Fiji

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Bei diesen (hoffentlich) netten Menschen werde ich mich ab 1. Mai fuer fast 4 Wochen aufhalten und mit Ihnen leben und arbeiten. Der Ort sieht paradiesisch aus und die Beiden sind mir von einer Freundin empfohlen worden.

Abseits jeglichen Tourismus an einem Ort, der kaum mit oeffentlichen Verkehrsmitteln Verkehrsmitteln erreichbar ist. Bin schon gespannt. Kann sein, dass ich dort auch eine Weile offline sein werde, da ich noch nicht weiss, ob ich dort Moeglichkeit habe ins Internet zu kommen.

Inzwischen bin ich gut angekommen in Nadi.

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Vom Herbst in die tropische Wärme….wunderbar. Und morgen fliege ich auf die abgelegene Insel zu meinen Gastleuten. Netten Abend mit zwei Mexikanern auf Veracruz verbracht, die meine Sitznachbarn im Flieger waren und die ich dann zufällig am Strand wieder getroffen habe…Mal wieder gutes indisches Essen genossen. Die britischen Kolonialherren hatten damals indische Arbeitskräfte nach Fiji geschippert, von denen die meisten hängen geblieben sind. Man hört Hindi, sieht indische Tempel und es gibt leckere Curries. Und dazu schnulzige Südseemusik und der unvermeidliche Reggae, der zu den Tropen gehört wie die Kokospalmen…

Seit 4 Tagen bin ich jetzt auf einer kleinen Fiji-Insel, fernab jeder Zivilisation. Es gibt kein Stromnetz, keine Strassen, es sind weder andere Häuser, noch Plantagen oder sonstige Zeichen menschlicher Anwesenheit zu sehen. Nur das Meer, Palmen und von ursprünglichem Dschungel bewachsene Hügel sind zu sehen. Und es herrscht eine unglaubliche Ruhe. Vielleicht ein oder zweimal am Tag sehe ich ein kleines Boot mit Aussenbordmotor vorbei ziehen. Auckland ist wohl die nächste grössere Stadt und die ist über 2000 km entfernt. Sydney ist 3300 km entfernt, Hawaii 5100 km, Los Angeles 9100 km und Santiago de Chile 10700 km. Und dennoch gibt es Internet, das zumindest reicht um Textnachriten zu übermitteln!

Ich bin hier bei Bronwyn und Brenton sehr gastfreundlich aufgenommen worden und geniesse mit Ihnen diesen langsamen Lebensrhythmus. Bronwyn ist Australierin 61 Jahre alt und ihr Mann Brenton (44 Jahre alt) stammt ursprünglich aus Fiji, hat aber über 20 Jahre in Australien gelebt. Er hat Land geerbt und ich helfe den beiden dabei ein Haus zu bauen. Der Rohbau steht und nun geht es um den Innenausbau. Ich arbeite also ein paar Stunden täglich auf dem Bau und führe ansonsten lange Gespräche mit den Beiden, singe und musiziere, habe ein schönes helles Zimmer für mich alleine und so läuft es für mich nahezu kostenneutral hinaus. Und nebenbei erfahre ich so einiges über die Fiji-Kultur und wir erzählen uns unsere Lebensgeschichten. Das ist schön! Ein guter Platz – sehr friedlich und unkompliziert.Heute ist es etwas regnerisch, aber bei 26 Grad macht das nichts…

Es ist wohl einer der abgelegensten Orte auf der Welt, an denen ich jemals gewesen bin. Die Anreise erfolgte für mich mit einer kleinen Propellermaschine, die gewaltig geschaukelt hat und schliesslich die kleine Piste auf Kadavu doch irgendwie getroffen hat. An Bord waren mit mir fünf Passagiere und dann die zwei Piloten. Das Cockpit war offen und so konnte man alles beobachten.

Der Flughafen von Kadavu ist kleiner als so manche Bushaltestelle und Vunisea die Hauptstadt von Kadavu ist ein Dorf, wo es einen kleinen Kramladen und unasphaltierte Strassen gibt. Einmal die Woche soll etwas mehr los sein, denn da kommt das Frachtschiff aus Suva, d.h. von der Hauptinsel an. Ich hatte keine Lust 5 Tage auf der Hauptinsel auf diese unbequeme Fähre zu warten, deshalb hatte ich mich entschlossen zu fliegen. Brenton holte mich vom Flughafen ab, und dei Begrüssung und der Kontakt waren gleich sehr nett und freundschaftlich. Einige Minuten Fahrt mit dem Pickup-Truck-Taxi zum Anleger, wo sein Boot liegt – eine kleine Nussschale mit Aussenborder – und dann geht es noch 20 min zu der kleinen vorgelagerten Insel wo die Beiden seit 7 Jahren wohnen.

Am Anleger begrüsst mich Bronwyn auch sehr freundlich. Die Beiden leben hier wirklich sehr weit entfernt von allem, was in einer modernen Zivilation selbstverständlich ist und es tut ihnen wohl ganz gut ab und zu mal Gäste zu haben, denn die paar Einheimischen, die sonst auf der Insel leben, sind sehr einfach gestrickt und mit Ihnen ist vor allem Alltags-Smalltalk möglich. Ich bin der einzige Gast und es dauert nicht lange, bis ich auch in das tropisch-verlangsamte Lebensgefühl eintauche. Das Leben hier ist so zeitlos, dass es Ihnen mal passiert ist, als sie auf der Hauptinsel waren und ein Formular ausfüllen mussten, dass sie nicht nur überlegen mussten, welcher Wochentag gerade ist, sondern sie sogar unsicher waren welcher Monat und welches Jahr gerade ist…. Jetzt wird mir klar, warum die Datumsgrenze quer durch den Pazifik gelegt wurde, es interessiert hier eh keinen so genau…. Spannend wird es, wenn ich von Samoa nach Hawaii fliege, da kann ich heute losfliegen und gestern ankommen…

Strom gibt es nur von der Sonne, d.h. Handy und Tablet laden nur an sonnigen Tagen möglich. Für die Baustelle gibt es einen Generator, der ab zu mal angeschmissen wird, um Werkzeuge zu betreiben.

Das heisst die Versorgung hier muss nahezu autark sein, denn jegliche Beschaffung ist sehr aufwändig. Für die nächste Fähre haben die Beiden zum Beispiel drei Fässer mit Diesel bestellt. Die müssen dann von der Fähre selber entladen werden, zum Anleger geschaftt werden, aufs Boot bugsiert werden und dann per selbstgebautem Flaschenzug hoch zum Haus gehievt werden. Da geht ein ganzer Tag mit drauf…

Mal eben Farbe kaufen, oder Schleifpapier, einen Pinsel: Vorbestellen – zum Teil Wochen im Voraus. Und auch die Hauptinsel von Fiji bietet nicht alles, was wir so gewohnt sind wie selbstverständlich überall kaufen zu können, z.B. italienische Spaghetti – gibt es einfach nicht. Muss von Australien oder Neuseeland importiert werden – was einige Resorts auch machen, aber in Supermärkten findet man nur sehr wenig. Vor allem gibt es dort Dinge zu kaufen, die man nicht im eigenen Garten anbauen oder aus dem Meer fischen kann… Kokos-Curry schmeckt übrigens viel besser, wenn man die Kokosmilch nicht aus der Dose dazu kippt, sondern die frische Kokosnuss selbst raspelt, auskocht und  den Sud durch ein Tuch abseiht…Dauert zwar mindestens 30 min, statt 10 Sekunden, lohnt sich aber (war eine meiner ersten Tätigkeiten hier…)

So lernt man zu improvisieren mit dem, was man gerade hat. Brenton hat einen Pressluft-Generator fürs Scuba-Diving. Damit er die Flaschen für Druckluft-Werkzeuge nutzen kann, hat er eine entsprechende Station gebaut.

Oder die alten Werkzeug-Akkus, die für umgebaute 12 V-Lampen dienen. Brenton ist technisch wirklich sehr geschickt und es ist faszinierend zu sehen, was er alles mit bestehenden Teilen bastelt. So z.B. auch eine kleine Windturbine, dessen Rotor mit aufgeklebten Permamentmagneten ausgestattet ist. Nur derzeit ausser Betrieb, da die Fassung weggerostet ist.

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Viel trial and error, auch auf dem Bau. Do it yourself-Literatur. Baugenehmigungen gibt es nicht zum einreichen, also kann man einfach so vor sich hinwerkeln. Niemanden kümmert es, was man auf dem eigenen Grundstück so treibt.

Mit Brenton habe ich die letzten Tagen Holzfussboden verlegt und da ging es auch viel ums Ausprobieren, korrigieren, neu machen…. Brenton hat an Werkzeugmaschinen in der Metallindustrie gearbeitet und seine Vorstellungen was Toleranzen anbelangt, kommen eher von dort her. D.h. ein Millimeter ist für ihn auch im Holzbau für Mr. Perfect nicht unbedingt akzeptabel..

Die beiden haben wirklich eine interessante Lebensgeschichte, mit vielen Wendungen und einer grossen Vielfalt an Tätigkeiten und Orten an denen sie gelebt haben. Und beide sind grosse Autodidakten und vielfältig in allen möglichen Richtungen interessiert.

Auch was die spirituelle Praxis anbelangt lerne ich so einiges von ihnen. Allein an einem so abgelegenen Ort mitten in der Natur zu leben, bingt mich in ein Gefühl von Tagträumerei und gleichzeitger Schärfung der Sinne. Mich würde es nicht sehr wundern, wenn ich Elfen tanzen sehen würde oder Geisterstimmen hören würde. Und dann gibt es die traditionallen abendlichen Kava-Zeremonien. Kava ist eine Wurzel, die auf Fiji sehr verbreitet ist. Das gemeinsame Kava-Trinken wird als Willkommenstrunk, als Versöhnungstrunk, als gemeinschaftliches Ereignis genossen. Abends sitzt man stundenlang zusammen und immer wieder kreist die halbe Kokosschale mit dem Trunk, der gar nicht so schlecht schmeckt. Der Geist bleibt wach, aber der Körper geht in so etwas wie in eine leichte Trance und es stellt sich ein friedliches Gefühl ein. Und irgendwie weitet sich auch die Wahrnehmung und der Eindruck der Verbundenheit mit allem, was einen so umgibt. Es läuft kein Fernseher und kein Radio, sondern es werden Gitarren und Trommeln hervor geholt, es wird Musik gemacht und viele Geschichten erzählt.

 

 

Kava spielt eine wichtige zeremonielle Rolle. Als Gastgeschenk bringt man Kava mit, wenn man um die Hand einer Frau anhält, wenn man jemamd um Entschuldigung bittet, nach dem sonntäglichen Kirchgang, etc… Das Kava-Trinken hat auch ein festes Protokoll. Vor dem Austeilen wird ein Gebet gesungen, und es wird mehrfach in die Hänge geklatscht – um den Ahnen Respekt zu zollen und sie mit einzuladen. Überall in Fiji wird 3 mal in die hohlen Hände geklatscht, auf Kandavu jedoch nach einer kurzen rhythmischen Pause noch 2 mal mehr, um irgendwelchen Jungfrauen zu gedenken, die eine wichtige Rolle in der Geschichte der Insel gespielt haben….so ganz genau habe ich das nicht verstanden… Wenn man die Kokosnusshälfte mit Kava überreicht bekommt, muss man vorher einmal in die hohlen Hände klatschen und &Bula Vinaka& rufen, worauf die anderen im Chort &Bula Vinaka& wiederholen. Bula heisst so viel wie &ich grüsse dich& und Vinaka heisst danke.

Wenn man eine ganz besondere Ehrerbietung erweisen möchte, dann überreicht man einen Walfischzahn. Das ist der höchste Respekt, den man sich in Fiji vorstellen kann. Brenton und Bronwyn haben z.B. als sie neu auf der Insel ankamen und bevor sie mit dem Bau begannen einen offiziellen Besuch im benachbarten Dorf gemacht und einen solchen Walfischzahn überreicht. Ein wichtiger Meilenstein, um sich Vertrauen aufzubauen und Akzeptanz zu erlangen. Anders ausgedrückt: Ohne Kenntnis der alten Bräuche und Protokolle wird man es nie schaffen in Fiji in einer Dorfgemeinschaft akzeptiert zu werden oder auch nur gutnachbarschaftlich geduldet zu werden. Als Ausländer ist das so gut wie ummöglich…

Alles in allem eine sehr entspannte Erfahrung hier in der Südsee… Und eine noch weitere Entschleunigung……ein bisschen arbeiten, einfach aber gut essen, nette Gesellschaft, lange aufs Meer blicken, tagräumen, lesen, zwischendurch ein Nickerchen….Braucht es noch irgendwas anderes im Leben?

 Grüsse von Garfield-Gerheart 😉


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