Einreise in die USA – erstmals von Westen kommend

Posted from Address not found.

Wer glaubt, die USA seien eine führende Weltmacht, wirtschaftlich und technologisch ganz vorne mit dabei, der sitzt wahrscheinlich einem Mythos aus dem vergangenen Jahrhundert auf. Wenn man zuvor in Asien war, dann merkt man deutlich, wer inzwischen die Standards setzt.

Wenn man sich als Möchtegern-Weltpolizist aufspielt und als jemand dessen Ideologie von freier Marktwirtschaft ein so hohes Gut ist, dass es gerne auch ausserhalb des Landes mit Waffengewalt verteidigt wird, der braucht sich nicht wundern, dass er sich selbst an die Security-Kette legt aus ständiger Angst vor bösen Terroristen.

Teil 1: Die Einreisebestimmungen

Um sich für eine eventuelle Einreise für die USA bewerben zu dürfen, muss man inzwischen eine ganze Reihe an Kriterien erfüllen. Man muss einen Pass haben mit biometrischen Daten auf einem Chip, man muss die Daten dieses Passes einige Tage vor der Einreise online registrieren (ESTA). Wenn man ein online-approval hat, heisst das noch nicht, dass man ein Visum erhält, man erwirbt lediglich das Recht ein Flugzeug Richtung USA besteigen zu dürfen. Und ausserdem braucht man ein Rück- oder Weiterflugticket, dass innerhalb von 90 Tagen einen wieder aus dem Land weist und zwar ganz weit weg: Canada, Mexico oder die Karibik reichen da nicht aus. Und dieses Ticket darf sogar nicht erstattungsfähig sein, denn sonst könnte man ja auf die Idee kommen mal so eben ein Ticket zu erwerben und es nach der Einreise gleich wieder zu stornieren. Auch wenn man gar keine 90 Tage in den USA bleiben will, sondern nach ein paar Wochen auf nach Canada möchte – ein Land das einem ganz easy ein Visum für 6 Monate ausstellt – dann kommt man damit offiziell nicht durch. Ich habe die Bestimmungen im Wortlaut gelesen und dann noch in Internetforen über die Praxis recherchiert und gepostet. Die Amis meinen es tatsächlich ernst und verweigern schon gerne mal die Einreise, wenn man nicht alles korrekt berüchsichtigt hat. Also habe ich brav genau 90 Tage nach der Einreise in Honolulu mir schon mal ein Ticket von Toronto (Canada) nach Cuzco (Peru) besorgt. Eigentlich möchte ich den September evtl. noch in Canada bleiben, aber das geht nur, indem ich den Flug umbuche, da ich das frühere Datum für die USA-Einreise brauche. Aber die Umbuchung des Fluges ist immer noch günstiger und sicherer möglich als sich für ein Vorab-Visum für die USA zu bewerben. Ein grosser Papierkrieg, dann muss man auf einen Termin für ein persönliches Gespräch in einer US-Botschaft warten (was auch mal länger dauern kann), ist eine ganze Menge Geld los und der Ausgang ist ungewiss…

Teil 2: Die tatsächliche Einreise

Kontrolliert wird vorm Abflug lediglich die ESTA, nach einem Weiterflugticket fragt bei Fiji-Airways niemand. Als wir kurz nach Mitternacht in Honolulu landen (Und täglich grüsst das Murmeltier, schon wieder ist es Freitag, der 05. Juni, da wir die internationales Datumsgrenze überflogen haben) bin ich unter den ersten 20, aber die laufen so langsam, dass ich mit meinem nach fünfstüdigem Stillsitzen genährtem Bewegungsdrang, die 20 locker überhole und als erster bei der Immigration stehe. Der Beamte asiatischer Abstammung ist nett und ausserdem bin ich bei solch offiziellen Situationen meist betont freundlich und setze einen lockeren smalltalk auf. Die üblichen elektronischen Fingerabdrücke und ein Foto vom Gesicht, eine kurze Frage wie lange ich in Hawaii bleibe, und schon habe ich nach noch nicht mal zwei Minuten ein 90 Tage-Visum im Pass. Na also, geht doch! Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mir den ganzen Zinnober mit monatelang im Voraus gebuchten Flügen sparen können, aber man weiss ja nie an wen man gerät (vgl. die Schikanen bei der Einreise nach Neuseeland…)

Teil 3: Zeit totschlagen in Honolulu international airport

Kurz nach Mitternacht sind wir gelandet. 20 Minuten später stehe ich mit meinem Gepäck und einem gültigen Visum im Pass in der lauen Nachtluft von Honolulu Airport und überlege, wie ich die Zeit bis zu meinem Anschlussflug nach Maui um 7 Uhr überbrücke. Ich hatte gedacht, dass es auf einem internationalen Flughafen, zumal in einem Land wie den USA, eine öffentliche Lounge gibt mit Bars, Cafes, Restaurants und Shops die alle 24/7 geöffnet sind. Ich hätte schon noch Lust auf kühles Bier und einen ordentlichen amerikanischen Burger mit Pommes, und ausserdem würde ich mir gerne eine SIM-Karte für mein Handy kaufen. Aber nichs von alledem ist möglich. Der Airport – der gar nicht so klein ist – ist wie ausgestorben und es ist wirlich alles, und damit meine ich ALLES, geschlossen. Und das blöde ist, dass ich noch nicht mal frei herum laufen darf, wo ich möchte. Alles ist abgesperrt und ich werde von einem officer mehr oder weniger freundlich darauf hingewiesen, dass ich mich zu dem gekennzeichneten Bereich in Terminal 5 zu begeben habe. Dort haben sie eine kleine Ecke geöffnet mit Sitzgelegenheiten, in dem ca. 50 Leute, die in der gleichen Situation sind wie ich, zusammen gepfercht haben. Die Lust ist stickig und Kinder toben herum, kein angenehmer Ort, um noch eine Mütze Schlaf zu kriegen. Es gibt nichts zu trinken dort und gerade mal eine funktionierende Steckdose, der Rest ist kaputt. Freies WLAN, wie mittlerweile auf fast allen Flughäfen verfügbar, gibt es in Honolulu natürlich auch nicht. Nach einige Diskussionen mit dem Wachpersonal darf ich mich draussen im Freien, neben der Raucherecke, aufhalten. Da ist die Luft immer noch beser als drinnen. Und so legen ich mich einfach auf das Pflaster mit meinem Gepäck als Kopfkissen und versuche ein wenig zu dösen, was aber nicht wirklich gelingen mag, da in der Nähe laute Maschinengeräusche von irgendeiner Nachtbaustelle rüber dröhnen. Ab 4 Uhr wird der Autoverkehr stärker und dann werden auch die Absperrungen geöffnet und man darf sich wieder frei bewegen. Die ersten vereinzelten Flüge werden abgefertigt. Aber nach wie vor hat kein Caffee geöffnet…..

Zumindest finde ich jetzt nach einigem Suchen eine funktionierende Steckdose, so dass ich ein wenig an meinem Blog schreiben kann.

Um 5:30 Uhr wird es hell und dann kann ich auch einchecken für meinen nächsten Flug. Eine Stunde später ist boarding und ich besteige eine etwas klapprige Propellermaschine. Der Pilot lässt den Motor im Stand aufheulen und macht einige Tests und befindet dann, dass er mit dieser Maschine lieber nicht fliegen möchte. Also wieder alle aussteigen, eine weitere halbe Stunde warten und dann starten wir schliesslich nach Maui.


Posted in standard by with comments disabled.
%d Bloggern gefällt das: