Was mich an Samoa nervt
Eine gewisse Wurschtigkeit. Dinge voran zu bringen, mit Arbeit und Engagement etwas zu erreichen sind hier eher Fremdworte. Wenn der Tsunami die Unterkünfte am Strand zerstört hat, dann baut man sie auch Jahre später nicht wieder auf.
Man setzt sich lieber den ganzen Tag an die Strasse zum Strand und zockt die Touristen ab, indem man uanständig hohe Strassengebühren erhebt: Keine 2 oder 3 Dollar – nein das können locker mal 20 Dollar sein! Selbst wenn es sich um die Zufahrt zu einem Hotel oder Restaurant handelt muss man zahlen.
Selbst die Polizisten kassieren gerne bei kleinen Regelverstössen – natürlich ohne Quittung in die eigene Tasche.
Diese Tropenkoma-Atmosphäre hat mich auch ein Stück weit angesteckt- das liegt auch zum Teil einfach am Klima. Auch zum Essen braucht man ja nicht unbedingt etwas anbauen: Man musst nur warten und pflücken. Und so werden eben auch die Touristen „gepflückt“
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Was ich an Samoa liebe
Noch abgelegener als Fidschi. Eine winzige Insel in the middle of nowhere. Samoa ist deutlich kleiner als Mallorca!
Diese Lage hat einen besonderen Charme. Ich hatte das Gefühl unendlich weit weg von allem zu sein. Das Weltgeschehen kann sich irgendwo anders abspielen: Naturkatastrophen, Kriege, Flüchlingsströme, Revolutionen, Wirtschaftskrisen…. Es würden wohl Wochen vergehen, bis man davon in Samoa etwas mitbekommt, wenn man sich vom Internet fern hält. Auswirkungen auf das beschauliche Leben dieser Insel würde es wohl kaum haben.
An einem halben Tag ist man einmal um die Insel herum gefahren und die Leute sind dadurch recht eng miteinander verbunden. Man kann ja auch nicht mal eben schnell mal woanders hin… Alles (ausser dem amerikanisch besetzten Ostteil Samoas) ist einige Flugstunden entfernt.
Trotz der extremen Insellage ist die Versorgungssituation recht gut. Die Supermärkte sind gut bestückt.
Traditionen werden gepflegt: Wo gibt es das sonst schon, dass Polizei- und Schuluniformen auch den männlichen Teil der Bevölkerung in Röcke stecken? Es hat einen sanften Charme.
Mir ist keine Armut begegnet und das Klima und der Boden geben zum Leben offenbar mehr als genug her. Man braucht wegen der Wärme kaum Kleider und traditionelle Häuser haben keine Seitenwände, d.h. man kann mit wenig Materiellem ganz gut leben.
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Tropenkoma in Samoa
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Der Flug von Fiji nach Samoa startet mit mehr als einer Stunde Verspätung. Das gibt mir Gelegenheit im Wartebereich eine Gruppe Samoaner zu beobachten, die innbrünstig zu schnulziger Südseemusik aus dem Ghettoblaster singen. Später sitzt eine davon im Flugzeug neben mir und ich erfahre, dass sie aus Phoenix/ Arizona kommen und in den USA geboren und aufgewachsen sind. Das letzte Mal wären sie vor 12 Jahren in der Heimat ihrer Eltern gewesen. Ich erfahre so einiges über Samoa. Ein nettes Gespräch.
Die Einreise geht genauso unkompliziert wie ein Fiji, auffällig ist lediglich, dass der Zoll mit Drogenhunden herum spaziert. Hinter der Immigration die obgligatorische Südsee-Life-Musik in Erwartung von einigen Dollars Trinkgeld – wie auch schon auf Fiji und ich könnte wetten, dass es in Hawaii auch so sein wird – obwohl…..mal sehen, da lande ich mitten in der Nacht…
Samoa ist eines dieser kleinen Pünktchen im grossen blauen Pazifik, die man auf dem Globus mit der Lupe suchen muss, etwa auf halber Strecke zwischen Neuseeland und Hawaii ganz in der Nähe der Datumsgrenze. Das heisst während es hier schon heute ist, ist das benachbarte American Samoa von gestern…. Das war bis vor kurzem anders, bis sich Samoa vor ein paar Jahren entschieden hat auf die westliche Seite der Datumsgrenze zu wechseln und somit &näher& an Neuseeland und Australien als an Amiland zu rücken. Um den gleichen Dreh herum haben sie dann auch auch den Strassenverkehr von rechts auf links umgestellt….. Es fahren also noch etliche Autos herum mit dem Lenkrad auf der linken Seite, was im Linksverkehr natürlich suboptimal ist. Ich habe darauf geachtet dass mein Mietwagen ein Rechtslenker ist…
Nachdem Fiji im Winter zur Trockenzeit moderate Temperaturen hat und es abends sogar mit nur knapp über 20 Grad etwas frisch werden kann, bin ich in Samoa definitiv wieder in den Tropen angekommen. Obwohl es früher Abend und bereits dunkel ist kommt mir feuchtwarme 30 Grad-Botanischer-Garten-Tropen-Gewächshaus-Luft entgegen. Angenehm!
Als ich mir gerade beim Mobilfunkanbieter meine lokale Sim-Karte fürs Handy besorge, spricht mich eine junge Frau an, ob ich mir mit ihr und ihrem Freund ein Taxi nach Apia (der Hauptstadt) teilen möchte. Es gäbe angeblich keine Busse mehr. Da der verhandelte Preis pro Person genau dem Preis entspricht, den wir auch für den Bus bezahlt hätten, ist das ein guter Deal mit Direkt-vor-die-Haustür-Service. Die Beiden stammen aus Nürnberg und sind auch auf Weltreise unterwegs. Wir kommen nett ins Gespräch und so frage ich sie, ob sie Lust haben mit mir den Mietwagen zu teilen, den ich bereits reserviert hatte und gemeinsam die Insel zu erkunden. Wir tauschen Kontaktdaten aus und am nächsten Tag treffen wir uns in Apia, stellen fest, dass wir ähnliche Pläne haben (nämlich gar keine, d.h. so treiben lassen und erkunden…) und verabreden uns für den nächsten Tag um 10 Uhr.
Das Hotel ist ganz angenehm und das Personal ist sehr nett. Ich habe einen Schlafplatz in einer Fale gebucht, ein traditionelles samoanisches Haus, das eigentlich nur aus einem Palmdach, einem Holzfussboden, einer Matratze auf dem Boden, einem Moskitonetz und einer abschliessbaren Holzbox für die Wertsachen besteht. Ich teile mir die Fale mit einem Amerikaner vietnamesischen Ursprungs, der zum Glück nicht schnarcht. Es ist angenehm luftig quasi im Freien zu schlafen und die sanfte warme Brise tut gut. Die Zimmer hätten das dreifache gekostet und wären so stickig heiss gewesen, dass man die ganze Nacht die Aircondition hätte laufen lassen müssen, wie mir andere Gäste beim Frühstück versicherten.
Am Abend gehe ich noch zu einer wirklich guten Pizzeria um die Ecke, wo ich aus dem Holzofen die beste Pizza seit langem esse. In Italien ist es auch nicht besser. Allerdings ist der Preis mit 17 EUR auch nicht gerade billig. Das Restaurant ist um 21 Uhr fast leer und es sind nur zwei sehr attraktive, junge Frauen anwesend, die so ausdauernd mit dem Kellner flirten, bis er schliesslich nachgibt und sich zu ihnen an den Tisch setzt. Die Kollegen haben offenbar Verständnis und übernehmen meine Bedienung 😉
Nach einer Weile komme ich mit den Dreien ins Gespräch und ich erfahre, dass es Einheimische sind. Hätte ich nicht gedacht. Viel eher hätte ich sie für Australier mit europäischen Wurzeln gehalten. Ich erfahre noch ein bisschen mehr von Samoas Geschichte unter anderem, dass es bis zum ersten Weltkrieg sogar mal eine Weile deutsche Kolonie war. So haben viele weisse Samoaner auch einen gewissen Anteil deutsche Wurzeln. Und auch sonst scheinen hier eine ganze Menge Nationalitäten über die letzten Jahrhunderte ihre Einflüsse und Gene hinterlassen zu haben. Die Mischung kann sich sehen lassen! Den deutschen Einfluss sieht man teilweise noch an den Namen der Leute oder der Unternehmen. So gibt es ein Gasthaus Adler und ein Hotel Insel Fehmarn…..
Allerdings haben die christlichen Missionare auch hier eine brutale Spur der kulturellen Verwüstung hinterlassen. 99 % der Samoaner sind Christen und zwar vielfach von der schlimmsten evangelikalen Sorte. Keine Spur mehr von der freizügigen Südseekultur wie sie der Maler Gauguin noch so wundervoll mit seinen stolzen, barbusigen Schönheiten und farbenfroh-lebenslustigen Szenen festgehalten hat. Die christliche Gehirnwäsche hat auch hier funktioniert und es herrscht ein rigider Moral- und Kleidungskodex. Gerne hätte ich mal die ursprüngliche Kultur kennen gelernt, aus der Zeit bevor die Missionare aus Europa kamen…..und dabei denke ich natürlich mehr an Singen, Tanzen und Flirten mit halbnackten Südseeschönheiten, als daran, dass ich vielleicht im Kochtopf des Häuptlings gelandet wäre. Zumindest ein Pluspunkt auf der Seite der christlichen Missionare, dass sie die Leute dazu gebracht haben die Fleischsorte zu wechseln…
Am Samstag hole ich die beiden Nürnberger von ihrer Coachsurfing-Adresse ab und wir fahren noch kurz in die Innenstadt um einige Dinge zu erledigen. Als ich dann umdrehe und aus der Stadt heraus fahren möchte, mache ich eine unangenehme Bekanntschaft mit zwei Polizisten, die einen Staatsakt daraus machen, dass ich beim Wenden eine durchgezogene Linie überquert habe. Drohgebärden von Führerscheinentzug bis zu Gerichtsverhandlung und dem Verfallenlassen meine Weiterflugs, weil sie mich nicht aus dem Land lassen würden. Ist schon klar auf was das hinaus läuft. Es geht um die Verhandlung der Höhe des Bestechungsgeldes. Ich frage indirekt höflich, welche Gebühren denn fällig wären, wenn ich die Sache direkt hier vor Ort begleichen würde. Schliesslich bin ich rund vierzig Euro los und darf weiter fahren. Er fragt mich nochmal nach meinem Namen und tut so als ob er eine Quittung schreiben würde, aber es ist offensichtlich, dass er etwas auf seinem Block herumkritzelt und nur so tut als ob…. 50 Tala für jeden der beiden Polizisten vor dem langen Wochenende mit dem Unabhängigkeitstag…..ich bin mir fast sicher, dass sie Einheimische nicht so zur Kasse gebeten hätten. Polizisten als Touristenmelkmaschinen…..Die Samoaner feiern übrigens die Unabhängigkeit von den Briten, nicht von den Deutschen! Die Briten hatten sich während des ersten Weltkrieges Samoa unter den Nagel gerissen, weil die Deutschen zu Hause in Europa ziemlich anderweitig beschäftigt waren…. Aber irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass die Währung deutsche Wurzeln hat. Tala klingt phonetisch fast gleich wie Taler….
Mit den anderen beiden ist es so richtig schön entspannt. Es passt gut und wir verstehen uns prima. Sie haben das gleiche langsame unverplante Reisetempo, das uns Weltreiseden gemeinsam ist. Kein Reisestress in möglichst kurzer Zeit viel sehen zu müssen und sich danach noch ein paar Tage effektiv am Strand turboentspannen zu müssen, um wieder fit fürs Arbeitsleben zu sein. Zeit spielt einfach keine Rolle und die Tage dürfen so dahinplätschern und sich entwickeln, wohin sie sich eben hinentwickeln wollen. Letztlich ist alles interessant, was so passiert…..auch und gerade wenn es mal nicht rund läuft. Ich wollte schon schreiben &wenn es mal anderes läuft als geplant&, aber wenn man gar nicht erst plant, dann fällt dieser Aspekt einfach weg….
Wir finden ein BBQ am Weg, dargeboten von ein paar Jungs, die mit ihrer Lieblingsmusik und dem Grill eine gute Zeit haben. Wir bleiben ewig an einer verlassenen Beachfale, lassen und das Gegrillte schmecken, haben nette Gespräche und schauen aufs Meer. Irgendwann kommt der Impuls weiter zu fahren und wir sind aufgrund der Wegelagerei etwas pikiert. Es gibt keinen Wasserfall, keine Zufahrtsstrasse zum Strand, keinen Naturpool, wo nicht irgendjemand davor stehen würde und Gebühren verlangen würde. Und nicht zu knapp: Ein Wasserfallfoto: 4 Euro, eine Strandzufahrt: 8 Euro, ein Naturpool: 16 Euro….. Selbst dort wo Unterkünfte am Strand ausgeschildert sind, stehen zuvor erst mal die Wegelagerer und kassieren. Selbst wenn mal sagt, man wolle nur mal die Unterkunft abchecken. Ich mache mir einen Spaß draus zäh zu verhandeln und zu argumentieren und meistens klappt es dann sogar ohne Geld, oder mit weniger davon…
Die Unterkunftssuche gestaltet sich schwieriger als erwartet. Vor einigen Jahren gab es einen Tsunami und auch immer wieder Wirbelstürme. D.h. viele einfache Unterkünfte, die noch im Reiseführer oder online stehen, gibt es nicht mehr, oder sie sind verlassen, verwahrlost oder eigentlich in gutem Zustand aus unerfindlichen Gründen geschlossen. Wir fragen in kleinen Dörfern nach Schlafmöglichkeiten und werden auf Drinks und Früchte eingeladen, haben nette Gespräche, aber finden keine Unterkunft. Schliesslich fahren wir bis an die Südküste und werden dort fündig. Eine nette Beachfale mit Veranda wo wir zu dritt nächtigen können und die Vollpension mit gutem Essen und freundlicher Bewirtung kostet pro Nase gerade mal 25 Euro. Und das vor weisser Sandstrand-Kulisse mit phototapeten-verdächtigen schräg ins türkisfarbene Korallenmeer wachsenden Kokospalmen…
Wir bleiben gleich mal drei Tage dort und machen nur ein paar Ausflüge und Spaziergänge. Auf der Fahrt zu einem abgelegenen kleinen Dorf lasten wir auf der schlammigen Piste dann lieber mal das Auto stehen, weil wir sonst stecken bleiben würden und gehen zu Fuss los. Aber schon kurze Zeit später stoppt ein Pickup-Truck von sich aus und lädt und ein auf der Ladefläche mitzufahren, so dass wir dann später nur den Rückweg zu Fuss haben.
In diesem Dorf ist es entspannt. Ein freundliches Hallo und niemand will etwas von uns, noch nicht mal unser Geld für irgendwelche Gebühren…
Am vierten Tag geht so einige schief: Es fängt an, dass ich beim Frühstück auf einmal auf etwas hartes beisse, obwohl ich nur weichen Toast, Ei und etwas Salatgarnierung esse. Ich untersuche die nicht besonders appetitliche Masse, die ich auf den Teller spucke und finde ein Stück weisses hartes Material. Ein Stück vom Zahn? Ich untersuche meine Zähne mit dem Finger und der Zunge und kann nichts auffälliges finden. Es tut auch nichts weh, als ich das Frühstück fortsetze. Wohl doch nur ein Muschelstückchen, das sich unter den Salat gemischt hat. Nach dem Frühstück schaue ich im Badezimmer nochmals genauer und merke &FUCK& , dass ganz unten rechts doch ein Stück von meiner Weisheit fehlt. Mist! Hoffentlich entzündet sich da nichts…. Nun gut, so werde ich dann wohl doch meine spezielle USA-Krankenauslandsversicherung in Hawaii in Anspruch nehmen müssen und dort einen Zahnarzt aufsuchen….Der Teller ist schon aufgeräumt und auch das Wühlen im Müll bringt nichts, das Zahnstückchen ist nicht wieder zu finden.
Wir machen Station an einem netten 30 m tiefen Wasserloch an der Küste, das wild eingewachsen ist nd zu dem man auf einer abenteuerlichen Leiter hinunter steigen lassen kann. Durch die unterirdische Verbindung zum Meer kriegt man indirekt die Wellenbewegungen in Form von interessanten Strömungen mit – schön zum Baden und Relaxen, auch die parkähnlichen Gartenanlagen ringsherum. Für den hohen Eintritt wird immerhin etwas geboten.
Wir fahren gemütlich an der Südküste entlang und schauen nach einem Platz für die Nacht. Aber es ist wie verhext: Die günstigen Beachfales sind alle verfallen und verlassen und es gibt nur sündhaft teure Luxusresorts. Die sind zweifelsohne wunderschön gelegen, aber spärlich besucht, was mich bei den Preisen auch nicht wundert: Übernachtung mit Frühstück 200 Euro pro Nacht aufwärts – pro Person! Ein paar Fales sehen wir noch, die in Betrieb sind, aber die sind an Plätzen, die nicht schön sind. Diejenigen Fales, die an schönen Stränden sind, sind wirklich alle ausser Betrieb. Fast so als ob die Luxusresorts den Besitzern Geld zahlen würden,, damit sie nicht wieder eröffnen, um die Leute in den Rachen dieser Wucher-Tourismus-Industrie zu treiben. Einen schönen Platz checken wir ab – mittlerweile ist es nur noch eine Stunde bis Sonnenuntergang – wo wir einen Bungalow für weniger als 150 EUR für drei Personen bekommen würden, inkl. Frühstück. Wir sind schon kurz darauf zuzusagen, wenn wir diesen Preis für zwei Nächte bekommen würden, damit wir von dem schönen Platz dann auch was haben würden – im hellen. Aber da ist nichts zu machen, das Angebot sei ein super walk-in-discount für diese Nacht und sonst würde es mehr als das Doppelte kosten. Hier wird der Unterschied zwischen dem Urlauber und dem Langzeitreisenden spürbar: Als Urlauber hätte ich vielleicht gesagt &scheiss drauf&, bin eh nur ne Woche hier und ich kann es mir leisten. Aber als Langzeitreisender ist das einfacher nicht drin, wenn man das gesetzte Budget nicht vor der Zeit verpulvern möchte.
Also fahren wir weiter bis zum nächsten Ort, der in Reiseführern als attraktiv und günstig beschrieben ist. Das Resort ist auch an der Kreuzung ausgeschildert und ich beschliesse diesmal die Wegelagerer an der Kreuzung zu ignorieren und rufe ihnen nur zu &we are just checking the resort&, und gebe Gas. Sie rufen mir noch was nach, aber mittlerweile ist bei mir auch etwas die Geduld für längere Verhandlungenn strapaziert, zumal es jetzt wirklich bald dunkel wird. Die Piste ist in schlechtem Zustand, nass und mit vielen Pfützen. Und auf einmal passiert es. Eine Pfütze ist tiefer als gedacht und hat auf einmal nach hat unter der Wasseroberfläche ein ordentliches, schlammiges Gefälle nach aussen. Ein kurzes Schlingern des Wagens und wir stecken fest, die linke Seite des Fahrzeugs mehr als einen halben Meter im Wasser und in so einer Schräglage, dass das hintere rechte Rad schon in der Luft hängt. Mist! Alles Anschieben hilft nichts – wir brauchen ein anderes Fahrzeug mit Abschleppseil oder Stange, um uns da wieder rauszuholen. Wir sagen uns, na gut, dann laufen wir eben zu Fuss zum Resort, checken dort ein und bitten sie uns rauszuholen. Kaum sind wir losgelaufen, kommt uns Pickup-Truck entgegen und wir bitten sie um Hilfe. Aber sie haben kein Seil dabei und zu allem Überfluss hören wir auch noch, dass dort am Strand niemand wäre – sie wären die letzten gewesen und Übernachtungsmöglichkeiten gäbe es dort auch keine. Sie bieten an, dass sie den Einheimischen vorne an der Kreuzung Bescheid geben könnten. Eine blöde Situation, nachdem ich sie vorher so abserviert habe, aber what to do….? Hätte ich mir doch vorher lieber die Zeit genommen ordentlich mit ihnen zu reden als einfach weiter zu preschen. Peinlich, peinlich, jetzt auf ihre Hilfe angewiesen zu sein….
Wir bleiben alle drei ruhig und gelassen und beraten, was wir jetzt am Besten machen. Wir beschliessen uns aufzuteilen: Die einen gehen zum Auto zurück, die anderen checken am Strand ob es nicht doch noch ein Resort gibt, vielleicht einfach ein Stückchen weiter als die anderen waren. Schliesslich war es doch klar und deutlich ausgeschildert und in den Reiseführern und im Internet beschrieben….Wir beschliesen das bad guy – good guy Spielchen zu spielen, d.h. die anderen beiden gehen als good guys zurück zum Auto, warten auf die Einheimischen, die uns hoffentlich abschleppen kommen und stellen mich als bad guy dar, der einfach einen Knall hatte die Gebühr so unverschämt zu ignorieren…
Als wir uns trennen ist gerade die Sonne untergegangen, und da wir nahe am Äquator sind gibt es keine lange Dämmerung und es wird in Kürze stockdunkel sein. Ausserdem haben die Mosquitos in den vielen Waserlöchern Abendessenzeit und sind dabei uns zu piesacken. Aber es hilft alles nichts, ich laufe los und bin nach einer knappen halben Stunde am Strand angekommen. Im letzten Restlicht kann ich erkennen, dass es wunderschöner Platz ist und ich laufe noch mal einen Kilometer weiter, bis ich zu den Ruinen des Resorts komme. Mist! Ich rufe die anderen an und erfahre, dass sie alleine beim Auto stehen und dass noch niemand aufgetaucht ist….. Ich sage, dass ich jetzt mal zurück laufe und wir dann weiter beratschlagen. ich stelle mich schon drauf ein alleine zur Strasse zu laufen und zu versuchen jemanden zu stoppen, der uns helfen kann und wenn alles nichts hilft irgendwo in der Nähe des Autos behelfsmässig zu übernachten, was ohne Unterlage in der Nässe und ohne Moskitonetz auch nicht unbedingt ein Spaß wäre… Das sind so meine Gedanken, während ich durch die Vollmondnacht zurück laufe. Aber auf einmal kommen mir zwei Fahrzeuge entgegen und ich bin froh zu sehen, dass es mit dem Abschleppen geklappt hat. Das Mietfahrzeug ist zwar auf der einen Seite dreissig Zentimeter voll Wasser gelaufen und schlammig, aber an der Elektrik ist nichts passiert und es scheinen auch keine grösseren Schrammen oder Beulen entstanden zu sein. Die anderen Beiden haben noch nicht mit den Einheimischen verhandelt, es hiess nur dass sie wenden, mich einsammeln und wir uns dann im Dorf sehen. Ich überlege mir schon mein absolutes Preislimit, denn ich denke, dass es bestimmt richtig teuer wird. Am Ausgang ist dann aber nur einer, der kein Englisch spricht und der zweite verliert auch nicht viele Worte und sagt nur 20 Tala. Das ist nur das Doppelte von dem was sie regulär an Strassengebühr wollten und ca. 8 EUR. Puh, da sind wir noch mal gut davon gekommen…
Wir checken dann noch die Websites von zwei weiteren Unterkünften ab: Die einen schreiben &sorry we are closed&, die anderen – ein deutsch-samoanisches Paar – schreiben, dass der bisherige Platz vom Zyklon zerstört wurde und sie einen neuen Platz hätten, aber dort wider Erwarten keine Bau- oder Renovierungsgenehmigung hätten. Wir fahren also weiter die Südküste entlang und gehen dazu über Einheimische zu fragen, ob sie irgendwelche Unterkünfte wissen würden….. Mehrfach werden wir auf irgendwelche Strassen geschickt, aber letztlich ist alles closed, obwohl wir manchmal Leute bei den Unterkünften antreffen. Einmal treffen wir auf kaum englisch sprechende Leute an einer einfachen Bungalow-Anlage, die uns immerhin ernsthaft helfen möchten, aber keine Befugnis haben uns einen Bungalow aufzusperren. Dann hat es den Anschein, dass sie es doch machen und nennen uns sogar einen Preis, machen dann aber doch einen Rückzieher, nachdem sie den Besitzer telefonisch nicht erreichen können. Sie beschreiben uns jedoch noch einen weiteren Platz in der Nähe. Jaja, da wäre sicher jemand da – es wäre halt nur nicht ausgeschildert. Als wir über eine abenteuerliche Piste dort ankommen, stehen wir nur vor einer weiteren Tsunami-Ruine…..
Wir sind schon drauf und dran die 2 Stunden wieder bis zu unseren alten Unerkunft zurück zu fahren und aufzugeben, weil wir mittlerweile die gesamte Südküste abgefahren sind und es schon nach 21 Uhr ist. Aber da sehen wir noch ein neueres Schild, das den Weg zu einem &indigenous resort& weisst. Letzter Versuch….. Wir kommen bei einem ganz neuen Resort an, das erst vor einer Woche eröffnet wurde und noch nicht ganz fertig ist. Sehr schöne und geräumige Bungalows über einer klaren Süsswasserlagune ganz nah am Wasser gebaut. Ich kann den Preis um mehr als 30 % auf unter 100 EUR pro Nacht für uns drei runterhandeln und wir entschliessen uns zu bleiben, obwohl die Installationen, Möbel und Anstriche noch nicht fertig sind. Aber wir sind froh einfach einen Platz zum Schlafen gefunden zu haben. Abendessen gibt es keins mehr, aber kühles Bier und Kartoffelchips tun es auch. Und wir haben nette Gespräche mit dem Eigentümerpaar, er Samoaner, sie Neuseeländerin, die nach vielen Jahren in Neuseeland hier investieren und sich ganz engagiert einen Traum verwirklichen, indem sie ein gehobenes Eco-Resort mit starker Beteiligung des benachbarten Dorfs errichten. Das ist ein anderes Konzept, das sogar den Premierminister als Gast zur Eröffnung beschert hat, wie sie stolz berichten. Aber auch dieses Resort würde normalerweise über unserem Budget liegen, denn der spezielle Preis, den ich heraus handeln konnte, lag hauptsächlich darin, dass es noch eine halbe Baustelle ist und sie ausserdem noch keinerlei Werbung gemacht haben (mit Ausnahme eines Fernsehberichts über den Besuch des Premierministers).
Am nächsten Morgen beratschlagen wir, war wir jetzt weiter machen. Wir sind noch relativ weit im Westen der Insel, nicht weit weg von dem Fährhafen zur Nachbarinsel, wo die Beiden noch Zeit verbringen wollen. Und günstige Unterkünfte in Verbindung mit schönen Unterkünften gibt es nur noch im äussersten Südosten der Insel, auf einem Streifen von ca. 10 km, die Gegend wo wir die ersten drei Nächte schon waren. Also beschliessen wir uns vorzeitig zu trennen, da die ursprüngliche Idee uns gemeinsam langsam nach Westen vorzuarbeiten und ich die Beiden an der Fähre absetze und dann den Wagen am Flughafen (der ganz in der Nähe des Fährhafens liegt) an den mangelnden bezahlbaren Unterkünften gescheitert ist. Ich beschliesse also für die letzten beiden Tagen in den Südosten zurück zu fahren und die anderen wollen noch einen weiteren Tag in dem grossen Bungalow bleiben und einfach entspannen…
Am Nachmittag bin ich dann im Südosten angekommen und muss feststellen, dass die anvisierten Beach-Fales ausgebucht sind. Aber 500 Meter weiter finde ich noch eine Beachfale, die wirklich seh einfach ist, aber ich habe ein Dach über mir, eine Matratze, ein Moskitonetz und einen wunderbaren Postkartenstrand direkt vor der (nichtvorhandenen) Tür. Mit 40 Tala pro Nacht sehr günstig, und zu den Mahlzeiten kann ich ins Restaurant des ausgebuchten Platzes gehen. Und ausserdem kann ich dort auch am kulturellen Animationsprogramm teilnehmen und Südessetänze probieren. Hier das Video mit den Mädels, danach waren die Jungs dran:
Es ist so ein bisschen ein Robinson-Gefühl, weil ich in meiner Fale alleine bin mit den Wellen und dem Wind, aber es ist ein guter Platz zum Blog schreiben und Buch lesen…..und ab und zu mal ins fast 30 Grad warme türkisfarbene Meer tauchen…
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Reisekosten Fiji
Hier kommt die Ausgabenübersicht für Fiji
Durchschnittlicher Tagessatz für Unterkunft, Essen, Transport, Eintrittsgelder:
28 EUR x 28 Tage = 794 EUR (gerundet)
Extras: Keine
Dies entspricht durchschnittlich 840 EUR / Monat
Dies ist bisher das günstigste Reiseland, was aber vor allem daran liegt, dass ich die meiste Zeit an einem Ort war und dort einen Austausch Unterkunft+Verpflegung gegen Arbeit hatte. Dadurch war der Tagessatz sehr gering. Die meisten Kosten entstanden daher durch den Inlandsflug (193 EUR) und die paar Tage, die ich mich im normalen Tourismusgeschehen bewegte.
Ein solches Robinson-Abenteuer auf einer einsamen Insel wäre übrigens ohne diesen privaten Kontakt sehr sehr teuer gewesen. Als Alternative wäre dann nur eines dieser Luxusresorts in Frage gekommen, wo die Nacht kaum unter 200 EUR zu haben ist. Dazwischen gibt es nichts. Nur in der Gegend der Hauptinsel gibt es auch Budget-Unterkünfte im Angebot, allerdings nicht in so abgelegenen und ursprünglichen Gegenden.
Fazit: Wenn Fiji dann Unterkünfte über helpxchange suchen oder ansonsten irgendwelche privaten Kontakte nützen.
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Was mich an Fiji nervt
Alles, was mit Tourismus zu tun hat ist teuer! Es gibt kaum wirklich angepassten Ökotourismus, so dass die organisierte Reiseindustrie nur irgendwelche austauschbare Konzepte anbietet, wie sie auch an einem beliebigen anderen Ort der Welt funktionieren. Die Folge ist, dass der Backpacker-Party-Tourismus in wenig ursprünglichen Gegenden stattfindet, dort wo grössere Siedlungsdichte und eher städtische Strukturen herrschen.
Will man raus ins wilde ursprüngliche Fiji, so muss man im Allgemeinen auf Luxusresorts ausweichen, die sehr sehr teuer sind letztlich auch künstliche Welten darstellen. Ich hatte das Glück privat in einer sehr ursprünglichen Gegend sein zu können und das einfache Dorfleben hautnah und kostengünstig mitzubekommen. Nur so macht Fiji für mich Sinn!
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Was ich an Fiji liebe
Kaum ein Ort der Welt ist so abgelegen wie diese Südseeinselgruppe. Dörfliche Strukturen sind vielfach noch intakt und die Entscheidungen werden wie vor Hunderten von Jahren getroffen ohne dass eine zentrale Regierung allzu viel dazwischen funken würde. Die Natur ist noch überwiegend in ursprünglichem Zustand und bietet alles, was man zum Leben braucht gratis. Wenn man ein Stückchen Land hat, dann braucht man so gut wie kein Geld, Dementsprechend sind auch die Läden ausgestattet: Salz, Zucker, Kekse, ein paar Konserven….. an mehr herrscht im Alltag kein Kaufbedarf.
Die Inder, die die Engländer in der Kolonialzeit als Arbeiter ins Land geholt hatten, haben neben iher Kultur und Relgion auch einen positiven Einfluss auf die lokale Küche. Leckere Curries!
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25 Tage auf einer einsamen Südseeinsel: Eine Bilanz
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Jetzt sind die 25 Tage abseits der Zivilisation gemeinsam mit Bronwyn und Brenton auch schon wieder Vergangenheit.
Alles in allem war es eine positive Erfahrung, ein Stück familiäres Gemeinschaftsleben, in das ich mich ganz unkompliziert integrieren durfte. Die erste Woche habe ich gemeinsam mit Brenton die ersten 30 m2 Holzfussboden verlegt. Und ich habe erfahren, dass die Kombi von hohen Qualitäts- und Perfektionsansprüchen in Verbindung mit dem abgelegenen Ort und der Fiji-Mentalität ziemlich viel Geduld und einen langen Atem braucht. In Gegenden wie auf Fiji werden Häuser üblicherweise mal irgendwie zusammen geschustert und wenn es hält ist es gut, und wenn es der nächste Zyklon hinwegfegt ist es auch gut. Brenton und Bronwyn machen sich jedoch nach westlichem Standard schlau und bauen sich auf diese Weise mehr Epertenwissen auf, als die sogenannten Profis auf Fiji. Das hat dazu geführt, das sie mittlerweile keine professionelle Bauleitung mehr haben, sondern alles selber in Eigenarbeit, hin und wieder unterstützt durch helfende Traveller, stemmen. Ich glaube das Haus wird richtig gut werden, aber bisher sind drei Jahre vergangen seitdem sie begonnen haben und es könnten locker noch mal drei mehr werden bis wirklich alles fertig ist. Obwohl es schon realistisch ist, dass sie noch in diesem Süd-Winter, d.h. so bis August schon mal einziehen, wenn ein Raum verfügbar ist und Wasser, Dusche, Toilette funktionieren. Das alte Haus indem sie derzeit wohnen, fällt an allen Ecken auseinander, ist termitenzerfressen, die Fundamente bröckeln und würde wohl kaum einen Zyklon überstehen. Von daher besteht ein gewisser Handlungsbedarf vor Beginn des Südsommer, wenn im November die Wirbelsturm-Saison beginnt, den Umzug zu schaffen. Ich durfte einen kleinen Beitrag dazu leisten und wünsche den Beiden viel Glück und gutes Gelingen.
Brenton ist so ein Typ, dem es Spaß macht die Alltagsherausforderungen kreativ zu bewältigen. Er war zuvor 20 Jahre in einem Produktionsbetrieb angestellt und ihm taugt das selbständige, vielfältige viel mehr als einer vorgegebenen Arbeit nachzugehen. Es gibt nichts, was er nicht reparieren oder installieren könnte, er hat sich in der Gegend einen guten Ruf aufgebaut und es vergeht kaum ein Tag in nicht jemand einen defekten Aussenbordmotor, eine Kettensäge, ein Radio oder sonstwas vorbei bringt. Er scheut auch nicht davor zurück einen 300-bar Luftkompressor zum Befüllen von Tauchtanks gebraucht zerlegt von Australien rüberschippern zu lassen und ohne Anleitung korrekt zu montieren und in Betrieb zu nehmen. Nach Genehmigungen hierfür fragt zum Glück in Fiji niemand. Und mit dem Druck nimmt man es dann auch nicht so genau: So hatte ich beim Tauchen z.B mal eine Flasche mit 250 bar auf dem Rücken, die eigentlich nur bis 200 bar zugelassen ist….Der Vorteil war, dass ich über eine Stunde unten bleiben konnte….Hätte es das Teil jedoch zerlegt, wäre ich vermutlich für immer unten geblieben…
Bronwyn macht hingegen das Projektmanagement und die Beschaffungslogistik, was auch eine ziemliche Herausforderung ist. Es war schon manchmal recht amüsant unterhaltsam, wenn sie ahnungslose Verkäufer mit Fachfragen überhäufte, so dass sie ziemlich ins Schwimmen gerieten..
Aber vieles, was beschafft werde muss, läuft nicht über Läden, sondern wird mit den Dörfern ausgehandelt. So z.B.. die Beschaffung des Holzes für den Hausbau. Brenton war 6 Monate auf der Insel unterwegs und hat nach geeigneten Hartholzbäumen Ausschau gehalten: Mahagoni, Wessi, …Wenn man etwas passendes gefunden hat, dann steht ein formeller Besuch in dem Dorf an, denen der Wald &gehört&. Man muss die richtigen Geschenke mitbringen (auf jeden Fall natürlich Kava), muss das Protokoll genau einhalten, mit den richtigen Leuten die richtigen Worte wechseln und sehr viel Zeit mitbringen. Geld spielt mitunter auch eine Rolle, aber vieles geht auch ohne Geld, da die gegenseitige Nachbarschaftshilfe gross geschrieben wird. Wenn man sich dann irgendwann bezüglich eines Baums einige geworden ist, dann heisst es den Baum zu fällen (und zwar so, dass möglichst wenig Spannungen in den Fasern entstehen, was die Festigkeit später negativ beeinflussen würde), in mühsamer Muskelarbeit durch den Dschungel ans Meer zu befördern, zum Zielort zu flössen, dort an Land zu bringen, die Rinde zu entfernen, fachgerecht zu sägen, trocknen lassen, etc… Was in Deutschland vielleicht einige Tage erfordert, um das verarbeitsfähige Bauholz zu bekommen, dauert auf Fiji einige Monate, Verhandlungsgeschick, Wissen und Einhalten von Protokollen und traditionellen Riten und viel Muskelkraft….
Mir ist aufgefallen, dass es an einem solch abgelegenen, ländlichen Ort irgendeine intellektuelle Herausforderung braucht. Ansonsten lebt man irgendwann genauso in den Tag hinein wie es die Einheimischen tun, ohne gross über irgendetwas zu reflektieren. Bronwyn spielt zum Beispiel mit Begeisterung Online-Schach mit Partnern in aller Welt, teilweise 6 Partien gleichzeitig. Und sie beschäftigt sich mit einer Vielzahl von philosophischen Themen. Brenton ist auch in allerlei Richtungen interessiert und sehr belesen. So gibt es kaum ein Thema, mit dem man mit den Beiden nicht anregende niveauvolle Gespräche beim abendlichen Kava-Trinken führen könnte.
Die zweite Woche waren Freunde von Brenton aus Australien zu Besuch, die er seit 7 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie haben jahrelang gemeinsam in einer Band gespielt und die Abende waren tolle Musik-Jam-Sessions von hohem Niveau. Blues, Jazz, Latin, …. alles mit grosser Leichtigkeit und Souveränität.
Ich habe die Chance genutzt und mich mit der off-the-grid Energieversorgung der Beiden beschäftigt. So konnte ich eine ganze Menge praktisch über Photovoltaik, Batterietechnik, Inverter, Regelungstechnik, 12 V und 240 V erfahren und mir in Erinnerung rufen dass AC/DC nicht nur der Name einer australischen Hardrockband ist…Stolz war ich als ich Brenton nach zwei Tagen Studium der Anlage einige Optimierungsvorschläge unterbreiten konnte, die er auch sofort umsetzte.
Und dann fand ich auch noch einen ganzen Stapel der australischen Zeitschrift &renewable&, die sich mit wirlich allen technischen, organisatorischen und politischen Aspekten der Energiewende auseinandersetzt. Und ich habe mich bis spät in die Nacht hinein richtig darin festgelesen, so spannend fand ich das alles. Technologien zur Energieeinsparung war vor 20 Jahren eines meiner beiden Studienhauptfächer und ich konnte aber leider beruflich nicht so recht was draus machen damals. Aber jetzt wo die ganze Welt auf Deutschland und seine Energiewende schaut, fühle ich mich schon mit Begeisterung dazu berufen in meinem nächsten Job ein kleine Stück zu deren Gelingen beizutragen. Ohne Zweifel eine Inspiration, ein zündender Funke, der ein neues Feuer von Schaffensmotivation entflammen könnte!
Die Tage flossen so dahin. Ein bisschen arbeiten, aber ohne grossen Stress. Kein Erwartungsdruck schon um 7 zum Frühstück auf der Matte zu stehen und dann sofort auf den Bau zu gehen. Stattdessen ausgedehnte Frühstücke auf der Terasse, und dann ein langsamer Übergang zur Tagegestaltung. Und wenn das Wetter gut zum Kayakfahren oder zum Tauchen war, dann wurde die Arbeit eben hinten angestellt oder auf den nächsten Tag verschoben. Keine Buchführung über geleistete Arbeitsstunden. Der kleine Obolus von 25 Fiji-Dollars (ca. 11 Euro) pro Tag reichte aus, um einen Tageslohn an Joe zu bezahlen, einen netten kräftigen Einheimischen aus dem 30 min entfernten Dorf, der fast jeden Tag kam. Ich hatte das vorher angeboten, entweder vollständig für Unterkunft und Essen zu arbeiten oder auch einen finanziellen Beitrag zu leisten. Und letzteres hat sich für beide Seiten bewährt, so dass es die Beiden vermutlich auch weiterhin so handhaben wollen.
Noch eine Story zu den Tauchgängen, die ich mit Brenton unternahm, bzw. besser gesagt unternehmen wollte: Der erste Tauchgang sollte uns an einem Tag mit perfekten Bedingungen an das zweite Aussenriff bringen. Als wir jedoch nach einer halben Stunde dort ankamen, hatte Brenton seine Tauchermaske vergessen und so bot er mit an, dass ich ja alleine tauschen könnte, er würde meinen Luftblasen einfach mit dem Boot folgen. Normalerweise ein no-go, zumal wenn es sich um den ersten Tauchgang nach einer längeren Pause handelt. Aber ich hatte mich so auf den Tauchgang gefreut, so dass ich mit einer mehr oder weniger eleganten Rolle rückwärts in die Tiefen startete. Es fühle sich auch noch recht vertraut an mit dem Tauchen. Es scheint so ein bisschen wie Fahrradfahren zu sein, wenn man es einmal gelernt hat wie es mit der Auftriebskontrolle, dem Atmen und der Handhabung des Geräts ist, dann verlernt man es nicht wieder wirklich. Nach der Hälfte des Tauchgangs hat Brenton mich allerdings verloren, weil er meinen Blasen nicht mehr folgen konnte. So war ich auf mich alleine gestellt. Aber des Schweben im Waser bringt mich immer in einen meditativ beruhigten Zustand, so dass ich mir keine Sorgen machte und den Tauchgang in prächtiger Korallenlanschaft geniessen konnte. Als ich auftauchte, konnte ich Brenton und das Boot auch in einigen Hundert Metern Entfernung sehen und er kam sogleich angebraust.
Beim zweiten Tauchgang einige Tage später gingen wir zwar gemeinsam in die Tiefe, aber Brenton wollte irgendetwas in einem grossen Tempo erkunden, wohingegen ich lieber in Ruhe schauen wollte. Und so kam es, dass ich ihn schon nach wenigen Minuten aus den Augen verlor und wir uns erst nach einer Stunde an der Oberfläche wieder sahen…. Normalerweise habe ich gelernt, dass man in so einer Situation sofort abbrechen soll, auftauchen soll und sich an der Oberfläche wieder treffen soll. Das Tauchgebiet war auch nicht besonders tief (nur so um die 10 Meter), so dass ich dreimal vergeblich nach oben tauchte, aber von Brenton keine Spur. Schon ein ziemlich freiheitsliebender, abenteuerlustiger Sturkopf, dieser Typ, …. fast so wie ich selber…
Aber aller guten Dinge sind drei: Den dritten Tauchgang sind wir tatsächlich die ganze Zeit in Sichtweite geblieben….. Und der Spot und die Sichtweite waren an diesem Tag auch die Besten von allen Tauchgängen….
Fazit: Wertvolle Erfahrungen gemacht, Freunde gewonnen jedoch gemerkt, dass ich für ein solch abgeschiedenes Landleben noch ein paar mehr Leute um mich herum bräuchte, die auf der gleichen Wellenlänge ticken, also eine Land-Community. Sonst ensteht für mich auf Dauer der Eindruck zu sehr im eigenen Saft zu kochen. Und es muss auch nicht unbedingt im hintersten Winkel eines Entwicklungslandes sein, mit all den Herausforderungen, die das mit sich bringt. Ich bin jedenfalls gut innerlich und äusserlich zur Ruhe gekommen in der Zeit und ich fand es erstaunlich, dass ich nach 8 Monaten Reisezeit immer noch in der Lage bin weiter zu entschleunigen, aber es geht! Gerne komme ich mal wieder für eine Weile zu Besuch, wenn das Haus halbwegs fertig ist. Und wer zufällig mal in der Gegend ist: Die Beiden freuen sich über inspirierenden Besuch….
Die letzten zwei Tage auf Fijis Hauptinsel waren nach der Abgeschiedenheit der letzten Wochen ein ziemlicher Kulturschock. In einem Hostel im Schlafsaal und umringt von jungem Party-Volk. Ich habe erst noch überlegt, ob ich noch was unternehmen soll, aber die Tagesausflüge die organisiert angeboten wurden waren sehr teuer (über 100 Euro) und die Flatrate für sämtliche alkoholischen Getränke brauchte ich auch nicht wirklich, mal ganz abgesehen von der Aussicht den Tag mit besoffen-herumkrakeelendem Jungvolk zu verbringen…. Und die Miete eines Motorrollers wäre ungefähr zwanzig mal so teuer wie in Thailand gewesen, worauf ich dankend drauf verzichtete. Also erfreute ich mich an Traveller-Freuden, wie Pizza und kühlem Bier, dem leckerem Anblick jugendlicher Rundungen in knappen Bikinis, dem einen oder anderen Smalltalk und abendlichen Kava-Runden mit Singen zur Gitarre, dargeboten von rastagelockten Südseemachos mit eimerweise Charme in dem blendend weissen Zahnpastalächeln in braunen Gesichtern.
Ansonsten mischte ich mich etwas ins Stadtleben und ging Besorgungen nach. Eine Mission war es mein Samsung-Tablet checken zu lassen. Ich habe seit Monaten Ärger mit sehr kurzen Akkulaufzeiten und plötzlichen Abstürzen der Ladeanzeige. Nach voller Ladung vielleicht eine Stunde normal damit arbeiten können, dann so ab 50 oder 60 % Ladeanzeige Absturz im freien Fall auf 0 % innerhalb von wenigen Minuten. Manchmal auch erst ab 30 %. Scheint eine gewisse Abhängigkeit zur Prozessor- und Akkutemperatur zu geben. Nach einer Ruhezeit von 1 Stunde ist die Anzeige wieder fast auf dem gleichen Niveau wie vor dem Absturz, aber nach 15 oder 20 Minuten Betrieb ein erneutes Abstürzen auf 0 % und Ausschalten des Geräts. Ich war hierzu schon auf Internetforren unterwegs und auch mit Samsung direkt in Kontakt. Der Samsung-Service ist aber enttäuschend. Die Reaktionszeit ist schnell, aber man wird mit nichtssagenden Standardantworten abgespeisst. Sie haben kein Interesse einem weiter zu helfen, sondern sind wohl eher darauf trainiert Garantieansprüche frühzeitig abzuwehren. Im Januar war ich das erste Mal mit denen in Kontakt und damals bekam ich zig Seiten von pdfs zugeschickt, mit Checklisten, die ich selber durchgehen sollte. Nachdem sich auf Fiji das Problem verschärft hatte, bin ich wirklich alle im Detail durchgegangen. Aber alle Massnahmen brachten nur marginale Verbesserungen. Nach Recherchen im Internet hat alles den Anschein, das der Akku seit den ersten warmen Betriebsbedingungen in Indien eine Macke hat und ausgetauscht gehört. Vielleicht mag die Elektronik auch keine Spannungsschwankungen beim Laden (wie sie in Indien oder beim Laden am Inverter einer Photovoltaik-Anlage üblich sind). Nach etlichen Mails mit Samsung erfahre ich jedenfalls, dass dieser globale Konzern nicht in der Lage ist einen Service ausserhalb Deutschlands anzubieten, er mir auch keine qualifizierte Ferndiagnose stellen kann. Ich sollte alle meine Daten sichern und das Gerät Gerät zu Überprüfung nach Deutschland einschicken. Mir wird versichert, dass es eine ganze lange Liste von Dingen gibt, was den Gebrauch des Akkus anbelangt, die zur Ablehnung der Garantie führen würden, so z.B. eine Überladung. (Wie soll dass gehen? Sollte nicht die Elektronik des Gerätes selber dafür sorgen, dass keine Überladung stattfinden kann?). Dazu noch der Hinweis, dass ich die Garantie verlieren würde, wenn ich selber den Akkus tausche oder ausserhalb Deutschlands tauschen lasse (selbst wenn es ein offizieller Samsung-Service-Partner wäre). Und nein, sie würden eingeschickte Geräte nur innerhalb Deutschlands zurück senden. Ob sie mir Adressen von Service-Partnern in Fiji oder USA nennen könnten? Nein, da hätten sie keine Infos. Ausserdem seien Hardwarespezifikationen evtl. in USA anders. Ob das denn auch die Abmessungen und die Kompatibilität des Akkus betreffen würde (kann ich mir kaum vorstellen, dass ein globales Massenprodukt nicht nach dem Baukastenprinzip aufgebaut ist)? Ich hätte sicherlich Verständnis , dass sie dazu keine Aussage treffen könnten. Ich recherchiert dann ein wenig und wurde bei Amazon USA fündig: Ein Akkuaustauschkit für mein Tablet. Ich mailte den Link an Samsung und erhielt den Hinweis, dass ich sicherlich Verständnis dafür hätte, dass sie keine externen Links öffnen könnten. Daraufhin kopierte ich die Spezifikation in den Mailtext und bat um einen Rat, frei nach dem Motto: Ich kann das Tablet nicht nach Deutschland einsenden, weil ich nicht wochenlang darauf warten kann und mir ist klar, dass ich die Garantie verliere, wenn ich mir ausserhalb Deutschlands Unterstützung hole. Aber sagt mir doch mal, wie hoch die Chance ist, dass ich mit diesem Ersatzakku das Problem lösen kann. Aber daraufhin wieder nur eine höflich unverbindliche Standardantwort, ich hätte sicherlich dafür Verständnis dass…. Also schrieb ich noch ein letztes Feedback, dass ich dafür kein Verständnis hätte und sie offenbar kein Interesse daran hätten die Problematik eines Kunden zu verstehen und wirklich helfen zu wollen und dass ich drauf und dran wäre meine schlechten Erfahrungen mit Samsung in einschlägigen Foren im Internet zu teilen. Auf diese Mail kam dann keine Reaktion mehr….
Also machte ich mich in Fiji auf den Weg zu zahlreichen (chinesischen) Elektronik-Shops, Reparaturdiensten und wurde von Pontius zu Pilatus geschickt. Einer war immerhin so weit, dass er für mich recherchieren wollte und mir am nächsten Tag Bescheid geben wollte. Auf den Anruf warte ich heute noch. Wie auch immer, ich war aufgrund dieser Bemühungen nicht wirklich in schlechter Stimmung, sondern fand es spannend zu sehen, wie das Geschäft und der Service im Südpazifik ablaufen. Zwischendurch fand ich ein Restaurant mit leckerem indischen Curry und liess mir für weniger als 2 Euro die Haare schneiden und beobachtete das städtische Treiben bevor ich mit dem lokalen Bus (bunt bemal und ohne Glas in den Fentern) bereits im Dunkeln wieder in Richtung Party-Hostel fuhr.
Bezüglich Samsung-Tablet: Problem bis zur Einreise in die USA vertagt… Ich werde mir ein Powerpack, d.h. ein exteres Akku zulegen. Damit habe ich eine Verdreifachunng der Akkukapazität und ausserdem einen Puffer zwischen den Spannungsschwankungen vom Netz und meinem Tablet…
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Fiji
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Bei diesen (hoffentlich) netten Menschen werde ich mich ab 1. Mai fuer fast 4 Wochen aufhalten und mit Ihnen leben und arbeiten. Der Ort sieht paradiesisch aus und die Beiden sind mir von einer Freundin empfohlen worden.
Abseits jeglichen Tourismus an einem Ort, der kaum mit oeffentlichen Verkehrsmitteln Verkehrsmitteln erreichbar ist. Bin schon gespannt. Kann sein, dass ich dort auch eine Weile offline sein werde, da ich noch nicht weiss, ob ich dort Moeglichkeit habe ins Internet zu kommen.
Inzwischen bin ich gut angekommen in Nadi.
Vom Herbst in die tropische Wärme….wunderbar. Und morgen fliege ich auf die abgelegene Insel zu meinen Gastleuten. Netten Abend mit zwei Mexikanern auf Veracruz verbracht, die meine Sitznachbarn im Flieger waren und die ich dann zufällig am Strand wieder getroffen habe…Mal wieder gutes indisches Essen genossen. Die britischen Kolonialherren hatten damals indische Arbeitskräfte nach Fiji geschippert, von denen die meisten hängen geblieben sind. Man hört Hindi, sieht indische Tempel und es gibt leckere Curries. Und dazu schnulzige Südseemusik und der unvermeidliche Reggae, der zu den Tropen gehört wie die Kokospalmen…
Seit 4 Tagen bin ich jetzt auf einer kleinen Fiji-Insel, fernab jeder Zivilisation. Es gibt kein Stromnetz, keine Strassen, es sind weder andere Häuser, noch Plantagen oder sonstige Zeichen menschlicher Anwesenheit zu sehen. Nur das Meer, Palmen und von ursprünglichem Dschungel bewachsene Hügel sind zu sehen. Und es herrscht eine unglaubliche Ruhe. Vielleicht ein oder zweimal am Tag sehe ich ein kleines Boot mit Aussenbordmotor vorbei ziehen. Auckland ist wohl die nächste grössere Stadt und die ist über 2000 km entfernt. Sydney ist 3300 km entfernt, Hawaii 5100 km, Los Angeles 9100 km und Santiago de Chile 10700 km. Und dennoch gibt es Internet, das zumindest reicht um Textnachriten zu übermitteln!
Ich bin hier bei Bronwyn und Brenton sehr gastfreundlich aufgenommen worden und geniesse mit Ihnen diesen langsamen Lebensrhythmus. Bronwyn ist Australierin 61 Jahre alt und ihr Mann Brenton (44 Jahre alt) stammt ursprünglich aus Fiji, hat aber über 20 Jahre in Australien gelebt. Er hat Land geerbt und ich helfe den beiden dabei ein Haus zu bauen. Der Rohbau steht und nun geht es um den Innenausbau. Ich arbeite also ein paar Stunden täglich auf dem Bau und führe ansonsten lange Gespräche mit den Beiden, singe und musiziere, habe ein schönes helles Zimmer für mich alleine und so läuft es für mich nahezu kostenneutral hinaus. Und nebenbei erfahre ich so einiges über die Fiji-Kultur und wir erzählen uns unsere Lebensgeschichten. Das ist schön! Ein guter Platz – sehr friedlich und unkompliziert.Heute ist es etwas regnerisch, aber bei 26 Grad macht das nichts…
Es ist wohl einer der abgelegensten Orte auf der Welt, an denen ich jemals gewesen bin. Die Anreise erfolgte für mich mit einer kleinen Propellermaschine, die gewaltig geschaukelt hat und schliesslich die kleine Piste auf Kadavu doch irgendwie getroffen hat. An Bord waren mit mir fünf Passagiere und dann die zwei Piloten. Das Cockpit war offen und so konnte man alles beobachten.
Der Flughafen von Kadavu ist kleiner als so manche Bushaltestelle und Vunisea die Hauptstadt von Kadavu ist ein Dorf, wo es einen kleinen Kramladen und unasphaltierte Strassen gibt. Einmal die Woche soll etwas mehr los sein, denn da kommt das Frachtschiff aus Suva, d.h. von der Hauptinsel an. Ich hatte keine Lust 5 Tage auf der Hauptinsel auf diese unbequeme Fähre zu warten, deshalb hatte ich mich entschlossen zu fliegen. Brenton holte mich vom Flughafen ab, und dei Begrüssung und der Kontakt waren gleich sehr nett und freundschaftlich. Einige Minuten Fahrt mit dem Pickup-Truck-Taxi zum Anleger, wo sein Boot liegt – eine kleine Nussschale mit Aussenborder – und dann geht es noch 20 min zu der kleinen vorgelagerten Insel wo die Beiden seit 7 Jahren wohnen.
Am Anleger begrüsst mich Bronwyn auch sehr freundlich. Die Beiden leben hier wirklich sehr weit entfernt von allem, was in einer modernen Zivilation selbstverständlich ist und es tut ihnen wohl ganz gut ab und zu mal Gäste zu haben, denn die paar Einheimischen, die sonst auf der Insel leben, sind sehr einfach gestrickt und mit Ihnen ist vor allem Alltags-Smalltalk möglich. Ich bin der einzige Gast und es dauert nicht lange, bis ich auch in das tropisch-verlangsamte Lebensgefühl eintauche. Das Leben hier ist so zeitlos, dass es Ihnen mal passiert ist, als sie auf der Hauptinsel waren und ein Formular ausfüllen mussten, dass sie nicht nur überlegen mussten, welcher Wochentag gerade ist, sondern sie sogar unsicher waren welcher Monat und welches Jahr gerade ist…. Jetzt wird mir klar, warum die Datumsgrenze quer durch den Pazifik gelegt wurde, es interessiert hier eh keinen so genau…. Spannend wird es, wenn ich von Samoa nach Hawaii fliege, da kann ich heute losfliegen und gestern ankommen…
Strom gibt es nur von der Sonne, d.h. Handy und Tablet laden nur an sonnigen Tagen möglich. Für die Baustelle gibt es einen Generator, der ab zu mal angeschmissen wird, um Werkzeuge zu betreiben.
Das heisst die Versorgung hier muss nahezu autark sein, denn jegliche Beschaffung ist sehr aufwändig. Für die nächste Fähre haben die Beiden zum Beispiel drei Fässer mit Diesel bestellt. Die müssen dann von der Fähre selber entladen werden, zum Anleger geschaftt werden, aufs Boot bugsiert werden und dann per selbstgebautem Flaschenzug hoch zum Haus gehievt werden. Da geht ein ganzer Tag mit drauf…
Mal eben Farbe kaufen, oder Schleifpapier, einen Pinsel: Vorbestellen – zum Teil Wochen im Voraus. Und auch die Hauptinsel von Fiji bietet nicht alles, was wir so gewohnt sind wie selbstverständlich überall kaufen zu können, z.B. italienische Spaghetti – gibt es einfach nicht. Muss von Australien oder Neuseeland importiert werden – was einige Resorts auch machen, aber in Supermärkten findet man nur sehr wenig. Vor allem gibt es dort Dinge zu kaufen, die man nicht im eigenen Garten anbauen oder aus dem Meer fischen kann… Kokos-Curry schmeckt übrigens viel besser, wenn man die Kokosmilch nicht aus der Dose dazu kippt, sondern die frische Kokosnuss selbst raspelt, auskocht und den Sud durch ein Tuch abseiht…Dauert zwar mindestens 30 min, statt 10 Sekunden, lohnt sich aber (war eine meiner ersten Tätigkeiten hier…)
So lernt man zu improvisieren mit dem, was man gerade hat. Brenton hat einen Pressluft-Generator fürs Scuba-Diving. Damit er die Flaschen für Druckluft-Werkzeuge nutzen kann, hat er eine entsprechende Station gebaut.
Oder die alten Werkzeug-Akkus, die für umgebaute 12 V-Lampen dienen. Brenton ist technisch wirklich sehr geschickt und es ist faszinierend zu sehen, was er alles mit bestehenden Teilen bastelt. So z.B. auch eine kleine Windturbine, dessen Rotor mit aufgeklebten Permamentmagneten ausgestattet ist. Nur derzeit ausser Betrieb, da die Fassung weggerostet ist.
Viel trial and error, auch auf dem Bau. Do it yourself-Literatur. Baugenehmigungen gibt es nicht zum einreichen, also kann man einfach so vor sich hinwerkeln. Niemanden kümmert es, was man auf dem eigenen Grundstück so treibt.
Mit Brenton habe ich die letzten Tagen Holzfussboden verlegt und da ging es auch viel ums Ausprobieren, korrigieren, neu machen…. Brenton hat an Werkzeugmaschinen in der Metallindustrie gearbeitet und seine Vorstellungen was Toleranzen anbelangt, kommen eher von dort her. D.h. ein Millimeter ist für ihn auch im Holzbau für Mr. Perfect nicht unbedingt akzeptabel..
Die beiden haben wirklich eine interessante Lebensgeschichte, mit vielen Wendungen und einer grossen Vielfalt an Tätigkeiten und Orten an denen sie gelebt haben. Und beide sind grosse Autodidakten und vielfältig in allen möglichen Richtungen interessiert.
Auch was die spirituelle Praxis anbelangt lerne ich so einiges von ihnen. Allein an einem so abgelegenen Ort mitten in der Natur zu leben, bingt mich in ein Gefühl von Tagträumerei und gleichzeitger Schärfung der Sinne. Mich würde es nicht sehr wundern, wenn ich Elfen tanzen sehen würde oder Geisterstimmen hören würde. Und dann gibt es die traditionallen abendlichen Kava-Zeremonien. Kava ist eine Wurzel, die auf Fiji sehr verbreitet ist. Das gemeinsame Kava-Trinken wird als Willkommenstrunk, als Versöhnungstrunk, als gemeinschaftliches Ereignis genossen. Abends sitzt man stundenlang zusammen und immer wieder kreist die halbe Kokosschale mit dem Trunk, der gar nicht so schlecht schmeckt. Der Geist bleibt wach, aber der Körper geht in so etwas wie in eine leichte Trance und es stellt sich ein friedliches Gefühl ein. Und irgendwie weitet sich auch die Wahrnehmung und der Eindruck der Verbundenheit mit allem, was einen so umgibt. Es läuft kein Fernseher und kein Radio, sondern es werden Gitarren und Trommeln hervor geholt, es wird Musik gemacht und viele Geschichten erzählt.
Kava spielt eine wichtige zeremonielle Rolle. Als Gastgeschenk bringt man Kava mit, wenn man um die Hand einer Frau anhält, wenn man jemamd um Entschuldigung bittet, nach dem sonntäglichen Kirchgang, etc… Das Kava-Trinken hat auch ein festes Protokoll. Vor dem Austeilen wird ein Gebet gesungen, und es wird mehrfach in die Hänge geklatscht – um den Ahnen Respekt zu zollen und sie mit einzuladen. Überall in Fiji wird 3 mal in die hohlen Hände geklatscht, auf Kandavu jedoch nach einer kurzen rhythmischen Pause noch 2 mal mehr, um irgendwelchen Jungfrauen zu gedenken, die eine wichtige Rolle in der Geschichte der Insel gespielt haben….so ganz genau habe ich das nicht verstanden… Wenn man die Kokosnusshälfte mit Kava überreicht bekommt, muss man vorher einmal in die hohlen Hände klatschen und &Bula Vinaka& rufen, worauf die anderen im Chort &Bula Vinaka& wiederholen. Bula heisst so viel wie &ich grüsse dich& und Vinaka heisst danke.
Wenn man eine ganz besondere Ehrerbietung erweisen möchte, dann überreicht man einen Walfischzahn. Das ist der höchste Respekt, den man sich in Fiji vorstellen kann. Brenton und Bronwyn haben z.B. als sie neu auf der Insel ankamen und bevor sie mit dem Bau begannen einen offiziellen Besuch im benachbarten Dorf gemacht und einen solchen Walfischzahn überreicht. Ein wichtiger Meilenstein, um sich Vertrauen aufzubauen und Akzeptanz zu erlangen. Anders ausgedrückt: Ohne Kenntnis der alten Bräuche und Protokolle wird man es nie schaffen in Fiji in einer Dorfgemeinschaft akzeptiert zu werden oder auch nur gutnachbarschaftlich geduldet zu werden. Als Ausländer ist das so gut wie ummöglich…
Alles in allem eine sehr entspannte Erfahrung hier in der Südsee… Und eine noch weitere Entschleunigung……ein bisschen arbeiten, einfach aber gut essen, nette Gesellschaft, lange aufs Meer blicken, tagräumen, lesen, zwischendurch ein Nickerchen….Braucht es noch irgendwas anderes im Leben?
Grüsse von Garfield-Gerheart 😉
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Reisekosten Neuseeland
Hier kommt die Ausgabenübersicht für Neuseeland
Durchschnittlicher Tagessatz für Unterkunft, Essen, Transport, Eintrittsgelder:
50 EUR x 87 Tage = 4362 EUR (gerundet)
Extras: Keine
Flug Melbourne – Christchurch: 224 EUR
Gesamt Neuseeland: 4586 EUR
Dies entspricht 53 EUR pro Tag oder 1580 EUR / Monat
Dafür, dass ich in Neuseeland ein eigenes Auto hatte und fast 6000 km damit herum gefahren bin, finde ich die Bilanz gar nicht so schlecht. Das liegt aber auch daran, dass ich beim Wiederverkauf nur wenig Verlust gemacht habe (Kaufpreis 2400 NZD, Verkaufspreis 2150 NZD). Dazu kommen noch 400 Dollar Reparaturkosten, 80 Dollar Strassenbenutzung, 9 Dollar Ummeldung und 150 Dollar autobezogene Anschaffungen.
Ich musste nur für sehr wenige Übernachtungen im Hostel bezahlen, da ich in der Regel im Van geschlafen habe, d.h. quasi im Einzelzimmer, oft mit phantastischer Aussicht. Ab und zu noch eine Campingplatz-Gebühr, wegen der warmen Dusche und Waschmaschine…
Verpflegung: Ich habe überwiegend selber gekocht. Nur ab und zu mal ein fish n chips oder ein Sushi, oder ich gestehe: auch mal ein Fastfood-Burger…Beim Einkaufen habe ich nicht besonders gespart und mir wirklich schöne Sachen geleistet und auch immer mal wieder Bier, Wein,…
Lebensmittel sind in Neuseeland teurer als in Deutschland, vor allem Obst, Gemüse und Milchprodukte. Fleisch und Fisch sind günstiger zu haben. Vielleicht auch ein Grund, warum ich in Neuseeland von meiner ansonsten eher vegetarischen Ernährung ein Stück weg gekommen bin.
Seminare habe ich in Neuseeland nicht besucht, aber so einige Festivals, die aber nicht sonderlich teuer waren.
Angesichts der Tatsache, dass in Neuseeland ein kleiner Miet-Van mindestens 80 Dollar am Tag kostet und eine Übernachtung ausserhalb eines Hostelschlafsaals auch in dieser Grössenordnung liegt, kann man durch ein eigenes Auto, in dem man schlafen kann, besonders effizient Geld einsparen.
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Was mich an Neuseeland nervt
Ein relativ hohes Preisniveau, etwa vergleichbar mit der EU. Auch die Löhne liegen auf ähnlichem Niveau.
Der britisch-unterkühlte Einfluss ist spürbar, je weiter südlich desto introvertierter und kontrollierter sind die Menschen. Das ändert nichts an der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, aber es sind nicht unbedingt die Menschen, mit denen man leicht wilde ausgelassene Parties feiern kann. Da fehlt es meist etwas an Temperament und Sex-Appeal.
Auch die Ausdrucksweise ist deutlich gewählter als in Australien wo jedes zweite Wort, das böse F-Wort ist. Die Kleidung ist eher prüde und dem ländlichen Leben pragmatisch angepasst. Eher die blaue Latzhose als das Sommerkleidchen bei den Damen und eher die Gummistiefel als italienische Slipper bei den Herren. Und eher der praktische Pickup-Truck als ein protiziges SUV. Aber letzeres würde ich eher auf der positiven Seite der Bilanz verbuchen wollen.
Viel zu viele Deutsche – überall! Touristen, Work-and-travel-Leute, Einwanderer. Neuseeland ist bei den Landsleuten dermassen in, dass es schon wieder abtörnend ist. Man hört ständig immer und überall deutsch: Auf der Strasse, beim Einkaufen, beim Wandern, ….. Andere Nationalitäten sprechen schon von einer deutschen Invasion.
Neuseeland schlägt mit seiner attraktiven Lage Kapital aus billgen Arbeitskräften, die per work-and-travel-visum kommen. Ohne diese billigen Arbeitskräfte würden ganze Branchen nicht existieren können (Landwirtschaft, Baugewerbe, Gastronomie bis hin zu produzierendem Gewerbe, das teilweise fast ausschliesslich von working travellers bestritten wird mit gerade mal einem Kiwi-Chef.)
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