El Zonte – El Salvador

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Auf dem Weg zwischen San Marcos in Guatemala und dem Pachamamacamp in Costa Rica ollte ich doch ganz gerne noch ein paar Zwischenstopps einlegen. Und da es Touristenshuttlebusse gibt, die einen direkt zum Strand in El Salvador fahren, schien mir das Risiko in einem der gefährlichsten Länder der Welt zu verweilen vertretbar.

Mit El Zonte habe ich einen guten Griff gemacht. Ein netter, kleiner Ort mit einem Strand mit warmem Wasser – 30 Grad!!! Ich komme am Montag nach der Semana Santa an und es ist Kehraus-Stimmung. Letzte Woche muss hier die Hölle los gewesen sein und alles ausgebucht.

Jetzt ist es wirklich ruhig und ich habe ein paar sehr gute Gespräche. Eine Italienerin, die ihre Doktorarbeit in Anthropologie zum Thema Auswirkungen der Gewalt in El Salvador schreibt, eine Kanadierin, die inzwischen fast in El Zonte lebt, weil ihr die Menschen viel freundlicher erscheinen als daheim, und einige Einheimische, die mir erzählen, wie das Leben hier so ist.

Anfangs nehme ich bei einigen Menschen eine vorsichtige Spannung wahr: Bist du Freund oder Feind. Aber wenn du erst mal als ungefährlich eingestuft bist, dann erfahre ich eine offene Herzlichkeit. Die Gespräche und Kontakte, die ich hier habe, sind befriedigender und tiefgreifender als die meisten in diesem Hippie-Marktplatz San Marcos. Hier ist es geerdeter und irgendwie echter. Nach der Party-Stimmung – in Ruhe beisammen sitzten und philosophieren.

Die Ruhe wird nur etwas unterbrochen von einer Gruppe von 30 französischen Rentnern auf Fahrrädern, die von Mexico bis nach Panama unterwegs sind. Mit französischer Reiseleitung, Begleitfahrzeug, Polizeischutz und Übernachtung in guten Hotels. 6000 km in drei Monaten…

Nur die Weiterreise mit dem nächsten Shuttle bis nach Leon in Nicaragua gestaltet sich zäh. Gestern um 7:15 Uhr sollte es los gehen. Um 9:30 Uhr nach erfolglosem Warten, erfahre ich schliesslich, dass sie meine Reservierung in ihrem System versemmelt haben und das Shuttle jetzt schon weg ist. Immerhin entschuldigen sie sich und bieten mir für den nächsten Tag einen kostenlosen Transport an. Alternative: Keine!

Am nächsten Morgen kommt dann tatsächlich um 8:15 Uhr ein shuttle und bringt mich 15 min bis zum nächsten Ort. Dort warte ich jetzt schon seit fast 3 Stunden, dass es weiter geht…. Ein Bus ist eigentlich vorhanden, aber die Lizenz ist abgelaufen und muss HEUTE erneuert werden, weil sie heute abläuft. Es ist nach den hiesigen Gesetzen nicht möglich dies zu erledigen, bevor sie abläuft. Also warten wir auf einen anderen Bus, der verspätet aus Nicaragua kommt um in diesen umzusteigen. Bin mal gespannt, ob ich heute noch in Leon ankomme…

Immerhin habe ich viel Zeit gehabt, um an meiner Gemeinschaftsvision zu arbeiten.


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Geschützt: San Marcos – Festival of conciousness und mehr

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Antigua – Uralte Osterbräuche

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In Guatemala City bin ich erst mal unentschlossen, wohin es weiter gehen soll. Eigentlich hatte ich vor eine Nacht in Antigua zu bleben (ein mittelalterliches Städtchen auf dem Weg zum Atitlansee). Aber im Hostel erfahre ich, dass dort eine grosse Prozession stattfinden soll und es dementsprechend voll sein wird. Auch der Transport dorthin könnte schwierig werden, da wegen des Andrangs mit Staus zu rechnen ist. Zudem ist es Sonntag und der öffentliche Transport ist eingeschränkt – auch die shuttles, die es in Guatemala reichlich gibt, fahren Sonntags kaum.

Ich checke mal die Verfügbarkeit von Zimmern in der folgenden Nacht und da sieht es gar nicht so schlecht aus. Und da es noch früh am Tag ist, entschliesse ich mich dennoch nach Antigua zu fahren. Taxis in Guatemala Ciity sind mit Taximeter ausgestattet und sehr günstig. Das Feilschen entfällt also… Und ich finde auch gleich einen lokalen Bus, der nach Antigua abfährt. Die letzten 5 km vorm Ort stehen wir zwar im Stau, aber die Gesamtfahrzeit beträgt dennoch nur 1,5 Stunden.

Ich finde ein nettes Zimmer mit eigenem Bad für gut 10 Dollar und mache mich auf die Stadt zu erkunden.

Und ich bin positiv überrascht und froh diesen Zwischenstopp eingelegt zu haben. Hunderte von violett gekleideten Gestalten bevölkern die Strassen, die Stadt ist richtig schön und die Stimmung super. Erst denke ich, dass die lila Kapuzenmännchen Mönche sind und wundere mich schon als eine Touristin einem dieser Mönche ein laszives „muy caliente“ zuruft…. aber dann stelle ich fest, dass es ganz normale Männer sind, die diesen alten Brauch pflegen.

Ich erfahre, dass die Osterprozessionen von Antigua weltberühmt sind und zu den grössten überhaupt gehören. An Ostern scheint die Stadt komplett von Touristen ausgebucht zu sein, aber es geht eben schon 2 Wochen vorher los und da sind es überwiegend Einheimische, die die Strassen bevölkern.

Seit den frühen Morgenstunden werden tonnenschwere Szenenbilder aus der Leidensgeschichte Jesu herum getragen. Die Männer tragen ca. 3 Tonnen, die Frauen 1 Tonne.

Vor der Prozession wird die Strasse mit Dutzenden von Blumenteppichen geschmückt, die sorgsam gehegt werden. Erst die Prozession zertrampelt die Kunstwerke und hinterher fegt ein Reinigungstrupp alles zusammen.

Begleitet wird das ganze von getragener Musik. Die Menschen, die teilweise auch als Römer oder Kuklux-Clan ähnliche Gestalten verkleidet sind, haben sehr verbreitet richtiggehende Charakterköpfe.

Bevor die Szenenbilder vorbei ziehen wird alles gründlich mit Weihrauch eingeräuchert – so gründlich, dass man regelrecht high davon wird.

 

Bervor ich am Montag weiter fahre zum Lago Atitlan, habe ich noch den Vormittag über Zeit durch die jetzt ruhigen Strassen zu streifen:


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Ohne Gewehr – Einmal quer durch Mittelamerika

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Das nächste Gemeinschaftsevent steht in Guatemala an, das consciousness-festival am schönen Atitlansee. Grosse Entfernungen sind ja in Mittelamerika nicht zu überwinden, aber dafür umso mehr Grenzen. Um von Nicaragua aus nach Guatemala zu kommen, muss man erst mal durch Honduras und dann El Salvador. Und diese Länder sind nicht unbedingt für ihre Sicherheit bekannt – Wildwest quasi.

Aber es gibt inzwischen gute internationale Busgesellschaften, die diesen Transit in einem Paket anbieten. Ein wenig gereizt hätte es mich schon mit auf dem Weg noch ein paar Highlight in Honduras und/oder El Salvador anzusehen. Aber da ist einerseits meine Reisemüdigkeit und andererseits mein Bedürfnis eher länger an einem Ort zu verweilen. Nun ja, und dann ist die Sicherheitslage nun auch so, dass man ziemlich auf der Hut sein muss…. also eher unentspannt. Also entscheide ich mich für die Rundum-Sorglos-Variante und buche ein Busticket. Das kostet auch schon stolze 82 Dollar von Managua nach Guatemala City, aber die rund 750 km zu fliegen, hätte mehr als das dreifache gekostet. Billigfluglinien sind in Lateinamerika Mangelware.

Innnerhalb von Chile oder Argentinien hätte ich diese Entfernung in 8-9 Stunden oder einer Nachtfahrt auf einer Arschbacke abgesessen, aber hier dauert das mindestens 18 Stunden. Nachtfahrten werden nicht angeboten – einerseits wegen der Sicherheitslage und andererseits wegen der aufwändigen Grenzzermonien. In einigen Bereichen arbeitet die Region Centroamerica zwar kooperativ zusammen, aber die Grenzen sind noch ungefähr so aufwändig, wie wenn man in den 80-er Jahren in eine Gegend östlich des eisernen Vorhangs wollte. Die „Gänsefleisch-Frage“ (d.h. gänsefleisch mal den Kofferraum aufmachen) wird hier gar nicht gestellt. An jeder Grenze muss das Gepäck eh raus aus dem Bus, auf einen Tisch gelegt und geöffnet werden, damit behandschuhte Finger und Hundenasen neugierig im Inhalt herum schnüffeln können.

Die Grenze von Nicaragua nach Honduras stellte mich zudem noch vor eine zusätzliche Herausforderung: Den ggf. verlangten Nachweis einer Gelbfieberimpfung, die ich nicht offiziell habe. Beim Kauf des Tickets wurde ich von diesem Hinweis überrascht und beschloss die Sache erst mal zu ignorieren, im Vertrauen, das würde schon nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wurde. Im Internet las ich zudem, dass der Nachweis dieser Impfung nur verlangt würde, wenn man aus einem Risikoland einreisst, oder kürzlich dort war. Ich las etwas von einer Frist von 6 Tagen, was auch Sinn macht, da sich eine Ansteckung mit Gelbfieber spätestens nach 6 Tagen mit hohem Fieber bemerkbar macht. Trotzdem machte ich mir während der kurzen Nacht vor der Abreise so einige Gedanken..

Morgens um 2 Uhr checkte ich ein und wieder kam die Frage nach dem Impfnachweis. Ich holte mein Impfbuch raus, wohlwissend, das die Seite mit der Gelbfieberimpfung leer ist. Ich hatte zwar vor 20 Jahren eine derartige Impfung und medizinisch ist das ausreichend, um mich nichts anzustecken, da die Antikörper lebenslang halten. Aber rechtlich ist der Schutz trotzdem nur 10 Jahre gültig.

Was tun? Ich musste also damit rechnen, dass sie an der Grenze tatsächlich nach dem Nachweis fragen würden. Also machte ich mich dran einen entsprechenden Eintrag zu fälschen. Ein Impfstoff mit Chargennummer war im Internet schnell gefunden, eine unleserliche Arztunterschrift hinzuschmieren war auch kein Problem. Aber mit dem Stempel wurde es dann natürlich schwierig, um nicht zu sagen unmöglich.

Um 06.30 Uhr kommen wir an die Grenze. Eine Riesenprozedur: Fingerabdruckscan, Gesichtsfoto, alle möglichen Fragen….. und dann ein neugieriges Blättern in meinem Pass. Und siehe da: Der erste Risikolandstempel, der dem Beamten auffiel, war der von Kolumbien. Ich war in Kolumbien, also bräuchte ich einen Impfnachweis. Ich sagte, dass sei ja nun schon über 2 Jahre her, aber der Mann liess nicht mit sich diskutieren. Ich wurde zu seinem Vorgesetzten in ein Hinterzimmer geleitet. Dieser Mann war äusserst freundlich, als er mit erklärte, dass er mich ohne Impfnachweis nicht einreisen lassen könnte. Es war schon klar, was das bedeutete – der Anfang der Schmiergeldzahlungs-Verhandlung. Ich fing noch mal an, davon zu reden, dass Kolumbien ja schon so lange her sei…aber er behauptete, dann dass die Frist 10 Jahre wäre. Da ein Pass eine Laufzeit von 10 Jahren hat, darf sich also in dem gesamten Pass kein einziger Stempel eines entsprechenden Landes befinden? Ja, so wäre das Gesetz…. hüstel…wichtigtu! Nun gut, das war dann der Zeitpunkt meinen gefälschten Trumpf aus der Hinterntasche zu ziehen und ihm mein Impfbuch zu zeigen. Und siehe da: Er hat die Fälschung nicht bemerkt und der Beamte am Schalter vorne bekam von ihm grünes Licht mich schliesslich abzufertigen….

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Ich war ziemlich erleichtert und vergnügt, dass es geklappt hat.

Die Fahrt durch Honduras dauerte nur 3 Stunden und es war alles braun, trocken und verdreckt von Müll. Sicherlich auch eine noch grössere Armut als in Nicaragua. Es gibt bestimmt auch sehr schöne Ecken in Honduras, vor allem an der Karibikküste, aber die Route führte eher in Pazifiknähe entlang.

Dann die Grenze nach El Salvador. Keine Impfpass-Stories, aber dafür wieder eine langwierige Prozedur. Viel Militärpräsenz. Und als wir dann nach San Salvador (die Hauptstadt) hinein fahren, fällt mir neben dem Müll und der Armut eine ungeheure Dichte von Sicherheitsleuten mit Maschinengewehr im Anschlag auf. Vor jedem grösseren Laden, steht so jemand, sogar vorm Burger King. Mauern sind mit meterhohem Stacheldraht gesichert… Das hat sicherlich alles seinen Grund. Auf der anderen Seite sehe ich auch zur Schau gestellten Reichtum: Protzige Villen und fette Luxusautos….

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Als wir dann kurz vor Sonnenuntergang die Grenze nach Guatemala überqueren ist mir wieder wohler. Hier fühlt es sich entspannter an…. Das Hostel im Finance und Partydistrikt Zone 10 ist angenehm und man kann sich sicher in der Gegend auch nachts bewegen. Ich vertrete mir nach der langen Fahrt noch etwas die Beine, gehe was essen und hole mir die lokale Währung aus dem Automaten, mit dem lusten Namen „Quetzal“

Wie schön, dass man in Europa von drei Grenzübergängen so gut wie nichts mitbekommt, es keine Kontrollen mehr gibt und sich die Anzahl der bewaffneten Raubüberfälle auch in engen Grenzen hält, so dass man sich fast überall frei bewegen kann! Ich habe es nämlich lieber „ohne Gewehr“…


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Der Anfang vom Ende – oder das Bewusstsein der Endlichkeit

Auch die längste Reise findet mal ein Ende. Im September 2014 bin ich mit komplett offenem Ergebnis losgezogen – ohne Konzept, ob und wann ich ggf. nach Deutschland wieder kommen würde. Ich war offen den Impulsen und Anziehungskräften unterwegs zu folgen. Nur ein maximales Budget hatte ich mir gesetzt (davon ist sogar noch eine ganze Menge übrig. Ich kann mir noch locker einen kleinen Campervan kaufen – etwas ähnliches, wie ich in Neuseeland mein Eigen nannte)

Aber die Anziehungskräfte unterwegs waren bisher nur temporär. Kein Ort hat mich so angezogen, dass ich wirklich dauerhaft dort leben möchte. Ich habe eine Liste von Orten an die ich bei Gelegenheit zurück kehren möchte, um z.B. in netter Umgebung und Gesellschaft ein paar Monate zu überwintern. Und ich habe einige hundert neue Kontakte auf aller Welt gewonnen. Ein tolles Netzwerk, das mir viel bedeutet.

Jetzt merke ich neben einer gewissen Reisemüdigkeit, dass ich im Unterwegssein nur noch bedingt Neues lernen kann. Die Reise rundet sich und ich habe das Bedürfnis die neuen Inspirationen in einer neuen Sesshaftigkeit zu manifestieren. Und es wird kein zurück ins Leben vor der Reise sein. Aber immerhin (erstmal) ein zurück nach Europa.

Ein wesentlicher Punkt in diesen Überlegungen sind meine alten Eltern. Bisher bin ich in diesem Blog nicht darauf eingegangen – aber mir wird die Endlichkeit der Möglichkeiten bewusst ihnen noch persönlich in diesem Leben zu begegnen. Kurz vor meiner Abreise habe ich ihnen noch gehofen ihren Haushalt aufzulösen und den Umzug in ein Heim vorzubereiten. Dieser Übergang hat auch gut geklappt und meine beiden Geschwister haben vor Ort unterstützt, vor allem meine Schwester, die „nur“ 2 Stunden entfernt wohnt. Ich habe viel über skype Kontakt gehalten – aber es ist doch nicht das gleiche wie vor Ort zu sein. Mein Vater wird dieses Jahr 87 und seine Krebserkrankung schwächt ihn zusehends. Meine Eltern sind nicht mehr in dem relativ guten Zustand, in dem ich sie vor 1,5 Jahren das letzte Mal persönlch gesehen habe. Das ist eine Realität, die ich mir eingestehen muss und auch die Konsequenzen daraus ziehen will. D.h. ich will es mir einrichten häufiger noch mit ihnen vor Ort Zeit zu verbringen und zu unterstützen, wenn es gewünscht und nötig ist.

Also habe ich meinen Flug umgebucht, den ich auf die Schnelle auf dem Flughafen in Santiago de Chile gebucht hatte, um nach Managua einchecken zu dürfen. Ich fliege nicht erst im Mai nach München, sondern bereits am 13. April von Costa Rica aus nach Frankfurt. Meine Eltern wohnen nur eine halbe Stunden vom dortigen Flughafen entfernt. Das wird meine erste Station in Deutschland sein.

Und am 16. April komme ich wieder nach München. Ich kann die ersten 2-3 Monate erst mal bei Nikolaus unterkommen, einem guten Freund, der ein Haus in Deisenhofen hat.

Weitere Gründe, warum ich bereits im April zurück kommen wollte, war eine Einladung zu einer Geburtstagspoolparty von einer lieben Freundin: Mona. Da freue ich mich gleich am 17. April drauf!

Und dann kam auch noch die Einladung zum ersten Gemeinschaftsgründungswochende der land-of-love-community mit der ich liebäugele. Das ist dann gleich vom 22. – 24.04. Mit diesen Leuten werde ich mal einen Reality-Check machen, aber meine Intuition sagt, dass da gute Leute involviert sind.

Ausserdem werde ich mir die nature-community in der Oberpfalz anschauen. Mein Gefühl zieht mich da aus verschiedenen Gründen nicht so stark, aber immerhin, haben die schon einen Platz gekauft und sind gerade am Einziehen. Mitte Mai haben sie ein Kennenlernwochenende, da habe ich mich angemeldet.

Gerne würde ich in einer international zusammen gesetzten Community leben. Wenn nur die Deutschen etwas in die Hand nehmen, dann neigt es zwar dazu perfekt strukturiert zu sein, aber es kann etwas trocken freudlos und kopfig sein. Etwas südeuropäische oder Latino-Leichtigkeit, ein bisschen britisch-amerikanischen Pragmatismus, französischen Charme, holländische Toleranz und skandinavische Offenheit dürfen schon dabei sein. Meine Kontakte nach Spanien haben allerdings noch nichts konkretes ergeben. Also werde ich erstmal im Raum Oberbayern anfangen, mit der Offenheit von dort aus vielleicht auch in einer anderen Region etwas zu erschaffen.

In Oberbayern bin ich einfach am besten vernetzt und ich freue mich auch schon sehr drauf diese Kontakte wieder zu beleben und tief in die Szene einzutauchen!

Zum ersten Mal seit Beginn der Reise beginnt sich mein Terminkalender mit einigen Einträgen zu füllen. Ich möchte mir aber einen grossen unverplanten Anteil erhalten. Freiheit und Flexibilität, Konsumverzicht und Einfachheit….. das sind Werte die ich mir von der Reise erhalten möchte-

Ich bin mal gespannt ob ich noch Deutschland-Kompatibel bin. Das Land hat sich verändert und ich habe mich auch verändert. Wie sehr, werde ich merken, wenn ich die alte Umgebung wieder als Referenz um mich herum haben werde. Es bleibt spannend….


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Chillen am Pazifik

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Den nächsten Teil der Reise hätte ich eigentlich mit meinem, guten Freund Patrick aus München machen wollen. Wir hatten uns lange abgestimmt und es war offen, ob er mich in Bolivien, Argentinien, Chile, Mittelamerika oder überhaupt besucht. Immer wieder schien etwas dazwischen zu kommen…

Aber schliesslich hatten wir einen Plan und ich freute mich auf eine gemeinsame Zeit mit ihm. Der Flug war gebucht und ich hatte mir die nächsten zwei Wochen so organisiert, dass ich meinen Fokus auf einem Herumreisen mit ihm legen konnte. Aber dann einen Tag vorher seine Absage: Sein Fuss hatte sich entzündet und er konnte nicht laufen… Flug storniert…… schade!

Dann schien es wohl nicht anzuliegen….

Also machte ich mich alleine auf den Weg an die Pazifikküste, an den Platz, den wir uns gemeinsam ausgesucht hatten. Es war schon ein etwas seltsames Gefühl, nach dem intensiven Gemeinschaftsleben in der Community wieder alleine zu sein. Die Unterkunft auf einem Felsen mit wunderbaren Blick auf die wilden Wellen, hatte ich von Gaia und Paul empfohlen bekommen. Eine Beton-Wellblechkonstruktion, alles sehr einfach….aber ein netter Wirt und nur 10 Dollar die Nacht.

Ist es Solidarität mit Patrick, dass ich mir in der zweiten Nacht den Fuss am Bettpfosten so anhaue, dass sich der Fussnagel des grossen Zehs komplett löst? AUA! Ich frage Dr. google und probiere es mal der Nagel mit Leukoplast wieder zu fixieren, damit das Nagelbett erhalten wird und sich nicht in anderes Gewebe umwandelt, auf dem dann kein Nagel mehr so richtig anwachsen wird. Bisher scheint es zu funktionieren. Mit Sandalen oder barfuss kann ich ganz gut laufen und der Schmerz lässt nach. Ich hoffe nur, dass meine Desinfektion ausreichend war und sich nichts entzündet…

Ein bisschen bin ich mit der Surfer-Szene in Kontakt bekommen dort, aber nur sehr oberflächlich. Überwiegend war ich für mich… habe am blog geschrieben, die nächsten Schritte organisiert und in meinem aktuellen Roman gelesen. Alles in allem eine gute Auszeit und das alleine sein, war auch ganz ok.

Am letzten Abend bin ich noch mit meiner Zimmernachbarin losgezogen. Einer Frau aus dem Nachbarland El Salvador, die davon lebt Klamotten und Schmuck zu verkaufen. Aber sie hatte durchaus einen guten Bildungsstand und wir konnten interessante Gespräche führen. Ich kriege aber auch ein Gefühl dafür wie hart die Lebensbedingungen in Zentralamerika sind, wenn man nicht soviel Geld hat. Diese Härte schlägt auch etwas auf das Verhalten, die eher tough rüber kommt. Das ist mir bei mehreren Menschen aufgefallen, mit denen ich etwas Kontakt hatte.

 

Und dann bin ich mit der einzigen Busverbindung am dritten Morgen weiter gefahren: Nach Granada am Nicaraguasee. Ein nettes Kolonialstädtchen, das allerdings ziemlich touristisch ist. Eine Schiffsverbindung zur isla Ometepe ist seit ein paar Jahren eingestellt, seitdem der Wasserspiegel des Sees gefallen ist. Das Schiff sitzt am stillgelegten Anleger im Schlamm auf und niemand hat das Geld es flott zu machen oder den Hafen umzubauen….

 


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Inanitah – 2 Wochen in einer spirituellen Öko-Gemeinschaft

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Wenn ich mir die Form der Insel Ometepe im Nicaragua-See so anschaue, dann kommt mir die Augsburger Puppenkiste und „eine Insel mit zwei Bergen“ in den Sinn. Zwei Vulkane, die sich 1600 bzw. 1300 m hoch über den See erheben:

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Aber Ometepe ist nicht Lummerland und eine Eisenbahn gibt es auch nicht. Aber ab und zu alte klapprige, ausgemusterte US-Schulbusse, die an jedem Baum halten und auch chicken-buses genannt werden.

Einen solchen erwische ich auch bis zur Abzweigung zur Inanitah-Community. Für die 25 km braucht er so ungefähr 2 h.

Ich wappne mich mit meinen 30 kg Gepäck für einen halbstündigen Fussmarsch, als ich gerade einen Jeep einbiegen sehe. Ich frage, ob sie mich ein Stück mitnehmen können und siehe da, sie fahren direkt zur Inanitah-Community. An Bord ist ein älteres, französisches Paar, die jedoch ein bisschen seltsam drauf sind.

Auf dem Gelände angekommen, begrüsst mich eine freundliche, junge Truppe. Es gibt nette Worte, Umarmungen und eine kurze Orientierung. Ich finde einen superschönen Zeltplatz, der schattig ist, jedoch einen freien Blick auf den See hat. Die Zeltplätze haben Namen. Meiner heisst Lakshmi, die indische Göttin der Fülle. Das passt besser als der Yoni-Yard ein paar Meter weiter – aber der ist ja auch schon belegt.

Kurz nach Sonnenuntergang gibt es Abendessen, das rituell stets mit einem gratitude-circle eröffnet wird. Ein schöner Brauch die Aufmerksamkeit auf das Positive zu lenken. Ich bedanke mich für das warmherzige Willkommen und meine es auch so! Dieser Platz und die Menschen fühlen sich gut an!

Nach dem Abendessen geselle ich mich zu ein paar Leuten, die über dem Küchenessplatz – quasi im zweiten Stock – offenbar eine gute Zeit haben und komme nett ins Gespräch. Aber plötzlich werde ich von der Französin unterbrochen, die mich bittet ihr beim Tragen ihrer Tasche zu helfen. Sie gibt mir zu verstehen, dass sie sich geärgert hat, dass ich umsonst die letzten 5 Minuten im Jeep mitgefahren bin. Sie hätte erwartet, dass ich von mir aus eine Beteiligung anbiete. Sie und ihr Mann hätten ja sooo beengt gesessen. Mir kommt die Story etwas übertrieben vor. Es waren ja nur 5 Minuten und in dem grossen Auto zu dritt auf der Rückbank zu sitzen ist nicht wirklich eng. Und wenn sie Erwartungen haben, dann können sie es ja direkt äussern, dann ist es ein klarer deal. Aber so hinten herum finde ich es seltsam. Ich hätte ihr auch einfach so geholfen die Tasche zu tragen….Ich fand es auch seltsam, dass die beiden mich direkt auf französisch angesprochen haben, ohne zu fragen, ob ich die Sprache kann. Wir sind ja schliesslich in Nicaragua…..

Ich beschliesse mir die Story nicht weiter rein zu ziehen, geselle mich wieder zu den Leuten in der Bibliothek, über der Küche, teile kurz meine Erlebnisse von gerade und fühle mich bestätigt, es nicht persönlich zu nehmen. Einige sind am kuscheln und ich frage eine junge Amerikanerin, ob sie auch Lust hat zum kuscheln, worauf sie sich gemütlich an mich kuschelt. Wir sind zu fünft, ich erfahre ein bisschen, wie es im Inanitah so läuft und gehe schliesslich zufrieden ins Bett. Das französiche Paar bleibt übrigens ziemlich isoliert und reist nach 3 Tagen bereits wieder ab. Sie kommen aus der Pachamama-Community in CostaRica, mit der ich auch geliebäugelt hatte. Aber sie viel enger reglementiert zu sein und ausserdem durch einen Guru geleitet. Nun ja, diese Beiden Exemplare auf der Community bestärken mich nochmals, dass ich richtig lag das Inanitah zu wählen und nicht das Pachamama…

Gut schlafen kann ich die erste Nacht jedoch noch nicht. Ich bin positiv aufgeregt und die neue Luftmatratze schaukelt ziemlich. Die nächste Nacht tausche ich sie gegen eine flache Matratze ein und der Kontakt zur Erde fühlt sich besser an. Auf Luft zu schlafen, ist eher wie fliegen und ich  bin eh schon am Abheben und brauche nachts etwas Erdung.

Der Platz ist wunderschön gelegen und man hört keinerlei Zivilisationslärm. Wo gibt es sowas sonst schon noch auf der Welt?

Die nächten Tage sind für mich ein ziemliches Auf und Ab. Emotional und physisch. Ich hatte es wirklich dringend nötig nach Stadtleben und Herumziehen mich wieder mit einer netten Hippie-Gruppe zu connecten, mich gesund zu ernähren und mehr innerlich zu öffnen. Mein Körper reagiert auf die gute Kost zunächst mit Dünnschiss und ich spüre förmlich die Entgiftung. Es tut gut auf Alkohol, Kaffee, Fleisch, Frittierte, Süsses, etc.. zu verzichten. Schon nach zwei Tagen fühle ich ich innerlich gereinigt und gefühlsmässig durchlässiger. Und ich spüre deutlich mein Defizit nach nährendem Kontakt. Und oft kann ich dieses Bedürfnis in schönen Begegnungen stillen. Aber danach fühlt es sich erst mal noch einsamer an. Mehrmals täglich wechselt meine Stimmung von gut verbunden und in die Gruppe integriert bis hin zu innerer Isolation.

Von Gaia, einer der Mitgründerinnen von Inanitah erfahre ich, dass nun doch ein Volunteering möglich wäre. Zuvor hatte ich mich beworben, aber erst mal eine Absage erhalten, da es schon voll wäre. Es hätten für den März so einige Leute abgesagt. Sie bräuchte allerdings ein 4-Wochen-Commitment. Wir kommen überein, dass ich mir die Sache erst mal eine Woche als Visitor anschaue und dann entscheide, wenn ich soweit bin. Ich bin doppelt so alt, wie der Durchschnitt der sonstigen Volunteers…. und das lässt mich etwas zögern. Meine Motivation zum Volunteering wäre noch mehr durch direktes Mittun zu lernen und mich stärker in die Gruppe zu integrieren.

Aber dann entscheide ich mich nur das Visitor-Programm zu machen. Ein Freund aus Deutschland hat sich angekündigt und ich freue mich mit ihm zusammen herum zu reisen. Und ausserdem gibt es in Guatemala ein Consciousnes-Festival an einem Ort, den ich mehrfach empfohlen bekommen habe.

Paul, der andere Gemeinschaftsgründer – ein Deutscher – ist mir ebenso wie Gaia sehr sympathisch. Bis vor ca. 1 Jahr waren die Beiden ein Paar. Aber es gab viele Streits und Auseinandersetzungen, die schliesslich zur Trennung geführt haben. Die beiden sind auch sehr unterschiedliche Charaktere. Paul nach aussen hin sehr weich und ruhig, fast feminin – während Gaia erst mal sehr straight und hart rüber kommt. Aber bei genauem Hinspüren sehe ich die Kraft in Paul und die Weichheit in Gaia. Sie ist auf amerikanischen Militärstützpunkten aufgewachsen, auch sieben Jahre in Deutschland. Und das Militärische kommt doch manchmal durch… Eigentlich hatten die beiden wohl einen Deal, dass sie sich den Platz teilen. Erst ist Paul 6 Monate weg und dann Gaia, so dass sie sich am Platz nicht begegnen müssen. Paul kommt drei Tage vor mir nach 6 Monaten zurück und Gaia ist noch da. Sie denkt offenbar auch nicht daran wegzugehen. Es ist auch irgendwie verständlich: Beide haben die letzten 7 Jahre so viel Herzblut und Engagement in dieses Projekt gesteckt, so dass es ihr Baby, ihr zuhause ist. Sie versuchen sich jetzt trotz Trennung irgendwie zusammen zu raufen und den Platz weiterhin gemeinsam zu managen. Ich wünsche ihnen, dass dies gelingen möge. Ich schätze beide seht und ziehe meinen Hut vor dem, was sie geschaffen haben. Und wie gut alles, trotz der ständig wechselden Leute am Ort organisiert ist. Das meiste funktioniert eben einfach!

Die Gebäude sind allesamt aus natürlichen Materialien gebaut – überwiegend von der Insel selber kommend. Der Garten, der nach Permakultur-Prinzipien aufgebaut ist, wird gehegt und gepflegt auch wenn es wirtschaftlich günstiger wäre viele frischen Sachen zuzukaufen. Aber es geht eben um das Selbstversorger-Prinzip und die Frische und Qualität der Nahrungsmittel. Es gibt keine industriell produzierten Lebensmittel, keine Verpackungen, Plastik, etc….. D.h. fast aller Abfall ist kompostierbar.

Alles läuft im Recycling-Kreislauf. Auch die Komposttoiletten, aus denen nach 6 Monaten gute Erde gewonnen wird, die im Garten verwendet werden kann.

Gutes, klares Quellwasser aus einer Bergquelle steht in (noch) ausreichender Menge zur Verfügung. Und das Wasser wird mehrfach genutzt. Es wird zunächst der Pool befüllt – mit menschlichen Informationen durch die Benutzer angereichert – und anschliessend wird damit der Garten gewässert. Keine chemischen Zusätze – lediglich einmal wöchentlich ein Wasseraustausch. Der Ansatz gefällt mir – die Pflanzen bekommen sozusagen die energetische und DNA-Info der Menschen mit und können so Produkte produzieren, die besonders gut angepasst sind. Direkte Kommunikation zwischen Mensch und Pflanze. Klingt vielleicht etwas esoterisch, aber ich mag daran glauben, weil es so schön und schlüssig klingt.

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Den Strom liefert eine Solaranlage mit 1380 W/peak. Eine externe Stromleitung gibt es nicht. Da es keinen Kühlschrank gibt und auch die Waschmaschine über ein Fahrrad angetrieben wird, reicht die Leistung aus. Es ist ja fast nur fürs Licht und zum Laden diverser Geräte und ab und zu mal die Musikanlage. Da 12 V-Geräte in Nicaragua schwer und teuer zu beschaffen sind, läuft der Inverter dauert – zumindest auf standby. Bei den langen Kabellängen ist es auch günstiger auf 110 V zu transformieren, wegen kleinerer Leitungsquerschnitte und geringerer Verluste über die Entfernung. Lediglich das Internet läuft auf 12 V und ist somit sehr störungssicher, weil der Inverter schon mal abschalten kann, wenn abends bei voller Beleuchtung und sonstigen Stromverbrauchern jemand auf die Idee kommt, den Hochleistungsmixer für einen Smoothie anzuwerfen. Aus gutem Grund ist das Laden von persönlichen Geräten auf die Zeit von 9 bis 16 Uhr beschränkt – vorzugweise wenn die Sonne scheint. Das Batterie-Pack ist extrem einfach gestrickt: Günstige, nicht wartungsfreie Batterien. Eine direkte Entladungskontrolle findet nicht statt. Die Regelung dafür wäre zu aufwändig und teuer. So ist offenbar günstiger eine etwas geringere Lebensdauer der Batterien ist Kauf zu nehmen, weil sie öfters mal zu stark entladen werden.

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Erstaunlich ist die verhältnismässig gute Internetqualität. Für diese abgelegene Gegend sind 5 MB/s bei guter Verfügbarkeit eine kleine Sensation. Bis ins Tal gibt es eine Glasfaser-Leitung. Und von dort geht die Übertragung über Richtfunk. In de Gemeinschaftsbereichen ist die Geschwindigkeit auf 1 MB/s gedrosselt, damit alle was davon haben. Aber wenn nicht gerade alle gleichzeitig am Netz sind, kann man sogar ganz gut skypen.

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Gekocht wird vorzugsweise auf dem Holzfeuer. Aber es gibt auch einen Gasherd, der für kleinere Side-Dishes verwendet wird.

Nebenbei gibt es auch Solaröfen und Solartrockner, die tagsüber in der Sonne richtig ordentliche Temperaturen von weit über 100 Grad erreichen können.

Auch eine warme Dusche gibt es! Die Leitung wird dazu durch einen grossen Komposthaufen geführt, der das Wasser angenehm temperiert.

Die Technik ist beeindruckend und auch die Organisation funktioniert. Die Regeln machen Sinn und es besteht eine gute Balanca zwischen Hippie-Chaos und Struktur, ohne jedoch dogmatisch oder einschränkend zu wirken. Aber das ist meine persönliche Wahrnehmung, dass es gerade die richtige Mischung ist. Ich erinner ich an April, einer Frau aus New York, die gerade ihren job nach langen Jahren in der corporate world gekündigt hatte und ihr neues Leben in Inanitah beginnen wollte. Aber sie kam mit der Nähe zur Natur einfach nicht klar. Alles war zu einfach, zu dreckig (was ist Dreck anderes als Materia am falschen Ort? Wenn ich aus dem Bungalow trete und da ist Erde statt Asphalt, dann ist es für mich kein Dreck sondern ein wunderbar sinnliches Erlebnis mit nackten Füssen die Erde zu ertasten), zu unsicher (ja es ist Diebstähle in Nicaragua….. aber im Vergleich zu New York City….?). Sie hat sich lediglich in ihrem Bungalow verschanzt, wurde krank und hat schliesslich ihr Ticket umgebucht und ist schon nach 4 Tagen wieder vom echten Dschungel in den Asphaltdschungel nach NYC zurück gekehrt. Alles ist relativ! Wenn ich das Inanitah mit der Infrastruktur eines Rainbow-Gatherings vergleiche, dann ist das Mehrfach-Sterne-Luxus…

Aber was ist mit den Inhalten, Werten, Visionen? Das was dazu auf der Website steht hat mich sehr angesprochen.

Was mir gut gefällt ist das sharing: Von Befindlichkeiten, Talenten, Fähigkeiten, Impulsen. Jeweils montags morgens gibt es eine Runde, bei der alle dabei sind. Dort werden die Aufgaben der Woche verteilt (volunteers arbeiten 15 h pro Woche + ca. 3 h Dienste die jeder macht, d.h. auch die Besucher). Und es gibt jeden Tag Timeslots, in denen Aktivitäten angeboten werden können. Es besteht kein professioneller Anspruch und die Atmosphäre ist sehr wohlwollend und unterstützend. So kommen tolle Angebote zusammen: Von Gesprächskreisen, über Massagenaustausch, Tarot-Reading, workout, Meditationen, Yoga, …. Ich biete zweimal eine Einführung ins Wassertanzen an. obwohl der Pool eigentlich nicht so richtig warm genug dafür ist. Aber das ist etwas, was ich gut kann und es tut gut mich einzubringen und dafür gutes Feedback zu ernten. Ansonsten fühle ich mich durch meinen Visitor-Status etwas mehr in der Konsum-Haltung, als die Volunteers. Ich gleiche quasi mein Weniger-Arbeiten durch einen höheren finanziellen Beitrag aus. Aber trotzdem fühlt es sich manchmal so an, als ob es Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen gäbe. Geld ist eben nicht gleichwertig mit praktischem Einsatz. Das Leben in dieser Umgebung ist sooooo anders, als ich es gewohnt bin und so weiss ich oft ganz schlicht nicht, was ich helfen könnte. Es hat schon seinen Sinn, dass die Volunteers eine Mindestverpflichtung von 4 Wochen haben, da es doch einer gewissen Einarbeitungszeit bedarf.

Ich schätze die kleinen täglichen Rituale. Morgens gibt es um 6 Uhr jeweils aktive Meditationen im Tempel. Sie sind für mich ein perfekter Start in den Tag und ich versäume keine einzige davon:

Bei der Morgenmeditation im Tempel

Bei der Morgenmeditation im Tempel

Und auch den übrigen Morgenden nehme ich an dem Treffen um 8 Uhr teil, obwohl es nur Montags für alle verpflichtend ist. Es ist einfach gut mich eingebunden zu fühlen, alle zu sehen, eine kurze meditative Einstimmung gemeinsam vorzunehmen und von jedem kurz zu hören, wo er gerade so steht.

Und Mittwoch abends gibt es den sogenannten Transparency Circle, der mich von der Idee her etwas an das Forum erinnert, so wie es im Zegg entwickelt wurde. Allerdings ist die Leitung und die Feedbackkultur im Inanitah nicht so stark ausgeprägt. Aber sich in seinem Innersten zu zeigen und spürbar zu machen, schafft eben die notwendige Transparenz, die der Kit ist, die eine Gemeinschaft im Innersten zusammen hält.

Das Miteinander ist jedenfalls überwiegend offen und herzlich.

Auch die freitägliche Cacao-Zeremonie ist ein schönes Ritual. Am ersten Freitag wird der hottub mit Holz angeheizt und wir trinken zum Sonnenuntergang diesen konzentrierten, natürlichen Cacao, der frisch zubereitet wird und der eine herzöffnende und verbindende Wirkung hat. Und anschliessend wird getanzt und gechillt. Ein guter Start ins eher unstrukturierte Wochenende.

Am Wochenende gibt es in der Nachbar-Community El Zopilote eine Pizza-Night. Und am Sonntag mache ich mit Susi, die gerade frisch angekommen ist einen Ausflug mit dem Fahrrad. Das erste Mal, das ich die Insel ausserhalb von Inanitah erkunde. Mit Susi ergibt sich ein toller und vertrauensvoller Kontakt. Sie ist mir richtig ans Herz gewachsen. Sie ist gerade mal halb so alt wie ich, aber das spielt keine Rolle. Auch mit Elsie aus Melbourne habe ich einen schönen Kontakt. Sie ist etwas verschlossener und macht viel ihr eigenes Ding, aber wenn sie da ist, dann mit einer Intensität, die mein Herz zum leuchten bringt.

Am zweiten Wochenende treffe ich Kirsten, die ich auf dem Schiff nach Ometempe kennen gelernt hatte. Sie macht Volunteering in der hacienda und ich fahre dort mit dem Fahrrad an. Sie unterrichtet englisch an der dortigen Schule. Wir unterhalten uns prima, fahren gemeinsam Kayak auf dem See und schaukeln dann zusammen in der Hängematte, was sehr gemütlich ist. Als ich aufbreche ist es schon fast dämmerig und ich komme erst im Dunkeln wieder zurück.

Manchmal fühle ich mich in der Gruppe integriert. Oft sind es jedoch die 2-er Kontakte, die ich als besonders schön empfinde. Es ergeben sich immer wieder gute Gespräche. Die Inanitah-Gemeinschaft zieht interessante Leute an – fast ausschliesslich Langzeitreisende mit faszinierenden Lebensgeschichten.

Nina, die ein Praktikum für ein Friedensprojekt macht. Stijn und Thom, die ihre Bachelor-Arbeit als Anthropologen am Fallbeispiel der community aufziehen und alle am Schluss interviewen. Jens, der Unternehmensberater bei Mc Kinsey war und jetzt schon mit 27 erkannt hat, dass die klassische Wachstumswirtschaft ein Auslaufmodell ist. Und Esther, die um die Welt reist um Inspiration aus dem Besuch verschiedener Communities zu ziehen, um selber eine zu gründen. Sie gibt tolle Massagen und schreibt auch einen Blog. Ihre Reflexionen zu Inanitah sind aus einer ganz anderen Sicht als meine geschrieben aber mindestens ebenso interessant.

Mein Fazit: Inanitah ist sicher ein Highlight meiner Reise, aus dem ich viele Inspirationen und auch eine Erweiterung meines persönlichen Netzwerkes mitnehme. Allerdings wäre mir die Tatsache, dass sich die Zusammensetzung der Gemeinschaft alle paar Tage ändert auf die Dauer zu anstrengend. Man fängt ja quasi immer wieder von vorne an und mit jedem der geht, gibt es auch einen Verlust an Energie. Das wäre mir zum dauerhaft dort leben zu anstrengend. Man kommt kaum über die erste Phase einer Gemeinschaft hinaus, die Scott Peck als Pseudogemeinschaft beschreibt. Das ist sowas wie die Anfangseuphorie, wo alles wie rosa Wölkchen aussieht und man die eigenen Wunschvorstellungen aufeinander projeziert, ähnlich wie beim frisch verliebt sein. Aber ich habe genug flüchtiges Vorbeiziehen die letzten 2 Jahre in meinem Leben gehabt: Ich möchte die Tiefe einer längerfristigen Beziehung. Sowohl für meine Gemeinschaft, in der ich mich sehe, als auch für die Zweier-Liebes-Partnerschaft, die ich hoffe zu finden, nachdem ich wieder sesshaft geworden bin…

Aber Inanitah ist ein Ort auf meiner Liste, an den ich gerne mal wieder zurück kehren möchte!

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang ein Tarot-Karten-Reading zum Thema: past, present und future.

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Die Vergangenheit ist durch den „page of pentacles“ charakterisiert. Planen, Veränderungen durchführen, abwägen und schliesslich die Pläne in die Tat umsetzen.

Aktuell ist es die „world“. was ja gut zu meiner Reise passt, die sich rundet und wo es um Ganzheit und neue Kombinationen geht.

Und für die Zukunft steht die „empress“ auf dem Plan, wo es um Erdverbundenheit und einen lustvollen Neuanfang geht. Ja, das hört sich gut an…. 🙂


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