Alternative Szene Melbourne

Habe mich mit dem Fahrrad etwas auf den Weg gemacht durch die nördlichen Stadtteile von Melbourne. Gute Radwege im Grünen, übersichtlich ausgeschildert und häufig benutzt (nur die Helmpflicht nervt..)

Ceres und Convent sind ganz interessante Projekte, die ich besucht habe.


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Weitere Reisepläne

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Am Montag reise ich nach Neuseeland. Da ich für die Einreise ein Weiterflugticket benötige, habe ich mir gerade eines gebucht. So sieht die Route bis Hawaii vermutich aus (wenn ich nicht noch mal umbuche):

Bis Ende April in Neuseeland

Im Mai in Fidschi

Dann eine Woche Samoa

Anfang Juni für ca. 4 Wochen auf Hawaii

Juli und August in USA Festland und im Herbst nach Kanada

… und wenn es dort zu kalt wird zum Überwintern nach Südamerika…

Aber wer weiß, vielleicht zieht es mich bereits im europäischen Sommer dieses Jahr schon wieder nach Deutschland….da wage ich noch keine Prognose…

 


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Great Ocean Road

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Von Byron Bay bin ich nach Melbourne geflogen und konnte dort bei Mary übernachten. Sie ist die Freundin von jemand, den ich in der Community kennen gelernt habe. Ein Telefongespräch, die Info wo ich den Schlüssel finde und dass sie erst gegen 17 Uhr von der Arbeit kommt und ich es mir schon mal bequem machen könnte. Und nach 15 Minuten Gespräch das Angebot, dass ich nachdem ich für eine Woche weg war, nochmals ein paar Tage auf der Coach im Wohnzimmer schlafen kann. So easy und unkompliziert und ein enormer Vertrauensvorschuss! That´s Australia!

Am Abend gehe ich zum 5 Rhythmen tanzen in Melbourne und am nächsten Tag hole ich mir mein „wicked-camper“ Fahrzeug ab.

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Ziemlich praktisches neues Fahrzeug in meiner Lieblingsfarbe. Das Zelt auf dem Dach ist in weniger als 5 Minuten ausgeklappt und enorm geräumig und komfortabel – ein Wunder der Statik. Aber das sie ausgerechnet einem Deutschen ein Auto mit dem David Bowie-Zitat, dass Adolf Hitler der erste Pop-Star gewesen sei geben, ist wohl Aussie-Humor…

Die Fahrt geht zur berühmten great ocean road, 2-6 Stunden östlich von Melbourne mit phantastischer Landschaft:

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Das erste Mal, dass ich im Linksverkehrt ein Auto mit Handschaltung steuere. Etwas ungewohnt, aber ich sage mir einfach „das mach ich doch mit links….“. Und ein netter Aufkleber erinnert mich auch immer daran, dass es sexy ist, immer schön links zu fahren. Allerdings bin ich doch froh, dass zumindest das Kupplungspedal am gewohnten Ort ist, weil ich sonst vermutlich öfter kräftig Gas geben würde, anstatt zu kuppeln…Und die ersten Kilometer im Stadtverkehr von Melbourne mit Seitenblick aufs GPS sind schon etwas herausfordernd….Vermutlich eine super Koordinationsübung für rechte/linke Gehirnhälfte.

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Es gibt wunderschöne Campsites im Nationalpark und ich spiele etwas Katz und Maus mit den Parkrangern und der Polizei, da ich es nicht einsehe für Plätze, wo es ausser einem Plumpsklo gar nichts gibt  – noch nicht mal Wasser! – 38 Dollar (fast 30 Euro) zu zahlen. Aber auf diesen Plätzen ist niemand, der kassiert und man muss online buchen. Nur zu dumm, dass es dort in der Wildniss kein Netz gibt. Nun ja, das wäre meine Ausrede als dummer Ausländer…. Aber ich lasse es nicht drauf ankommen, sondern klappe mein Zelt erst kurz vor Sonnenuntergang aus und stehe schon kurz nach Sonnenaufgang auf, so dass schon um 7 Uhr morgens alles nach Tagesbesucher aussieht. Einmal treffe ich um 07:30 Uhr einen Ranger am Toilettenhäuschen, den ich freundlich grüsse….

Diese Methode funktioniert super – und zwar bis genau Freitag, den 23. Januar. An diesem Wochenende fallen nämlich das Ende der Sommerferien und der Australia-Day am Montag zusammen, so dass alle nochmal die Gelegenheit zum Campen nutzen. Ich dachte, dass ich Glück habe, denn bei Sonnenuntergang gegen 21 Uhr ist auf dem Campingplatz am Freitagabend noch gähnende Leere, als ich mein Zelt ausklappe. Aber ab 22 Uhr kommen dann immer mehr Leute an bis ich um Mitternacht, dann etwas unsanft geweckt werde von den Leuten auf deren gebuchtem Platz ich mich breit gemacht habe. Und inzwischen ist der Platz komplett voll! Etwas gestresste normal arbeitende Bevölkerung aus Melbourne, die noch lang arbeiten musste und sich im Stau aus der Stadt quälte,  um endlich am ersehnten Ziel fürs lange Wochenende anzukommen. Und dann steht doch tatsächlich so ein blöder Ausländer auf dem Platz und schlummert vor sich hin – sowas aber auch! Nach ein paar Minuten Gespräch haben die Leute, die den Platz gebucht haben ein Einsehen, weil ich nicht wirklich eine Alternative für diese Nacht habe und ich ihnen verspreche gleich früh morgens das Feld zu räumen. Letztlich sind die Stellplätze auf den australischen Campingplätzen ja auch recht grosszügig bemessen – etwas doppelt so gross wie in Europa. Aber es ist auch erstaunlich, was die Leute hier alles dabei haben: Riesengrosse Zelte und sogar Motorboote auf dem Anhänger…

Diese Nacht ist also etwas kurz, weil ich nach der Aufregung und wegen des Scheinwerferlichtes der ankommenden Gäste dann doch erst um 2 Uhr schlafen kann und um 6 Uhr bereits wieder aufstehe und mich aus dem Staub mache.

Ich fahre ein paar Kilometer weiter um zu frühstücken und zu überlegen, was ich nun mache. Ich checke online Campingplätze ab – alles komplett ausgebucht. Ich recherchiere nochmal die rechtliche Lage: In Nationalparks ist in Australien das nächtigen nur auf den ausgewiesenen Plätzen erlaubt. Und ausserhalb ist es auf Parkplätzen erlaubt, wenn nicht anders gekennzeichnet. Allerdings gibt es entlang der great ocean road ein generelles Verbot…. What to do? Da kommen Spaziergänger vorbei mit denen ich ins Gespräch komme. Sie empfehlen mir einen kostenlosen Platz, der relativ in der Nähe ist, nur 250 km weiter Richtung Adelaide – früh australische Verhältnisse ein Katzensprung, nur ein paar Millimeter auf der Karte… Ich bin etwas müde und wäre gerne in dieser wunderbaren Gegend geblieben, aber ich beschliesse nach Osten auszuweichen. Und so lande ich am Abend dann tatsächlich auf dem empfohlenen Platz, habe keine Lust mehr zum Kochen und lasse mir stattdessen Brot und Käse schmecken und mache es mir dann bald in meinem gemütlichen Zelt bequem, mit gutem australischem Rotwein und Erdnüssen….

Hier warte ich einfach bis Montag ab, lasse mir bei nordseehaftem Wind und kühlem Schauerwetter den Kopf durchpusten und nutze die Zeit zum Schreiben und für einen Strandspaziergang mit Pullover und Regenjacke. Die Südküste ist unberechenbar. An einem Tag kommt der heisse Wind aus dem Norden und es hat 35 Grad und plötzlich kommt der Wind von der Antarktis im Süden. Auch das Wasser ist hier mit 16 Grad mehr als 10 Grad kühler als in Byron Bay.

Die letzte Übernachtung, für die ich Geld ausgegeben habe, war in Sydney. Und wenn ich ein Campingfahrzeug habe, dann sehe ich es auch nicht ein noch zusätzlich Geld für Campingplätz auszugeben. Da bin ich lieber in der Wildnis, wasche mich im Meer und filtere mein Trinkwasser aus Bächen:

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Die great ocean road ist wunderbar, aber noch schöner ist der great ocean walk, der dort entlangführt, wo die Strasse auf ca. 100 km weit ins Hinterland ausweicht. Ich nehme mir immer mal wieder Teilstücke dieser Wanderung vor und diese Stunden alleine in der Wildnis nähren mich ungeheuer! Da kann ich mich wieder an das Gefühl von meiner Visionssuche erinnern und durch das Sein in der äusseren Natur mit meiner inneren Natur verbinden. Ich liebe es und es tut mir richtig gut!

Wie oft habe ich gehört „wenn du so weiter machst, kommst du noch in Teufels Küche“ und jetzt ist es passiert:

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Und übrigens: Wo der Pfeffer wächst, war ich auch schon.


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Byron_Bay

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Bin in einer Osho community an der australischen Ostküste und es geht mir gut. Erstmalig lebe ich in einer Gemeinschaft und mache die Erfahrung mich in verschiedenen Tätigkeiten auszuprobieren. Genau das hatte ich mir anfangs vorgenommen.

It’s rather a time to live than to write. Reports will follow later.  Ausserdem ging ein Grossteil meiner Schreibkapazität die letzten 3 Wochen in Richtung einer Russin, die ich in Thailand kennen und lieben gelernt hatte… Kann aber nicht ewig so gehen über eine Entfernung von fast 20000 km hinweg…

Ich genieße das summer feeling hier und es fühlt sich etwas seltsam an hier auf deutsch zu formulieren…

Maybe I will continue my blog in English because I started thinking, dreaming and loving in this language….
And it would be much easier for new friends to follow me…
Hat jemand ein Problem damit? (Danke fürs Feedback, ich werde weiterhin hier auf deutsch posten. Kurze Teaser auf englisch in Facebook werden die nicht deutschsprachigen Freunde auf dem Laufenden halten. Aber diesen blog schreibe ich ja vor allem auch um Kontakt zu Freunden und Familie in Deutschland zu halten)

Schön, dass es hier auch eine watsu connection gibt! I am so passionate about this water work and it’s good to connect with similar souls….

Mittlerweile bin ich schon fast eine Woche hier – die Zeit vergeht so schnell!

Meine Watsu-Gastgeberin, auf deren Grundstück ich die ersten Tage zelten durfte ist sehr anspruchsvoll. Das merke ich das erste Mal, als wie am Tag nach meiner Ankunft eine Wassersession austauschen. Ich bin es eigentlich eher gewohnt, dass die Frauen im Wasser in meinen Armen dahinschmelzen und ich richtig gutes Feedback bekomme. Mit ihr ist es anders: Ich kann offenbar den exakten Winkel nicht treffen, mit dem sie ihren Kopf gehalten haben möchte, sie gibt mir ständig neue Korrekturen und ich bin schon fast dabei aufzugeben. Sie gibt mir eine regelrechte Lektion und ich fühle mich ein bischen wie Klein-Doofie mit Plüschohren. Und sie lässt mich deutlich spüren, dass sie andere Erwartungen hatte und es gipfelt in der Aussage, dass sie normalerweise für Unterrichtsstunden bezahlt würde. Es scheint also so, dass sie die Art wie sie mir zu vermitteln versucht, was sie im Wasser braucht als eine Art Unterricht empfindet. Als ich sie unter Wasser führe wird es besser. Aber ich behandele diese 61 jährige Lady auch wie ein rohes Ei und komme nicht so richtig in Fluss.

Auch beim Rücktausch habe ich nicht das Gefühl, dass ein wirklich guter Flow entsteht. Die Session, die ich von ihr empfange fühlt sich technisch perfekt und sehr variantenreich in den Bewegungsabläufen an, aber ich kann dennoch nicht so tief entspannen.

Vermutlich der herausfordernste Wassersession-Austausch in meiner 18 jährigen Erfahrung mit dieser Art des Seins im Wasser…

Am nächsten Tag kommt sie dann auch noch an und sagt, dass der Pool Betriebskosten von 50 Dollar die Stunde hat und dass sie vergessen hat zu erwähnen, dass zwar der Austausch kostenlos ist, aber sie trotzdem die anteiligen Betriebskosten von mir verlangen müsste.

Da ich mich tendenziell in einem abhängigen Verhältnis zu ihr befinde, gebe ich klein bei und zahle. Aber es fühlt sich nicht wirklich gut an.

Abhängig deshalb, weil Byron Bay komplett ausgebucht ist und es auch in der Community ansonsten keinen freien Platz für mich gibt, weil zur Hauptferienzeit eben so viele Leute da sind. Ich merke das, als ich mit dem Bus in Byron ankomme und meine potenzielle Gastgeberin telefonisch nicht erreichen kann. Sie hatte mir eine Mail geschrieben, dass sie mich erst eine Stunde später abholen kann, aber diese Mail war in ihrem Postausgang hängen geblieben. Also laufe ich mit vollem Gepäck in der mittlerweile schon wieder tropisch feuchtwarmen Luft von Hostel zu Hostel und erfahre, dass wirklich alles komplett ausgebucht ist. Selbst die Campingplätze. Schweissgebadet halte ich noch mal inne und versuche sie ein weiteres Mal telefonisch zu erreichen, weil sonst entweder nur ein sehr teures Hotelzimmer (mehr als 150 EUR/ Nacht) oder eine illegale Nacht am Strand nach langem Fussmarsch mit vollem Gepäck anstünde. Und ich habe wirklich viel Gepäck, die Campingausrüstung und etliche Lebensmittel sind zu meinen ursprünglichen 30 Kilo noch dazu gekommen…. Und so bin ich froh, als ich sie erreiche und sie sagt, sie komme mich in 20 min abholen…. Ich habe mich von der Situation nicht entmutigen lassen, aber es war schon ein komisches Gefühl mitten im Sommerferientrubel mit meinen mittlerweile drei Rucksäcken durch den Ort zu keuchen, mit vollen Bars und Restaurant und unzähligen Leuten in Ferienlaune….

Ich kann die erste Nacht auf einem Bett neben dem wunderschönen Watsu-Pool schlafen und es ist gut erstmal anzukommen, eine Kleinigkeit zu essen und in die warme Nacht hinein zu lauschen, umgeben von üppiger Wildnis so weit das Auge reicht. Sie sagt, sie habe keine Unterkunftsgenehmigung für dieses Gebäude und ein schwieriges Verhältnis mit den Nachbarn (die nicht Teil der Osho-Community sind)

Am folgenden Tag kriege ich erst mal einen Anschiss, warum ich meinen Schlafsack und das Moskitonetz nicht sofort abgebaut abgebaut habe, sie hätte mir doch extra gesagt, ich würde hier quasi illegal schlafen und wenn das die Nachbarn sehen würden…. Finde ich etwas übertrieben, weil das ganze Poolgebäude so dermassen in grüner Wildnis versteckt ist, dass man das nicht auf den ersten Blick sieht…

Da ich mit ihr eine Vereinbarung treffe, dass ich umsonst übernachten darf für 2 Stunden Arbeit am Tag, lerne ich die nächsten Tage noch viel mehr von ihrem anspruchsvollen Wesen kennen, das kaum mit irgend etwas wirklich zufrieden zu stellen ist. Auch die anderen Community-Mitglieder, die ich kennen lerne und die überwiegend richtig nett und aufgeschlossen sind, bestätigen mir diese etwas schwierige Wesensart meine Gastgeberin… Das gibt mir ein erleichterndes Gefühl, dass es mit der schwierigen Wassersession vielleicht gar nicht so sehr an mir lag, sondern dass es mehr ihr Ding ist. Und auch die anderen Geschichten, die noch folgen, versuche ich recht erfolgreich nicht so persönlich zu nehmen…

Die Arbeiten sind recht vielfältig: Viel Gartenarbeit, mit der ich mich etwas schwer tue, weil sie ziemlich ungewohnt für mich ist. Aber zwischendurch repariere ich auch ihr Auto und löse am Computer ihr Problem mit dem Mailserver. Und das ist der Punkt wo ich anfange auch anerkennende Worte von ihr zu ernten…

Aber jetzt noch mal der Reihe nach:

Am Morgen nach meiner Ankunft nimmt sie mich mit zum Einkaufen nach Byron Bay. Wieder so eine Abhängigkeit, denn die nächste Einkaufsmöglichkeit ist 12 km entfernt und dass es in Australien recht unpraktisch ohne Auto unterwegs zu sein, merke ich an solch banalen Dingen der Alltagsorganisation.

Sie setzt mich vor einem Bioladen am Stadtrand ab, während sie zu einer Yogastunde fährt. Ein Blick auf die astronomischen Preise dort, lässt mich ein paar Hundert Meter weiter zu einem konventionellen Laden laufen. Auch dort zahle ich für ein paar wenige Sachen 80 Dollar…

Zwei Stunden später werde ich dort wieder aufgesammelt mit meinen Einkaufstüten.

Wieder zurück am Gelände baue ich erst mal mein Zelt auf und bringe meine Sachen im Kühlschrank eines anderen für die Unterkunft arbeitenden Gastes (Bruno, Koch aus Argentinien) in einem alten Wohnwagen unter. Dort kann ich nach Absprache mit Bruno auch die Küche benutzen. Achtung: Wieder eine Abhängigkeit: Bruno ist Chefkoch in einem Restaurant in der Nähe und kommt erst nach Mitternacht nach Hause. Dementsprechend kann ich morgens erst spät frühstücken, wenn er wach ist, um ihn nicht zu stören.

Bruno wird jedoch am Montag abreisen und dann kann ich vom Zelt in den Wohnwagen umziehen.

Der Nachbar meiner Gastgeberin ist sehr nett. Er hilft mir in vielem und leiht mir unter anderem auch ein altes Fahrrad, dass ich mit einer Investition von einer Arbeitsstunde so zum Laufen kriege, dass ich mich damit UNABHÄNGIG  bewegen kann.

Selbst der wunderbare Nacktbadestrand im Naturschutzgebiet ist zu Fuss 40 min, mit dem Fahrrad jedoch nur 10 min entfernt.

Am Samstag früh bekomme ich die wunderbare Aufgabe einen dornigen Strauch zu schneiden und dadurch zwei weiteren Sträuchern Licht und Luft zu verschaffen. Sträucher heisst hier so was wie 4 m hohe Ungetüme, weil alles wie verrückt wächst in diesem Klima. Ich soll darauf achten, nur den einen Strauch zu schneiden und aufpassen, wo ich beim schneiden hintrete, um die Kürbispflanze, die am Boden wuchert nicht zu beschädigen. Und dann ist die Pflanze, die scheiden soll auch ziemlich mit der anderen, der ich Luft machen soll, verdreht und verschlungen. Also fast ein aussichtsloses Unterfangen, dem ich mich aber tapfer stelle. Ich merke, dass ich von verschiedenen Seiten arbeiten muss, um der Sache Herr zu werden. Nach zwei Stunden bin ich dann auch recht stolz so viel von dem Zeug erfolgreich entfernt zu haben.

Am nächsten Morgen bekomme ich jedoch erst mal einen Anschiss. Und zwar nicht direkt sondern „look at this, what do you think about it?“ Und dann höre ich, dass ich dort nicht genug geschnitten habe und dort zu viel und dass ich überhaupt nicht von der anderen Seite hätte arbeiten sollen, weil ich dort nicht hätte hintreten sollen. Ich höre mir das alles geduldig an und denke mir meinen Teil. Erstaunlicherweise gelingt es mir das alles nur zu beobachten und zu denken „das ist ja interessant“ – mit innerlicher Gelassenheit.

Als ich diese Story anderen im Gemeinschaftshaus erzähle gibt es einiges an Gelächter und auch Verständnis für mich. Das tut gut. In einigen Tagen gäbe es wohl auch Alternativen, um die Wohnsituation zu verändern, da dann im Gästehaus was frei wird, aber ich sage, dass ich mich ganz bewusst noch eine Weile dieser Situation aussetzen möchte. Nicht weil ich Masochist bin, sondern weil mich diese Erfahrung interessiert.

Vorher am Samstagvormittag gibt es noch den monatlichen working-bee-Arbeitseinsatz, wo alle Gemeinschaftsmitglieder und Besucher teilnehmen sollen. Schön, da lerne ich dann zum ersten Mal die anderen kennen und gemeinschaftliche Arbeit kann ja durchaus Spaß machen.

Ich frage so ein paar Leute, wo ich mich nützlich machen könnte, aber ausser kleineren Handgriffen hier und dort hat niemand etwas für mich. Also schliesse ich mich einer netten Gruppe an, die recht kreativ dabei ist aus alten Paletten, Matrazen und Futons eine gemütliche Sitzecke zu gestalten.

Wir schaffen es dann auch tatsächlich in gutem Teamwork mit erfolgreicher Konsensfindung eine schöne Sitzecke zu gestalten. So erfolgreich, dass auch der Rest der Gemeinschaft richtig angetan davon ist. Und so wird beim anschliessenden gemeinsamen Imbiss spontan beschlossen am Dienstag diesen Bereich mit einer Feier, zu der jeder etwas zu essen mitbringt, einzuweihen.

Am Sonntag nimmt sie mich dann mit zum 15 km entfernten Nachbarort, wo eine Wave, ein 5-Rhythmen-Tanzen stattfindet. Super, das kenne ich aus Europa und das tut mir immer gut. Als ich dort ankomme, fühle ich mich gleich wohl und das Tanzen macht Spaß. Mitten in der Abschlussrunde tippt sie mir auf die Schulter und sagt „I have to go now“ und zwar nicht mit der Frage „kommst du mit“? Sondern einfach nur als Mitteilung! Ich gucke ziemlich verdutzt und meine Nachbarin meint beruhigend „you will find somebody to give you a ride“. Also gut, es wird Zeit mich unabhängig zu machen und einige wollen noch in ein Cafe um die Ecke gehen und da die ganz nett sind, beschliesse ich mich Ihnen anzuschliessen.

Doch steht sie auf einmal wieder da und sagt, sie würde jetzt wieder zurück fahren. Also doch? Wo war sie nur in der Zwischenzeit??? Na ja, denke ich, dann ist es wohl doch einfach so zurück zu kommen, zumal es zu regnen begonnen hat. Alles etwas seltsam. Aber offenbar kein typisch australisches Verhalten, denn sie ist Holländerin, wohnt aber schon seit 25 Jahren dort…

An ihrem Auto klemmen die elektrischen Fensterheber und beide Türgriffe lassen sich nur noch von aussen öffnen. Eine unschöne Kombi, vor allem bei Regen…. Sie fragt mich, ob ich mich darum kümmern kann und mich reizt die Aufgabe, obwohl mich die Anweisung, ich sollte nichts nassmachen innen nervt, denn es regnet und es gibt keinen überdachten Arbeitsbereich, als ich die Türverkleidungen abschraube und mich um das Innenleben kümmere. Ich schaffe es dann tatsächlich auch die Türen wieder instandzusetze, natürlich nicht, ohne dass der Innenraum etwas nass wird. Aber wozu gibt es Lappen zu trocknen…. Und hier ernte ich dann das erste Mal keine Kritik sondern richtig anerkennende Worte.

Am späteren Nachmittag hört es auf zu regnen und ich mache mich auf Erkundungstour mit dem Fahrrad nach Byron Bay. Als weit und breit einziger Radler ist es zwar kein besonders sicheres Gefühl auf dem Highway, aber trotzdem fühlt es sich gut an mich wieder frei und unabhängig bewegen zu können. Australien ist kein Radlerland! Das nächste Mal besser mit Auto, aber durch diese Erfahrung wie es ohne Auto in einem Autoland ist, möchte ich jetzt einfach durch. Zudem ist es auch eine Preisfrage. Die Mietpreise für Autos sind zur Hauptsaison jetzt sehr hoch und ein Auto zu kaufen lohnt sich für die 4-5 Wochen, die ich im Lande sein werde nicht.

Byron Bay war vor 20 Jahren mal eine Hippie-Community, aber davon ist fast nichts mehr zu spüren. Ziemlich etablierter und beliebter Badeort mit etwas höherem Backpackeranteil als anderswo. Und ganz vereinzelt auch mal ein paar dreadlocks und nackte Füsse. Zum Sonnenuntergang eine Trommelsession auf der Uferpromenade. Aber ansonsten ein normaler australischer Ferienort – die alternative Szene von damals hat sich längst ins Umland zurück gezogen und meidet es zur Sommerhochsaison sich durch den Verkehrsstau in den Trubel von Byron zu quälen…

Nachdem ich mir eine kleine Portion fish and chips geleistet habe und einige Telefonate geführt habe, mache ich ich auf den Heimweg, diesmal versuche ich einen Weg am Strand entlang zu finden. Ist im Dunkeln ein ziemliches Abenteuer, aber zum Einen finde ich das recht spannend, zum anderen stelle ich mir das Fahren auf einem unbeleuchteten Fahrrad nachts auf dem Highway nicht so lustig vor. In Indien wäre das normal, aber hier rechnet niemand damit…

Trotz GPS brauche ich eine Weile bis ich den kleinen Pfad zum Strand – wohlweislich hinter der nächsten Flussmündung – gefunden habe. Und nachts an diesem riesig langen Strand entlang zu gehen und in die Sterne zu schauen ist schon auch ein tolles Gefühl. Mein GPS sagt, dass der Pfad, den ich vom Strand aus zurück zur Gemeinschaft nehmen muss, ca. 3 km entfernt ist. Und schliesslich probiere ich, ob ich fahren kann und stelle fest, dass es auf dem festeren Sand unmittelbar dort wo die Wellen auslaufen einigermassen gut geht. Das Rad ist eh schon ziemlich rostig, dass mir das mit dem Salzwasser auch grad egal ist.

Und Dank GPS finde ich dann auch den Pfad, der zu meiner Strasse führt. Ohne hätte ich wohl keine Chance gehabt. Zum Glück hat sowohl der Akku vom Handy als auch der von der Stirnlampe bis nach Hause, letzterer allerdings nur ganz knapp.

Am nächsten Tag als ich mir meine Working-Instructions abhole, darf ich erst mal ein Computerproblem anschauen. Erst denke ich „oh je, es ist in Mac“. Wenn man das intuitiv einfache Windows gewohnt ist, dann ist es schwer nachzuvollziehen, was sich die Mac-Programmierer für versteckte Benutzerführungen einfallen lassen, damit sich nur Eingeweihte der Apfel-Gemeinde damit zurecht finden. Aber die Settings eines Mailservers sind dann zum Glück doch recht ähnlich wie bei Windows, und so liege ich – nachdem ich das Problem durch ein paar Fragen eingekreist habe – mit der Einstellung von automatischen auf festen Port auf Anhieb richtig. Und die richtige gmail-Portnummer ist auch schnell gegoogelt…. Ich bin zufrieden mit mir und sie ist es auch. Hat keine 10 Minuten gedauert und ich habe mir keine Schwielen an den Händen geholt.

Aber dann kommt es richtig dicke: Ich habe die Ehre eine mächtige Bougainvilia zurück zu schneiden mit richtig gemein-fetten Dornen. Aber auch das bekomme ich hin und es gibt mir durchaus ein Gefühl innerer Befriedigung im Schweisse meines Angesichts draussen in der wilden Natur zu ackern.

Am Mittwoch darf ich dann sogar eine über 10 m hohe Palme fällen, zusammen mit meinem Nachbarn. Das macht sogar richtig Spaß mit der fetten Motorsäge zu hantieren und erst ein Seil in der Krone zu befestigen, dann einen dreieckigen Keil heraus zu sägen und anschliessend den Rest zu durchtrennen, während der Nachbar das an der Anhängerkupplung seines Autos befestigte Seil durch Gasgeben auf Spannung hält, damit die Palme nicht auf das Haus, sondern daneben fällt. Eine richtige Männerarbeit, die ein tolles Kameradschaftsgefühl entstehen lässt.

Am Montag habe ich einen total aktiven Tag. Erst der Kampf mit der dornigen Bougainvilia, dann der Umzug in den Wohnwagen, der allerdings demassen versifft ist, dass ich geschlagene 5 Stunden damit zubringe die Bude zu entmüllen und sauber zu machen. Zwei Tage vorher war ich abends mal drin und da wimmelte es nur so von 5 cm grossen Kakerlaken und auch diversen anderen wilden Tieren, die man als Insekten bezeichnet. Der Wohnwagen hat fast 30 Jahre in diesem feuchtwarmen Klima hinter sich und es gibt hinter den Brettern etliche Hohlräume, in die mal lieber nicht so genau hinein schauen möchte. Aber nach dem Putzen habe ich das Gefühl, das ist jetzt mein Zuhause und zur Sicherheit installiere ich dann auch über dem Bett noch ein grosses Moskitonetz, damit mich nicht die Vorstellung wach hält es könne nachts im Schlaf eine Kakerlake über mein Gesicht krabbeln. Dieser Tierchen können ja recht neugierig und zutraulich sein…

Und danach setze ich mich noch aufs Fahrrad um zu einem Ort mit dem schönen Namen Mullumbimby zu radeln, wo Biodanza stattfinden soll. Als ich jedoch richtig nassgeschwitzt dort ankomme (zum Glück bin ich oben ohne gefahren) ist der Laden geschlossen. Die Ankündigung im Internet war offenbar nicht auf dem neuesten Stand gewesen…

Egal, war ein netter Workout und so komme ich zumindest noch ganz UNABHÄNGIG zum Einkaufen.

Am Dienstag gibt es wieder Gartenarbeit und abend steigt dann die Party in der neuen Gemeinschaftsecke.

Und die Sannyasins können ja überall auf der Welt gut feiern! Life-Musik, gutes Essen (bring your own plate), leckerer Rotwein, Tischtennis, Billiard, Dart, Gitarre, gute Laune, Flirts, interessante Gespräche.

Erinnert mich etwas an eine Teeny-Garagenparty und ich bin richtig gut drauf und die Flirts machen Spaß. Geht heute alles ganz locker und die hübsche Australierin, deren Augen ich zufällig beim Billiardspielen begegne,   kommt auf mich zu, ich brauche gar nichts tun. Und wenn sie sich in ihrem Sommerkleidchen beim Billiardpielen so schön über den Tisch beugt, dann wandert mein Blick bewundernd von den Augen aus ein Stück tiefer. Die junge Holländerin hatte sich vorher in der gleiche Situation ein Jeansjäckchen drüber gezogen und bis oben zugeknöpft, die hübsche Australierin bemerkt hingegen meine Blicke und schenkt mir ein weiteres Lächeln….

Aber dann ist sie auf einmal weg während ich gerade im Gespräch mit einer anderen jungen Australierin bin, die allerdings mit einem Deutschen liiert ist. So was Dummes, da hätte ich mir doch lieber die andere schnappen sollen und schauen, ob da was geht…

Und als ich während des Abends gerade so am Flirten bin, kommt meine Gastgeberin und Chefin auf mich zu und fragt mich doch tatsächlich, ob ich Lust hätte am nächsten Tag nochmal mit ihr ins Wasser zu gehen. Ich glaube es nicht! Kaum bin als Mann in meiner erotischen Kraft, schon kommen sie angelaufen die Damen. Sie schlägt mir contact-impro-Tanz unter Wasser vor, etwas was ich aus München gut kenne – dort nennen wir es Delfining. Ich schlage vor es in der Gruppe zu machen (und denke dabei zum Beispiel an die beiden jungen Australierinnen….).

Und am Mittwoch haben wir tatsächlich einen wunderbaren 1,5-stündigen Unterwassertanz, der durchaus auch sinnliche Elemente hatte. Und oh-Wunder konnte sie das sehr geniessen und sich gut hingeben. Hätte ich echt nicht gedacht… Ich bin dabei ganz in slow-motion geblieben und hatte fast die ganze Zeit die Augen geschlossen. Und ich konnte mir dabei ja vorstellen, dass ich nicht mit ihr, sondern mit einer der hübschen jungen Australierinnen im Wasser tanzen würde. Die Gedanken sind UNABHÄNGIG und frei. Und trotzdem ich manchmal in dieser Vorstellung war, fühlte ich mich doch sehr präsent im Spüren des Augenblicks.

Am Mittwoch abend gab es dann ein community dinner mit Gästen aus der Umgebung und von anderen Gemeinschaften. Leckeres Essen, aber mir war dann nicht mehr nach langen Gesprächen, sondern eher danach mal wieder ein wenig zu schreiben….

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Mittlerweile haben wir den 20. Januar  und ich habe heute früh die Community verlassen und sitze am Flughafen von Byron Bay, eingecheckt nach Melbourne, von wo aus ich ab morgen die great ocean road per Campervan erkunden möchte.

Mit meiner Gastgeberin hat sich das Verhältnis weiter entspannt und ich habe gelernt ihre kritische Art nicht persöniich zu nehmen. Es war gut, dass ich durch diese Erfahrung durch gegangen bin und nicht aufgegeben habe.

Geholfen hat mir dabei auch die Aneignung einer australischen „easy going“ und „no worries“ Einstellung zur Arbeit.

Ich werde sicherlich noch mehr solche Angebote wahrnehmen, wen ich irgendwo länger bleiben möchte. Ich habe bereits weitere Angebote erhalten und kenne inzwischen auch hilfreiche Websites wie helpx. Eine gute Möglichkeit das Reisebudget zu strecken, das Gefühl zu erleben etwas sinnvolles zu tun,  neue Tätigkeiten auszuprobieren und interessante Menschen kennen zu lernen.

Und beim nächsten Mal ist mein Chef vielleicht auch etwas leicher zufrieden zu stellen. Aber die äussere Bestätigung zu suchen ist nur ein Aspekt dabei. Wichtiger ist das Gefühl der inneren Befriedigung.

Byron Bay hat tolle Angebote was Tanzen, Meditieren, Singen, Community-Life, Kultur anbelangt und die Natur und das Klima sind toll. Ich habe alles ausgiebig genossen und mit der Zeit habe ich auch einige Leute wieder getroffen und Verbindungen aufgebaut. Könnte auch ein Ort zum länger verweilen sein, jedoch hinter Koh Phangan (Thailand). Dort habe ich das Gefühl gehabt in noch kürzerer Zeit richtig angekommen zu sein, die Kosten waren deutlich geringer und die Infrastruktur dichter. In Australien sind einfach riesige Entfernungen zu überbrücken und man braucht letztlich ein Auto. Mein Fahrradexperiment hier war ganz nett, aber ich bevorzuge dann doch lieber Umgebungen, wo alles dichter beieinander ist, weil ich im Alltag ungern auf ein Auto angewiesen sein möchte.

Anmerkung: Ich habe mein Kabel verloren, mit dem ich Bilder von der Kamera auf den Computer übertragen kann. Es gibt also bis auf Weiteres nur ein paar Fotos, die ich mit dem Smartphone aufgenommen habe.

 


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Sydney

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Am Abend mache ich noch einen netten Spaziergang vom Hostel durch den botanischen Garten rüber zum berühmten Opernhaus. Eine ziemliche Jetset-Location: Arkaden mit teuren Bars und Restaurants, Life Musik, gut gekleidete Yuppies… Aber trotzdem hat es was….

Auch im Hostel fühle ich mich unter den ganzen 20-jährigen Party-Leuten nicht so richtig zuhause. Aber für ein paar Nächte wird es schon gehen…

Für den übernächsten Tag habe ich noch ein Treffen mit Günter ausgmacht. Und so beschliesse ich diesen Tag am Stadtstrand von Sydney zu verbringen. Das Wetter ist heiss und sonnig. Das ist mit Abstand der vollste Strand, den ich in Australien jemals gesehen habe – fast wie an der Adria! Und nirgendwo sind die Bikinis so knapp, die Surfboys so cool und die Flirts so offensichtlich.

Irgendwie fühle ich mich zwischen allen Stühlen: Weder die jungen Hostel-Leute, noch die Yuppies, noch die Beachboys sind Szenen wo ich andocken möchte. Und ausserdem braucht man in Sydney Geld um bei dem Lebensstil mithalten zu können, viel Geld. Geld, das ich zwar hätte, aber nicht für so einen Schmarrn ausgeben möchte. Warum soll ich für eine mittelmässige Pizza und ein Bier 30 EUR ausgeben? Da gehe ich dann lieber in den Supermarkt, kaufe mir Brot, Käse und Obst und setze mich damit irgendwo auf eine Bank – nicht so hip, aber bedeutend günstiger… Ich merke, wie ich mich richtiggehend dieser materiellen Schicki-Micki-Konsumgesellschaft verweigere. München ist da tendenziell vom Mainstream her auch nicht anders, aber es gibt immerhin die alternative Kultur, die mir in Sydney fehlt.

Ich beschliesse noch ein ganzes Stück weiter nach Norden zu reisen: Byron Bay! Hier soll es wieder MEINE Szene geben, hier hoffe ich anzudocken. Meine Kontakte in Melbourne sind eh noch alle in den Ferien und auch sonst ist die Stadt im Sommerschlaf. Interessante Veranstaltungen fangen dann erst wieder so ab 20. Januar an.

Am nächsten Tag fahre ich zusammen mit Günter mit der Fähre zu einem 30 min entfernten Surfbeach, der zwar auch gut besucht ist, aber nicht so überlaufen, wie der vom Vortag. Wir machen dann noch eine schöne Küstenwanderung und fahren in der Abenddämmerung mit dem Schiff wieder auf die beleuchtete Skyline von Sydney zu.

Morgens um 7 stehe ich am Bahnhof von Sydney und gerate mitten in einen Elvis-Imitator-Wettbewerb zwischen Gleis 2 und 3 hinein.  Mein Zug fährt von Gleis 4… Ich bin ziemlich begeistert, denn als Teenie war ich mal ein richtig grosser Elvis-Fan und kenne noch alle Songs auswendig. Aber morgens um 7! Das hätte ich nicht erwartet – crazy Aussies!

Die Fahrt nach Byron zieht sich ungeheuer lang! Schon kurz hinter Sydney wieder die endlosen Weiten,  Bäume, Wiesen, Seen, Wiesen, Flüsse…..und ganz ab und zu mal ein Dorf, ein Städtchen. Und das Stunde um Stunde. Ich fahre wohlgemerkt durch New South Wales, die am dichtesten besiedelte Gegend Australiens. Dann ist die Zugfahrt zu Ende und es heiss umsteigen in einen Bus. Die Luft ist heiss und feucht, schon fast wieder tropisch. Die Grenze zu Queensland ist nicht mehr weit.


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Mystery Bay und Küste zwischen Merimbula und Sydney

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Nach zwei Stunden Fahrt kommen wir in Mystery Bay an. Ein National Park Campground mit sehr einfacher Ausstattung, aber wunderschön gelegen! Wir ergattern einen wunderbaren Stellplatz direkt an der Klippe mit Blick aufs Meer! Neben uns eine Familie aus Sydney mit voller Ausrüstung, inkl. Riesenzelt, Hängematten, Motoryacht, …Nette Begrüssung: Sie sind froh, dass wir keine jungen Party-Leute wären. Gerade hätten sie drüber geredet, dass sie sich am liebsten ein ruhiges &german couple& als Nachbarn wünschen würden. Und dann kommen zwei deutsche Brüder daher…

Die Essen mit Günter sind immer reichhaltig und lecker und mit allem, was der Magen und die Geschmacksknospen begehren. Wir lassen es uns gut gehen und sind ein gutes Team was Kochen und Abspülen, etc… betrifft.

Am Abend gehe ich noch zum Strand runter und halte Ausschau nach Freunden von Mel, die auch dort sein sollen und  evtl. eine Trommelsession veranstalten würden. Aber ich höre nur das Meeresrauschen…

Am nächsten Tag gehe ich Schnorcheln und dann verbringen wir noch einige Zeit am Strand, bevor wir dann ein Stück weiter Richtung Sydney fahren.

Ich bin relativ entspannt und bereit einfach irgendwo zu campen, denn wir sind ja mit dem grossen Camper gut ausgestattet. Der Kühlschrank und auch der Wassertank sind voll…

Als die ersten beiden schönen Nationalpark-Campgrounds voll sind, wird die Stimmung zwischen Günter und mir etwas angespannt. Mir wird klar, dass es für ihn ein no-go ist wild zu campen. Er will eine ordentliche Toilette in der Nähe haben. Das muss ich akzeptieren. Ausserdem ist das Wildcampen in Australien (zumindest in New South Wales und Victoria) eh fast überall verboten (ganz anders als in Neuseeland, wo das fast überall möglich ist, wie ich später erfahren werde). Wir landen dann also auf einem überfüllten Campingplatz und man weist uns ein unattraktives Plätzchen direkt neben den Sanitäranlagen zu. Der Spaß kostet dann auch noch unverschämte 60 Dollar pro Nacht, wobei der Stromanschluss zwar inklusive ist, aber unerreichbar weit entfernt. Und ausserdem muss man für die warmen Duschen noch extra bezahlen und es gibt keinen Platz zum Geschirrspülen! Also echt ein überteuerter Sch…platz.

Die Stimmung zwischen uns ist immer noch etwas angespannt und ich gehe an den Strand und will alleine sein. Dann muss ich auch noch durch hohes Wasser waten und verliere fast das Gleichgewicht. Und dann laufe ich fast 2 km bis ganz bis ans andere Ende der Bucht, um einen windgeschützten Platz für mich alleine zu finden. Und als ich mein Handtuch ausbreite und mich niederlasse, wenn entdecke ich da nur 100 m entfernt: Meinen Bruder! Hase und Igel: Ich bin schon da… Er mag zwar langsamer als ich sein, aber ganz bestimmt nicht dümmer 😉

Es gibt eine gute Datenverbindung dort und ich skype erst mal 1 Stunde mit einer Freundin aus München. Danach geht es mir besser.

Als ich zum Campingplatz zurück komme, traue ich meinen Augen kaum: Auf der Wieder direkt beim Sanitärgebäude grasen um die 20 Kängurus in der Abenddämmerung. Was für ein Anblick. Die Tiere sind überhaup nicht scheu, eher sogar ziemlich neugierig und zutraulich. Und das Schärfste ist, dass die Einheimischen vollkommen uninteressiert an ihnen vorbei laufen. Es scheint also hier absolut üblich zu sein…. Ich bin jedoch absolut fasziniert, aber leider ist das Licht zum Fotografieren schon zu dunkel.

Mit Günter ist es dann auch wieder entspannter und wir essen noch lecker gemeinsam.

Je näher wir an Sydney kommen, desto dichter wird der Verkehr und desto ausgebuchter sind die Campingplätze. Schliesslich machen wir einen Platz ausfindig, der am Meer am Rand eines Militärübungsplatzes liegt. Dort könnte es noch was Freies geben. Wir müssen uns am Eingang registrieren und los geht es über 10 km Schotter-Wellblechpiste. Aus meiner Sahara-Reise vor fast 30 Jahren, weiss ich, dass ab ca. 50 km/h das Fahren auf dem Wellblech ruhiger wird und so staube ich durch die Prärie. Der Nachteil ist allerdings, dass die Bodenhaftung vor allem in Kurven schon sehr grenzwertig sein kann, da man nur noch die Berge des &Wellblechs& berührt und quasi über die Täler drüber &fliegt&.

Ich überhole noch einen anderen Camper und das ist gut so! Denn so erwischen wir auf dem Campingplatz noch den letzten freien Stellplatz! Der andere kommt 5 min später an und hat Pech….. Egoistisch gedacht, aber trotzdem bin ich froh hier unterzukommen….

Der Platz ist schön im Wald gelegen und in der etwas regnerischen Abenddämmerung bekommen wird doch tatsächlich Besuch von einer Kängurufamilie mit dem Junior im Beutel! Sie kommen ganz entspannt bis auf 3 m heran – toll!

Dann geht es am nächsten Tag nach Sydney, wo sich unsere Wege trennen werden. Noch ein Stopp zum Aufräumen, sortieren und Trocknen unserer Sachen und dann darf ich den grossen Camper durch den dichten Stadtverkehr zur Rückgabestation steuern. Mittlerweile fühle ich mich im Linksverkehr damit recht sicher, so dass es mich nicht stresst.

Die Rückgabe klappt problemlos und schon sitzen wir im Taxi, das mich an einer Backpacker-Unterkunft absetzt, bevor mein Bruder in sein gehobenes Hotel fährt.

Insgesamt war es  eine schöne gemeinsame Woche mit tollen Eindrücken und einigen guten Gesprächen. Trotz unserer Unterschiedlichkeit sind wir überwiegend gut miteinander klar gekommen. Und durch die Grosszügigkeit meines Bruders musste ich nur für das aufkommen, was für ihn an zusätzlichen Kosten entstanden ist, d.h. nur die Verpflegung. Für Camper, Benzin und Campingplätze wollte er kein Geld von mir, da er sagte, dass er diese Kosten ohnehin gehabt hätte. So war das für mich ein guter Einstieg in diesen Kontinent Australien, der unglaubliche Ausmasse hat (ähnlich gross wie die gesamte USA oder ganz Europa), jedoch nur 23 Millionen Einwohner!


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