaziert. Hinter der Immigration die obgligatorische Südsee-Life-Musik in Erwartung von einigen Dollars Trinkgeld – wie auch schon auf Fiji und ich könnte wetten, dass es in Hawaii auch so sein wird – obwohl…..mal sehen, da lande ich mitten in der Nacht…

Samoa ist eines dieser kleinen Pünktchen im grossen blauen Pazifik, die man auf dem Globus mit der Lupe suchen muss, etwa auf halber Strecke zwischen Neuseeland und Hawaii ganz in der Nähe der Datumsgrenze. Das heisst während es hier schon heute ist, ist das benachbarte American Samoa von gestern…. Das war bis vor kurzem anders, bis sich Samoa vor ein paar Jahren entschieden hat auf die westliche Seite der Datumsgrenze zu wechseln und somit &näher& an Neuseeland und Australien als an Amiland zu rücken. Um den gleichen Dreh herum haben sie dann auch auch den Strassenverkehr von rechts auf links umgestellt….. Es fahren also noch etliche Autos herum mit dem Lenkrad auf der linken Seite, was im Linksverkehr natürlich suboptimal ist. Ich habe darauf geachtet dass mein Mietwagen ein Rechtslenker ist…

Nachdem Fiji im Winter zur Trockenzeit moderate Temperaturen hat und es abends sogar mit nur knapp über 20 Grad etwas frisch werden kann, bin ich in Samoa definitiv wieder in den Tropen angekommen. Obwohl es früher Abend und bereits dunkel ist kommt mir feuchtwarme 30 Grad-Botanischer-Garten-Tropen-Gewächshaus-Luft entgegen. Angenehm!

Als ich mir gerade beim Mobilfunkanbieter meine lokale Sim-Karte fürs Handy besorge, spricht mich eine junge Frau an, ob ich mir mit ihr und ihrem Freund ein Taxi nach Apia (der Hauptstadt) teilen möchte. Es gäbe angeblich keine Busse mehr. Da der verhandelte Preis pro Person genau dem Preis entspricht, den wir auch für den Bus bezahlt hätten, ist das ein guter Deal mit Direkt-vor-die-Haustür-Service. Die Beiden stammen aus Nürnberg und sind auch auf Weltreise unterwegs. Wir kommen nett ins Gespräch und so frage ich sie, ob sie Lust haben mit mir den Mietwagen zu teilen, den ich bereits reserviert hatte und gemeinsam die Insel zu erkunden. Wir tauschen Kontaktdaten aus und am nächsten Tag treffen wir uns in Apia, stellen fest, dass wir ähnliche Pläne haben (nämlich gar keine, d.h. so treiben lassen und erkunden…) und verabreden uns für den nächsten Tag um 10 Uhr.

Das Hotel ist ganz angenehm und das Personal ist sehr nett. Ich habe einen Schlafplatz in einer Fale gebucht, ein traditionelles samoanisches Haus, das eigentlich nur aus einem Palmdach, einem Holzfussboden, einer Matratze auf dem Boden, einem Moskitonetz und einer abschliessbaren Holzbox für die Wertsachen besteht. Ich teile mir die Fale mit einem Amerikaner vietnamesischen Ursprungs, der zum Glück nicht schnarcht. Es ist angenehm luftig quasi im Freien zu schlafen und die sanfte warme Brise tut gut. Die Zimmer hätten das dreifache gekostet und wären so stickig heiss gewesen, dass man die ganze Nacht die Aircondition hätte laufen lassen müssen, wie mir andere Gäste beim Frühstück versicherten.

Am Abend gehe ich noch zu einer wirklich guten Pizzeria um die Ecke, wo ich aus dem Holzofen die beste Pizza seit langem esse. In Italien ist es auch nicht besser. Allerdings ist der Preis mit 17 EUR auch nicht gerade billig. Das Restaurant ist um 21 Uhr fast leer und es sind nur zwei sehr attraktive, junge Frauen anwesend, die so ausdauernd mit dem Kellner flirten, bis er schliesslich nachgibt und sich zu ihnen an den Tisch setzt. Die Kollegen haben offenbar Verständnis und übernehmen meine Bedienung 😉

Nach einer Weile komme ich mit den Dreien ins Gespräch und ich erfahre, dass es Einheimische sind. Hätte ich nicht gedacht. Viel eher hätte ich sie für Australier mit europäischen Wurzeln gehalten. Ich erfahre noch ein bisschen mehr von Samoas Geschichte unter anderem, dass es bis zum ersten Weltkrieg sogar mal eine Weile deutsche Kolonie war. So haben viele weisse Samoaner auch einen gewissen Anteil deutsche Wurzeln. Und auch sonst scheinen hier eine ganze Menge Nationalitäten über die letzten Jahrhunderte ihre Einflüsse und Gene hinterlassen zu haben. Die Mischung kann sich sehen lassen! Den deutschen Einfluss sieht man teilweise noch an den Namen der Leute oder der Unternehmen. So gibt es ein Gasthaus Adler und ein Hotel Insel Fehmarn…..

Allerdings haben die christlichen Missionare auch hier eine brutale Spur der kulturellen Verwüstung hinterlassen. 99 % der Samoaner sind Christen und zwar vielfach von der schlimmsten evangelikalen Sorte. Keine Spur mehr von der freizügigen Südseekultur wie sie der Maler Gauguin noch so wundervoll mit seinen stolzen, barbusigen Schönheiten und farbenfroh-lebenslustigen Szenen festgehalten hat. Die christliche Gehirnwäsche hat auch hier funktioniert und es herrscht ein rigider Moral- und Kleidungskodex. Gerne hätte ich mal die ursprüngliche Kultur kennen gelernt, aus der Zeit bevor die Missionare aus Europa kamen…..und dabei denke ich natürlich mehr an Singen, Tanzen und Flirten mit halbnackten Südseeschönheiten, als daran, dass ich vielleicht im Kochtopf des Häuptlings gelandet wäre. Zumindest ein Pluspunkt auf der Seite der christlichen Missionare, dass sie die Leute dazu gebracht haben die Fleischsorte zu wechseln…

Am Samstag hole ich die beiden Nürnberger von ihrer Coachsurfing-Adresse ab und wir fahren noch kurz in die Innenstadt um einige Dinge zu erledigen. Als ich dann umdrehe und aus der Stadt heraus fahren möchte, mache ich eine unangenehme Bekanntschaft mit zwei Polizisten, die einen Staatsakt daraus machen, dass ich beim Wenden eine durchgezogene Linie überquert habe. Drohgebärden von Führerscheinentzug bis zu Gerichtsverhandlung und dem Verfallenlassen meine Weiterflugs, weil sie mich nicht aus dem Land lassen würden. Ist schon klar auf was das hinaus läuft. Es geht um die Verhandlung der Höhe des Bestechungsgeldes. Ich frage indirekt höflich, welche Gebühren denn fällig wären, wenn ich die Sache direkt hier vor Ort begleichen würde. Schliesslich bin ich rund vierzig Euro los und darf weiter fahren. Er fragt mich nochmal nach meinem Namen und tut so als ob er eine Quittung schreiben würde, aber es ist offensichtlich, dass er etwas auf seinem Block herumkritzelt und nur so tut als ob…. 50 Tala für jeden der beiden Polizisten vor dem langen Wochenende mit dem Unabhängigkeitstag…..ich bin mir fast sicher, dass sie Einheimische nicht so zur Kasse gebeten hätten. Polizisten als Touristenmelkmaschinen…..Die Samoaner feiern übrigens die Unabhängigkeit von den Briten, nicht von den Deutschen! Die Briten hatten sich während des ersten Weltkrieges Samoa unter den Nagel gerissen, weil die Deutschen zu Hause in Europa ziemlich anderweitig beschäftigt waren…. Aber irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass die Währung deutsche Wurzeln hat. Tala klingt phonetisch fast gleich wie Taler….

Mit den anderen beiden ist es so richtig schön entspannt. Es passt gut und wir verstehen uns prima. Sie haben das gleiche langsame unverplante Reisetempo, das uns Weltreiseden gemeinsam ist. Kein Reisestress in möglichst kurzer Zeit viel sehen zu müssen und sich danach noch ein paar Tage effektiv am Strand turboentspannen zu müssen, um wieder fit fürs Arbeitsleben zu sein. Zeit spielt einfach keine Rolle und die Tage dürfen so dahinplätschern und sich entwickeln, wohin sie sich eben hinentwickeln wollen. Letztlich ist alles interessant, was so passiert…..auch und gerade wenn es mal nicht rund läuft. Ich wollte schon schreiben &wenn es mal anderes läuft als geplant&, aber wenn man gar nicht erst plant, dann fällt dieser Aspekt einfach weg….

Wir finden ein BBQ am Weg, dargeboten von ein paar Jungs, die mit ihrer Lieblingsmusik und dem Grill eine gute Zeit haben. Wir bleiben ewig an einer verlassenen Beachfale, lassen und das Gegrillte schmecken, haben nette Gespräche und schauen aufs Meer. Irgendwann kommt der Impuls weiter zu fahren und wir sind aufgrund der Wegelagerei etwas pikiert. Es gibt keinen Wasserfall, keine Zufahrtsstrasse zum Strand, keinen Naturpool, wo nicht irgendjemand davor stehen würde und Gebühren verlangen würde. Und nicht zu knapp: Ein Wasserfallfoto: 4 Euro, eine Strandzufahrt: 8 Euro, ein Naturpool: 16 Euro….. Selbst dort wo Unterkünfte am Strand ausgeschildert sind, stehen zuvor erst mal die Wegelagerer und kassieren. Selbst wenn mal sagt, man wolle nur mal die Unterkunft abchecken. Ich mache mir einen Spaß draus zäh zu verhandeln und zu argumentieren und meistens klappt es dann sogar ohne Geld, oder mit weniger davon…

Die Unterkunftssuche gestaltet sich schwieriger als erwartet. Vor einigen Jahren gab es einen Tsunami und auch immer wieder Wirbelstürme. D.h. viele einfache Unterkünfte, die noch im Reiseführer oder online stehen, gibt es nicht mehr, oder sie sind verlassen, verwahrlost oder eigentlich in gutem Zustand aus unerfindlichen Gründen geschlossen.  Wir fragen in kleinen Dörfern nach Schlafmöglichkeiten und werden auf Drinks und Früchte eingeladen, haben nette Gespräche, aber finden keine Unterkunft. Schliesslich fahren wir bis an die Südküste und werden dort fündig. Eine nette Beachfale mit Veranda wo wir zu dritt nächtigen können und die Vollpension mit gutem Essen und freundlicher Bewirtung kostet pro Nase gerade mal 25 Euro. Und das vor weisser Sandstrand-Kulisse mit phototapeten-verdächtigen schräg ins türkisfarbene Korallenmeer wachsenden Kokospalmen…

Wir bleiben gleich mal drei Tage dort und machen nur ein paar Ausflüge und Spaziergänge. Auf der Fahrt zu einem abgelegenen kleinen Dorf lasten wir auf der schlammigen Piste dann lieber mal das Auto stehen, weil wir sonst stecken bleiben würden und gehen zu Fuss los. Aber schon kurze Zeit später stoppt ein Pickup-Truck von sich aus und lädt und ein auf der Ladefläche mitzufahren, so dass wir dann später nur den Rückweg zu Fuss haben.

In diesem Dorf ist es entspannt. Ein freundliches Hallo und niemand will etwas von uns, noch nicht mal unser Geld für irgendwelche Gebühren…

Am vierten Tag geht so einige schief: Es fängt an, dass ich beim Frühstück auf einmal auf etwas hartes beisse, obwohl ich nur weichen Toast, Ei und etwas Salatgarnierung esse. Ich untersuche die nicht besonders appetitliche Masse, die ich auf den Teller spucke und finde ein Stück weisses hartes Material. Ein Stück vom Zahn? Ich untersuche meine Zähne mit dem Finger und der Zunge und kann nichts auffälliges finden. Es tut auch nichts weh, als ich das Frühstück fortsetze. Wohl doch nur ein Muschelstückchen, das sich unter den Salat gemischt hat. Nach dem Frühstück schaue ich im Badezimmer nochmals genauer und merke &FUCK& , dass ganz unten rechts doch ein Stück von meiner Weisheit fehlt. Mist! Hoffentlich entzündet sich da nichts…. Nun gut, so werde ich dann wohl doch meine spezielle USA-Krankenauslandsversicherung in Hawaii in Anspruch nehmen müssen und dort einen Zahnarzt aufsuchen….Der Teller ist schon aufgeräumt und auch das Wühlen im Müll bringt nichts, das Zahnstückchen ist nicht wieder zu finden.

Wir machen Station an einem netten 30 m tiefen Wasserloch an der Küste, das wild eingewachsen ist nd zu dem man auf einer abenteuerlichen Leiter hinunter steigen lassen kann. Durch die unterirdische Verbindung zum Meer kriegt man indirekt die Wellenbewegungen in Form von interessanten Strömungen mit – schön zum Baden und Relaxen, auch die parkähnlichen Gartenanlagen ringsherum. Für den hohen Eintritt wird immerhin etwas geboten.

Wir fahren gemütlich an der Südküste entlang und schauen nach einem Platz für die Nacht. Aber es ist wie verhext: Die günstigen Beachfales sind alle verfallen und verlassen und es gibt nur sündhaft teure Luxusresorts. Die sind zweifelsohne wunderschön gelegen, aber spärlich besucht, was mich bei den Preisen auch nicht wundert: Übernachtung mit Frühstück 200 Euro pro Nacht aufwärts – pro Person! Ein paar Fales sehen wir noch, die in Betrieb sind, aber die sind an Plätzen, die nicht schön sind. Diejenigen Fales, die an schönen Stränden sind, sind wirklich alle ausser Betrieb. Fast so als ob die Luxusresorts den Besitzern Geld zahlen würden,, damit sie nicht wieder eröffnen, um die Leute in den Rachen dieser Wucher-Tourismus-Industrie zu treiben. Einen schönen Platz checken wir ab – mittlerweile ist es nur noch eine Stunde bis Sonnenuntergang – wo wir einen Bungalow für weniger als 150 EUR für drei Personen bekommen würden, inkl. Frühstück. Wir sind schon kurz darauf zuzusagen, wenn wir diesen Preis für zwei Nächte bekommen würden, damit wir von dem schönen Platz dann auch was haben würden – im hellen. Aber da ist nichts zu machen, das Angebot sei ein super walk-in-discount für diese Nacht und sonst würde es mehr als das Doppelte kosten. Hier wird der Unterschied zwischen dem Urlauber und dem Langzeitreisenden spürbar: Als Urlauber hätte ich vielleicht gesagt &scheiss drauf&, bin eh nur ne Woche hier und ich kann es mir leisten. Aber als Langzeitreisender ist das einfacher nicht drin, wenn man das gesetzte Budget nicht vor der Zeit verpulvern möchte.

Also fahren wir weiter bis zum nächsten Ort, der in Reiseführern als attraktiv und günstig beschrieben ist. Das Resort ist auch an der Kreuzung ausgeschildert und ich beschliesse diesmal die Wegelagerer an der Kreuzung zu ignorieren und rufe ihnen nur zu &we are just checking the resort&, und gebe Gas. Sie rufen mir noch was nach, aber mittlerweile ist bei mir auch etwas die Geduld für längere Verhandlungenn strapaziert, zumal es jetzt wirklich bald dunkel wird. Die Piste ist in schlechtem Zustand, nass und mit vielen Pfützen. Und auf einmal passiert es. Eine Pfütze ist tiefer als gedacht und hat auf einmal nach hat unter der Wasseroberfläche ein ordentliches, schlammiges Gefälle nach aussen. Ein kurzes Schlingern des Wagens und wir stecken fest, die linke Seite des Fahrzeugs mehr als einen halben Meter im Wasser und in so einer Schräglage, dass das hintere rechte Rad schon in der Luft hängt. Mist! Alles Anschieben hilft nichts – wir brauchen ein anderes Fahrzeug mit Abschleppseil oder Stange, um uns da wieder rauszuholen. Wir sagen uns, na gut, dann laufen wir eben zu Fuss zum Resort, checken dort ein und bitten sie uns rauszuholen. Kaum sind wir losgelaufen, kommt uns Pickup-Truck entgegen und wir bitten sie um Hilfe. Aber sie haben kein Seil dabei und zu allem Überfluss hören wir auch noch, dass dort am Strand niemand wäre – sie wären die letzten gewesen und Übernachtungsmöglichkeiten gäbe es dort auch keine. Sie bieten an, dass sie den Einheimischen vorne an der Kreuzung Bescheid geben könnten. Eine blöde Situation, nachdem ich sie vorher so abserviert habe, aber what to do….? Hätte ich mir doch vorher lieber die Zeit genommen ordentlich mit ihnen zu reden als einfach weiter zu preschen. Peinlich, peinlich, jetzt auf ihre Hilfe angewiesen zu sein….

Wir bleiben alle drei ruhig und gelassen und beraten, was wir jetzt am Besten machen. Wir beschliessen uns aufzuteilen: Die einen gehen zum Auto zurück,  die anderen checken am Strand ob es nicht doch noch ein Resort gibt, vielleicht einfach ein Stückchen weiter als die anderen waren. Schliesslich war es doch klar und deutlich ausgeschildert und in den Reiseführern und im Internet beschrieben….Wir beschliesen das bad guy – good guy Spielchen zu spielen, d.h. die anderen beiden gehen als good guys zurück zum Auto, warten auf die Einheimischen, die uns hoffentlich abschleppen kommen und stellen mich als bad guy dar, der einfach einen Knall hatte die Gebühr so unverschämt zu ignorieren…

Als wir uns trennen ist gerade die Sonne untergegangen, und da wir nahe am Äquator sind gibt es keine lange Dämmerung und es wird in Kürze stockdunkel sein. Ausserdem haben die Mosquitos in den vielen Waserlöchern Abendessenzeit und sind dabei uns zu piesacken. Aber es hilft alles nichts, ich laufe los und bin nach einer knappen halben Stunde am Strand angekommen. Im letzten Restlicht kann ich erkennen, dass es wunderschöner Platz ist und ich laufe noch mal einen Kilometer weiter, bis ich zu den Ruinen des Resorts komme. Mist! Ich rufe die anderen an und erfahre, dass sie alleine beim Auto stehen und dass noch niemand aufgetaucht ist….. Ich sage, dass ich jetzt mal zurück laufe und wir dann weiter beratschlagen. ich stelle mich schon drauf ein alleine zur Strasse zu laufen und zu versuchen jemanden zu stoppen, der uns helfen kann und wenn alles nichts hilft irgendwo in der Nähe des Autos behelfsmässig zu übernachten, was ohne Unterlage in der Nässe und ohne Moskitonetz auch nicht unbedingt ein Spaß wäre… Das sind so meine Gedanken,  während ich durch die Vollmondnacht zurück laufe. Aber auf einmal kommen mir zwei Fahrzeuge entgegen und ich bin froh zu sehen, dass es mit dem Abschleppen geklappt hat. Das Mietfahrzeug ist zwar auf der einen Seite dreissig Zentimeter voll Wasser gelaufen und schlammig, aber an der Elektrik ist nichts passiert und es scheinen auch keine grösseren Schrammen oder Beulen entstanden zu sein. Die anderen Beiden haben noch nicht mit den Einheimischen verhandelt, es hiess nur dass sie wenden, mich einsammeln und wir uns dann im Dorf sehen. Ich überlege mir schon mein absolutes Preislimit, denn ich denke, dass es bestimmt richtig teuer wird. Am Ausgang ist dann aber nur einer, der kein Englisch spricht und der zweite verliert auch nicht viele Worte und sagt nur 20 Tala. Das ist nur das Doppelte von dem was sie regulär an Strassengebühr wollten und ca. 8 EUR. Puh, da sind wir noch mal gut davon gekommen…

Wir checken dann noch die Websites von zwei weiteren Unterkünften ab: Die einen schreiben &sorry we are closed&, die anderen – ein deutsch-samoanisches Paar – schreiben, dass der bisherige Platz vom Zyklon zerstört wurde und sie einen neuen Platz hätten, aber dort wider Erwarten keine Bau- oder Renovierungsgenehmigung hätten. Wir fahren also weiter die Südküste entlang und gehen dazu über Einheimische zu fragen, ob sie irgendwelche Unterkünfte wissen würden….. Mehrfach werden wir auf irgendwelche Strassen geschickt, aber letztlich ist alles closed, obwohl wir manchmal Leute bei den Unterkünften antreffen. Einmal treffen wir auf kaum englisch sprechende Leute an einer einfachen Bungalow-Anlage, die uns immerhin ernsthaft helfen möchten, aber keine Befugnis haben uns einen Bungalow aufzusperren. Dann hat es den Anschein, dass sie es doch machen und nennen uns sogar einen Preis, machen dann aber doch einen Rückzieher, nachdem sie den Besitzer telefonisch nicht erreichen können. Sie beschreiben uns jedoch noch einen weiteren Platz in der Nähe. Jaja, da wäre sicher jemand da – es wäre halt nur nicht ausgeschildert. Als wir über eine abenteuerliche Piste dort ankommen, stehen wir nur vor einer weiteren Tsunami-Ruine…..

Wir sind schon drauf und dran die 2 Stunden wieder bis zu unseren alten Unerkunft zurück zu fahren und aufzugeben, weil wir mittlerweile die gesamte Südküste abgefahren sind und es schon nach 21 Uhr ist.  Aber da sehen wir noch ein neueres Schild, das den Weg zu einem &indigenous resort& weisst. Letzter Versuch….. Wir kommen bei einem ganz neuen Resort an, das erst vor einer Woche eröffnet wurde und noch nicht ganz fertig ist. Sehr schöne und geräumige Bungalows über einer klaren Süsswasserlagune ganz nah am Wasser gebaut. Ich kann den Preis um mehr als 30 % auf unter 100 EUR pro Nacht für uns drei runterhandeln und wir entschliessen uns zu bleiben, obwohl die Installationen, Möbel und Anstriche noch nicht fertig sind. Aber wir sind froh einfach einen Platz zum Schlafen gefunden zu haben. Abendessen gibt es keins mehr, aber kühles Bier und Kartoffelchips tun es auch. Und wir haben nette Gespräche mit dem Eigentümerpaar, er Samoaner, sie Neuseeländerin, die nach vielen Jahren in Neuseeland hier investieren und sich ganz engagiert einen Traum verwirklichen, indem sie ein gehobenes Eco-Resort mit starker Beteiligung des benachbarten Dorfs errichten. Das ist ein anderes Konzept, das sogar den Premierminister als Gast zur Eröffnung beschert hat, wie sie stolz berichten. Aber auch dieses Resort würde normalerweise über unserem Budget liegen, denn der spezielle Preis, den ich heraus handeln konnte, lag hauptsächlich darin, dass es noch eine halbe Baustelle ist und sie ausserdem noch keinerlei Werbung gemacht haben (mit Ausnahme eines Fernsehberichts über den Besuch des Premierministers).

Am nächsten Morgen beratschlagen wir, war wir jetzt weiter machen. Wir sind noch relativ weit im Westen der Insel, nicht weit weg von dem Fährhafen zur Nachbarinsel, wo die Beiden noch Zeit verbringen wollen. Und günstige Unterkünfte in Verbindung mit schönen Unterkünften gibt es nur noch im äussersten Südosten der Insel, auf einem Streifen von ca. 10 km, die Gegend wo wir die ersten drei Nächte schon waren. Also beschliessen wir uns vorzeitig zu trennen, da die ursprüngliche Idee uns gemeinsam langsam nach Westen vorzuarbeiten und ich die Beiden an der Fähre absetze und dann den Wagen am Flughafen (der ganz in der Nähe des Fährhafens liegt) an den mangelnden bezahlbaren Unterkünften gescheitert ist. Ich beschliesse also für die letzten beiden Tagen in den Südosten zurück zu fahren und die anderen wollen noch einen weiteren Tag in dem grossen Bungalow bleiben und einfach entspannen…

 Am Nachmittag bin ich dann im Südosten angekommen und muss feststellen, dass die anvisierten Beach-Fales ausgebucht sind. Aber 500 Meter weiter finde ich noch eine Beachfale, die wirklich seh einfach ist, aber ich habe ein Dach über mir, eine Matratze, ein Moskitonetz und einen wunderbaren Postkartenstrand direkt vor der (nichtvorhandenen) Tür. Mit 40 Tala pro Nacht sehr günstig, und zu den Mahlzeiten kann ich ins Restaurant des ausgebuchten Platzes gehen. Und ausserdem kann ich dort auch am kulturellen Animationsprogramm teilnehmen und Südessetänze probieren. Hier das Video mit den Mädels, danach waren die Jungs dran:

Es ist so ein bisschen ein Robinson-Gefühl, weil ich in meiner Fale alleine bin mit den Wellen und dem Wind,  aber es ist ein guter Platz zum Blog schreiben und Buch lesen…..und ab und zu mal ins fast 30 Grad warme türkisfarbene Meer tauchen…


Posted in standard by with comments disabled.
%d Bloggern gefällt das: