Muelle del alma – Seelenflugplatz

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Wieder mal ein magischer Ort mit einer schönen Legende, nur 40 min Busfahrt und eine halbe Stunde Fussmarsch vom Designerhaus entfernt:

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Diese Legende, die sich in ähnlicher Form bei vielen indigenen Völkern und auch bei den versteinerten Antroposophen wieder findet, beschreibt wie ich finde in sehr passender Weise, wie das mit den Seelen und den Inkarnationen funktioniert. Für mich macht das Sinn und da es mir so gut gefallen hat, übersetze ich kurz die Inschrift der obigen Tafel:

„In der vorchristlichen Entstehungs-Philosophie der Mapuche-Indianer existiert eine Universal-Seele – genannt Pu-am –  in der Seelen aller Lebewesen, Tiere, Pflanzen vereint sind. Bei der Zeugung eines Menschen löst sich aus dieser grossen Universalseele Pu-am eine individuelle Seele – genannt Am – die Teil dieses Wesens bis zum Tod sein wird. Wenn dieser Mann oder diese Frau stirbt, verlässt Am den Körper und verwandelt sich in Pillü, einem Seinszustand in dem sie sich nicht von dem familiären Umfeld lösen mag. Dieser Zustand ist jedoch sehr gefährlich, denn die Seele könnte jetzt von den Kalku (Schwarzmagiern) oder von den Wekufes (bösen Dämonen) gefangen werden. Wenn sich schliesslich Pillü von der irdischen Umgebung entfent, muss sie die Insel Ngülchenmaywe (Toteninsel) erreichen, wo sie sich in Alwe verwandelt. In diesem Zustand kann die Seele von niemandem mehr gefangen werden und so kann sie sicher zurück kehren zu Angehörigen und deren Nachkommen, um ihnen beizustehen. Wenn die Zeit gekommen ist und niemand der Lebenden sich mehr an diesen Verstorbenen erinnert, kann Alwe sich in Pu-am auflösen und wieder Teil der universellen Seele werden.“

Dieser Ort „muelle del alma“, d.h. Ablegerkai der Seele, heisst so, weil bis zu dem Tsunami von 1960 hier Höhlen existierten, in die die Brandung des Pazifik toste. Und manchmal löste sich dann aus einer dieser Höhlen ein weisses Schaumgebilde, das an ein Boot erinnerte, welches die Seelen zur Totensinsel bringt.

Wie dem auch sei. Etwas abseits vom Touristenrummel habe ich mich hingesetzt und mediitert und eine ganz besondere, magische Energie dieses Ortes wahr genommen – mal ganz abgesehen von der unglaublichen Schönheit.


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Insel Chiloe – Im Designerhaus

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Die Westküste der Insel – dort wo der Nationalpark sich mit Dünen, Klippen und langen Sandstränden entlangzieht – ist deutlich attraktiver als die Städte an der Ostküste.

Ich lande in der bisher schönsten Unterkunft meiner Reise. Es ist ein regelrechtes Designerhaus in Traumlage. Und dadurch, dass sie auch ein Dorm haben, ist es bezahlbar.

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Die weichen 2 m langen Betten mit schöner Daunendecke, die modernen Bäder. Die offene Küche, die sich an den grosszügigen Wohnraum mit Holzofen anschliesst. Die Süsswasserlagune direkt vor der Haustür mit ausgedehnten Holzterassen davor – eine davon sogar mit einem hottub bestückt (kostet allerdings 30 EUR pro Zimmer extra….). Wie aus einem „schönöer wohnen“-Journal…

Da fehlt jetzt nur noch ein bisschen nachhaltige Technik, Solaranlage und co. und dann wäre es ein mein ideales Haus. Aber dennoch hat es auch einen Haken: Der Besitzer ist ein perfektionistischer Kontrollfreak, der es nicht schafft eine warmherzige Willkommensatmosphäre zu schaffen. Und auch die Angestellten sind eher auf 4 Sterne-Hotel geschult, als auf heimeliger Hostel-Gemeinschaft. A house is not a home….

Die Gegend drumherum lädt zu Spaziergängen ein:

Und natürlich gibt es auch wieder überall „Kuchen“, wobei die Mehrzahl davon „Kuchenes“ heisst, wie ich lerne:

Ich überlege, ob ich noch eine mehrtägige Wanderung im Nationalpark unternehmen soll mit Übernachtung in einer Hütte, aber dann schlägt das Wetter um, ich habe das Gefühl schon das wesentlichste gesehen zu haben und ausserdem gibt es Schwärme von Insekten, die an die europäischen Bremsen erinnern. Sie sind zwar langsam und man kann sie gut erwischen, aber man verbringt die Wanderungen permament wild um sich herum wedelnd…

Und so setze ich mich am dritten Tag wieder ein paar Stunden in den Bus bis nach Puerto Varas – zurück in die Region, wo schneebedeckte Vulkane sich in klaren Seen reflektieren. Ich bin jetzt quasi gegenüber auf der Höhe von Bariloche – nur 70 km und eine Landesgrenze entfernt.

 


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Fidel in Castro

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Nach einer kurzen Nacht in einer hellhörigen Absteige, sitze ich tatsächlich in einem Bus, der pünktlich um 7 Uhr abfährt. Die Fahrzeit bis zum Hafenort Chaiten beträgt angeblich 3 bis 3,5 Stunden. Das Boot nach Chiloe fährt angeblich um 10 Uhr – danach das nächste erst wieder 3 Tage später…

Also eigentlich sehr unwahrscheinlich, dass ich das Boot erwische….aber mal schauen!

Ich verfolge unsere voraussichtiche Ankunftszeit im GPS: 9:28, 9:39…schliesslich 9:49 Uhr. Das wird wohl nichts mehr. Und überhaupt die Landschaft ist traumhaft mit Seen und Bergen und Gletschern…drei Tage mehr oder weniger ist dann auch wurscht. Aber die letzten 25 km vorm Hafen in Chaiten wird die Landschaft langweiliger und es wird vom Pazifik her neblig. Also doch keine Lust hier zu bleiben. Das ist wieder so ein Ort, wo es mit dem Auto kein Problem ist schöne Ausflüge und Wanderungen zu machen, aber wenn man zu Fuss in dem nebligen Kaff festhängt… Die Strasse wird besser, der Fahrer gibt Gas und wir sind 9:42 vor Ort. Allerdings ist die Agentur der Schifffahrtsgesellschaft nicht dort wie auf meiner online-Karte eingezeichnet. Schnell gefragt, gleich jemand gefunden, der sich auskennt, 3 Blocks gerannt und um 9:44 bin ich am Schalter. Wann fährt das nächste Schiff ab? Am Dienstag, also in drei Tagen… Was? Ich dachte jetzt um 10? Das ist richtig, aber es wäre 10 vor 10 und der Ticketverkauf schon geschlossen. Ich sage, es seien noch 14 Minuten… und allerdings auch noch 10 min Fussmarsch bis zum Kai. Ich setze alle meine Überredungskünste ein, ob sie nicht eine Ausnahme machen könnten und dem Schiff Bescheid geben, dass sie einfach 5 Minuten warten sollen? Da springt mir ein Passant zur Hilfe und bietet sich an mich mit dem Auto schnell hinzufahren. Also stellt sie mir schliesslich das Ticket aus… und ich werde schon nervös, als dann plötzlich der Drucker streikt….aber nur kurz und um 9:53 Uhr halte ich das Ticket in den Händen, springe ins Auto und bin 3 min später am Hafen, wo gerade der letzte LKW rückwärts auf die Fähre rangiert. Uff! Ich bin an Bord!

Die nächsten 5 Stunden auf der Fähre sind erst ziemlich kalt und neblig, aber ich habe keine Lust zwangsbefernseht zu werden im Innenraum der Fähre und suche mir einen windgeschützen Platz draussen. Zeit zu lesen, den Blick schweifen zu lassen auf die Berge die ab und zu zum Vorschein kommen und einem verliebten Pärchen zuzuschauen: Er klimpert auf der Gitarre und sie schmiegt sich schmachtend an ihn 😉

Ich lege ich ein wenig schlafen auf der Bank und irgendwann weckt mich die warme Sonne und gibt phantastische Blicke frei:

 

 

 

 

 

 

 

 

Immer mehr Leute kommen aus dem Innenraum nach draussen und es gibt noch mehr Musik:

Um 14:30 Uhr kommen wir dann in Quellon an, ich finde den Weg zum Busbahnhof und der Bus nach Castro fährt in 5 min los – heute klappt das echt ie am Schnürchen. In Castro dann erst mal ein Kulturschock: Grosse Stadt mit viel Gewusele und auf der Plaza ein DJ mit lauter, wummernder Techno-Musik…ein Festival der elektronischen Musik.

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Ich merke schon, dass ich hier nicht lange bleiben werde, aber eine Nacht zum Verschnaufen und Einkaufen ist gut, bevor es Richtung Nationalpark im Westen der Insel geht. Ausser eine hölzernen Kirche gibt es nichs besonders zu sehen:


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Gestrandet in „La Junta“ – Mit dem Daumen im Wind unterm Pinochet-Denkmal

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Am nächsten Tag ist es jedoch etwas bewölkt und ich frage mich, was ich noch in diesem Nest anfangen soll. Der nächste Bus fährt erst in einigen Tagen – sowohl Richtung Norden als auch Richtung Süden. Ich entscheide mich auf diesem Trip nicht weiter nach Süden zu fahren. Ohne eigenes Fahrzeug und ohne Zelt ist das alles logistisch zu schwierig. Und nach Süden zu nimmt die Gringodichte immer weiter zu und die Preise steigen…. Ich sage mir, dass es so viele schöne Ecken in diesem Land gibt, dass ich nicht unbedingt teures Highlight-Hopping machen muss. Das wäre ja so, als wenn ein Amerikaner in Bayern nur Neuschwanstein und die Zugspitze anschaut. Dabei gibt es soooo viele tolle Hikes, die nicht so berühmte Namen haben….

Also stelle ich mich an die Strasse und halte den Daumen in den Wind. Es ist kaum Verkehr, aber nach 40 min hält ein LKW an, der mich bis zum nächsten Ort – La Junta – mitnimmt. Es ist etwa Mittag als ich dort ankomme.

Dort sehe ich Scharen von Trampern und kaum Autos. Da es keinen Sinn macht im Pulk zu trampen, stelle ich mich nicht ganz am Ortsausgang auf, sondern etwas vorher. Da kriege ich zwar nicht allen potenziellen Verkehr ab, aber immerhin stehe ich allein, was ein Vorteil ist. Irgendwann kommt jedoch jemand von der anderen Gruppe zu mir gelaufen und macht mich darauf aufmerksam, dass sie es unfair finden, dass ich mich vor ihnen platziert hätte. Ich bemerke, dass es dort, wo sie ständen keinen Platz mehr geben würde, was sie allerdings nicht überzeugt. Sie sagen sie würden schon seit 4 Stunden warten:1 oder 2 an der Strasse und so ca. 10 Leute im Gebüsch dahinter. Na ja, ob das dann fair ist….Ich ignoriere ihre Bitte mit etwas schlechtem Gewissen , aber ich werde ob der Situation dann doch etwas egoistisch. Nach einer weiteren Stunde werden immerhin 4 von den anderen mitgenommen – just in dem Momment, wo ich mich entscheide doch meinem schlechten Gewissen nachzugeben und mich hinter ihnen zu platzieren.

Nach weiteren zwei Stunden kommt eine Lady mit einem Deuter-Rucksack (bestimmt eine Deutsche) von vorhe heran geschlappt und platziert sich an der Tanke in der Nähe – d.h. vor mir… Sie wechselt die Strategie und spricht Leute direkt an….und wird tatsächlich nach 20 min mitgenommen. Irgendwie ist es schade, aber aufgrund einer solchen Situation ist sich irgendwie dann doch jeder selbst der nächste.

Mit den Leuten, die sonst jetzt noch so rumstehen und trampen, komme ich in einen recht guten Kontakt. Allgemein hoffnunglose bis ratlose Stimmung… Einer sagt er wäre schon zweimal im Ort gewesen um nach Bussen zu schauen, aber am geschlossenen Verkaufsoffice würde nur ein Schild hängen, dass alle Busse ausverkauft seien… Nach 6 Stunden erfolglosen Wartens gebe ich auf und suche mir im Ort ein Zimmer. Dabei erfahre ich, dass am nächsten Morgen um 7 Uhr ein Bus fährt und sichere mir ein Ticket – vom Trampen habe ich erst mal die Schnauze voll. Ich weiss nicht, wo der Kollege gefragt hat, offenbar nicht dort, wo ich das Ticket ergattert habe….

Jetzt muss ich nur noch schauen, wie ich dann auf die Halbinsel Chiloe rüber komme. Die Angaben an welchen Wochentagen ein Boot fahren soll, sind ziemlich wiedersprüchlich..


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Hängende Gletscher überm Regenwald

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Ich frage mich schon, wie ich am nächsten Tag zu den 22 km südlich gelegenen hängenden Gletschern kommen soll, als ich erfahre, dass der Wirt des Hauses im dortigen Nationalpark arbeitet und mich mitnehmen kann. Eine schöne Wanderung!!! Und das Zurück-Trampen klappt mit nur 5 min Wartezeit!

 


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Puyuhuapi – auf den Spuren von Walther Hopperdietzel und Otto Übel

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Nach 6 Tagen geht ein Bus von Futaleufu auf Richtung Süden, den ich abwarte, weil ich nicht so viel Lust auf trampen habe. Nach 2 Stunden ist die berühmte carretera austral erreicht und dort geht es noch ein paar Stündchen nach Süden bis nach Puyuhuapi, das bereits auf Meereshöhe an einem Fjord liegt. Meine ursprüngliche Reservierung in einem Hostel sage ich ab, als ich noch was günstigeres finde – mit sehr netten Leuten.

Der Ort wurde in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts von 4 Deutschen gegründet, die sich aus Nazideutschland aufmachten, auf der Suche nach einem bessern Platz. 50 Jahre lang war dieser idyllische Ort nur vom Meer aus oder per Flugzeug erreichbar, bis Pinochet die carretera austral bauen liess. Der Baustil sieht ziemlich deutsch aus und natürlich gibt es wie überall in Chile „Kuchen“, mit der gleichen Bedeutung wie in Deutschland, in der Regel oral verabreicht mit etwas brauner Flüssigkeit namens Kaffee herunter zu spülen..

Im Hostel arbeitet eine nette junge Frau, die in Santiago Ökotourismus studiert und wir kommen die Tage immer mal wieder nett ins Gespräch.

 


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Reisekosten Argentinien

Hier kommt die Ausgabenübersicht für Argentinien

Durchschnittlicher Tagessatz für Unterkunft, Essen, Transport, Eintrittsgelder:

27 EUR x 49 Tage = 1347 EUR (gerundet)

Extras: Biodanza-Workshops: 200 EUR

Dies entspricht 810 EUR / Monat und ist somit das günstigste Land meiner bisherigen Reise. Das liegt allerdings nicht daran, dass Argentinien so günstig wäre – ganz im Gegenteil, sondern dass ich die meiste Zeit (30 von 49 Tagen) bei Freunden und Verwandten war, so dass ich kaum Ausgaben hatte. Der reale Tagessatz liegt also bestimmt bei 60 EUR, bei bescheidener Lebensweise. Einen grossen Unterschied zu Europa konnte ich nicht feststellen, besonders auch die Fernbusse sind extrem teuer.

Wie immer habe ich den Standard dem Preisniveau des Landes angepasst. Da es fast unmöglich ist Hotelzimmer für unter 40 EUR zu bekommen, habe ich in Dorms geschlafen und überwiegend selber gekocht. Das einzige, was wirklich viel günstiger ist als in Deutschland ist Rindfleisch. Ein Kilo bestes Rinderfilet ist für unter 10 EUR zu haben.


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Was mich an Argentinien nervt

Ich weiss nicht, ob es am Peronismus, der Korruption, an sozialistischen Idealen oder an der Mentalität liegt: Die Gesellschaft ist hochgradig ineffizient, chaotisch und so viele Dinge funktionieren nicht. Das nervt ungeheuer und es wird viel Zeit unnötig verbraten.

Das erste, was mir auffiel, war das Mobilfunknetz. Argentinien hat die schlechteste und unzuverlässigste Abdeckung von allen Ländern, die ich auf dieser Reise besucht habe. Selbst in den Aussenbezirken von grösseren Städten hat man häufig kein Netz und wenn dann ist es sehr langsam. Die Website des Mobilfunkanbieters Personal ist dermassen unstrukturiert aufgebaut, dass es unmöglich ist die grundlegenden Infos dort zu erfahren, etwa welche Datenpakete es gibt, welche Laufzeit sie haben, wieviele MB und was sie kosten. Ich bin dann extra in einen Shop des Anbieters, aber selbst der Angestellte konnte mir diese Auskunft nicht geben, weil er es auch nicht auf der Website gefunden hat. Irgendwann kam dann eine sms, als ich das erste Datenpaket verbraucht hatte, und dadurch wusste es ich es dann…

Und selbst wenn Infos auf Websites zu finden sind: In vielen Fällen sind sie nicht aktuell. Busfahrpläne, Veranstaltungen, Öffnungszeiten….allles muss man mühsam persönlich erfragen.

An vielem herrscht Knappheit, so dass sich lange Schlangen bilden: Am Geldautomaten, bei Banken, im Supermarkt (weil die Angestellten in Zeitlupe arbeiten, auch wenn 30 Leute in der Schlange stehen! Einmal habe ich ganze 27 Minuten an der Kasse angestanden um zu bezahlen, das ist Rekord….so lange hat es in keinem anderen Land der Erde gedauert! Und bei Geldautomaten ist es häufig so, dass das Geld gerade alle ist, oder unlogische Fehlermeldungen kommen, oder die Karte nicht akzeptiert wird. Argentiner vertrauen eher auf Bargeld als darauf es auf die Bank zu bringen. Es hat ja auch immer mal wieder Enteignungen gegeben, z.B. von Dollar-Konten, schlicht und einfach deshalb weil die Regierung Devissen brauchte.

Überweisungen sind auch nicht so leicht möglich, schon gar nicht von einer Bank zur anderen. Was in den meisten Ländern per app in einer Minute erledigt ist, kann in Argentinien leicht mehrere Stunden dauern. Erst an einer Bank Nummer ziehen, eine Stunde warten, Bargeld erhalten, dann zur nächsten Bank und das Spielchen beginnt von neuem.

Vieles andere ist auch umständlich. Zum Beispiel das Pfandflaschensystem. In manchen Läden bekommt man keine Flasche, wenn man nicht vorher Leergut zurück gibt, in der gleichen Anzahl. Und will man Leergut zurück geben, dann musss man nachweisen, dass man die Flasche auch dort gekauft hatte. Einmal hat es eine halbe Stunde gedauert, weil ich die Flasche in einer anderen Filiale in einer anderen Stadt abgeben wollte, Trotzdem ich den Kassenbon hatte, musste erst aufwändig telefoniert werden, ob auch alles seine Richtigkeit hat und es musste ein Formular ausgefüllt werden, unterschrieben werden, vom Filialleiter abgesegnet werden….. alles um eine Bierflasche zurück zu geben. Im Raum Buenos Aires ist es mitunter weniger schwierig, aber in der Provinz ungeheuer umständlich.

Im menschlichen Miteinander ist es zwar sehr herzlich und freundschaftlich, aber es herrscht nur sehr wenig Verbindlichkeit. Alles ist im Fluss und Verabredungen für den Abend des selben Tages oder gar für morgen werden oft nochmal geändert oder abgesagt. Wer kann schon so weit vorausplanen? Ein Argentinier machte sich mal über die Deutschen lustig: Er hätte Freunde in Deutschland, die in 4 Monaten kommen wollten und jetzt schon einen Termin abstimmen wollten. Das wäre doch vollkommen absurd…. wer könne denn wissen, was in 4 Monaten wäre?

So freundlich die Argentinier im Umgang sind….. im Strassenverkehr sind sie gnadenlos. Für Fussgänger oder Radler zu bremsen? Kommt überhaupt nicht in Frage! Selbst wenn man abbiegt wird nicht gebremst und nach Fussgängern geschaut. Als solcher hat man stets das Gefühl gejagt zu werden, wenn gerade mal wieder ein Auto um die Kurve geschossen kommt und einen zum Spurt nötigt.

Der Autoverkehr hat im übrigen die letzten 10 Jahre so stark zugenommen, dass die Lebensqualität in den Städten enorm abgenommen hat. Überall Autolärm, kein ruhiges Flanieren mehr. Das Bussystem wurde eher ausgedünnt und Fahrräder als Verkehrsmittel sind weitgehend unbekannt. Auf Langstrecken gibt es hervorragende Busse, aber in den Städten und der eigenen Region fährt man eben mit dem Auto, wenn man es sich irgendwie leisten kann.


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Was ich an Argentinien liebe

Argentinien war bisher der einzige Ort auf der Welt, wo ich mir hätte vorstellen können zu leben . …von Deutschland mal abgesehen. Aber das war Anfang der 90-er und seitdem hat sich viel verändert. Es ist nicht mehr ein Land in dem ich leben wollte, aber es gibt dennoch vieles, was ich liebe.

Die Menschen sind sehr offen und freundschaftlich. Egal wo du herkommst, du bist erst mal nicht ein Fremder, der misstrauisch beäugt wird, sondern ein Freund. Vielleicht hat es ein bisschen mit der Hautfarbe zu tun, als dunkelhäutiger Mensch hat man es nicht ganz so einfach, da gibt es Vorbehalte und einen latenten Rassismus…zumindest bei einigen.

Argentinier sind Gruppenmenschen mit einer hohen Integrationsfähigkeit. Gibt es irgendwo eine Gruppe, wo Mate getrunken wird und man kommt etwas ins Gespräch wird man unter Garatie eingeladen mit zu trinken. Überhaupt das Mate-Ritual ist ein liebenswüridger Kult. &vas a tomar un mate?& ist eigentlich eine Einladung für Quality-time zusammen. Beim Matetrinken herrscht Präsenz, niemand liest nebenher, telefoniert oder checkt sein smartphone. Es ist eine Zeit zum Gedankenaustausch, miteinander teilen, miteinander lachen, flirten. Und innehalten, in der Routine, in der man gerade ist. Und diese Gelegenheit wird gerne und oft wahr genommen. Anders als im Nachbarland Uruguy, wo die Leute mit ihrer Thermoskanne und und ihrer Bombilla geschäftig herum laufen und sogar beim Gehen trinken…. Aber die Argentinier haben ja eher ein gemütliches Arbeitstempo und machen auch gerne Pausen. Weit weg von deutschem Effizienzdenken.

Die Weite der Landschaften ist auch beeindruckend. Argentinien ist mehr als 10 mal so gross wie Deutschland, hat aber nur halb so viele Einwohner….von denen die meisten wiederum in der Provinz Buenos Aires wohnen. Das meist man muss nur ein bisschen auf den Ortschaften und Städten heraus fahren und man sieht unverbautes, weites Land, oft so weit der Horizont reicht.

Die meisten Argentinier sind stark an Politik und am Weltgeschehen interessiert. Entweder links oder rechts: Ich habe keinen getroffen der neutral ist oder den die Politik nicht interessiert. Ständig gibt es Demonstrationen, Streiks, Initiativen…. Das gefällt mir besser als die &Egal-Haltung&, d.h. man kann ja eh nichts machen und zieht sich ins Private zurück.

Die Grillfeste – asados – sind legendär! Phantastisches Fleisch bis zum Abwinken. Man rechnet mit ca. 1 kg Fleich pro Person. Ich bin Teilzeitvegetarier – aber in Argentinien habe ich damit ausgesetzt. Ich hätte mich sonst an den Rand des sozialen Miteinanders gestellt und mich fleischliche Genüsse gebracht.

Und nicht zuletzt die Vielfalt der Landschaften: Über 5000 km von Nord nach Süd. Von den Breitengraden her reicht das wie von Nordafrika bis nach Skandinavien. Wüsten, Steppen, Pampa, Küsten, Berge, Gletscher, Seen…..


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Von Argentinien nach Chile: Bis ans Ende der Welt und dann noch ein Stück weiter

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Ich bin recht froh dem argentinischen Chaos zu entfliehen. Die Leute sind ja sehr nett und freundschaftlich, aber es ist alles bis zum Anschlag ausgebucht, voll, heiss, überall muss man Schlange stehen und auf nichts Organisatorisches ist Verlass, so dass die Logistik ärgerlich viel Zeit verschlingt.

Diesmal klappt es zumindest mit dem Taxi und auch der Bus fährt mit lediglich einer halben Stunde Verspätung. In Esquel angekommen, erfahre ich dass nur zweimal wöchentlich ein Bus bis zur Grenze fährt – der nächste morgen. So lange möchte ich nicht warten und hüpfe in einen lokalen Bus, der bereit steht und mich nach Trevelin bringt, immerhin 20 km weiter Richtung Grenze. Von dort sind es nur noch 40 km bis nach Chile und 50 km bis zum dem Ort Futaleufu, wo ich bereits ein Hostel reserviert habe. Das müsste doch per Autostopp machbar sein. Immerhin ist es erst 14 Uhr und die Grenze soll bis 20 Uhr geöffnet haben.

Nach fast einer Stunde Wartezeit an der Stelle, wo der Asphalt aufhört, nimmt mich doch tatsächlich jemand mit, allerdings nur bis zur nächsten Kreuzung. Ich stehe dann alleine in weiter Landschaft, weit und breit keine Autos und ich fühle mich wie am Ende der Welt:

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So alle 15 bis 30 Minuten kommt ein Auto vorbei und ich werde tatsächlich auch manchmal mitgenommen – allerdings immer nur wenige Kilometer. Die Argentinier überqueren die Grenze nicht und chilenische Autos gibt es fast keine. Nach dem letzten Dorf auf argentinischer Seite wird es ganz dünn mit dem Verkehr. Erst nach einer Stunde kommt ein Auto – aber leider fährt es vorbei. Mittlerweile ist es schon fast 18 Uhr und es fehlen mir noch 12 km bis zur Grenze. Ich habe es mir in den Kopf gesetzt heute noch bis Chile zu kommen. Ich habe ja auch kein Zelt dabei und es ziehen dunklere Wolken auf.. Also notfalls mit vollem Gepäck laufen… Das mache ich auch so ca. eine halbe Stunde lang, bis ich Glück habe und ein chilenischer Pickup-Truck nimmt mich mit. Gemeinsam mit den netten Insassen passiere ich ohne grössere Schwierigkeiten die Grenze und bin in Chile!

Was für ein Wechsel: Es gibt sahnig glatten Asphalt, statt Schlaglochpiste, die Berge sind deutlich grüner und das Wetter feuchter und nicht mehr so heiss. Am Ortsrand von Futaleufu werde ich abgesetzt und finde mich in einem kleinen, verschlafenen aber netten Nest wieder. Das überfüllte Sommerchaos, das nur wenige Kilometer östlich tobt, ist hier (noch) nicht angekommen. Freundliche Kleinstadtatmosphäre, keine Schlange am Geldautomaten, der sogar einwandfrei funktioniert…. Und das Hostel, das ich mir ausgesucht habe ist ein echter Glücksgriff. Schöne Lage, tolle Ausstattung, funktionierendes,stabiles WIFI und angenehme Leute. Es ist höchstens zur Hälfte ausgebucht und das Preis-Leistungsverhältnis passt (15 EUR/Nacht). Ich beginne mich wieder zu entspannen. Erst im Nachhinein merke ich, dass mich die Logistik in Argentinien und die Überfülltheit doch ziemlich gestresst hat. Hier gibt es sogar kostenlose Fahrräder, um die Strecke bis zum Einkaufen bequem zurück legen zu können.

Die Versorgungssituation ist hier allerdings nicht so berauschend. In den Supermärkten ist frische Ware fast nicht vorhanden – nur Konserven… Angeblich kommt so ca. 1 mal pro Woche eine Lieferung mit frischem Obst und Gemüse aus Puerto Montt an, das etliche Stunden nördlich liegt. Und wenn es kommt, dann ist es schnell ausverkauft. Die meisten Leute scheinen sich selbst ein bisschen was anzubauen hier. Aber nur für den Eigenbedarf. Das fruchtbare, warme Argentinien mit seinen vollen Supermärkten mit breiter Auswahl an frischen Produkten liegt nur eine Stunde entfernt, aber es könnte auch auf der anderen Seite eines Ozeans liegen, so wenig Austausch, wie über diese Barriere hinweg an Austausch stattfindet..

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Von hieraus will ich dann irgendwann nach Süden weiter reisen, über die caretera austral, eine Nord-Süd-Verbindungsstrasse, die erst in den 90-er Jahren gebaut wurde – aus strategischen Prestige-Gründen unter Pinochet. Auch hier gibt es nur 2 mal wöchentlich eine Busverbindung und die Orten liegen sehr weit auseinander. Das wird sicher ein Abenteuer…

Aber erst mal fühle ich mich wohl hier in Futaleufu und im Hostel, das im übrigen eine sehr interessante Architektur hat und grosse, einladende Gemeinschaftsbereiche.

Futaleufu ist eines der wichtigsten White-water-Ziele des Planeten. Mekka der Wildwasser-Kanuten und Rafting-Experten. Der Fluss gehört zu den anspruchsvollsten Touren, die man überhaupt machen kann. Für morgen habe ich mich für den grossen Adrenalin-Kick, zum Rafting angemeldet. Sollte ich das überleben, dann folgt hier an dieser Stelle übermorgen die Fortsetzung 😉

Am Vorabend gibt es ein Grillfest mit zwei Lämmern und einer Gruppe Amerikaner um Peter Fox, den Mann der es vor 30 Jahren gewagt hat als erster diesen Fluss mit einem Raft zu befahren. Just an diesem Tag ist er nach so langer Zeit wieder an den Ort des Geschehens zurück gekehrt – auf den Spuren der Vergangenheit. Ich habe Gelgenheit mit ihm zu reden und er erzählt spannende Geschichten von 1985, als sie Fluss zunächst in einem Flugzeug überflogen haben, um eine erste Orientierung zu haben – und dann allerdings immer noch nicht wussten wie viel Gefälle einige Rapids wirklich haben. Das war dann eine ausführliche Scoutarbeit vor Ort. Tollkühn fand ich, dass sie auf der ersten Fahrt sogar zahlende Passagiere dabei hatten! Er bemerkte dazu nur „We were young…“. Und später, als er gefragt wurde „Did you grow up in Colorado“ unterbracht er den Frager und sagte „…I never grew up“….ein grosser Junge von 63 Jahren….

Ich bin zwar – wie alle anderen auf dem raft – ganz ordentlich baden gegangen, aber wie ihr seht, habe ich überlebt. An verschiedenen Orten habe ich schon Rafting-Touren gemacht, aber nirgends sonst habe ich eine derartige Gewalt der Wellen gespürt, geradezu explosiv, wie sich sich plötlich senkrecht vor einem auftürmen, zwischen grossen Felsen hindurch tosen und es gibt Stellen, wo man selbst mit einer sehr guten Schwimmweste länger unter Wasser gedrückt würde, als der Atem reicht…Zahlreiche Stellen des 5. Schwierigkeitsgrades gibt es auf der 6-stufigen Skala, wobei die 6. Stufe als zu gefährlich gilt, um noch befahren werden zu können.

Die Einweisung findet erst während der Fahrt statt, da die ersten 2 km noch zahmes Wasser sind, d.h. nur etwa so wie die Isar. Der Guide, ein Spanier, scheint allerdings sehr erfahren zu sein. Er arbeitet das ganze Jahr hindurch an allen möglichen Orten der Welt.

Trotzdem verlieren wir in einer Stromschnelle die Beherrschung über das Boot. Ich weiss noch, wie ich kopfüber auf mein Gegenüber zu stürze und dann im brodelnden Wasser verschwinde. Als ich auftauchen will, was gar nicht so einfach ist, da die Orientierung wo oben und unten ist wegen der Turbulenzen doch etwas erschwert ist, stösst mein Kopf gegen etwas. Ich tauche noch mal ab und wieder auf – Mist immer noch kein Luftholen möglich. Beim dritten Versuch aufzutauchen realisieren ich, dass ich unter dem umgekippten Rift bin und erwische eine Stelle zwischen den Sitzbänken, wo sich eine Luftblase gehalten hat – uff! Das wurde aber auch Zeit.. Mit neuem Atem und Orientierung gelingt es mir in dem wilden Wasser unter dem Boot heraus zu tauchen und mich aussen halbwegs festzuhalten. Schön, wieder atmen zu können! Wir kommen in etwas ruhigeres Wasser, dem Guide gelingt es das Boot umzudrehen und uns alle unter gegenseitiger Hilfe wieder ins Boot zu bringen. Kaum sind wir drin, kommt schon die nächste Stromschnelle und die Kommandos bellen gegen das Tosen an: Volle Kraft voraus paddeln….

Der Rest der Fahrt läuft ohne Probleme ab und die Landschaft ist wunderschön. Lediglich eine Frau geht später noch über Bord, wie auf dem Video einer Fotografin festgehalten. Sie war auch zur Stelle als wir gekentert sind und hat ein paar Action-Fotos geschossen:

Futa madre!!! Das war ein feuchtfröhliches Erlebnis.

Die nächsten Tag lasse ich es in Futaleufu ruhiger angehen. Mache erst mal einen Ruhetag und dann eine interessante Wanderung – von morgens um 8 bis abends um kurz vor 11. Beeindruckende Wildnis und Einsamkeit! Keine Wegmarkierungen, etwas scout-Talend ist gefragt und keine Menschenseele sonst unterwegs. Als ich zurück ins Hostel komme, es ist schon dunkel, merke ich dass sich einige schon Sorgen gemacht hatten und mir das letzte Stück mit dem Auto entgegen gekommen sind.

Zu Anfang ging es mit dem Schiff über einen See, mit einem Boot, das 3 mal die Woche fährt zu einem abgelegenen Ort. Es waren sogar richtige Gauchos an Bord, urig und wortkarg mit ihren Pferden und Hunden. Sie sind auf dem Weg nach ihren Tieren (vacunos = Kühe) zu schauen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Abend frage ich Peter ob er nicht noch weitere Dokus von der Pionierfahrt hat und er zeigt Videos, die sogar auf youtube sind. Allerdings stellt er den Ton aus, weil ihn die blöden Kommentare des zahlenden Gastes Dale, der gefilmt hatte, fürchterlich nerven:

 

 


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