Argentina – Ankommen in der vertrauten Fremde

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Argentinien begruesst mich an der Grenze mit einem Schild, was mir die enormen Dimensionen diese Land in Erinnerung ruft. Bis nach Ushuaia in Feuerland sind es mehr als 5000 km:

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Der Bus windet sich langsam von der ueber 3000 m hoch gelegegene Hochebene bis zu den Schluchten von Humahuaca, wo ich eine Nacht bleibe.

Im weiteren Verlauf bis nach Jujuy, das nur noch 1800 m hoch liegt, wird es immer gruener. Im Winter ist es in dieser Gegend recht trocken und erst vor kurzem gab es die ersten Regenfaelle. Das ueppig frische Fruehlingsgruen ist wunderbar!

Ich habe es geschafft entspannt in Jujuy anzukommen. Und werde mit argentinischem Organisationschaos konfrontiert.

Der Workshop soll ursprünglich um 9 Uhr stattfinden, weswegen ich bereits am Vortag anreisen wollte. Gestern abend kam dann die Info, dass es um 11 Uhr sein soll, da einige erst heute früh von Salta aus losfahren können. Und inzwischen sind wir bei 11:30 Uhr.

Dann hiess es ich könne vorher schon dort übernachten in einem Appartment, das ich mit anderen teilen würde. Von Patricia, der Leiterin, kam dann die Info, dass 5 „chicas“ aus Salta ebenfalls am Vorabend anreisen würden. Ein Appartment mit 5 Mädels zu teilen, stellte ich mir recht lustig vor. Als die „Mädels“ dann kamen, stellte sich heraus, dass sie zwar alle nett sind, aber einheitlich im Grossmutteralter….  Und dann hatten sie auch Bedenken das Appartment mit einem Mann zu teilen (in Argentinien wären sie halt etwas konservativer..), so dass ich noch in ein anderes Appartment ausweichen musste, was mich vor die Herausforderung stellt den exorbitanten Preis runterzuhandeln, den sie jetzt von mir verlangen… (Den Preis für das zweite Appartment konnte ich nicht runterhandeln, aber zumindest habe ich erreicht, dass wir den Gesamtpreis für die zwei Appartments durch 6 teilen. Das ist fair, denn wir hätten ja auch in einem Appartment zu sechst übernachten können, aber die „Mädels“ wollten ja lieber unter sich bleiben. Insgesamt halten sich die Kosten dann noch im Rahmen: Der Tagesworkshop, inkl. zwei Übernachtungen sind 900 Pesos, d.h. nach Schwarzmarktkurs 60 Dollar, was derzeit 57 Euro sind)

Die Leiterin schickt zwei Wegbeschreibungsdateien: Eine Karte, wo das Ziel nicht gekennzeichnet ist. Und eine Datei, die sich nicht öffnen lässt. Aber inzwischen weiss ich nach mehrmaligem Nachfragen, wo ich hin muss… Diejenigen, die mich im Auto mitnehmen, haben keine Ahnung wo wir hin müssen, aber ich kann sie mit meinem GPS und google maps lootsen. Obwohl auch das eine Herausforderung ist, da das Internet in Jujuy so langsam ist, dass es Minuten dauert bis die Karte geladen ist. Für eine Stadt mit einigen Zehntausend Einwohnern ist das die schlechteste Internetverbindung, die ich auf meiner gesamten Reise hatte. Selbst Länder wie Laos oder Fiji waren da besser – Indien sowieso…

Wir sind dann auch – dank meiner Unterstützung – pünktlich um 11:30 Uhr vor Ort……und um 12:45 Uhr geht es dann tatsächlich los….

Der Workshop ist dann doch noch nett und ich habe ein paar schöne Begegnungen, Besonders der Teil im Wasser hat mir gut getan – Wasser ist eben mein Element. Dennoch erfahre ich den Gruppen in Deutschland ein noch tieferes Einlassen. Aber schön, mal wieder einen Geschmack davon zu haben.

Nach der Mittagspause gibt es einen Theorieteil und eine Gruppenarbeit. Wie haben eine halbe Stunde Zeit anhand eines Textes ein Thema zu beleuchten und auf einem Flipchart zu visualisieren. Die ersten 10 Minuten schaue ich mir das an, wie es unstrukturiert vor sich hindümpelt, dann ergreife ich die Initiative, stelle mich ans Flipchart und fange an die Gedanken zu Papier zu bringen und den weiteren Verlauf zu leiten. Es erinnert mich etwas an frühere Situationen auf der Arbeit in Teammeetings, wo ich die Leitung hatte und es macht mir Spass mal wieder in diese Rolle zu schlüpfen. Ich bekomme Komplimente für meine Fähigkeiten, spanisch nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich zu beherrschen und darf dann das Ergebnis unserer Gruppenarbeit auch noch im Plenum vortragen.

Ich fühle mich wohl, trotz der organisatorischen Unzulänglichkeiten, insgesamt ein schöner und lohnender Tag! Und zwei Stärken von mir, konnte ich mal wieder erleben: Die meditative Wasserarbeit und das Leiten und Strukturieren von Teams.

Morgen geht es dann nach Salta, wo ich vor 22 Jahren mal ein halbes Jahr gelebt habe und noch Freunde habe – Mitglieder der Gastfamilie, in der ich damals freundlich aufgenommen wurde. Diese Zeit in Salta war eine der besten meines Lebens und ich freue mich drauf wieder ein wenig daran anknüpfen zu können. Allerdings ist die Situation der Familie wohl offenbar gerade etwas kompliziert da einige zerstritten sind und nicht miteinander reden. Wie dem auch sei, ich werde alle mal besuchen und kann auch in dem grossen Haus wohnen, in dem die mittlerweile auch recht alte Mutter mittlerweile alleine wohnt, nachdem ihr Mann letztes Jahr gestorben ist und die „Kinder“ nun endgültig alle aus dem Haus sind…. Sie scheint sich über Gesellschaft zu freuen. Ich bin mal gespannt. Am Sonntag mittag bin ich bei David zum Geburtstags-Assado eingeladen…


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