Great Ocean Road

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Von Byron Bay bin ich nach Melbourne geflogen und konnte dort bei Mary übernachten. Sie ist die Freundin von jemand, den ich in der Community kennen gelernt habe. Ein Telefongespräch, die Info wo ich den Schlüssel finde und dass sie erst gegen 17 Uhr von der Arbeit kommt und ich es mir schon mal bequem machen könnte. Und nach 15 Minuten Gespräch das Angebot, dass ich nachdem ich für eine Woche weg war, nochmals ein paar Tage auf der Coach im Wohnzimmer schlafen kann. So easy und unkompliziert und ein enormer Vertrauensvorschuss! That´s Australia!

Am Abend gehe ich zum 5 Rhythmen tanzen in Melbourne und am nächsten Tag hole ich mir mein „wicked-camper“ Fahrzeug ab.

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Ziemlich praktisches neues Fahrzeug in meiner Lieblingsfarbe. Das Zelt auf dem Dach ist in weniger als 5 Minuten ausgeklappt und enorm geräumig und komfortabel – ein Wunder der Statik. Aber das sie ausgerechnet einem Deutschen ein Auto mit dem David Bowie-Zitat, dass Adolf Hitler der erste Pop-Star gewesen sei geben, ist wohl Aussie-Humor…

Die Fahrt geht zur berühmten great ocean road, 2-6 Stunden östlich von Melbourne mit phantastischer Landschaft:

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Das erste Mal, dass ich im Linksverkehrt ein Auto mit Handschaltung steuere. Etwas ungewohnt, aber ich sage mir einfach „das mach ich doch mit links….“. Und ein netter Aufkleber erinnert mich auch immer daran, dass es sexy ist, immer schön links zu fahren. Allerdings bin ich doch froh, dass zumindest das Kupplungspedal am gewohnten Ort ist, weil ich sonst vermutlich öfter kräftig Gas geben würde, anstatt zu kuppeln…Und die ersten Kilometer im Stadtverkehr von Melbourne mit Seitenblick aufs GPS sind schon etwas herausfordernd….Vermutlich eine super Koordinationsübung für rechte/linke Gehirnhälfte.

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Es gibt wunderschöne Campsites im Nationalpark und ich spiele etwas Katz und Maus mit den Parkrangern und der Polizei, da ich es nicht einsehe für Plätze, wo es ausser einem Plumpsklo gar nichts gibt  – noch nicht mal Wasser! – 38 Dollar (fast 30 Euro) zu zahlen. Aber auf diesen Plätzen ist niemand, der kassiert und man muss online buchen. Nur zu dumm, dass es dort in der Wildniss kein Netz gibt. Nun ja, das wäre meine Ausrede als dummer Ausländer…. Aber ich lasse es nicht drauf ankommen, sondern klappe mein Zelt erst kurz vor Sonnenuntergang aus und stehe schon kurz nach Sonnenaufgang auf, so dass schon um 7 Uhr morgens alles nach Tagesbesucher aussieht. Einmal treffe ich um 07:30 Uhr einen Ranger am Toilettenhäuschen, den ich freundlich grüsse….

Diese Methode funktioniert super – und zwar bis genau Freitag, den 23. Januar. An diesem Wochenende fallen nämlich das Ende der Sommerferien und der Australia-Day am Montag zusammen, so dass alle nochmal die Gelegenheit zum Campen nutzen. Ich dachte, dass ich Glück habe, denn bei Sonnenuntergang gegen 21 Uhr ist auf dem Campingplatz am Freitagabend noch gähnende Leere, als ich mein Zelt ausklappe. Aber ab 22 Uhr kommen dann immer mehr Leute an bis ich um Mitternacht, dann etwas unsanft geweckt werde von den Leuten auf deren gebuchtem Platz ich mich breit gemacht habe. Und inzwischen ist der Platz komplett voll! Etwas gestresste normal arbeitende Bevölkerung aus Melbourne, die noch lang arbeiten musste und sich im Stau aus der Stadt quälte,  um endlich am ersehnten Ziel fürs lange Wochenende anzukommen. Und dann steht doch tatsächlich so ein blöder Ausländer auf dem Platz und schlummert vor sich hin – sowas aber auch! Nach ein paar Minuten Gespräch haben die Leute, die den Platz gebucht haben ein Einsehen, weil ich nicht wirklich eine Alternative für diese Nacht habe und ich ihnen verspreche gleich früh morgens das Feld zu räumen. Letztlich sind die Stellplätze auf den australischen Campingplätzen ja auch recht grosszügig bemessen – etwas doppelt so gross wie in Europa. Aber es ist auch erstaunlich, was die Leute hier alles dabei haben: Riesengrosse Zelte und sogar Motorboote auf dem Anhänger…

Diese Nacht ist also etwas kurz, weil ich nach der Aufregung und wegen des Scheinwerferlichtes der ankommenden Gäste dann doch erst um 2 Uhr schlafen kann und um 6 Uhr bereits wieder aufstehe und mich aus dem Staub mache.

Ich fahre ein paar Kilometer weiter um zu frühstücken und zu überlegen, was ich nun mache. Ich checke online Campingplätze ab – alles komplett ausgebucht. Ich recherchiere nochmal die rechtliche Lage: In Nationalparks ist in Australien das nächtigen nur auf den ausgewiesenen Plätzen erlaubt. Und ausserhalb ist es auf Parkplätzen erlaubt, wenn nicht anders gekennzeichnet. Allerdings gibt es entlang der great ocean road ein generelles Verbot…. What to do? Da kommen Spaziergänger vorbei mit denen ich ins Gespräch komme. Sie empfehlen mir einen kostenlosen Platz, der relativ in der Nähe ist, nur 250 km weiter Richtung Adelaide – früh australische Verhältnisse ein Katzensprung, nur ein paar Millimeter auf der Karte… Ich bin etwas müde und wäre gerne in dieser wunderbaren Gegend geblieben, aber ich beschliesse nach Osten auszuweichen. Und so lande ich am Abend dann tatsächlich auf dem empfohlenen Platz, habe keine Lust mehr zum Kochen und lasse mir stattdessen Brot und Käse schmecken und mache es mir dann bald in meinem gemütlichen Zelt bequem, mit gutem australischem Rotwein und Erdnüssen….

Hier warte ich einfach bis Montag ab, lasse mir bei nordseehaftem Wind und kühlem Schauerwetter den Kopf durchpusten und nutze die Zeit zum Schreiben und für einen Strandspaziergang mit Pullover und Regenjacke. Die Südküste ist unberechenbar. An einem Tag kommt der heisse Wind aus dem Norden und es hat 35 Grad und plötzlich kommt der Wind von der Antarktis im Süden. Auch das Wasser ist hier mit 16 Grad mehr als 10 Grad kühler als in Byron Bay.

Die letzte Übernachtung, für die ich Geld ausgegeben habe, war in Sydney. Und wenn ich ein Campingfahrzeug habe, dann sehe ich es auch nicht ein noch zusätzlich Geld für Campingplätz auszugeben. Da bin ich lieber in der Wildnis, wasche mich im Meer und filtere mein Trinkwasser aus Bächen:

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Die great ocean road ist wunderbar, aber noch schöner ist der great ocean walk, der dort entlangführt, wo die Strasse auf ca. 100 km weit ins Hinterland ausweicht. Ich nehme mir immer mal wieder Teilstücke dieser Wanderung vor und diese Stunden alleine in der Wildnis nähren mich ungeheuer! Da kann ich mich wieder an das Gefühl von meiner Visionssuche erinnern und durch das Sein in der äusseren Natur mit meiner inneren Natur verbinden. Ich liebe es und es tut mir richtig gut!

Wie oft habe ich gehört „wenn du so weiter machst, kommst du noch in Teufels Küche“ und jetzt ist es passiert:

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Und übrigens: Wo der Pfeffer wächst, war ich auch schon.


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