Unterwegs nach Norden

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Ein trauriger Augenblick, als ich schliesslich von der San Francisco Bay Area aufbreche – alleine…. Vorher sitze ich mit Shaun noch eine Stunde im Garten und es fühlt sich so an, als ob wir wieder etwas näher in die Verbindung kommen, die wir in der Woche etwas verloren hatten.

Und wenige Stunden nachdem ich gefahren bin, kommt eine lange Textnachricht von ihr, dass es ihr fast das Herz gebrochen hätte, mich alleine fahren zu lassen und sie sich in einer alternativen Zeitachse neben mir im Auto gesehen hätte. Und sie würde mich lieben, aber dennoch wäre ihre Entscheidung richtig. Ich kann nur versuchen das zu respektieren auch wenn es mir schwer fällt zu verstehen.

Und so sind  die nächsten Tage auch ziemlich von einem inneren Verdauungsprozess geprägt, vom vergeblichen Versuch innerlich loszulassen und von Trauer, Einsamkeit und dem Gefühl etwas sehr Wertvolles verloren zu haben. Was für eine Lektion will mir das Leben hiermit erteilen, mit kurz zu zeigen, wie es sich perfekt anfühlen würde, nur um mir es unmittelbar danach wieder wegzunehmen?

Ich habe ein Auto gemietet, das ich zwei Wochen später in Seattle abgeben werde. Ziemlich teuer so ein One-Way-Rental (600 EUR ), aber ohne Auto geht es nun in den USA nicht, wenn man nicht primär Städte anschauen will, sondern vorwiegend in die Natur möchte.

Shaun hat mir noch eine gute Website mit Freecampsites empfohlen und auf solchen Plätzen werde ich dann auch überwiegend nächtigen. Ich kaufe noch ein, kann aber am Sonntag keinen Laden mit der passenden Gaskartusche für meinen Campingkocher  finden und so kaufe ich mir kurzerhand beim Walmart ein gängeres Modell, wo auch die Kartuschen viel billiger sind.

Und kurz vor Mitternacht komme ich dann an einem wunderbaren Platz in den Bergen in der Nähe vom Lake Tahoe (an der Grenze zu Nevada) an. Der Platz liegt auf fast 8000 Fuss Höhe und die klare Bergluft ist relativ frisch. Ich packe trotz der nächtlichen Stunde meine Lebensmittel in einen bärensicheren Container, denn ich habe gehört, dass Bären das Blech von Autos wie eine Konservendose öffnen könen, wenn sie an Futter kommen wolllen – das sind dann die sprichwörtlichen Bärenkräfte…

Am nächsten Tag fahre ich am Lake Tahoe entlang, der landschaftlich auch sehr schön gelegen ist, aber leider sehr sommerlich überlaufen.

Nachmittags komme ich in Sierra Hotsprings an, der Schwestertherme von Harbin – jedoch deutlich kleiner und viel ruhiger.

Nächste Station ist der Lassen Volcanic National Park, der mich etwas an die Nordinsel von Neuseeland erinnert:

Eine knallheisse Zwischenstation ist die Gegend um den 5000 m hohen Mount Shasta. An diesem Tag steigt das Thermometer bis auf 108 Grad (42 C):

Im Anschluss zieht es mich in Redwood-Forest-National-Park, um mich dort zwischen den höchsten Bäumen der Welt (können über 100 m hoch sein!) ins Land der Riesen, Zwerge und Elfen versetzt zu fühlen.

Die Bäume wirken wie Kathedralen und strahlen eine wohltuende Ruhe und Weisheit der vielen Jahrhunderte aus, in den sie hier schon existieren. Schön sich einfach anlehnen zu dürfen! Besonderes Highlight ist eine Wanderung durch den Märchenwald bis hinunter zum Pazifik – den ich sogar mal weitgehend ohne Nebel erleben darf:

Ich fahre rüber nach Oregon und mache nochmal einen Versuch die Küste zu geniessen, aber die Temperaturen sind kühl und es ist neblig Ausserdem nerven die Strandbuggies und die Materialschlachten der Camper (mal ein ganz einfaches Wochenende in der Natur verbringen…):

Ich fahre wieder ins Landesinnere und am Cougar-Lake finde ich noch ein paar nette heisse Quellen, mitten im Wald. Witzig, dass die Zufahrtsstrasse einen deutschen Namen trägt:

In Breitenbush Hotsprings in Oregon, einem Seminarzentrum in einer Landschaft, die an den Schwarzwald erinnert, bleibe ich zwei Tage und geniesse das Ambiente, den Luxus bekocht zu werden, die heissen Quellen und das Workshopprogramm.

Von dort aus geht es durch endlose Waldlandschaften, die nicht durch Ortschaften durchbrochen sind bis zum Colombia-River, der die Grenze zum Washington-State bildet. Die Gegend erinnert an deutsche Wälder, so wie sie in alten Märchen beschrieben wurden. Wenn man sich dort verirrt, kann es tagelang dauern, bis man da wieder heraus findet….

Auch als ich den grossen Columbia River überquere und meine Reise im Washington State fortsetze, ändert sich am Landschaftsbild kaum etwas. Nur wird der Walt irgendwie immer vertrauter – kein Wunder, denn ich bin mittlerweile auf dem gleichen Breitengrad wie Süddeutschland angekommen und die Vegetation ist ziemlich ähnlich wie in der alten Heimat.

Ich übernachte ausschliesslich auf kostenlosen Plätzen (offiziell oder inoffiziell) irgendwo mitten im Wald. Das tut gut, so in der Natur zu sein und keine anderen Menschen um mich herum, die vielleicht dann noch reden oder Musik hören, wenn ich schon schlafen möchte. Ich passe meinen Rhythmus auch immer mehr dem der Natur an, d.h. ich gehe ins Bett, wenn es dunkel wird und stehe kurz nach Sonnenaufgang auf. (bei den nichtoffiziellen Plätzen ist das eh ratsam schon wieder weg zu sein, bevor irgendwelche Ranger einen aufscheuchen könnten. Natürlich ist es Ehrensache, dass ich keinerlei Müll zurücklasse und gelegentlich sogar noch herumliegenden Müll einsammele.

Als Highlight empfinde ich den Regenwald im äussersten Nordwesten, den Olympic National Park. Wenn es auch dieses Jahr hier aussergewöhnlich trocken ist, so ist doch die Vegetation sehr eindrucksvoll und üppig grün.

Die app freecampsites..net schickt mich auf einen supertollen Platz, auf dem Gelände eines Trust kurz vor der Grenze zum Nationalpark. Kuschelig in einer Mulde gelegen, von drei Seiten geschützt und an einer Seite hin zum Fluss geöffnet. Ich bin der einzige dort! Ich kann nackt am Fluss sitzen, brauche keine Dusche, weil ich im Fluss baden kann – auch wenn er so kalt ist, dass es mir fast den Atem nimmt, denn er kommt vom Gletscher.. Vergleiche zur ähnlichen Plätzen an der schönen Isar kommen mir und auch zu dem Platz in der Toskana, wo ich meine Visionquest gemacht habe. Ich bleibe gleich 2 Nächte dort und komme gut innerlich zur Ruhe. Gut mal hin und wieder nichts zu tun, nicht zu fahren, nicht zu laufen, nicht zu fotografieren, einfach nur da sitzen! Und lesen. Ich habe gerade ein wirklich gutes Buch, das zu meiner Reise passt. Ein Amerikaner, der durch Indien und Peru reist und dabei zahlreiche praktische spirituelle und auch zutiefst irdische Erfahrungen macht. Faszniniert bin ich vor allem von der Verbindung von Erotik und Meditation, die er sehr eindrucksvoll beschreiben kann und in der ich mich gut wieder erkenne….und darüber hinaus in neue Dimensionen entführt werde…Wenn ich es schon mit Shaun nicht weiter führen konnte, so kann ich die Erfahrungen in dem Buch zumindest virtuell weiter führen.

In Seattle bin ich nur zum Abgeben des Autos und dann schnell ein Taxi zum Greyhound-Busterminal erwischen. (Mist, warum ist mein Handyakku ausgerechnet dann alle, wenn ich die tolle uber-app (ähnlich mytaxi) mal wieder gebrauchen könnte. Ich komme schon etwas in Zeitstress, aber zum Glück kann ich recht schnell ein Taxi von der Strasse herbei winken).

Und dann geht es per Bus in gut 4 Stunden über die Grenze bis nach Vancouver. Etwas umständlich an der Grenze alles ausladen zu müssen. Aber die Fragen und Kontrollen der Kanadier bleiben im normalen Rahmen und ich habe jetzt das Recht bis zu 6 Monaten in Kanada zu bleiben.


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