Wo die blauen Gipfel ragen, lockt so mancher steile Pfad: Von Hütte zu Hütte

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Von El Bolson aus habe ich mir eine mehrtägige Wanderung herausgesucht: Hinauf zum Hielo Azul (einem Gletscher) und anschliessend hinüber zum Cajon Azul (wörtlich „blaue Kiste“ – d.h. eine Art Klamm).

Die Logistik war mal wieder herausfordernd. Am Vortag war sämtlichen Geldautomaten des Ortes das Geld ausgegangen – ich hatte mich schon gefreut, dass es ausnahmsweise mal keine Schlangen vorm ATM gab….Na gut, wenn ich sparsam bin, dann könnte mein Bargeld gerade noch reichen…

Es gibt nur einen Bus täglich, der zu dem 15 km entfernten Ausgangspunkt fährt. Morgens um 8 vom Ortszentrum aus. Deswegen habe ich mir schon am Abend vorher ein Ruftaxi organisiert, da ich keine Lust hatte die 3 km so früh zu laufen. Bestellt für 7:30 Uhr und Haby, die Wirtin, sagte mir, dass sie zur Sicherheit morgens früh noch mal nachhakt, damit es auch wirklich klappt. Ich frühstücke also gemütlich und um 7:35 Uhr frage ich mal bei Jorge, dem Wirt nach, da noch kein Taxi da ist und auch von Haby nichts zu sehen ist. Er versucht zu telefonieren, aber das Festnetzt ist ausgefallen, auch das Internet geht nicht. Und das Handy hat hier manchmal Empfang, manchmal nicht – um diese Zeit nicht. Um 7:45 Uhr hat das Handy eines Gastes Empfang und Jorge versucht das Taxiunternehmen zu erreichen – es klingelt aber keiner geht ran. Ich bin jetzt ziemlich sauer, packe meine Sachen und stelle mich an die Strasse zum trampen. Um 7:55 Uhr gebe ich schon fast auf, aber ein paar Einheimische geben mit den Tipp, dass der Bus auch direkt hier vorbei fahren würde. Mir kommen Zweifel, ich zeige ihnen meine Karte, wo keine Querverbindung eingezeichnet ist, aber sie bestätigen mir, dass der Bus fahren würde, es seien eben nicht alle kleinen Strassen eingezeichnet. Um 20 nach 8 kommt tatsächlich ein Bus, aber mit einer anderen Aufschrift. Ich frage den Fahrer nach meinem Ziel, aber der sagt mir, dass hier kein anderer Bus fahren würde, mein Bus würde vom Zentrum aus fahren. Nun gut, ich steige trotzdem ein, weil er zumindest ein Stück in die richtige Richtung fährt. Er lässt mich an der Kreuzung raus, von woaus ich „nur“ noch 8 km zum Ausgangspunkt zu laufen habe.. Dort begrüsst mich erst mal ein verblichenes Schild mit den 7 Schwaben:

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Auf den ganzen 8 km begegnet mir kein einziges Auto, aber an einem einsamen Bauernhof frage ich nach dem Weg und erfahre, dass ich richtig bin. Schliesslich bin ich dann um 10:30 Uhr am eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung, wo mich eine „deutlich sichtbare“ Beschilderung begrüsst. Immerhin entnehme ich der Beschreibung, dass es 7 Stunden bis zur Hütte dauern würde und dass der Weg rot/weiss markiert wäre:

Tatsächlich habe ich die 15 km und 1000 Höhenmeter aber dann schon nach knapp 5 Stunden bewältigt..und da waren etliche Pausen dabei. Die Wegmarkierung war gelb/rot statt schwarz/weiss….Also halb so wild. Nach der anfänglichen Flussüberquerung des Rio Azul ging es überwiegend im Wald hoch ohne grosse Aussicht (aber immerhin schattig bei den schweisstreibenden Temperaturen). Erst kurz vor der Hütte öffnet sich der Blick auf das schöne Hochtal, in dem diese liegt. Die Unterkunft ist recht urig und einfach, aber ok. Ich habe nur etwas Bedenken wegen der Belegung, da ich beim Einchecken erfahre, dass man sich die Matratze ggf. mit jemandem teilen muss – 90 cm zu zweit? Nun ja, frisch verliebt mit der Frau meiner Träume sicher wunderschön, aber zusmmen mit einem ungewaschenen, verschwitzten Typen, der vielleicht noch schnarcht? No, gracias!!! Ich habe Glück und es füllt sich zwar, aber es sind nur einzelne Paare, die sich die Matratze teilen – ich habe eine für mich und es gibt im ganzen Raum, in dem ca. 60 Personen nächtigen keinen einzigen Schnarcher!

Am Spätnachmittag werde ich dann noch Zeuge einer Bergrettung per Hubschrauber. Ein junger Typ hat gemeint er könne eine 2 m hohe Kaskade herunterhüpfen und hat sich dabei am Kopf verletzt und beide Knöcher gebrochen. Es gibt keine organisierte Bergrettung, aber irgendwie gelingt es dem Hüttenwirt über Funk einen Hubschrauber anzufordern, der sonst für die Waldbrandbekämpfung eingesetzt wird – was schon fast ein Wunder ist, da in der Gegend gerade wegen der grossen Hitze und Trockenheit einige Waldbrände wüten. Der Hüttenwirt ist sehr froh, denn sonst hätte er den Verletzten selber auf einer Trage den ganzen Weg ins Tal bugsieren müssen…..

Ich mache es mir gemütlich, lese ein Buch und am nächten Morgen mache ich auf ohne Gepäck die knapp 500 Höhenmeter bis zum Gletscher zurück zu legen. Der ist zwar nicht so spektakulär, da durch einen Erdrutsch und Altschnee bedeckt, aber ich bin in einer guten Stunde oben und habe einen schönen Blick ins Tal. Allerdings bläst der Wind sehr kräftig und es wird richtig kalt:

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Ich wandere dann an diesem Tag noch etliche Stunden, mache ausgiebige Rast an einem 1500 m hoch gelegenen Bergsee, der „natacion“ (d.h. Schwimmen) heisst und nehme die Aufforderung wörtlich, obwohl es mir vor Kälte fast den Atem nimmt…Aber die Sonne brennt heiss und von daher ist es fast wie ein Tauchbad nach der Sauna..

Dann geht es 900 Höhenmeter runter zum Cajon del Azul, einer grösseren Hütte, die aber schon sehr überfüllt aussieht. In 40 min Entfernung gibt es jedoch eine weitere Hütte, die weniger überlaufen sein soll. Ich bin schon ziemlich müde nach dem vielen Laufen, aber diese kurze Strecke das Tal hoch werde ich schon noch schaffen. Dort angekommen, erfahre ich jedoch, dass die Hütte auch dort knallvoll ist. Ich könnte mich noch dazwischen quetschen, aber müsste mir die Matratze mit jemandem teilen – nein danke! Also nochmal ne knappe Stunde weiter das Tal hoch. Und dort angekommen, habe ich dann Glück: Eine tolle Lage, ein uriger Gaucho-Hüttenwirt und nur eine Handvoll Leute:

Ich treffe die beiden netten Mädels aus Köln wieder und noch einen Argentinier, den ich auch vorher schon gesehen hatte. Wir verbringen einen netten Abend zusammen und am nächsten Tag machen wir noch etwas Acroyoga, bevor die anderen weiter ziehen:

Ich beschliesse nach der Mammuttour des Vortages einen ruhigen Tag einzulegen. Ich finde einen tollen Platz am Fluss, wo ich ganz für mich mich nackt sonnen kann und der mich an der Ort meiner Visionssuche erinnert. Es tut gut dort zu sein! Am Abend habe ich meinen Muskelkater gegen einen Sonnenbrand eingetauscht 😉

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Am nächsten Tag mache ich mich dann auf einem recht breiten Weg auf den Rückweg, wieder zurück auf den ausgetretenen Pfaden der Massen:

Vom Endpunkt soll eigentlich ein Bus zurück nach El Bolson fahren, aber ich höre, dass gerade einer gefahren sein soll. Und wann der nächste kommt, weiss natürlich niemand.. Also laufe ich noch einige Kilometer, bis mich jemand mit dem Auto mitnimmt.

Ich treffe Vorbereitungen, um nach Chile weiter zu reisen, aber ich bekomme nur ein Busticket bis zur nächsten Stadt Esquel. Wie und ob es danach eiter geht, kann mir niemand sagen und auch im Internet finde ich nichts. Ich muss mich dann durchfragen….

Ich versuche mich im Ort direkt einzuquartieren, um am nächsten Morgen sicher den Bus zu erwischen und nicht wieder ein Taxi-Fiasko zu erleben, aber es ist alles entweder voll oder kostet mehr als 100 Dollar die Nacht.


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El Bolson – Ex-Hippies, Earthships und mehr

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Nach Bariloche macht die Ankunft in El Bolson erst mal einen guten Eindruck. Ein beschauliches Städtchen- eher etwas „angegefreakt“ mit netten Cafes die Govinda, Ganesh, etc….. heissen.

Die Nahverkehrssituation ist genauso schlimm wie in Bariloche. Es gibt zwar einen Fahrplan, aber der ist nicht verlässlich. Ich kaufe noch im Supermarkt ein, um es gerade rechtzeitig vor der Abfahrt des Buses zu schaffen, der mich die 3 km bis zu meinem Hostel bringt…. und warte dann 40 min mit der Unsicherheit, ob er überhaupt kommt. Im Fahrplan steht er fährt 13:45 Uhr eine Einheimische meint er fährt gegen 14 Uhr (oft auch gar nicht) und tatsächlich kommt er dann um 20 nach zwei.

Das Hostel liegt recht nett mit einem grossen Garten, aber die nahe Hauptstrasse dröhnt doch ziemlich herüber. Aber die Gastgeber sind sensationell freundlich und schaffen eine tolle Atmosphäre – man merkt sie machen den Job mit Leib und Seele. Abends wird das Asado angeschmissen und ich kann mein Bife de Chorizo dazu legen und habe nette Gesellschaft. Jorge, der Besitzer des Hostels bemerkt, dass es zwar früher mal ein Hippie-Town gewesen sei, aber nun kommerzialisiert wäre: „Wenn ich ihm einen echten Hippie zeigen könnte….“. Er meint es sei nur noch ein Marketing-Instrument sich als Hippie zu verkleiden, um mehr Umsatz zu machen… Es erinnert mich etwas an das Tollwood-Festival in München.

Am kommenden Tag erkunde ich den Ort und schaue mir ein Earthship-Bauwerk an, das gerade fertig gestellt wurde. Eine etwas einfachere Ausführung als das Projekt in Neuseeland und durch die Tatsache, das es als Hotel betrieben wird, stellt eine besondere Herausforderung dar, da das Nutzerverhalten ziemlich unvorhersehbar ist. Aber auch hier das gleiche Prinzip: Regenwasser wird eingefangen und mehrfach verwendet: Zuerst zum Duschen, dann zum Bewässern des Indoor-Gartens, dann als Klospülung, dann über einen Tank mit aktiven Bakterien als Outdoor-Gartendünger. Als Trinkwasser und zum Auffüllen des Tanks in der trockenen Jahreszeit wird jedoch Stadtwasser verwendet. Um hier auch Regenwasser zu verwenden müsste ein aufwändigerer Filter installiert werden. Die Solarthermie-Anlage ist auch recht klein gehalten und nur mit 300-Liter Speicher. Bei schönem Wetter durch die Vakuumröhrenkollektoren kein Problem, aber bei bewölktem Wetter wird über Gas zugeheizt. Und die 12 V-Photovoltaik-Anlage dient nur zum Antrieb der Wasserkreislaufpumpen, ansonsten ist die Anlage ans städtische Stromnetz angeschlossen, mit dem auch die Batterie der Solaranlage ggf. nachgeladen wird, um eine zu starke Entladung zu verhindern. Schön sind auch die Jurten, dei als zusätzlicher Wohnraum dienen:

Ich mache noch einen Ausflug zum nahegelegenen Lago Puelo:


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Bariloche – Partytown in famoser Landschaft

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Als ich in Bariloche ankomme, bin ich erst mal enttäuscht: Eine Grossstadt…..Shops, Verkehrschaos! Das Hostel, das ich reserviert habe, sieht ziemlich nach einer Party-Location aus: Mittags stehen noch die Bierflaschen der letzten Nacht herum und der tätowierte Typ an der Rezeption sieht auch nicht sehr frisch aus.. Aber letztlich sind dort alle sehr nett und ich kann relativ ruhig schlafen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Nachmittag schaue ich noch beim Andenverein vorbei und hole mir Tipps für Touren. Spontan entscheide ich mich noch zum Cerro Campanaria zu fahren. Phantastische Aussicht und nur ne gute halbe Stunde Aufstieg. Den Sessellift ignoriere ich natürliche, sind ja nur gut 200 Höhenmeter. Und oben gibt es sogar Apfelstrudel und Capuccino…

Es sind sehr viele Leute aus Buenos Aires dort – fast alle die dich treffe. Buenos Aires muss quasi leer sein – alle sind in die Berge oder ans Meer gefahren. Sogar die Karte für den öffentlichen Nahverkehr ist dieselbe wie in Buenos Aires.

Allerdings fahren die Busse sehr chaotisch und alles andere als nach Fahrplan. Also trampe ich zurück, mit drei verschiedenen Autos und nur sehr geringer Wartezeit dazwischen. Ich glaube diese Art zu reisen gefällt mir: Man lernt interessante Menschen kennen…

Am nächsten Tag nehme ich mir eine grössere Bergtour vor, zu einem Refugio (einer bewirtschafteten Berghütte). Ausgerüstet mit einer Beschreibung vom Andenverein, dem Fahrplan-pdf der Buslinie und Wegzehrung mache ich mich auf den Weg. Ich bin argentinisch spät dran – erst nach 10 Uhr breche ich auf. An der Bushaltestelle bekomme ich sehr unterschiedliche Auskünfte: Ja, der Bus fährt von hier ab, nein, ich müsse bis zur 18 fahren und dann umsteigen (was zum Teufel ist die 18?). Nach über einer halben Stunde Wartezeit treffe ich ein paar Jungs, die auch auf den Cerro Lopez wollen. Sie sagen auch, man müsse erst mit der Linie 20 bis zum Kilometer 18 fahren (aha, das heisst also die 18…) und dann umsteigen. Einer von denen ist Profi-Fussballer, der sogar mal ein Jahr für die Stuttgarter Kickers gespielt hat. Eine weitere halbe Stunde später kommt tatsächlich ein überfüllter Bus der Linie 20, der uns ca. 40 m später am Kilometer 18 ausspuckt. Dort stehen ca. 30 Leute und warten auch auf den Anschlussbus, seit fast einer Stunde… A la mierda mit irgendwelchen Plänen im Internet…funktioniert nicht! Nach weiteren 45 Minuten Wartezeit macht sich die Meinung breit, dass der Bus wohl nicht mehr kommt heute und wir teilen uns auf zum trampen. Ob die anderen Jungs jemals angekommen sind, weiss ich nicht. Ich bin jedenfalls um 14 Uhr am Ausgangspunkt der Wanderung – fast 4 Stunden für 30 km, und etlichen Stunden Wartezeit in der prallen Sonne. Ich habe schon leichte Kopfschmerzen. Aber ich raffe ich auf die Wanderung in Agriff zu nehmen, die zu allem Überfluss mindestens zur Hälfte in der sengenden Sonne verläuft, sehr steil ansteigt und von Viechern begleitet wird, die den deutschen Bremsen ähneln.

Trotz dieser widrigen Umstände staune ich über meine Kondition: Die 800 Höhenmeter sind in gut 2 Stunden bewältigt und die Blicke unterwegs sind wirklich toll! An der Hütte überlege ich, ob ich noch bis zum Gipfel austeigen soll, aber nach einem Päuschen, werde ich dann doch ziemlich träge, so dass ich das nicht mehr mache, sondern einfach wieder absteige. Auf der Rückfahrt habe ich Glück: Von einem Bus ist natürlich wieder weit und breit nichts zu sehen, aber nach kurzer Wartezeit nimmt mich ein Tourist aus der Provinz San Luis mit. Er fährt direkt bis nach Bariloche und wir machen zwischendurch noch ein paar nette Fotostopps:

 

 

 

 

 

 

 

 

Was wäre eine Reise ohne die Musik des Landes, die das Lebensgefühl wiederspiegelt? Diese Musik hat sich wie ein Ohrwurm bei mir festgesetzt und wird für immer mit diesem Südsommer zum Jahreswechsel 2015/2016 verbunden sein:

 

 


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Berge und Seen Patagoniens – fast wia dahoam

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Am folgenden Tag breche ich auf nach Villa la Angostura über die berühmte „ruta de los 7 lagos“. Ein wunderbarer See reiht sich an den anderen und die Landschaft ist auf diesen 110 km wirklich spektakulär. Aber Rad fahren wollte ich auf dieser vielbefahrenen Strasse nicht, zumindest nicht zu dieser Jahreszeit, wo sich unzählige Autos, Busse und Motorräder entlang quälen. Mein muss eben aus dem Fahrzeug aussteigen und in die Natur hinaus wandern, um deren Schönheit so richtig zu spüren. Für Kaffeefahrten mit dem Bus bin ich noch zu jung.

Villa La Angostura gefällt mir ausgesprochen gut. Die Lage ist traumhaft und das Hostel, das ich vorab gebucht hatte liegt ansprechend und ruhig in einer Seitenstrasse.

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Interessant finde ich auch, dass es hier kombinierte Kinder- und Altenheime gibt:

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Ich erfahre, dass hier die Mächtigen und Reichen ihre Ferienvillen haben. Auch Argentiniens neugewählter Präsident Macri, der offenbar keine Berührungsängste mit Grossindustriellen hat, ist gerade dort bei einem amigo zu Gast.

Nach einem argentinisch-späten Mittagessen, entschliesse ich mich um 16:30 Uhr noch zu einer Bergwanderung aufzubrechen. Bereits nach einer Stunde ist ein herrlicher Aussichtspunkt erreicht und ich habe Appetit auf mehr. Wie weit kann ich gehen, ohne Gefahr zu laufen von der Dunkelheit überrascht zu werden? Die Karte von der Touristeninfo ist ein schlecher Witz, die Beschilderungen unklar und so frage ich mich etwas durch und bekomme ein Gefühl für Möglichkeiten. Und wieder einmal bewährt sich die Offline-Karte von OSM (open street map) mit deren Hilfe ich mich per GPS auf dem handy orientieren kann, auch wenn ich kein Mobilfunk-Signal habe. Dort ist ein Weg eingezeichnet, der bis zu einem Berggipfel (oder in deren Nähe..) führt und von dortaus über eine andere Route wieder zurück in den Ort führt. Das wären allerdings fast 1000 Höhenmeter. Ich setze mir ein Limit, dass ich um 19:30 Uhr oder spätestens 20:00 Uhr umdrehen werde. Der Pfad ist gut mit roten Punkten markiert und bietet nun fast durchgehend atemberaubende Aussichten. Wenn nicht die Pflanzen andere wären, dann könnte ich meinen ich spaziere gerade irgendwo oberhalb des Tegernsees einher, so sehr erinnert mich die Landschaft an „dahoam“…

Um kurz nach halb acht erreiche ich einen beschilderten Abzweig zu einem „cajon negro“. Keine Ahnung wo das ist, aber laut GPS stimmt die Richtung und ich bin ganz froh nicht ganz bis zum Berggipfel aufsteigen zu müssen, um die Runde vollenden zu können. Ich bin immerhin auch schon fast 800 Höhenmeter aufgestiegen… Der Pfad führt hinunter in eine Schlucht und dort erreiche ich dann tatsächlich auch den anderen Weg, der auf der OSM-Karte eingezeichnet ist. Ich mache noch einen Abstecher zu einem Wasserfall und als es um 22 Uhr dunkel wird, bin ich schon ganz in der Nähe des Ortes, am Rand eines Reservats der Mapuche-Indianer. Was dann folgt ist ein ziemliches Gewirr aus kleinen Pfaden, über Zäune und kleine Bäche hinweg. Ohne GPS und Stirmlampe hätte ich mich da garantiert verirrt…

Im Hostel angekommen ist um 23 Uhr Rushhour in der Küche. Alle sind am Abendessen kochen, bzw. essen. Es sind fast keine Ausländer da und deswegen geht es sehr argentinisch zu. Ich setze mich noch bei meinen Zimmergenossinen dazu (zwei Steueranwältinnen aus Buenos Aires), trinke ein Bierchen und wir unterhalten uns nett. Wenn ich vorher geglaubt hatte, dass das deutsche Steuerrecht kompliziert wäre, dann erfahre ich, dass das argentinische noch deutlich komplexer ist. Man muss nämlich drei verschiedene Steuererklärungen machen: Eine auf kommunaler Ebene, eine auf Provinzebene und eine nationale. Und für jede gibt es andere Steuersätze und Vorschriften. Und zu allem Überfluss genügt es auch nicht das einmal im Jahr zu machen , sondern die Erklärungen sind alle 3 Monate fällig. Aber wir reden nicht nur über trockene Themen, sondern philosphieren auch ganz interessant über das Leben und das Reisen. Was mir gefällt ist, dass man sich in Argentinien – wenn man sich nicht total unsympathisch ist – gerne beim Erzählen kurz berührt…am Arm oder an der Schulter. Und da beide auch ziemlich hübsch sind, träume ich als ich später im Bett liege, noch von ganz anderen Berührungen…aber es bleibt beim träumen….

Am folgenden Tag nehme ich mir zur Erholung die Halbinsel vor, an dessen Spitze der „bosque de los Arrayanes“ ist, eine seltene Baumart mit gelblichen Stämmen. Es sind 13 km einfachen Wegs, mit lediglich leichtem Auf und Ab. Ich könnte eine Strecke mit dem Boot fahren, aber der Fahrpreis liegt bei 25 Dollar und dies finde ich unangemessen viel! Schon der Eintritt auf die Halbinsel kostet für Ausländer, die nicht aus dem Mercosur kommen 8 Dollar. Also laufe ich die Strecke und geniesse die Natur und die Ausblicke. Auf dem Rückweg gibt es 5 km, die nicht so spannend sind, d.h. nur Wald und ebener, breiter Weg, Und da fange ich an zu joggen und merke, dass ich nach der gestrigen Bergtour und den heutigen 20 km noch ziemlich fit bin und die ganze Strecke und Probleme durchlaufen kann. Das fühlt sich gut an und ich bin stolz auf mich!

Die Bootsstege in der Sonne, die Strände mit Bergblick, die schattigen Wälder – fast wia dahoam! Und ich bekomme fast so etwas wie Heimweh….vielleicht werde ich mich ja doch einfach wieder in Oberbayern nieder lassen. Schee iss scho da!


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Neujahr: Ab in den Süden

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Am Sylvesternachmittag beginne ich mal so langsam meine weitere Reise zu planen. Und ich merke, dass es in der Hauptferienzeit gar nicht so einfach ist bezahlbare Unterkünfte zu buchen, bzw. noch einen Platz im Bus zu ergattern. Ergebnis: Entweder ich fahre bereits am Neujahrstag los, oder dann erst eine ganze Woche später. Ich entscheide mich für erstere Option, da ich ja schon über 2 Wochen in La Plata bin und es Zeit wird weiter zu ziehen.

Mora hat mir eine nette, handgemalte Karte angefertigt mit Tipps für meinen Roadtrip:

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Da es jeweils nur noch ganz wenige freie Unterkünfte und Sitzplätze im Bus gibt, plane ich gleich mal die nächsten 10 Tage voraus. Und das in einem Land wie Argentinien…..ob das wohl gut geht?

Die erste Station ist San Martin de los Andes. Von La Plata aus ist ausgebucht, aber von Buenos Aires geht noch was. Gut 20 h Busfahrt für ca. 1600 km. Ich plane ausreichend Pufferzeit ein, um am zentralen Busbahnhof in Buenos Aires, dem Retiro anzukommen. Dort wird mein Bus lange nicht angezeigt und dann gibt es einen, der um 20:15 statt 20:20 Uhr bei gleichem Ziel mit der gleichen Busgesellschaft einfährt. Als ich einsteigen will, erfahre ich, dass dies nicht mein Bus ist und der um 20:20 Uhr wegen technischem Defekt ausfällt. Ich soll dringend beim Schalter vorbei schauen. Na toll! Warum gebe ich eigentlich bei der Buchung meine Mailadresse und Handynummer an, wenn nicht für solche Fälle? Am Schalter erfahre ich, dass ich auf einen anderen Bus um 21:00 umgebucht wurde, der allerdings mit Neuquen ausgeschildert sei. Ich frage, wie sich das auf die Fahrtzeit auswirkt und ob ich umsteigen muss? Nein, ich müsse nicht umsteigen und ausserdem würde dieser Bus eine direktere Route nehmen, so dass ich etwa zur selben Zeit ankommen würde. Also gut…. Aber natürlich ist meine Sitzplatzreservierung weg und sie wollen mich erst im unteren Stock ganz hinten unterbringen, wo einem die Aircondition die ganze Zeit lärmend in den Nacken bläst. Ich protestiere und kriege noch einen ganz guten Platz im zweiten Stock.

Der Bus klappert so ziemlich alle westlichen Vorstädte von Buenos Aires ab und es dauert bis 13 Uhr am nächsten Tag bis wir Neuquen erreichen. Es kommt keine Info, wie das mit der Weiterfahrt laufen soll. Auf Nachfragen erfahre ich, dass wir den Bus wechseln müssten, jedoch der andere schon bereit stünde. Dies ist natürlich nicht der Fall und es dauert noch mal eine halbe Stunde, bis der nächste Bus kommt. Es wird dann auch bald Mittagessen serviert und ich frage ob es Wein gibt. Der Stewart fragt erst ganz beflissen, was für einen ich denn gerne hätte – rot oder weiss? Als ich sage ich hätte gerne einen roten, merke ich dass er mich auf den Arm nehmen wollte. Es gibt Sprite oder Sprite. Ich sage, dass es im letzten Bus jedoch diese Auswahl von Wein, Bier, Whiskey, Kaffee, etc.. gegeben hätte. Er erwiedert, dass sei bestimmt ein anderes Busunternehmen gewesen und nennt einige Namen der Konkurrenz. Nein, ich versicher ihm dass es das gleiche Unternehmen gewesen sei. Er zuckt mit den Schultern – ich trinke Sprite….

Der Bus macht noch zahlreiche weiter Stopps und die geplante Ankunftszeit von 16.30 Uhr ist schon lange überschritten und die Berge sind noch nicht mal von Ferne zu sehen. Endlose Weiten der Pampa! Topfeben…

Um 20:30 Uhr kommen wir schliesslich in San Martin an.

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Ich hatte dort nur einen Tag eingeplant und der ist schon fast vorüber. Am nächsten Morgen um 10:30 Uhr geht es bereits weiter. Aber die guten Nachrichten sind, dass wir soweit nach Südwesten gefahren sind, dass die Sonne mehr als eine Stunde später untergeht, d.h .erst um viertel nach Neun und auch um Zehn ist es noch ein wenig dämmerig.

Also geniesse ich einen kleinen Abendspaziergang und gehe anschliessend Pizza essen. Dazu gibt es „cerveza artesanal“ – nein das ist kein künstliches Bier, sondern Bier von kleinen unabhängigen Brauereien, was bisweilen deutlich besser als das allgegenwärtige Quilmes ist. Auf dem ersten steht auf dem Etikett „Rauchbier“ und das zweite ist ein „Weizenbier“ – ziemlich gut, aber auch teuer.

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Es ist Samstagabend, weihnachtliche Sommerhochsaison und der Ort brummt. Vieles erinnert an Tirol, nicht nur die Skiwerbung:


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