Willkommen!
Es freut mich, dass du dich für meine Reise interessierst. Mir ist klar, dass ich etwas mache, das die tiefe Sehnsucht vieler Menschen ist: Frei und ungebunden um die Welt unterwegs zu sein! Wenn dir jedoch eine solche Reise aus den verschiedensten Gründen gerade nicht in die Lebensplanung passt, biete ich an stellvertretend ein wenig für dich mitzureisen. Was würdest du an meiner Stelle unternehmen? Was passt zu dem was ich unter „Reisemotivation“ geschrieben habe? Schau dir auf der Reisekarte an, wo ich gerade bin oder demnächst vermutlich sein werde und teile mir deine Kommentare mit. Entweder öffentlich oder über das Kontaktformular rechts im Menü.
Meine Reise ist eine Art Selbstexperiment: Neben der äusseren Reise unternehme ich vor allem auch eine innere Reise, lasse zu, dass mich die Begegnung mit Landschaften, Kulturen und Menschen berührt und verändert. Ich lade dich ein auch diese Entwicklung in den Beiträgen mitzuverfolgen. Es darf spekuliert werden, wohin mich dieses Experiment führt – sicher nicht zurück zu dem gleichen Leben, das ich vor Beginn der Reise führte. Ich bin selber gespannt…
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Germany reloaded – welcome to the real world
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Was mich an Mittelamerika nervt
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Der amerikanische Gringo-Einfluss nervt am meisten. In den Städten sieht man shopping-malls und fast food an jeder zweite Ecke und es ist spürbar, wie sehr die Einheimischen dem Lebensstil des allmächtigen Nachbarn im Norden nacheifern.
In touristischern Orten sind es dann eher die vielen amerikanischen Touristen und Teilzeit-Einwanderer mit ihren Ferienhäuschen, die den Lebensstil und die Preise verderben. Am krassesten in Costa Rica, das in den letzten 10 Jahren absurd teuer geworden ist, teilweise teurer als in den USA.
Dort wo der touristische Einfluss nicht so stark ist und die Sicherheitslage mitunter kritischer ist, wie in El Salvador und Honduras, sind die Preise deutlich niedriger. Aber in diesen Ländern zielt die Bandenkriminalität nicht unbedingt auf Touristen ab – ist halt nur blöd, wenn man zufällig in die Schusslinie geraten sollte.
Man muss überall etwas auf seine Sachen aufpassen, denn Gelegenheitsdiebstähle sind häufig. Taschendiebe an geschäftigen Orten und Menschen, die am Strand darauf warten, bis du ins Wasser gehst, um sich dann mit deinen Sachen davon zu machen. Aber auf solche Dinge kann man sich einstellen und mir selber ist nichts passiert.
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Was ich an Mittelamerika liebe
Als erstes fällt mir ein, dass es so schön tropisch warm ist und man sich den eigenen Komfortbereich über den Höhenlage einstellen kann. Ist es am Meer zu heiss, oder kannst du bei Tiefstemperaturen von 27 Grad schlecht schlafen? Kein Problem: Fahr ein bisschen hoch in die Berge, aber nicht höher als 2500 m, sonst könnte es Nachtfrost geben…
Normalerweise wäre die Natur üppig grün, aber die letzte Regenzeit ist sehr mager ausgefallen und liegt auch schon wieder Monate zurück.
Wenn man in weniger touristischen Gegenden unterwegs ist, dann sind die Leute offener und freundlicher – insbesondere, wenn man von US-amerikanisch geprägten Orten Abstand hält. In diesen Gegenden sind die Preise durchaus auch recht günstig.
Dort wo sich indigener Einfluss bemerkbar macht, am stärksten in Guatemala, waren mir die Menschen am sympatischsten.
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Geschützt: Pachamamacommunity – nie wieder!
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Unterwegs nach Costa Rica
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Mit 5 Stunden Verspätung sind wir schliesslich in Leon angekommen. Somit ist mein abendlicher Stadtbummel so gut wie ausgefallen – es war schon fast 22 Uhr.!
Aber so spannend fand ich die Stadt dann auch nicht und ein kurzer Gang am nächsten Morgen um organisatorisches abzuchecken und eben mal die Altstadt zu bewundern hat mir dann auch gereicht. Leider gibt es von Leon keinen direkten Bus nach Costa Rica, nur von Managua aus, und der fährt schon mittags… das reicht mir nicht. Und da er auch noch den gleichen Preis verlangt, ob ich kurz hinter der Grenze aussteige oder bis nach San Jose durchfahre, beschliesse ich den zu boykottieren und mache mich auf die lange Tour mit lokalen Bussen.
Bis Managua geht es relativ gut in einem klimatiisierten Kleinbus, aber dann stehen wir im Stau und da ich eine Taxifahrt vermeiden möchte, und wir an einem Busterminal Richtung Granada, aber nicht an einem Richtung Rivas vorbei kommen, beschliesse ich den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen. So ein schönes Erlebnis ist das in dem Bus aber nicht, da ich mich mit dem Bus-Kassierer um den Fahrpreis streite. Er will mir wegen meines Gepäcks den doppelten Fahrpreis berechnen. So was ist mir bisher in ganz Mittelamerika noch nicht passiert und ich lasse es so weit kommen, bis er mich wirklich aus dem Bus rausschmeissen will. Dann zahle ich doch zähneknirschend..
In Granada bleibe ich erst mal hängen, fast eine Stunde bis der nächste Bus fährt nach Rivas. Mist! Aber ich nutze die Zeit, um noch was essen zu gehen und als ich in Rivas ankomme ist es schon fast 16 Uhr. Taxifahrer behaupten, dass der letzte Bus schon weg ist, Passagiere behaupten das nicht. Ich beschliesse den Passagieren zu glauben. Allerdings dauert es wohl noch bis 17:30 Uhr…und ich will ja heute noch über die Grenze kommen. Dann kommt einer der Taxifahrer und macht eine Sammeltaxi-Angebot. Das sind dann nur noch 3 Dollar pro Nase und somit ok.
Die Grenze nach Costa Rica ist wider erwarten sehr easy. Ich hörte von anderen, was dort alles gecheckt würde und man ohne Weiterreiseticket gar nicht rein käme. Aber es gibt keinen Check und die Sache ist in 10 min erledigt.
Ich will an diesem Tag noch möglichst weit kommen und steige in einen Bus nach Liberia. Wow, das ist ein toller Bus: Bequem, neu…in Costa Rica herrscht offenbar ein anderer, materieller Lebensstandard. Auch die Orte, durch die wir durchkommen, wirken fast amerikanisch, kleinstädtisch aufgeräumt. 15 km vor Liberia bleiben wir allerdings hängen. 2 Stunden lang geht nichts voran. Später stellt sich heraus, was der Grund war: Schlichtweg ein einziges, liegen gebliebenes Fahrzeug. Aber das Problem war, dass von beiden Seiten aus die Fahrzeuge auf der Strasse auf beiden Fahrspuren bis an die Stelle heran gefahren waren und sich nun alles gegenseitig blockiert hat, was nur durch langwieriges Rücksetzen und Rangieren zu lösen war. Keine Polizei, die den Verkehr geregelt hätte – die Fahrer handelten das untereinander aus.
Es ist dann schon fast 22 Uhr, als ich in Liberia ankomme. Ich finde zum Glück ein günstiges, aber angenehmes Hotel für 10 Dollar, gehe noch in einer lauten Sportsbar einen burger essen und ein paar Bier trinken. Es war ein langer Tag.
Am nächsten Tag schaffe ich noch die restlichen paar Stunden bis zum Pachmamacamp auf zuletzt unasphaltierten Pisten. Die Reise von Guatemala aus bis hier runter hat sich dann doch ziemlich gezogen. Umso gespannter bin ich jetzt auf das Finale meiner Reise – die letzten 10 Tage!
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El Zonte – El Salvador
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Auf dem Weg zwischen San Marcos in Guatemala und dem Pachamamacamp in Costa Rica ollte ich doch ganz gerne noch ein paar Zwischenstopps einlegen. Und da es Touristenshuttlebusse gibt, die einen direkt zum Strand in El Salvador fahren, schien mir das Risiko in einem der gefährlichsten Länder der Welt zu verweilen vertretbar.
Mit El Zonte habe ich einen guten Griff gemacht. Ein netter, kleiner Ort mit einem Strand mit warmem Wasser – 30 Grad!!! Ich komme am Montag nach der Semana Santa an und es ist Kehraus-Stimmung. Letzte Woche muss hier die Hölle los gewesen sein und alles ausgebucht.
Jetzt ist es wirklich ruhig und ich habe ein paar sehr gute Gespräche. Eine Italienerin, die ihre Doktorarbeit in Anthropologie zum Thema Auswirkungen der Gewalt in El Salvador schreibt, eine Kanadierin, die inzwischen fast in El Zonte lebt, weil ihr die Menschen viel freundlicher erscheinen als daheim, und einige Einheimische, die mir erzählen, wie das Leben hier so ist.
Anfangs nehme ich bei einigen Menschen eine vorsichtige Spannung wahr: Bist du Freund oder Feind. Aber wenn du erst mal als ungefährlich eingestuft bist, dann erfahre ich eine offene Herzlichkeit. Die Gespräche und Kontakte, die ich hier habe, sind befriedigender und tiefgreifender als die meisten in diesem Hippie-Marktplatz San Marcos. Hier ist es geerdeter und irgendwie echter. Nach der Party-Stimmung – in Ruhe beisammen sitzten und philosophieren.
Die Ruhe wird nur etwas unterbrochen von einer Gruppe von 30 französischen Rentnern auf Fahrrädern, die von Mexico bis nach Panama unterwegs sind. Mit französischer Reiseleitung, Begleitfahrzeug, Polizeischutz und Übernachtung in guten Hotels. 6000 km in drei Monaten…
Nur die Weiterreise mit dem nächsten Shuttle bis nach Leon in Nicaragua gestaltet sich zäh. Gestern um 7:15 Uhr sollte es los gehen. Um 9:30 Uhr nach erfolglosem Warten, erfahre ich schliesslich, dass sie meine Reservierung in ihrem System versemmelt haben und das Shuttle jetzt schon weg ist. Immerhin entschuldigen sie sich und bieten mir für den nächsten Tag einen kostenlosen Transport an. Alternative: Keine!
Am nächsten Morgen kommt dann tatsächlich um 8:15 Uhr ein shuttle und bringt mich 15 min bis zum nächsten Ort. Dort warte ich jetzt schon seit fast 3 Stunden, dass es weiter geht…. Ein Bus ist eigentlich vorhanden, aber die Lizenz ist abgelaufen und muss HEUTE erneuert werden, weil sie heute abläuft. Es ist nach den hiesigen Gesetzen nicht möglich dies zu erledigen, bevor sie abläuft. Also warten wir auf einen anderen Bus, der verspätet aus Nicaragua kommt um in diesen umzusteigen. Bin mal gespannt, ob ich heute noch in Leon ankomme…
Immerhin habe ich viel Zeit gehabt, um an meiner Gemeinschaftsvision zu arbeiten.
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Geschützt: San Marcos – Festival of conciousness und mehr
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Antigua – Uralte Osterbräuche
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In Guatemala City bin ich erst mal unentschlossen, wohin es weiter gehen soll. Eigentlich hatte ich vor eine Nacht in Antigua zu bleben (ein mittelalterliches Städtchen auf dem Weg zum Atitlansee). Aber im Hostel erfahre ich, dass dort eine grosse Prozession stattfinden soll und es dementsprechend voll sein wird. Auch der Transport dorthin könnte schwierig werden, da wegen des Andrangs mit Staus zu rechnen ist. Zudem ist es Sonntag und der öffentliche Transport ist eingeschränkt – auch die shuttles, die es in Guatemala reichlich gibt, fahren Sonntags kaum.
Ich checke mal die Verfügbarkeit von Zimmern in der folgenden Nacht und da sieht es gar nicht so schlecht aus. Und da es noch früh am Tag ist, entschliesse ich mich dennoch nach Antigua zu fahren. Taxis in Guatemala Ciity sind mit Taximeter ausgestattet und sehr günstig. Das Feilschen entfällt also… Und ich finde auch gleich einen lokalen Bus, der nach Antigua abfährt. Die letzten 5 km vorm Ort stehen wir zwar im Stau, aber die Gesamtfahrzeit beträgt dennoch nur 1,5 Stunden.
Ich finde ein nettes Zimmer mit eigenem Bad für gut 10 Dollar und mache mich auf die Stadt zu erkunden.
Und ich bin positiv überrascht und froh diesen Zwischenstopp eingelegt zu haben. Hunderte von violett gekleideten Gestalten bevölkern die Strassen, die Stadt ist richtig schön und die Stimmung super. Erst denke ich, dass die lila Kapuzenmännchen Mönche sind und wundere mich schon als eine Touristin einem dieser Mönche ein laszives „muy caliente“ zuruft…. aber dann stelle ich fest, dass es ganz normale Männer sind, die diesen alten Brauch pflegen.
Ich erfahre, dass die Osterprozessionen von Antigua weltberühmt sind und zu den grössten überhaupt gehören. An Ostern scheint die Stadt komplett von Touristen ausgebucht zu sein, aber es geht eben schon 2 Wochen vorher los und da sind es überwiegend Einheimische, die die Strassen bevölkern.
Seit den frühen Morgenstunden werden tonnenschwere Szenenbilder aus der Leidensgeschichte Jesu herum getragen. Die Männer tragen ca. 3 Tonnen, die Frauen 1 Tonne.
Vor der Prozession wird die Strasse mit Dutzenden von Blumenteppichen geschmückt, die sorgsam gehegt werden. Erst die Prozession zertrampelt die Kunstwerke und hinterher fegt ein Reinigungstrupp alles zusammen.
Begleitet wird das ganze von getragener Musik. Die Menschen, die teilweise auch als Römer oder Kuklux-Clan ähnliche Gestalten verkleidet sind, haben sehr verbreitet richtiggehende Charakterköpfe.
Bevor die Szenenbilder vorbei ziehen wird alles gründlich mit Weihrauch eingeräuchert – so gründlich, dass man regelrecht high davon wird.
Bervor ich am Montag weiter fahre zum Lago Atitlan, habe ich noch den Vormittag über Zeit durch die jetzt ruhigen Strassen zu streifen:
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Ohne Gewehr – Einmal quer durch Mittelamerika
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Das nächste Gemeinschaftsevent steht in Guatemala an, das consciousness-festival am schönen Atitlansee. Grosse Entfernungen sind ja in Mittelamerika nicht zu überwinden, aber dafür umso mehr Grenzen. Um von Nicaragua aus nach Guatemala zu kommen, muss man erst mal durch Honduras und dann El Salvador. Und diese Länder sind nicht unbedingt für ihre Sicherheit bekannt – Wildwest quasi.
Aber es gibt inzwischen gute internationale Busgesellschaften, die diesen Transit in einem Paket anbieten. Ein wenig gereizt hätte es mich schon mit auf dem Weg noch ein paar Highlight in Honduras und/oder El Salvador anzusehen. Aber da ist einerseits meine Reisemüdigkeit und andererseits mein Bedürfnis eher länger an einem Ort zu verweilen. Nun ja, und dann ist die Sicherheitslage nun auch so, dass man ziemlich auf der Hut sein muss…. also eher unentspannt. Also entscheide ich mich für die Rundum-Sorglos-Variante und buche ein Busticket. Das kostet auch schon stolze 82 Dollar von Managua nach Guatemala City, aber die rund 750 km zu fliegen, hätte mehr als das dreifache gekostet. Billigfluglinien sind in Lateinamerika Mangelware.
Innnerhalb von Chile oder Argentinien hätte ich diese Entfernung in 8-9 Stunden oder einer Nachtfahrt auf einer Arschbacke abgesessen, aber hier dauert das mindestens 18 Stunden. Nachtfahrten werden nicht angeboten – einerseits wegen der Sicherheitslage und andererseits wegen der aufwändigen Grenzzermonien. In einigen Bereichen arbeitet die Region Centroamerica zwar kooperativ zusammen, aber die Grenzen sind noch ungefähr so aufwändig, wie wenn man in den 80-er Jahren in eine Gegend östlich des eisernen Vorhangs wollte. Die „Gänsefleisch-Frage“ (d.h. gänsefleisch mal den Kofferraum aufmachen) wird hier gar nicht gestellt. An jeder Grenze muss das Gepäck eh raus aus dem Bus, auf einen Tisch gelegt und geöffnet werden, damit behandschuhte Finger und Hundenasen neugierig im Inhalt herum schnüffeln können.
Die Grenze von Nicaragua nach Honduras stellte mich zudem noch vor eine zusätzliche Herausforderung: Den ggf. verlangten Nachweis einer Gelbfieberimpfung, die ich nicht offiziell habe. Beim Kauf des Tickets wurde ich von diesem Hinweis überrascht und beschloss die Sache erst mal zu ignorieren, im Vertrauen, das würde schon nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wurde. Im Internet las ich zudem, dass der Nachweis dieser Impfung nur verlangt würde, wenn man aus einem Risikoland einreisst, oder kürzlich dort war. Ich las etwas von einer Frist von 6 Tagen, was auch Sinn macht, da sich eine Ansteckung mit Gelbfieber spätestens nach 6 Tagen mit hohem Fieber bemerkbar macht. Trotzdem machte ich mir während der kurzen Nacht vor der Abreise so einige Gedanken..
Morgens um 2 Uhr checkte ich ein und wieder kam die Frage nach dem Impfnachweis. Ich holte mein Impfbuch raus, wohlwissend, das die Seite mit der Gelbfieberimpfung leer ist. Ich hatte zwar vor 20 Jahren eine derartige Impfung und medizinisch ist das ausreichend, um mich nichts anzustecken, da die Antikörper lebenslang halten. Aber rechtlich ist der Schutz trotzdem nur 10 Jahre gültig.
Was tun? Ich musste also damit rechnen, dass sie an der Grenze tatsächlich nach dem Nachweis fragen würden. Also machte ich mich dran einen entsprechenden Eintrag zu fälschen. Ein Impfstoff mit Chargennummer war im Internet schnell gefunden, eine unleserliche Arztunterschrift hinzuschmieren war auch kein Problem. Aber mit dem Stempel wurde es dann natürlich schwierig, um nicht zu sagen unmöglich.
Um 06.30 Uhr kommen wir an die Grenze. Eine Riesenprozedur: Fingerabdruckscan, Gesichtsfoto, alle möglichen Fragen….. und dann ein neugieriges Blättern in meinem Pass. Und siehe da: Der erste Risikolandstempel, der dem Beamten auffiel, war der von Kolumbien. Ich war in Kolumbien, also bräuchte ich einen Impfnachweis. Ich sagte, dass sei ja nun schon über 2 Jahre her, aber der Mann liess nicht mit sich diskutieren. Ich wurde zu seinem Vorgesetzten in ein Hinterzimmer geleitet. Dieser Mann war äusserst freundlich, als er mit erklärte, dass er mich ohne Impfnachweis nicht einreisen lassen könnte. Es war schon klar, was das bedeutete – der Anfang der Schmiergeldzahlungs-Verhandlung. Ich fing noch mal an, davon zu reden, dass Kolumbien ja schon so lange her sei…aber er behauptete, dann dass die Frist 10 Jahre wäre. Da ein Pass eine Laufzeit von 10 Jahren hat, darf sich also in dem gesamten Pass kein einziger Stempel eines entsprechenden Landes befinden? Ja, so wäre das Gesetz…. hüstel…wichtigtu! Nun gut, das war dann der Zeitpunkt meinen gefälschten Trumpf aus der Hinterntasche zu ziehen und ihm mein Impfbuch zu zeigen. Und siehe da: Er hat die Fälschung nicht bemerkt und der Beamte am Schalter vorne bekam von ihm grünes Licht mich schliesslich abzufertigen….
Ich war ziemlich erleichtert und vergnügt, dass es geklappt hat.
Die Fahrt durch Honduras dauerte nur 3 Stunden und es war alles braun, trocken und verdreckt von Müll. Sicherlich auch eine noch grössere Armut als in Nicaragua. Es gibt bestimmt auch sehr schöne Ecken in Honduras, vor allem an der Karibikküste, aber die Route führte eher in Pazifiknähe entlang.
Dann die Grenze nach El Salvador. Keine Impfpass-Stories, aber dafür wieder eine langwierige Prozedur. Viel Militärpräsenz. Und als wir dann nach San Salvador (die Hauptstadt) hinein fahren, fällt mir neben dem Müll und der Armut eine ungeheure Dichte von Sicherheitsleuten mit Maschinengewehr im Anschlag auf. Vor jedem grösseren Laden, steht so jemand, sogar vorm Burger King. Mauern sind mit meterhohem Stacheldraht gesichert… Das hat sicherlich alles seinen Grund. Auf der anderen Seite sehe ich auch zur Schau gestellten Reichtum: Protzige Villen und fette Luxusautos….
Als wir dann kurz vor Sonnenuntergang die Grenze nach Guatemala überqueren ist mir wieder wohler. Hier fühlt es sich entspannter an…. Das Hostel im Finance und Partydistrikt Zone 10 ist angenehm und man kann sich sicher in der Gegend auch nachts bewegen. Ich vertrete mir nach der langen Fahrt noch etwas die Beine, gehe was essen und hole mir die lokale Währung aus dem Automaten, mit dem lusten Namen „Quetzal“
Wie schön, dass man in Europa von drei Grenzübergängen so gut wie nichts mitbekommt, es keine Kontrollen mehr gibt und sich die Anzahl der bewaffneten Raubüberfälle auch in engen Grenzen hält, so dass man sich fast überall frei bewegen kann! Ich habe es nämlich lieber „ohne Gewehr“…
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Der Anfang vom Ende – oder das Bewusstsein der Endlichkeit
Auch die längste Reise findet mal ein Ende. Im September 2014 bin ich mit komplett offenem Ergebnis losgezogen – ohne Konzept, ob und wann ich ggf. nach Deutschland wieder kommen würde. Ich war offen den Impulsen und Anziehungskräften unterwegs zu folgen. Nur ein maximales Budget hatte ich mir gesetzt (davon ist sogar noch eine ganze Menge übrig. Ich kann mir noch locker einen kleinen Campervan kaufen – etwas ähnliches, wie ich in Neuseeland mein Eigen nannte)
Aber die Anziehungskräfte unterwegs waren bisher nur temporär. Kein Ort hat mich so angezogen, dass ich wirklich dauerhaft dort leben möchte. Ich habe eine Liste von Orten an die ich bei Gelegenheit zurück kehren möchte, um z.B. in netter Umgebung und Gesellschaft ein paar Monate zu überwintern. Und ich habe einige hundert neue Kontakte auf aller Welt gewonnen. Ein tolles Netzwerk, das mir viel bedeutet.
Jetzt merke ich neben einer gewissen Reisemüdigkeit, dass ich im Unterwegssein nur noch bedingt Neues lernen kann. Die Reise rundet sich und ich habe das Bedürfnis die neuen Inspirationen in einer neuen Sesshaftigkeit zu manifestieren. Und es wird kein zurück ins Leben vor der Reise sein. Aber immerhin (erstmal) ein zurück nach Europa.
Ein wesentlicher Punkt in diesen Überlegungen sind meine alten Eltern. Bisher bin ich in diesem Blog nicht darauf eingegangen – aber mir wird die Endlichkeit der Möglichkeiten bewusst ihnen noch persönlich in diesem Leben zu begegnen. Kurz vor meiner Abreise habe ich ihnen noch gehofen ihren Haushalt aufzulösen und den Umzug in ein Heim vorzubereiten. Dieser Übergang hat auch gut geklappt und meine beiden Geschwister haben vor Ort unterstützt, vor allem meine Schwester, die „nur“ 2 Stunden entfernt wohnt. Ich habe viel über skype Kontakt gehalten – aber es ist doch nicht das gleiche wie vor Ort zu sein. Mein Vater wird dieses Jahr 87 und seine Krebserkrankung schwächt ihn zusehends. Meine Eltern sind nicht mehr in dem relativ guten Zustand, in dem ich sie vor 1,5 Jahren das letzte Mal persönlch gesehen habe. Das ist eine Realität, die ich mir eingestehen muss und auch die Konsequenzen daraus ziehen will. D.h. ich will es mir einrichten häufiger noch mit ihnen vor Ort Zeit zu verbringen und zu unterstützen, wenn es gewünscht und nötig ist.
Also habe ich meinen Flug umgebucht, den ich auf die Schnelle auf dem Flughafen in Santiago de Chile gebucht hatte, um nach Managua einchecken zu dürfen. Ich fliege nicht erst im Mai nach München, sondern bereits am 13. April von Costa Rica aus nach Frankfurt. Meine Eltern wohnen nur eine halbe Stunden vom dortigen Flughafen entfernt. Das wird meine erste Station in Deutschland sein.
Und am 16. April komme ich wieder nach München. Ich kann die ersten 2-3 Monate erst mal bei Nikolaus unterkommen, einem guten Freund, der ein Haus in Deisenhofen hat.
Weitere Gründe, warum ich bereits im April zurück kommen wollte, war eine Einladung zu einer Geburtstagspoolparty von einer lieben Freundin: Mona. Da freue ich mich gleich am 17. April drauf!
Und dann kam auch noch die Einladung zum ersten Gemeinschaftsgründungswochende der land-of-love-community mit der ich liebäugele. Das ist dann gleich vom 22. – 24.04. Mit diesen Leuten werde ich mal einen Reality-Check machen, aber meine Intuition sagt, dass da gute Leute involviert sind.
Ausserdem werde ich mir die nature-community in der Oberpfalz anschauen. Mein Gefühl zieht mich da aus verschiedenen Gründen nicht so stark, aber immerhin, haben die schon einen Platz gekauft und sind gerade am Einziehen. Mitte Mai haben sie ein Kennenlernwochenende, da habe ich mich angemeldet.
Gerne würde ich in einer international zusammen gesetzten Community leben. Wenn nur die Deutschen etwas in die Hand nehmen, dann neigt es zwar dazu perfekt strukturiert zu sein, aber es kann etwas trocken freudlos und kopfig sein. Etwas südeuropäische oder Latino-Leichtigkeit, ein bisschen britisch-amerikanischen Pragmatismus, französischen Charme, holländische Toleranz und skandinavische Offenheit dürfen schon dabei sein. Meine Kontakte nach Spanien haben allerdings noch nichts konkretes ergeben. Also werde ich erstmal im Raum Oberbayern anfangen, mit der Offenheit von dort aus vielleicht auch in einer anderen Region etwas zu erschaffen.
In Oberbayern bin ich einfach am besten vernetzt und ich freue mich auch schon sehr drauf diese Kontakte wieder zu beleben und tief in die Szene einzutauchen!
Zum ersten Mal seit Beginn der Reise beginnt sich mein Terminkalender mit einigen Einträgen zu füllen. Ich möchte mir aber einen grossen unverplanten Anteil erhalten. Freiheit und Flexibilität, Konsumverzicht und Einfachheit….. das sind Werte die ich mir von der Reise erhalten möchte-
Ich bin mal gespannt ob ich noch Deutschland-Kompatibel bin. Das Land hat sich verändert und ich habe mich auch verändert. Wie sehr, werde ich merken, wenn ich die alte Umgebung wieder als Referenz um mich herum haben werde. Es bleibt spannend….
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