Cordoba

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Von Cafayate aus fahre ich mit dem Bus weiter Richtung Süden. Schon bald ist die Provinzgrenze von Tucuman erreicht. Der Bus windet sich durch trockene Wüsten-Landschaft auf über 3000 m hoch. Ab der Passhöhe ändert sich die Landschaft komplett: Grüne Wälder, Seen, saftige Wiesen. Meine Busnachbarin, eine Yogalehrerin aus Buenos Aires, die sich gerade hier auf dem Land ein Haus gekauft hat, klärt mich auf, dass es in der Provinz Tucuman 25 verschiedene Mikroklimas gibt. Nach 6 Stunden, die dank interessater Unterhaltung recht kurzweilig sind, kommen wir in der Hauptstadt der Provinz an. Dort schlägt uns schwülwarme Luft entgegen – abends um 20 Uhr zeigt das Thermometer noch 32 Grad an.

Mein Bus nach Cordoba geht erst um Mitternacht und so gebe ich mein Gepäck in der Aufbewahrung ab und erkunde etwas die Stadt. Ich setze mich in ein Strassencafe und beobachte die Szenerie. So langsam setzt die Abenddämmerung ein und hier und da ist weihnachtliche Lichterdeko zu sehen. Mir fällt auf, dass es hier unheimlich viele attraktive Frauen gibt, die hübsch gekleidet in kurzen Jeans, Miniröcken und gewagten Topps ihre Weihnachtseinkäufe erledigen. Ich geniesse diese Augenweide…. Es gibt auch viel mehr junge Leute hier als in Europa. In Argentinien ist die Bevölkerungspyramide noch eine wirkliche Pyramide und nicht so eine unförmige Zwiebel mit Bauchspeck wie in Deutschland. (wobei ich wohlgemerkt repräsentativer Teil dieser deutschen Zwiebel bin – mit 50 Jahren am jüngeren Ende der geburtenstarken Jahrgänge kurz vor dem Pillenknick, und (bisher) kinderlos..)

Eine halbe Stunde vor Mitternacht fahre ich mit dem Taxi zum Busterminal zurück. Ich hatte gehört, dass speziell Tucuman nicht so ganz ungefährlich sei und ich will das Risiko nicht eingehen mit all meinem Geld (viel Dollar-Bargeld, da man in Argentinien am Geldautomaten nur den offiziellen Wechselkurs bekommt, der ca. 50 % schlechter ist als der auf dem Schwarzmarkt) nachts durch weniger belebte Strassen zu laufen.

Der Bus kommt schliesslich mit über einer Stunde Verspätung an. Die tolle Ausstattung tröstet etwas über die Unpünktlichkeit hinweg. Die Sitzelehnen lassen sich vollkommen horizontal stellen und es gibt ein passendes Fussteil, dass die Sitzfläche waagrecht verlängert, so dass eine ebene, angenehm ledergepolsterte Liegefläche von ca 180 cm Länge entsteht. Das ist zwar etwas kürzer als meine Körpergrösse, aber in seitlicher Position mit leicht angewinkelten Knien gelingt es mir einigermassen zu schlafen. Vorhänge zum Gang hin schaffen sogar etwas Privatspähre. Da wir allerdings kurz nach dem Start noch mal irgendwo ca. 1 Stunde in einer Werkstatt stehen, summiert sich die Verspätung auf über 2 Stunden.

In Cordoba angekommen fahre ich sofort weiter nach Saldan, einem kleinen Ort, ca 20 km ausserhalb, am Beginn der grünen Hügel der Sierra. Dort treffe ich Roxana, eine der Töchter der befreundeten Familie aus Salta, die vor einem Jahr mit ihrem Freund zusammen hierher gezogen ist. Es ist ein schönes Wiedersehen und Martin, ihr Freund, ist auch sehr nett. Es gibt erst mal ein zünftiges Asado… Martin ist selbständiger Automechaniker und leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er zeigt mir Videos aus Argentinien, die er während der Fahrt mit der Helmkamera aufgenommen hat: Von solch leeren Traumstrassen in atemberaubend schöner Landschaft kann man in Europa nur träumen. Da bekomme ich auch glatt wieder Lust auf das Reisen per Motorrad..

Roxana leidet seit vielen Jahren unter dem chronischen Müdigkeitssyndrom und ich bekomme mit, was das bedeutet. Arbeiten ist praktisch unmöglich, jede kleine Anstrengung benötigt ausgiebige, anschliessende Ruhephasen und es fällt schwer sich auf etwas zu konzentrieren. So ziehe ich am folgenden Tag mit Martin alleine los zu einer Geburtags-Garten-Poolparty bei einer Freundin, die orientalischen Tanz unterrichtet. Dort sind viele nette Leute und ich fühle mich etwas erinnert an die Zeit in Salta in den 90-ern, wo ich fast jeden Abend in irgendeiner netten Feierrunde in guter Stimmung verbrachte.

Am Abend kommt dann noch eine Freundin von Roxana mit ihrer bildhübschen 14 jährigen Tochter vorbei, wir machen gemeinsam Pizza und danach schieben wir den Tisch zur Seite und Martin gibt einen kleinen Grundkurs im Salsa-Tanzen. Wir kommen zwar immer wieder aus dem Takt, aber haben eine Menge Spass.

Andy, die Freundin von Roxana, lädt mich für den nächsten Tag zu sich nach Carlos Paz ein, ein Ferienort in der Nähe an einem schönen Stausee Sie hat dort ein kleines Häuschen mit Pool. Martin muss arbeiten und Roxana verbringt mehr oder weniger den ganzen Tag beim Arzt: Mittags 2,5 Stunden warten um für den Abend einen Termin zu bekommen und dann abends nochmals 2 Stunden warten- und das für max. 15 min bei dem Gott in weiss… Andy ist Sonderschullehrerin und hat ebenso wie ihre Tochter erst mal Sommerferien bis Ende Februar.

Am Abend lade ich Roxana dann in eine Trattoria ein, wo man nett draussen sitzen kann. Es schmeckt wunderbar und wir führen gute Gespräche. Allerdings lasse ich mir die Meeresfrüchte-Lasagna einige Stunden später noch mal durch den Kopf gehen, nachdem ich mit Bauchkrämpfen aufwache. Auch durch den Hinterausgang entweicht die Pasta in flüssier Form – Mist!

Für heute haben wir einen Ausflug in die Sierra geplant und ich weiss nicht so recht, ob ich fit genug dafür sein werde, bzw. ob ich nicht doch lieber ein Klo in der Nähe brauche..Aber um 10 Uhr geht es mir schon wieder besser, ein bisschen Schonkost und ein paar Okoubaka-Globuli scheinen den Magen zu beruhigen. Geplant haben wir, dass wir so ca. um 11 Uhr los zu fahren. Ich bin dann auch um 10:55 bereit, aber von Roxana noch keine Spur und ich will sie auch nicht stören. Mittlerweile ist es nach 14 Uhr und ich habe die Zeit zum Schreiben genutzt. Mit dem Ausflug wird es wohl nichts mehr, da die geplante Rundtour alleine 4 Stunden Autofahrt sind und ich heute abend den Nachtbus nach La Plata, Provinz Buenos Aires nehmen werde.


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