Christchurch – Not a good welcome in New Zealand
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Drei Stunden Flug, 2 Stunden Flug. Die ersten 2000 km über die unendlichen Weiten des Südpazifiks Richtung Osten geflogen. Pünktliche Landung kurz vor Mitternacht.
Soweit so gut, aber dann….
Das Immigration-Formular war schon recht detailliert mit vielen Fragen. Ich dachte mal ich kreuze einfach überal „nein“ an, damit ich schnell durch die Kontrollen komme. Aber dann kam diese Ansage im Flugzeug, dass man bei falschen Angaben mit hohen Strafen zu rechnen hätte. Und dass ich Outdoor-Equipment dabei habe, ist doch einfach zu offensichtlich, wenn ich mit Bergschuhen an den Füssen daher komme. Und dann noch ein paar Lebensmittel im Rucksack, die auch nicht eingeführt werden dürfen. Und beim Eintritt ins Flughafengebäude nochmal der Hinweis jetzt alles zu entsorgen oder aber anzugeben oder Strafe zu zahlen. Also esse ich noch meinen letzten Pfirsich und deklariere, dass ich Nahrungsmittel dabei habe, auch wenn es nur Instant-Kaffee, ein paar Gewürze und Nutella sind…
Aber dann stehe ich erst mal 1 Stunde in der Schlange vor der Passkontrolle. Nur zwei Schalter besetzt um diese Zeit und 3 Flieger gleichzeitig, die aus Australien gelandet sind. Aber warum dauert das soooo ewig lange? Ich habe nicht besonders gute Laune, bin genervt, möchte bald ins reservierte Hostel und schlafen. In der Schlange knüpfen einige junge Traveller eifrig Kontakte und treffen eifrig Verabredungen Ich versuche mich in die Gespräche etwas einzuklinken, aber ohne Resonanz. Ich werde einfach mal ignoriert – danke, dass mir gerade mal deutlich vor Augen geführt wird, dass ich doch deutlich über 30 bin und man mit meinesgleichen nicht verkehren möchte. Unglaublich viele junge Deutsche…. Vermutlich ist dieses Reiseziel so beliebt, weil es keinen Ort auf der Welt gibt, der weiter von Deutschland entfernt ist und man sich nach dem Abi mal richtig von den Eltern abnabeln kann. Und wenn dann so jemand daher kommt, der eher der Elterngeneration angehört, dann gehört der halt nicht zum gewünschten sozialen Umfeld….. Soweit meine Theorie…Als ich dann um 1 Uhr morgens endlich am Schalter stehe, bin ich über die vielen Fragen einigermassen erstaunt: Warum ich nach Neuseeland komme, was ich vorhabe, warum ich das vorhabe, wohin ich genau fahre, wie ich mich im Land bewegen möchte, was ich beruflich mache, etc.. Ich hätte am liebsten gesagt „das geht Sie gar nichts an“, aber ich weiss, dass die Machtverhältnisse hier eindeutig sind und spiele das Spiel mit und kriege dann nach 5 Minuten auch endlich mein 3-Monatsvisum in den Pass gestempelt.
Ich sammel meinen Rucksack auf und gehe Richtung Ausgang. Aber dann muss ich dreimal meine Einreiseerklärung vorzeigen und werde wieder mit indiskreten Fragen konfrontiert, dich ich alle brav und so kooperativ wie möglich beantworte. Weil ich will ja möglichst schnell zu meinem vorbestellten Shuttle und dann zum Hostel.
Aber dann kommt es erst richtig dicke. Ich werde in eine „special row“ gewunken und ein Officer legt mir noch mal ein langes Declaration-Formular vor. Ich sollte genau überlegen, dass ich auch alles korrekt angebe, diese Chance hätte ich. Nach Abgabe des Formulars dann nicht mehr. Bei Fehlern droht Strafe..
Ich bin müde, aber versuche mich nochmal genau zu konzentrieren.
Dann nimmt der Officer in Ruhe mein gesamtes Gepäck auseinander. Jedes einzelne Stück wird ausführlich besprochen, was das ist, und warum ich das dabei habe. Es geht soweit, dass er in die Shampoo-Flasche reinschaut, sämtliche Bücher und sogar meine Unterlagen von den Tantra-Seminaren ansieht und kommentiert. Er lässt mich meinen Fotoapparat einschalten und fragt, warum da keine Bilder drauf sind. Er würde die gerne sehen. Also schalte ich meinen Tablet-Computer an und zeige einige Bilder aus Australien. Dann möchte er gerne, dass ich den Diashow-Modus einschalte, damit er ALLES sehen kann. So langsam fühle ich mich wirklich unbehaglich, wie dieser Mensch in meiner Privatsphäre rumschnüffelt. Ich weiss noch nicht mal, was er sucht und auf was er heraus möchte. Er stellt mir dann noch unzählige Frage zu meinem beruflichen und familiären Hintergrund, befragt mich über meinen bisherigen Reiseverlauf und bittet mich mehrfach mich wieder hinzusetzen und jetzt nichts mehr anzufassen von den ganzen Sachen, die jetzt um 2 Uhr morgens alle ausgebreitet daliegen.
Er sagt er müsse jetzt das Quarantäne-Department dazu holen, um festzulegen, welche meiner Sachen zu desinfizieren sind. Er sagt, dass Neuseeland durch seine isolierte Lage viele Parasiten und Bodenkontaminationen noch nicht hat und sie dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Diesen Aspekt sehe ich ja irgendwie noch ein, aber diese Gegenstände heraus zu finden, hätte keine 5 Mintuten gedauert. Er sagt dann sowas wie, dass sie immer mal wieder genau überprüfen, was die Traveller so dabei haben, um ihre Checklisten daraufhin zu aktualisieren.
Also geht es zur nächsten Station: Reinigungsabteilung. Alles Camping-Equipment wird gereinigt. Das geht dann relativ schnell und ich werde persönlich zum Ausgang begleitet. Endlich Freiheit: Frische neuseeländische Sommernachtsluft – relativ warm.
Der Shuttle ist tatsächlich noch da und um kurz nach 3 Uhr morgens komme ich dann endlich beim YMCA an, wo ich ein Bett reserviert habe. Als ich in den 6-er Männerschlafraum eintrete, falle ich fast rückwärts wieder raus. Stickige und stinkige Luft nach ungewaschenen Klamotten und ohne AC gefühlte 30 Grad im Zimmer. Ein kleines Fenster hinter einem dicken Vorhang schafft es nicht wirklich den Raum zu belüften. Aber ich bin müde genug, setze Ohrenstöpsel gegen das Schnarchkonzert ein und schlafe dann sogar irgendwann ein…. Aber nicht lange, denn bis um 10 Uhr muss ich das Zimmer bereits geräumt haben. Zu allem Überfluss stelle ich dann auch noch fest, dass dieser A… von Officer meine Turnschuhe kassiert hat und auch in die Reinigung gegeben hat, mir aber nicht zurück gegeben hat. Das ging so schnell, dass ich in dem Moment den Überblick verloren hatte. MIST!!!!
Ich bin ziemlich unausgeschlafen und mache mich erst mal auf den Weg zur nächsten Shopping-Mall, um mir eine Sim-Karte für mein Handy zu holen. Gute Beratung und die 19 Dollar-Monats-Prepaid-Karte funktioniert auf Anhieb. Ich versuche dann bei einem gigantisch grossen Capuccino am Flughafen jemanden zu erwischen, der mir Auskunft zum Verbleib meiner Turnschuhe geben kann. Die zehnte Gesprächspartnerin verspricht mir dann schliesslich sich darum zu kümmern und mich zurück zu rufen. Der Rückruf findet nicht statt und ich habe die Nummer von ihr nicht, da ich mehrfach verbunden wurde.
Also schlendere ich etwas durch die nach einem Erdbeben 2011 noch immer sehr zerstörte Stadt Christchurch. Fast eine einzige Baustelle und viele halbverfallene Gebäude. Die grosse Kathedrale war vollkommen zu Trümmern zerfallen. Aber „auferstanden aus Ruinen“ spriessen auch ein paar ganz interessante neue Gebäude und an der Stelle, wo mal eine Shopping-Mall (die das Erdbeben auch nicht überlebt hat) stand, ist ein buntes Containerdorf entstanden mit netten Cafes und Life-Musik dazwischen. Interessant ist auch das kreative Lückenfüller-Projekt.
Für die nächsten drei Nächte habe ich ein netteres Hostel reserviert, dass zwar zu 90 % von deutschen Abiturienten frequentiert ist, die als „work und travel“-Leute hier auf dem Bau arbeiten, aber das nette Lounges, nette Küchen, einen Garten und sogar einen warmen Outdoor-Pool hat….
Ich beginne meine Recherchen für einen Autokauf und esse Fertig-Fast-Food aus der Dose von Supermarkt nebenan. Keine Lust was Gescheites zu kochen…
Der nächste Tag beginnt besser! Als ich gerade dabei bin mir die ersten Autoverkaufsanzeigen anzusehen und so langsam weiss, war ich möchte und wieviel ich dafür etwa ausgeben muss, spricht mich ein Traveller an, der genau so ein Auto verkaufen möchte. Ich nutze die Gunst der Stunde und überzeuge ihn die Probefahrt zum Flughafen zu machen. (der mit öffentlichen Bussen nur schlecht erreichbar ist). Er lässt sich darauf ein und eine halbe Stunde später halte ich meine frisch gereinigten Turnschuhe in den Händen. Das Auto ist dafür, dass er 1000 Dollar mehr als andere dafür möchte nicht gut genug. Die Lenkung zieht ziemlich nach links….
Ich schaue mir noch ein paar weitere Autos an und hoffe die Sache bald zu konkretisieren, denn von Christchurch möchte ich möglichst bald weg, da es sicher landschaftlich wunderbare Ecken gibt, für die es ein eigenes Fahrzeug braucht, um diese zu erkunden.
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