Nong Khiew
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Jetzt freue ich mich schon, dass das Motorrad chinesischen Fabrikats, das ich in Luang Prabang ausleihe in wesentlich besserem Zustand ist, als die Mühle in Indien (das sollte sie auch, denn schliesslich kostet sie mit mit 24 EUR/ Tag auch fast das fünffache!), aber kaum bin ich 3 km gefahren und gebe beim ersten Überholvorgang so richtig Gas, da macht es „pling“ und dann geht gar nichts mehr. Ich gucke etwas dumm aus der Wäsche und frage mich, warum die Maschine keine Kraft mehr aufs Hinterrad gibt, bis ich schliesslich merke, dass ich die Kette verloren habe….
Na gut, weit bin ich ja noch nicht gekommen, also rufe ich schnell den Verleiher an und eine Viertelstunde später ist der Mechaniker mit einer Ersatzmaschine da. Ich dachte erst er repariert vor Ort, aber per Zeichensprache gibt er mir zu verstehen, dass ich einfach das Bike wechseln soll. Mit dem anderen bin ich erst nicht so ganz happy, weil es etwas klappriger daherkommt, aber mit den Tagen gewöhne ich mich zunehmend dran und am fünften Tag und nach über 1000 km bin ich schon richtig geschmeidig und flott in den Kurven damit unterwegs…
Die 140 km bis Nong Khiew vergehen wie im Flug. Von solchen Strassen können die Inder nur träumen! Bei ausreichender Sicht auf potenzielle Schlaglöcher voraus, kann ich sogar bis zu 100 km/h fahren! Ab und zu muss ich dann doch mal abrupt bremsen und gemächlich über unasphaltierte Schlaglochpiste holpern, aber meist ist der Asphalt wunderbar glatt und es macht Spaß durch die kurvenreiche Bergwelt zu surfen.
Nong Khiew ist ein Traum! Die Bilder sprechen für sich.. Wenn ich das Motorrad nicht dabei hätte, dann könnte ich hier gut und gerne ein paar Tage einfach relaxen und Wanderungen unternehmen. Aber natürlich nur auf ausgetretenen Pfaden, denn Laos ist nach wie vor übersäht von Blinggänger-Bomben. Im Durchschnitt gibt mehr als 40 Jahre nach Kriegsende immer noch ein Todesopfer täglich. Meist spielende Kinder oder Bauern, die auf dem Feld arbeiten. Es wird noch über 20 Jahre dauern, bis zumindest die Agrarflächen soweit gesäubert sind, dass bei der Landwirtschaft keine unmittelbare Lebensgefahr mehr herrscht. Zwischen 1964 und 1973 warfen die Amis pro Einwohner 2000 Tonnen Bomben über Laos ab – angeblich mehr als im gesamten 2. Weltkrieg insgesamt an Bomben eingesetzt wurde. Sie wollten Vietnam und Laos ja „in die Steinzeit zurück bomben“ und gaben damals 2 Millionen Dollar täglich dafür aus, ganze 9 Jahre lang. Und die armen Laoten wussten gar nicht wie ihnen geschah, die meisten hatten noch nie von Amerika gehört und rechtschaffen nach buddhistischen Prinzipien gelebt. Warum wurden sie so bestraft, für was???
Man sollte meinen, dass anständige Menschen dann irgenwann ein Einsehen haben und zumindest dafür sorgen, dass sie das wieder aufräumen, was sie verbockt haben, aber ausser ein paar Alibi-Dollars läuft da gar nichts. Die USA geben noch bis heute angeblich mehr Geld dafür aus mit grossem Aufwand nach den Gebeinen von gefallenen Soldaten zu suchen, als dafür den explosiven Müll zu beseitigen, den sie überall in Laos hinterlassen haben. Und dann war das noch nicht mal ein offizieller Krieg, sondern ein „secret war“.
Je mehr ich auf meiner Reise von dieser Geschichte erfahre, die sich in meinen Kindheitstagen abgespielt hat, desto wütender werde ich wieder einmal auf die selbsternannte Weltpolizei USA! WTF (What the fuck!) are you doing in a country so far away from your homeland!
Aber genug über die Amis abgelästert. Etwas schweren Herzens breche ich am nächsten Mittag auf zur nächsten Station meiner Reise. Wunderbare fast unbefahrene kleine Strassen! Als ich Mittagspause in einem der wenigen Restaurants mache, treffe ich zwei Radler: Einen Fahrradkurier aus Washington D.C. (der jedes Jahr im Winter 5 Monate auf Reisen ist) und einen jungen Holländer, der auf dem Weg von Neuseeland nach Europa ist. Ja, Laos ist ein wirklich ideales Land zum Radeln.
Am späten Nachmittag finde ich ein Guesthouse in Vieng Thong. 175 km scheinen eine gute Tagesdistanz zu sein. Hier bin ich weit und breit der einzige Ausländer, Englischkenntnisse Fehlanzeige und mein Laotisch lässt auch sehr zu wünschen übrig. Ausser dem freundlichen Gruss „Sabadee“ kann ich noch gar nichts…. Aber mit Zeichensprache und Zahleneingabe ins Smartphone lassen sich so essenzielle Dinge wie Preise und WLAN-codes auch in Erfahrung bringen….
Das Essen ist schon sehr „basic“. Laoten scheinen dreimal täglich Nudelsuppe zu essen. Zumindest gibt es in den Restaurants nichts anderes. Mittags war es noch ganz lecker, obwohl ich anfangs etwas Probleme hatte die langen, heissen Nudeln mittels Stäbchen einigermassen unfallfrei aus der Suppe in meinen Mund zu bugsieren….Der Löffel war nur für die Flüssigkeit gedacht und Gabeln scheinen in diesem Teil der Welt noch nicht erfunden zu sein..
Abends treibt mir der Hunger die Suppe rein, aber als es am nächsten Tag zum Frühstück auch nur Nudelsuppe gibt, da hört der Spaß auf! Immerhin gibt es Kaffee, aber der schmeckt so grauslich, dass ich da auch die Hälfte stehen lasse.
Ich fahre durch endlose Bergsträsschen weiter und komme immer weiter in die Höhe. In den Bergen oberhalb von 1400 m hängen dummerweise die Wolken und es wird kalt und neblig und beginnt auch noch zu regnen. Die Strasse wird teilweise schlammig und es ist eine ganz schöne Rutschpartie, aber es ist ein gutes Training für den Gleichgewichtssinn…
Abends komme ich ziemlich müde im Vieng Xai an, dem Sitz der laotischen Undercover-Regierung während des Kriegses, aber dazu mehr im nächsten Beitrag.
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