Smoke on the water – fire in the sky

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Jetzt sitze ich nun in einer der schönsten Berglandschaften dieser Erde und sehe alles nur verschwommen. Der blöde Rauch sitzt hartnäckig fest.

Das Atmen ist nach wie vor etwas schwerfälliger als gewohnt und körperliche Anstrengung, wie etwa Bergtouren fallen flach. Aber eine Bergtour ohne Aussicht ist eh witzlos.

Morgens braucht es ewig, bis sich ein fahler Sonnenschimmer durch den Rauch schiebt. Aber das Sonnenlicht ist diffus und noch um 11 Uhr ist es 9 Grad kalt. Da macht das Aufstehen und aus dem Zelt krabbeln nicht so viel Spaß. Viele Fotos habe ich in dieser Zeit nicht gemacht, d.h. die Rauchnebelfotos, die hier zu sehen sind, sind schon abgeschwächte Dokus der tatsächlichen Situation:

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Ich bin auf seit zwei Tagen auf einem recht schönen, ruhigen Wald-Campingplatz bei Banff und warte wie die Dinge sich entwickeln. Ab Mittag wird es jedenfalls temperaturmässig ganz nett: Das Thermometer steigt bis zum Nachmittag auf über 20 Grad.

Gestern habe ich einen kleinen Spaziergang an einem See entlang gemacht und dort mein Buch ausgelesen. Und dann in Banff abgehangen und in einem Internet-Cafe gewesen.

Ich habe mir nochmal die ganzen Reklamationen der letzten Wochen nachgehakt. Das Ergebnis ist frustrierend:

Vor fluege.de kann ich nur warnen! Deren Buchungssystem hatte mich damals im Stich gelassen, ist mit eindeutigen Fehlermeldungen ausgestiegen. Also dachte ich, dann buche ich eben meinen Hawaii-Flug direkt bei der Airlines. Das hat dann auch super geklappt und Bestätigung und Ticket waren innerhalb weniger Minuten da. Ich hatte nur dann ein Problem als fluege.de mir 10 Stunden später ebenfalls ein Ticket ausstellte und meine Kreditkarte belastete – und das trotz Buchungsabbruch mit Fehlermeldung! Ich war damals auf Fiji und hatte schlechte Internetverbindung, so dass ich nicht einfach telefonieren konnte. Ich schicket also e-mails, auf die aber niemand antwortete. Irgendwann schaffte ich es tatsächlich mal telefonisch durchzukommen und da fand dieser jemand meine mails im System nicht. Ich sollte sie nochmals schicken, auf eine andere Mail-Adresse. Wieder vergehen Tage und Wochen ohne Reaktion auf meine Reminder. Als ich in Hawaii bin ist es mit dem Telefonieren kein Problem mehr und ich erwische jemand am Telefon, der mir verspricht sich darum zu kümmern. Aber wieder nur leere Versprechungen…. Also veranlasse ich bei meiner Bank eine Umsatzreklamation der Kreditkartenbuchung. Einige Zeit später kommt von fluege.de tatsächlich eine Antwort: Sie seien dabei es mit der Airline zu klären, ich solle mich noch gedulden. Blöd nur, dass der Flug, der doppelt gebucht war, nun schon in wenigen Tagen anstand. Natürlich keine Antwort bis zum Abflugtermin…

Beim Einchecken frage ich die Leute von Hawaiian-Airlines, ob in ihrem System eine Stornoanfrage vorhanden sei? Sie verneinen… Sie sehen nur, dass ich doppelt gebucht bin. Aber der Flug, den ich direkt gebucht habe, hat 100 % Stornogebühren, da können man nichts machen. Ich solle mich an fluege.de wenden.

Heute, mehr als 3 Monate nach dem Buchungsversuch, kriege ich tatsächlich eine Antwort von fluege.de. Hawaiian Airlines würde Reklamation nicht anerkennen und ihre eigenen Stornogebühren seien 100 %. Ob ich damit einverstanden sei die Stornierung zu diesen Konditionen durchzuführen? Und sie besitzen auch noch die Frechheit mir dafür ein 24h-Ultimatum zu setzen. Ich versuche sie daraufhin,sie nochmal daran zu erinnern, dass es ja der Fehler ihres Buchungssystems gewesen sei und dass sie gefälligst zu ihren Fehlern stehen sollen und die Kosten dafür nicht auf den Kunden abwälzen sollten.

Bei dieser Sache ging es nur um einen Flug innerhalb von Hawaii, nur gut 100 EUR, aber trotzdem!

Das andere Drama mit Hawaiian Airlines, deren Maschine ausfiel und ich dadurch meinen Flug von Honolulu nach Los Angeles verpasste, konnte ich auch nie klären. Da ging es immerhin schon um 300 EUR, die ich doppelt zahlen musste. An den Schaltern von Hawaiian Airlines liess man mich auflaufen und verwies mich an einen Reklamationstelefonnummer. Dort auch keine Hilfe, sondern der Hinweis ich müsse schriftlich beantragen. Auf die schriftliche Beantragung erfolgte trotz mehrmaligem Nachfassen bis heute keine Antwort….

Und dann Allegiant Airlines mit denen ich nach L.A. fliegen sollte. Ok, es war nicht ihre Schuld, dass ich den Flug verpasst habe. Aber ich war 40 min in Kaui in der Telefonwarteschleife, bis ich den Versuch abbrechen musste, da ich zum boarding musste. Ich wollte erreichen, dass sie mir zumindest die Steuern und die Gebühren für die zwei eingecheckten Gepäckstücke erstatten. Ich habe dann noch einige E-Mails geschrieben, auch die ich auch keinerlei Antwort bekam.

Dann noch die Sache mit Samsung, bei denen es keine internationale Garantie gibt und die zwar antworten, aber nicht wirklich helfen. Phrasenhafte Standardantworten.

Und dann meine Zahnärztin in München, bei der ich zur Sicherheit vor meiner Abreise noch teure Inlays habe machen lassen, damit mir zwischendurch auf der Reise nichts passiert. Schon in Samoa bricht eines der Inlays auseinander und ich lasse es auf Hawaii provisorisch durch eine Kunststofffüllung ersetzen. Und dann dachte ich mal, dass ich die Sache reklamiere. Tue ihr leid, dass hätte eine Ärztin gemacht, die zwar in ihrer Praxis gearbeitet hätte, aber selber eine eigene Rechnung erstellt habe. Sie würde nicht mehr bei Ihnen arbeiten und sie wüssten auch nicht, wo sie jetzt arbeitet. Ich solle halt versuchen sie ausfindig zu machen…. Und das bei einer Zahnärztin, bei der ich seit Jahren in Behandlung bin und schon zähneknirschend hingenommen habe, immer wieder von Aushilfszahnärzten dort behandelt zu werden, da die Chefin sich wohl für die Routine zu schade ist. Ich habe ihr meine Meinung geschrieben, was ich davon halte….

Diese Antworten habe ich gelesen, als ich heute früh bei 9 Grad im Nebel sitze, mir einen abfriere und frustriert bin.

Und ich habe fieberhaft nach Alternativen gesucht. Ich müsste mindestens 8 Stunden lang fahren, um dem Rauch zuverlässig zu entgehen und noch in einer halbwegs attraktiven Gegend zu sein. Aber gerade für diese Gegend ist die Wettervorhersage die nächsten Tage kühl und regnerisch.

Und ich sitze zwar mitten in einer eigentlich warmen Hochdruckzone, die mir aber durch den Qualm versaut wird.

Wie ich mich auch drehe und wende, es scheint keinen Ausweg zu geben…

Das Clubhaus vom kanadischen Alpenverein ist telefonisch nicht erreichbar. Ich überlege schon, ob ich da einfach hinfahre und schaue. Aber da müsste ich vermutlich am Wochenende eh wieder raus, da dann nach ihrer Online-Belegungsübersicht ausgebucht ist.

Und da sehe ich doch tatsächlich ein paar ganz zarte Sonnenstrahlen und ein kleines Stück blauen Himmel. Das lässt hoffen. Ich schaue mir die Webcams der Umgebung an, und 60 km nördlich scheint es sogar ein bisschen Sicht zu geben.  In Lake Louise angekommen ist tatsächlich einiges von den Bergen zu sehen, und die Luft ist auch klarer. Ich mache mich also doch noch zu eine längeren Tour auf und siehe da, das Atmen funktioniert wieder viel besser. Ich düse im Stechschritt die Uferpromenade entlang, bin immer noch in Rage und es tut gut diese potentielle Energie in kinetische Energie zu wandeln. Ich muss mich beherrschen keine Asiaten anzuschreien und zu Seite zu rempeln, die noch nicht kapiert haben, dass in Kanada Rechtsverkehr herrscht. Familien mit Kindern und Hunden zusammenzubrüllen, die den ganzen breiten Weg alleine in Anspruch nehmen. Stattdessen rase ich im Slalom und im doppelten Tempo an Ihnen vorbei… Nach einer guten halben Stunde steigt der Weg an und die Sandalenträger-Fraktion lichtet sich. Mich den Berg hinauf auszutoben tut gut. Nach einer Stunde Aufstieg habe ich noch lange nicht genügt und nehme einen weiteren Aussichtspunkt in Angriff. So bringe ich in recht kurzer Zeit immerhin gut 500 Höhenmeter zusammen und die Aussicht von dort oben ist gar nicht so schlecht. Ich gehe ein Stück gemeinsam mit einer Gruppe Tschechen, die in Vancouver leben und die ganz nett sind. Und dann treffe ich auch noch oben ein paar kanadische Hippies, die mir den besten Lieblingsaussichtspunkt überhaupt zeigen. Meine Stimmung ist etwas besser geworden. Die körperliche Bewegung und die Tatsache, dass ich zumindest mal ein bisschen was von den Bergen gesehen habe, lassen eine gewisse Befriedigung verspüren.

Interessant finde ich, dass die Eisenbahn diese Gegend lange erschlossen hat, bevor die erste Strasse hierher führte. Die ersten Weg hat die Eisenbahngesellschaft gebaut, die ersten Hotels, die ersten Teehäuser…..ja sie hat sogar Maler engagiert, um mit ihren Bildern Werbung zu machen und Bergführer eigens aus der Schweiz übergesiedelt…

Ich koche mir eine leckere Gemüse-Kartoffelsuppe in Kokosmilch und schaue den Mond an, der wieder viel klarere Umrisse hat und nich.t mehr nur die diffuse Lichtquelle der vergangenen Tage darstellt. Der Smoke-Forecast für morgen sieht auch gar nicht so übel aus. Vielleicht wird die Luft ja morgen noch ein wenig klarer. Derzeit ist es jedenfalls ungewöhnlich mild. Seit zwei Stunden ist etwas Wind aufgekommen, der sich fast wie Föhnwind in Bayern anfühlt. Ich hoffe mal, dass es nicht die Wärme eines nahen Waldbrandes ist. Aber dann würden der Himmel und der Mond anders aussehen…

Trotzdem fühlt es sich insgesamt etwas sinnlos an, so alleine hier herum zu hängen und ich könnte sehr gut mal ein paar aufmunternde Worte und/oder eine Umarmung gebrauchen…

Selbstironisch kommt mir immer wieder dieser Song von Thommie Bayer in den Sinn:

So allmählich wird die Sicht besser, der Rauchnebel lichtet sich, aber dafür ziehen Wolken auf, es wird kühler und regnerischer…na toll! Ich begnüge mich mit kleineren Spaziergängen. Irgendwie bin ich ziemlich k.o. Vielleicht vom Rauch in den Lungen, vielleicht von der niedergeschlagenen Gesamtstimmungslage…. Ich zähle jedenfalls die Tage bis zum Abflug: Am Dienstag geht es von Calgary nach Toronto und dann über San Salvador und Lima nach Cuzco…


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Alberta – the heart of the Rockies

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Als ich die Grenze zu Alberta passierte darf ich die Uhr eine Stunde vorstellen: Nur noch 8 Stunden Zeitverschiebung nach Deutschland.

Die Berge hängen teilweise noch in Wolken, aber sie lassen ihre riesenhaften Ausmasse schon erkennen! Ich bin im kanadischen Herz der Rocky Mountains angekommen!

An der Nationalparkgrenze muss ich erst mal saftige 68 Dollar (45 EUR) für den Nationalparkeintritt bezahlen und wenig später ist Jasper erreicht. Das ist eine ziemliche Umstellung, denn der Ort ist ein berühmter Sommerferienort, der gerade an seiner Kapazitätsgrenze ist. Ich stehe Schlange an der Touristeninfo und orientiere mich was Wanderwege und Campingplätze anbetrifft, kaufe Lebensmittel ein und gehe dann zu dem einzig freien Campingplatz, ein sogenannter overflow-Platz, der ausser Plumpsklos auf einer grossen freien Kiesfläche neben Bahnlinie und befahrenem Highway nix zu bieten hat. Das ist der Preis der Popularität: Kanada bietet ja unendlich viel unberührte Landschaft, aber hier gehts zu wie in Zell am See…. Und dieser Platz kostet 16 Dollar! Zum Vergleich: Der tolle Platz auf der Farm kostete 20 Dollar, hat aber unendlich viel mehr geboten.

Nachts klart es auf und es wird richtig kalt. Morgens um halb zehn schaue ich auf das Thermometer im Auto und es zeigt nur 2 Grad an. Und die Autoscheiben sind überfroren, d.h. es war wohl unter Null gewesen. Ich fühle mich wie zerschlagen, konnte nicht gut schlafen, wegen des nächtlichen Lärms und der Kälte. Ich beschliesse mir in der nächsten Nacht alles warme anzuziehen, was ich besitze…

Aber das Bergpanorama ist phantastisch. Die Luft reingewaschen und oben der Neuschnee. Ich mache mich auf zum Maligne-Lake, eines der berühmtestens Fotomotive Kanadas. Und ich werde nicht enttäuscht: Bilderbuchkulisse pur!

Allerdings ist mir nicht nach grösseren Bergtouren zu Mute, da mir die Nacht noch in den Gliedern sitzt und so begnüge ich mich mit der kleinen Panoramarunde am See entlang… Ich fühle eine Erkältung kommen und so fahre ich noch ein Stündchen weiter zu heissen Quellen. Das 40 Grad warme Wasser ist wohltuend, aber das Bad ist an diesem Samstag knallvoll mit Leuten und ich sehen mich nach der meditativ-ruhigen Atmosphäre von Harbin, Sierra oder Breitenbush! Vor allem Harbin, immer wieder Harbin…..solch ein toller Platz! Wenn ich gewusst hätte, das es mit Shaun nicht weiter geht, dann wäre ich besser dort noch 3 Wochen geblieben und dann straight nach Vancouver gefahren….Auf dem Weg nach Kanada war eigentlich nur der Redwood-Forest etwas, was sich wirklich voll gelohnt hat.

Ich schaue noch nach alternative Campmöglichkeiten, aber es ist alles voll und so lande ich kurz nach Sonnenuntergang wieder auf dem hässlichen Overflow-Camping. Aber zum Glück ist zumindest um diese Zeit niemand mehr da, der kassiert. Ich verweigere auch die Selbstregistrierung und so habe ich zumindest den Preis auf 8 Dollar die Nacht gedrückt, was wieder halbwegs ok ist. An Wildzelten ist innerhalb des Nationalparks leider nicht zu denken.

Aber die Nacht wird besser. Ich sorge klamottenmässig vor und es wird auch nicht gaz so kalt. Trotzdem bin ich am Morgen nicht wirklich fit. Ich gehe nach Jasper auf der Suche nach einem funktionierendem WIFI und Trinkwasser, damit ich meinem Kanister nachfüllen kann. Beides Fehlanzeige: Hier gibt es nichts umsonst! Und so viele Menschen und Autos! Hilfe, ich will wieder in die Wildnis! Schliesslich finde ich bei einem städtischen Recyclinghof einen Trinkwasseranschluss. Selbst die Tankstellen am Ort wollen nur Trinkwasser in Flaschen verkaufen und geben nur kleine Menge warmes Händewaschwasser über Bewegungssensoren ab: Nicht geeignet um einen 10 Liter-Kanister aufzufüllen.

Ich fahre hoch zu einer kleinen Gletscheraussichtswanderung auf 1800 m Höhe, aber es ist inzwischen ziemlich diesig geworden, so dass sich die Aussicht in Grenzen hält.

Und so hebe ich mir den spektakulären Icefield-Highway rüber nach Banff für den nächsten Tag auf, an dem die Wetteraussichten gut sind und quartiere mich 20 km von Jasper auf einem schönen Campingplatz ein, der sogar mit Trinkwasser ausgestattet ist (zwar ohne Duschen, aber immerhin..).

Es ist noch richtg früh am Nachmittag und es tut gut mal eine Weile einfach zu SEIN. Seit ich in Kanada bin, war ich ziemlich rastlos unterwegs, noch nicht mal zwei Wochen um, und schon fast 6000 km gefahren…

Ich hoffe mal, dass ich meine gesundheitliche Angeschlagenheit durch die Ruhepause überwinden kann und wieder gut zu Kräften komme, so dass mir vielleicht auch noch die eine oder andere zünftige Bergtour schmecken will…

Am folgenden Tag fahre ich auf dem berühmten Icefield-Highway Richtung Süden. Aber die Gletscherfelder und majestätischen 3000-er sind alle in einem milchigen Nebel versunken, der sich auch nicht hebt, als ich selber auf 2100 m Höhe bin. Schade.

Ich komme in Lake Louise an mit seinen prächtigen, fotogenen Seen. Aber nach wie vor alles im Nebel. Ein Freund aus Deutschland fragt mich per whatsapp, ob ich denn eigentlich etwas von den Waldbränden mitbekommen würde und ich kann ihm nur von einem kleineren Brand im Jasper-Nationalpark berichten, der vor 2 Wochen statt gefunden hat. Und dann wird mir auf einmal was klar. Im Wetterbericht steht &smoke& und ich dachte erst, dass ist ein kanadischer Ausdruck für diesen seltsamen Nebel, aber nach weiteren Recherchen wird mir klar, dass es tatsächlich Rauch in der Atmosphäre ist, der von riesigen Waldbränden im Nordwesten der USA an der Grenze zu British Columbia herrührt. Es gibt sogar für Südalberta eine Gesundheitswarnung, dass man sich möglichst in geschlossenen Räumen aufhalten soll und es zu Atemproblemen kommen kann. Na super, wenn man mit dem Zelt unterwegs ist….Erstaunlich, dass sich dieser Rauch über viele Hunderte Kilometer, sogar Tausende ausbreitet. Ich finde metereologische Ausbreitungskarten im Internet und Vorhersagen.

Kanadische Rockies ohne und mit Rauchnebel:

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Trotzdem ist es gut zu wissen, dass mir &nur& das Bergpanorama versaut ist und ich ein bisschen schlapp bin. In so einen grossen Waldbrand zu geraten wäre sicherlich kein Spaß…

Ich bin von Alberta wieder über einen kleinen Pass nach British Columbia gefahren. In Lake Louise waren die Campingplätze ausgebucht und ausserdem habe ich schon in Jasper bei 1000 m Höhe gefroren. Lake Louise liegt fast 1600 m hoch…Ausserdem war mir eh zu viel Touristenrummel dort.

Wikicamps hat mir einen netten freecamping gerade ausserhalb des Nationalparks gezeigt und so hatte ich wieder meine Ruhe in der einsamen Abgeschiedenheit des Waldes, vom plätschern eines kleinen Flüsschens in den Schlaf begleitet. Auf 1100 m Höhe ging es mit den Nachttemperaturen noch ganz gut.

Nur der Morgen war nicht besonders einladend zum aufstehen. Nass von Tau und dann dieser unwirkliche Nebel-Rauch.

Ich studiere die Windrauch-Vorhersagen und es zeigt sich, dass es ziemlich instabile Verhältnisse sind mit wechselnden Richtungen. Ich könnte wieder 1000 km nach Norden fahren, aber dazu habe ich jetzt keine Lust mehr.

So werde ich heute nachmittag in die Radium Hot Springs gehen und dann mal schauen, wie sich die Situation entwickelt. In einer Woche bin ich eh in Peru. Dort konkretisiert sich der Kontakt mit einem holistischen Heil- und Meditationszentrum in Cuzco, wo ich vermutlich sogar wohnen kann. Das hört sich richtig gut an…Kanada macht mir jedenfalls den Abschied nicht allzu schwer.

Die Hot Springs waren bisher die nettesten in Kanada. Gut, dass das kühlere Becken mit 29 Grad räumlich vom 39 Grad warmen getrennt ist. So ist die Kinderaction überwiegend im kühleren Becken und im warmen Wasser ist es ruhiger. Ich komme mit Kanadiern unterwegs, die in der Nähe ein Ferienhaus haben und erfahre interessantes über Bergtouren in der Gegend. So lerne ich ein neues Wort &scrambling&. Bisher kannte ich es nur als &scrambled eggs&, aber in Kanada ist danach das Gehen im weglosen Gelände gemeint – was wohl verbreiteter ist als wie in Europa auf markierten Pfaden unterwegs zu sein. Die gibt es hier nicht so viele. Und diese Scrambles sind dann unterteilt in verschiedene Schwierigkeitsgrade, auch was das Orientierungsvermögen anbelangt. Dazu kommen dann noch die Restriktionen wegen der Grizzly-Bären. Definitiv werde ich nicht alleine scrambeln – das ist mir zu heikel. Wenn mir da was passiert, findet mich kein Mensch (höchstens ein Bär….). Aber ich erfahre vom kanadischen Alpinclub und dass es eine nette Hütte im Nationalpark gibt, wo ich mich eventuell mit Gleichgesinnten zusammen tun kann. Naja, mal schauen, was die Rauchsituation die nächsten Tage macht. Die Einheimischen nehmen das jedenfalls recht cool…..

Eine rassige rothaarige im Pool hat ein interessantes Tatoo in aldeutscher Schrift auf dem Rücken. Ich versuche es unauffällig zu entziffern, aber ich kann nur lesen &freundlich, sanftmütig und ein wenig…&.  Ich rätsele und rätsele und schaue immer wieder rüber. Irgendwann fasse ich mir ein Herz und frage sie. Und es kommt zum Vorschein &Sei freundlich, sanftmütig und ein wenig wild&. Das &Wilde& kommt allerdings pikanterweise erst zum Vorschein, als sie das Bikinioberteil am Rücken komplett zur Seite schiebt. Ich grinse mir eins und frage sie, wie sie darauf gekommen ist. Nein, sie sei keine Deutsche und auch nie dort gewesen, aber sie hätte &german heritage&. Und sie hätte sich den Spruch ausgedacht und von einem Freund ins Deutsche übersetzen lassen. Ich frage nach der Geschichte des Tatoos und da sagt sie nur leicht verlegen, dass das ja wohl für sich selbst sprechen würde. Ich sage ihr, dass das ein schönes Lebensmotto sein, verabschiede mich und sie setzt die angeregten Gespräche mit den Leuten fort, mit denen sie dort ist…..

Ach ja, und inzwischen ist auch die Bestätigung aus Cuzco da. Schön, es klappt mit dem Wohnen in dem holistischen Heilzentrum!


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Canada – into the wild north

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Vancouver ist zwar eine recht nette Stadt, aber es ist mir trotzdem klar, dass es mich eher in Richtung der unendlichen Weiten des Nordens zieht.

Ich erledige also was zu erledigen ist und fahre schon am übernächsten Tag nach meiner Ankunft in einem schwarzen Hyundai Elantra weiter. Dieses Fahrzeug hat die beste fuel economy von allen Mietwagen, die ich bisher hatte – gerade mal gut 5 Liter/100 km! Das ist auch einer der Faktoren, die mich dazu bewegen in den hohen Norden aufzubrechen. Andere Gründe sind die Faszination der Spuren des Goldrausches zu folgen (Yukon, Klondike, Alaska… das sind Namen aus Romanen, die ich in meiner Jugend verschlungen haben), und auch die Abende an denen es sehr spät dunkel wird.

Ich nehme den Sea to Sky Highway aus Vancouver heraus, der mich sehr bald in faszinierende Landschaften führt. Meer und hohe Berge: Die Kombi ist wirklich toll. Ich fahre durch den Ski- und Outdoorsportort Whistler hindurch über einen Pass hinweg und tauche ein in Hitze von weit über 30 Grad – und das obwohl es schon recht spät am Abend ist. Das hätte ich in Kanada nicht unbedingt erwartet. Auch nicht einen tollen Campingplatz, der von BC-Hydro vollkommen kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, inkl. des Stausees…

Am Mittwoch geht es weiter nach Norden bis zum Fraser Lake, wo die Gemeinde ebenfalls einen guten kostenlosen Campingplatz bereit stellt. Während in Vancouver die Sonne bereits um halb 9 untergeht ist hier sogar um 10 Uhr noch ein heller Schimmer im Norden zu sehen. Und dieser Schimmer zieht mich magisch an, so dass ich mich am nächsten Tag in Riesenschritten weiter in Richtung Alaska Highway aufmache. Die Nacht war nicht wirklich gut: Alle Stunde fuhr auf der benachbarten Bahnlinie ein Güterzug mit gefühlten 200 Wagen entlang und dazwischen rückte ein Gleisbautrupp mit Flutlicht, gelb-blinkenden Warnlichtern, heulenden Motoren und regem Funkverkehr an, der in voller Lautstärke über Lautsprecher übertragen wurde.

Lange, weite Landschaften und endlose Highways, die immer leerer werden, je weiter es nach Norden geht. Auf Entfernungen von 600 km gibt es zwischendurch geradmal 3 Tankstellen mit jeweils ein paar Häusern drumherum. So wirkt es doch etwas grotesk, dass die nächsten Ziele mit Kilometer-Angaben von mehereren Hundert Kilometern angegeben werden. Toller Campingplatz in nur 487 km!

Ein asiatischer Radler, den ich treffe, erzählt mir, dass dies der highway of tears sei. Ich vermute dass das wegen des stetigen Aufs und Abs sei, so quasi aus Radlerperspektive. Aber nein, es sei, weil auf dieser Strecke zahlreiche Leute vermisst werden, die teilweise irgendwann ermordert aufgefunden wurden. So ziemlich an jeder Tankstelle hängen &Missed&-Poster… Es seien vorwiegend Frauen, die per Anhalter unterwegs gewesen seien…

Ich fange an die langen Strecken zu geniessen. Tempomat rein, das Tablet über bluetooth mit dem Autoradio koppeln und Hörbücher geniessen, während die einmalige Landschaft draussen vorbei zieht. Und bei Spritpreisen von nur 80 ct/km und einem Verbrauch von gut 5 Liter auf Hunder, kosten mich 1000 km noch nicht mal 50 EUR…

Und ich dachte schon bei Neuseeland an geringe Bevölkerungsdichte auf der Südinsel, aber Kanada toppt das ganze nochmal erheblich. Es erinnert mich von der Bevölkerungsdichte her an meine Reise durch die Sahara, aber mit dem wesentlichen Unterschied, dass das alles andere als eine Wüste ist.

Mehrmals sehe ich Bären vor mir in aller Seelenruhe die Strasse überqueren, einmal sogar eine Mutter mit Kind!

Als ich von Donnerstag auf Freitag auf der Strasse nach Stewart übernachte, habe ich Blick auf Gletscher und am nächsten Tag fahre sogar mal kurz über die Grenze nach Alaska. In gut 2 Tagen bin ich schon 1600 km gefahren. Das Wetter ist super! Die letzten 4 Wochen hätte es zwar fast ständig geregnet, aber davon ist nicht zu spüren. Die Sonne scheint ungetrübt von früh morgens bis spät am Abend und auch abend um 10 ist es jetzt noch hell genug um lesen zu können.

Ich treffen eine Menge interessante Reisende: Einen Engländer der bereits seit 5 Jahren um die Welt reist – mit dem Fahrrad! Und ein deutsches Paar,  das mit einem ausgebauten Mercedes-Truck seit 10 Jahren um die Welt reist. Die beiden treffe ich auch am nächsten Tag wieder und wir kommen ausführlicher ins Gespräch und ich darf mir sogar mal das Fahrzeug von innen anschauen. Es sind einige andere Deutsche mit ausgebauten Geländefahrzeugen unterwegs. Am gleichen Tag sehe ich welche aus dem Main-Taunus-Kreis und aus Regensburg…

Und natürlich gibt es jede Menge Amis und Kanadier, die mit riesigen Wohnmobilen durch die Landschaft ziehen, meist dann noch mit einem PKW im Schlepptau, damit sie auch vor Ort beweglich sind.

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Bis hoch nach Yukon möchte ich auf jeden Fal noch fahren. Wenn das Wetter so gut bleibt, dann vielleicht noch nördlicher. Allerdings höre ich, dass weiter im Norden schon die Herbstfärbung eingesetzt hat und es nachts bereits frostig wird – und das Mitte August. Wenn die Sonne scheint, ist es wunderbar, aber wenn nicht, dann wird es schnell kühl und dann würde das Zelten nicht mehr soviel Spaß machen. Schön, dass ich mich jeden Tag treiben lassen kann und immer wieder neu entscheiden kann, wo ich hin will….

Die Entscheidung nur bis Anfang September zu bleiben war die richtige! So kann ich hier die schönste Zeit mitnehmen und dann in den südamerikanischen Frühling verschwinden, wenn es hier ungemütlich wird. Und zwar ohne mich noch um einen Autoverkauf kümmern zu müssen…

Ich bin schon dabei erste Kontakte nach Peru zu knüpfen.

Südamerika wird sicherlich viel dichter mit Kontaken und extrovertierter Lebendigkeit gesegnet sein, so dass ich mir derzeit keine Sorgen mache und die undendlichen Weiten des Nordens für mich alleine gut geniessen kann.

Nachmittags mache ich lange Stopps, um die Sonne und Wärme zu geniessen und abends kann ich jetzt jeden Tag länger fahren. Es kühlt zwar abends ziemlich ab, aber die Abendstunden auf dem Highway in endlose Sonnenuntergänge hinein sind wunderbar!

Der Norden Kanadas ist eine „Erfahrung“ im wahrsten Sinne des Wortes, fahren, fahren, fahren….wie im Rausch des endlosen Highways. Wie ist es gelaufen? Wie ist es mir ergangen? Weder noch….nichts mit gehen, sondern fahren, fahren, fahren,…. Ab und zu eine kleine Pause zwischendurch an einem See oder Fluss. Wenn ich mir vergegenwärige, dass selbst an den Hauptverkehrsachsen nur alle paar Hundert Kilometer ein paar Häuser gibt, es auf dem Highway 37 auf 730 km gerade mal eine Kreuzung gibt und die nächste parallele Strasse auch Hunderte Kilometer entfernt verläuft, dann bekomme ich eine kleine Ahnung davon, welche grossflächigen, unberührten Naturlandschaften es hier noch gibt. Zwischendurch gibt es nur wenige Wege, wo man zu Fuss unterwegs sein kann. Und dann muss man mit allen möglichen wilden Tieren rechnen. Hier ist man als Mensch nur zu Gast – man hat sich die Erde noch nicht Untertan gemacht, und das ist gut so!

Wild zu zelten ist nicht wirklich ein Problem – nobody cares. Und auch die Bären sehe ich nur ab und zu tagsüber auf der Strasse, aber zum Glück machen sie mir nachts keinen Stress. Keine bärbeissigen Exemplare dabei…

An einem Wildzeltplatz treffe ich eine Gruppe von Studenten aus Alaska, die mit dem Auto von dort zu ihren Studienorten in Arizona und Texas unterwegs sind. Sie wollen die 8000 km in 10 Tagen schaffen… Sie lade mich an ihr Campfire ein und wir verbringen einen netten Abend zusammen.

Bei Watson Lake ist dann der 60. Breitengrad, der Alaska Highway und der Bundesstaat Yukon erreicht. Bis zur Hauptstadt Whitehorse am Yukon river sind es nur noch schlappe 500 km. Die reisse ich runter (fast) wie ein Trucker und schmeisse mich dann in die heissen Quellen dort in der Nähe. Was für eine Wohltat! In Whitehorese selbst gibt es eigentlich nur ein altes Yukon-Schiff aus Goldrauschzeiten zu sehen, ansonsten ein unscheinbarer, funktionaler Ort.

Ich habe es mir in den Kopf gesetzt noch bis zum Kluane National Park zu fahren und dann mal zu schauen. Die dortigen Gletscher und Seen sind beeindruckend und ich mache eine schöne mehrstündige Wanderung. Wichtig ist immer wieder die bear-awareness! Alles Essbare wegpacken, Geräusche machen beim Wandern (eine nette Rangerin, gab mir den Tipp ich solle doch einfach singen, was ich gerne aufgreife… Andere Wanderer übertreiben es etwas und rufen alle 10 Sekunden laut Heeehoooo. Andere laufen mit einem Glöckchen am Rucksack herum…

Abends zelte ich am See in der Nähe eines Campingplatzes, der sinnigerweise für Zelte gesperrt ist. Es sei Beerensaison und die Bären würden beim verspeisen dieser Beeren zu nahe kommen, so dass es gefährlich werden könnte. Den Platz 1 km weiter (kostenlos) haben mir die Studenten aus Alaska empfohlen, die dort auch gezeltet hätten. Sie erwähnten auch, dass man auf dem Campingplatz in der Nähe nicht zelten dürfte, aber verschwiegen mir warum… Ich überlege noch kurz, was ich am besten tue und entschliesse mich dann möglichst weit weg von den Beerensträuchern, direkt am Sandstrand des Sees zu zelten. No risk, no fun….Und das tue ich dann auch mit einem Million-Dollar-Blick aus dem Zelt und gänzlich unbehelligt. Ich bin fast am 62. Breitengrad und am nördlichsten Punkt meiner Reise angekommen:

Da das Wetter im Norden die nächsten Tage schlechter und kälter werden soll, entschliesse ich mich umzudrehen und auf dem Alaska-Highway wieder Richtung Süden zu fahren. Ich hatte im hohen Norden tagsüber knapp 20 Grad, kaum Regen und auch nachts war es noch über Null. Aber für die nächsten Tage soll es tags nur noch 5-8 Grad &warm& werden und zudem nass werden.

Ich finde über Facebook zwei deutsche Mädels, die eine Mitfahrgelegenheit von Whitehorse bis nach Jasper suchen (gut 2000 km) und wir treffen uns und verstehen und ganz gut, obwohl sie beide zusammen addiert nicht so alt sind wie ich…Wir einigen uns auf Orga und Kosten und sie meinten, wir müssten dann nur noch ihr Gepäck bei einer Familie abholen, bei der sie zu Gast gewesen sind. Nur dummerweise haben die beiden kein Handy und die Gastfamilie ist anscheinend gerade auf einer Farm, auf der es keinen Empfang gibt. Wir probieren immer mal wieder von meinem Handy aus, denn sie würden auf jeden Fall heute abend zurück kommen und ausserdem würde im Haus auch noch die Schwiegermutter wohnen. Wir erledigen die Einkäufe und fahren dann zu dem Haus hin. Aber es ist niemand da. Auch kein Schlüssel unterm Blumentopf zu finden. Wir warten eine Stunde und noch eine weitere und da es jetzt schon nach 19 Uhr ist beschliessen wir, dass es wohl keinen Sinn macht noch länger zu warten. Vielleicht ist was dazwischen gekommen und sie kommen erst viel später heim. Schade – und so breche ich mal wieder alleine auf. Als ich eine Stunde auf dem Highway bin kommt ein Anruf von der Gastfamilie auf mein Handy, aber jetzt kann ich nur noch die Situation schildern und sie sagt, sie wolle sich darum kümmern, dass die beiden Mädels zumindest von jemand ins Haus gelassen werden. Es hat zu regnen begonnen und es ist ziemlich ungemütlich draussen. Aber ich drehe jetzt nicht mehr um…Wenn es nicht einfach und unkompliziert sich ergibt, dann soll es eben nicht sein. Und ich habe eine Menge Hörbücher dabei, die auch keine schlechte Unterhaltung sind.

Ich fahre noch bis es dunkel wird, baue dann im Nieselregen mein Zelt auf einem Rastplatz neben dem Highway auf (auf dem zum Glück kaum Verkehr ist) und verbringe eine entspannte Nacht. Es macht sich eben doch bezahlt nicht unbedingt mit so einem Billigzelt wie in Australien und Neuseeland unterwegs zu sein. Man muss nur etwas mehr als 100 EUR ausgeben und schon hat man was, was auch noch nach 3 Monaten Dauereinsatz dicht hält. (Obwohl ich die Regentage in Nordamerika an den Fingern einer Hand abzählen kann. Dieses Jahr herrscht wirklich eine grosse Dürre und entsprechend viele Waldbrände wüten).

Am nächsten Tag geht das durchwachsene Wetter weiter und schrubbe wieder viele Hundert Kilometer runter, fahre durch endlose Landschaften und an einem Ort mit einem buchstäblichen Schilderwald vorbei. Und zwischendurch gibt es noch mal schöne heisse Quellen (Liard Hot Springs):

Abends bin ich dann schon wieder in British Columbia, kurz hinterm Muncho-Lake, wo ich auf einem Wildzeltplatz Station mache. Es liegt so einiges an Müll herum und schlammig ist es auch, aber dafür kostet es nix…Aber bei der Ankunft gibt es immerhin einen wunderbaren Regenbogen:

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Am Morgen geht es dann auf dem Alaska-Highway weiter nach Südosten und bekomme einen Einblick von der Hauptfracking-Gegend in Kanada. So viel sieht man nicht: Ab und zu Bohrtürme im Wald, Gas was abgefackelt wird, Containerdörfer und ein starker LKW-Verkehr. Das meiste spielt sich unter der Erdoberfläche ab…. Aber atmosphärisch verändert sich die Wahrnehmung: Ich bin nicht mehr zu Gast in einem unberührten Wald sondern fahre durch einen industriell genutzten Wald – und das fühlt sich einfach anders an. Hinter Fort St. John finde ich an einem Fluss einen netten Platz zum Übernachten. Dort stehen schon zwei RVs und ich frage, ob es hier Privatgelände sei, was mir verbunden mit einer freundlichen Einladung verneint wird. Ein Vater mit seinen zwei Kindern ist wirklich sehr nett. Wir kommen ins Gespräch und er verwöhnt mich dann regelrecht. Erst kommt er mit einem Teller heisser Suppe daher (von meinem Thai-Curry möchte er allerdings nicht probieren), dann kommt er mit Feuerholz an und zündet mir sogar mein Campfire an und eine halbe Stunde später ist er wieder da mit frisch gepflügten Heidelbeeren mit Schlagsahne….echt nett! Er hat lange im Middle East gearbeit und sagt er sei wohl schon 100 mal in Frankfurt gewesen, allerdings nur am Flughafen zum umsteigen… Es regnet nicht mehr und die Temperaturen sind auch ganz ok.

Am folgenden Tag geht es über Prince George auf den Highway 16 Richtung Alberta. Und da zeigt mir Wikicamps (eine sehr empfehlenswerte smarphone app, die es für viele Länder gibt) unter dem Filter &Dusche und Waschmaschine& einen Farmcampingplatz, der auch noch ein gutes Review hat. Ein älteres Ehepaar (in den 60-ern aus Südengland eingewandert) ist unheimlich freundlich und nett, und auf deren schönem Platz gibt es wirklich alles, was das Travellerherz begehrt. Einen schönen Wiesenstellplatz mit eigenem Campfire (sogar das Holz ist inklusive), warme Dusche, WIFI, Waschmaschine und als Krönung für nur 2 Dollar Aufpreis einen hot whirlpool auf der der Terasse mit phantastischem Bergblick. Das war jetzt seit Vancouver meine erste warme Dusche und meine erste Gelegenheit zum Wäschewaschen. Ansonsten habe ich mich mit kalten Seen und Flüssen begnügt und auch mal etwas vor mich hingemüffelt – macht ja nix, wenn ich eh alleine im Auto sitze… Aber welch ein schönes Gefühl sauber und warm in frisch gewaschenen Klamotten zu stecken! In der Nacht schüttet es ordentlich runter, aber ich schlafe trotzdem gut und am Morgen lässt der Regen nach und macht wieder den Blick auf das Bergpanorama frei. Es hat bis auf rund 1800 m runter geschneit und die überzuckerten Berge sind ein schöner Anblick. Am Morgen mache ich ganz gemütlich, frühstücke in Ruhe, skype und erledige online-Dinge und beim Abschied komme ich noch mal lange ins Gespräch mit den Wirtsleuten…


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Kanadische Rockies – here I come!

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Heute gehts los weiter Rictung Norden. Mit Mietwagen und Zelt.

Derzeit bin ich auf dem gleichen Breitengrad, wie die Gegend, wo ich aufgewachsen bin (Darmstadt), und vielleicht fahre ich sogar hoch bis zum Polarkreis, mal schauen….

Zunächst mal rufen die Berge British Columbias. Und die Goldrush-Gegenden Yukon, Klondike, Alaska haben auch eine gewisse Anziehungskraft…

Klar ist jedenfalls, dass ich am 1. September das Auto in Calgary abgebe, noch 2 Tage in Toronto verbringe und dann vom kanadischen Herbst in den peruanischen Frühling wechseln werde. Good bye expensive „first world“… Freu mich schon drauf wieder bezahlbare Einzelzimmer in Hotels für unter 10 EUR finden zu können und mehrmals täglich essen gehen zu können. Y por supuesto la opportunidad de hablar espanol!

Aber erst mal geht es Richtung Alaska! Und in ein paar Monaten werde ich dann vermutlich in Feuerland sein. Ya vamos a ver…


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Abenteuer Nicht-Autokauf Nordamerika – Ankommen in Vancouver

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Nachdem ich mir ja nun aus bekannten Gründen keinen Van mit Shaun zusammen in den USA gekauft habe, habe ich durchaus mit dem Gedanken gespielt mir in Kanada einen zu kaufen.

Ich habe eine Facebook-Gruppe „work and travel Canada“ gefunden, wo ab und zu solche campingmässig ausgebauten Vans angeboten werden, habe mich schlau gemacht, wie das rechtlich läuft und habe auch zwei Internetforen gefunden, wo derartige Fahrzeuge gehandelt werden.

Ich hatte heraus gefunden, dass es so gut wie unmöglich ist ein Fahrzeug aus den USA in Kanada zu verkaufen und umgekehrt – auch wegen unterschiedlicher technischer Standards (dass der Tacho in USA in Meilen und in Kanada in km sein muss, ist nur ein kleines Beispiel).

Und selbst innerhalb Kanadas ist es ziemlich aufwändig ein Fahrzeug aus einem Bundesstaat in einem anderen zuzulassen oder zu verkaufen.

Mit diesen Vorinfos hatte ich schon mit einigen Leuten gemailt, aber es war nichts wirklich passendes dabei.

Ich überlegte schon meinen Aufenthalt in Kanada auszudehen und bis Ende September zu bleiben. Wenn ich in einem Van schlafen kann, dann sind auch die ersten Nachtfröste im Norden nicht so dramatisch und die Herbstfärbung soll ja in Kanada auch besonders schön sein.

Meinen Flug nach Peru hätte ich für 120 EUR umbuchen können, wobei mir eine Umbuchungsversicherung diese Kosten sogar vermutlich ersetzt hätte.

Also dachte ich mir, wenn es relativ einfach geht, dass ich in Vancouver ein passendes Fahrzeug finde, dass in British Columbia zugelassen ist, dann mache ich es. Selbst wenn ich die Hälfte beim Wiedererkauf verlieren sollte, dann ist es immer noch viel günstiger als einen Van zu mieten.

Ich komme abends um 19:30 Uhr im Hostel an und fluche schon über die 850 m die ich laufen muss mit dem schweren Gepäck. Durch die ganzen Lebensmittel sind es jetzt locker über 40 kg. In Ländern wo Einzelzimmer und Restaurants zu teuer sind, ist es nicht möglich mit leichtem Gepäck zu reisen und dann wird es ohne Auto schwierig.

Ich checke die Foren durch: In ganz Kanada sind es gerade mal 10 Autos die angeboten werden, die in Frage kommen würden. Aber nach näherem Hinsehen, sind die Vans entweder erst Ende August verfügbar oder in einer vollkommen anderen Gegend, oder nicht in British Columbia zugelassen, obwohl sie hier verkauft werden sollen. Im Hostel hängt gerade mal ein Angebot zum Verkauf, und der ist uninteressant.

Also gehe ich ein wenig durch Downtown bummeln und mexikanisch essen. Vancouver ist atmosphärisch durchaus recht nett. Ziemlich bunte Mischung von Leuten auf den Strassen, man kann gut zu Fuss bummeln, es gibt viele Radfahrer und eine gute Infrastruktur für Radler und ein dichtes, effizientes und preisgünstiges public transport system… Canada: the better America?

Am nächsten Tag nehme ich mir vor die Hostels abzuklappern und nach Aushängen und weiteren Hinweisen zu forschen. Zunächst hole ich mir eine kanadische SIM-Karte, damit ich telefonieren kann.

Aber in den Hostels ist Fehlanzeige: Keine Aushänge und auch sonst Schulterzucken. Eine vollkommen andere Situation als in Neuseeland, wo man jeden Tag zwischen zig neuen Angeboten wählen kann. Und dann gibt es auch noch so Pappnasen, die in Kanada Autos mit kalifornischer Zulassung anbieten und meinen, das sei alles kein Problem…

Ich treffe daraufhin meine Entscheidung: Ich werde den ursprünglich geplanten Flug von Toronto nach Cuzco nehmen und mir nur für die nächsten drei Wochen ein Auto mieten.

One-way-rental Vancouver-Calgary gibt es ohne Aufpreis.


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Reisekosten USA

Hier kommt die Ausgabenübersicht für USA

Durchschnittlicher Tagessatz für Unterkunft, Essen, Transport, Eintrittsgelder:

94 EUR x 66 Tage = 6183 EUR (gerundet)

Extras: Keine

Den Flug von Hawaii nach Los Angeles zähle ich nicht zu den USA-Kosten dazu, da er ein unvermeidlicher Bestandteil der Weltreise ist (250 EUR). Wohl oder übel muss ich jedoch den zweiten Flug von Hawaii nach Los Angeles (300 EUR) zu den Kosten dazu rechnen, da ich den ersten Flug durch Ausfall eines Zubringerfluges verpasst hatte und keinerlei Erstattung dafür erzielen konnte.

Dies entspricht 2820 EUR / Monat und ist damit mit Abstand das teuerste Land bisher

In Australien war ich schon geschockt vom Preisniveau, aber als ich nach Hawaii kam, was nochmal wesentlich teurer ist, habe ich angefangen zu kapitulieren. Augen zu und durch. Ich wollte nun mal Hawaii kennen lernen und auch neue Gegenden im amerikanischen Westen, also was solls. Ich habe eh fast alles mit Kreditkarte bezahlt, weil es landesüblich ist, supereasy und ausserdem die Bargeldbezahlung wegen sehr krummer Preise umständlich ist. (In den USA werden die Preise generell ohne Mehrwertsteuer ausgewiesen. Diese Preise sind noch recht rund. Durch den Aufschlag kommen jedoch immer sehr krumme Beträge raus, was das barzahlen schwieriger macht.)

Die Nebenwirkung: Durch das Bezahlen mit der Kreditkarte gibt sich das Geld irgendwie doch leichter aus, als wenn man nach Scheinen und Münzen kramt. Und es dauert ja, bis die nächste Abrechnung kommt.

Zu den hohen Kosten hat sicherlich beigetragen, dass ich fast die ganze Zeit über einen Mietwagen hatte. Aber anders geht es nicht wirklich, wenn man nicht hitchhiken möchte oder sich nur in grösseren Orten aufhalten will.

Von L.A. nach San Francisco hatte ich noch Glück mit der Free-Relocation eines Campervans und nach Harbin bin ich mit Mitfahrgelegenheit, aber dann brauchte ich einfach ein Auto, was noch relativ günstig ist (ca. 25 EUR/Tag). Da kostet es mehr für eine Stunde ein Mountainbike auszuleihen, als für einen Tag ein Auto zu leihen…..

Ich habe ansonsten sehr sparsam gelebt – überall wo es irgendwie ging wild gecampt, kein einziges Mal in einem Restaurant essen gewesen (ausser ab und zu fast foods oder food courts, aber das kann man ja nicht wirklich als Restaurants bezeichnen). Nie habe ich mir ein Zimmer in einem Hotel oder Motel genommen – nur ein paar Tage in shared dorms von backpacker hostels.

Durch diese extrem sparsame Lebensweise kam ich mir schon fast wie ein Obdachloser vor, der abends mal schaut unter welcher Brücke er gerade schlafen kann und in Shopping Malls zum Waschen geht. Denn selbst wenn man in den USA auf eine einfachen Campingplatz geht (der auch schon 20-30 EUR kostet), dann hat man in der Regel noch keine Dusche oder warmes Wasser. Da muss man dann schon 50-80 EUR die Nacht für einen Stellplatz ausgeben…

Fairerweise muss ich sagen, dass das Aleinreisen die Sache besonders teuer gemacht hat. Im Mietwagen wäre durchaus Platz für mehrere Personen gewesen und auch die Campsites haben einen Pauschalpreis, der meist für bis 6 Personen gilt.

Die Tourismusindustrie ist für Amerikaner eingestellt, die ja nur 10-15 Tage Jahresurlaub haben, recht gut verdienen und gewillt sind in dieser kurzen Zeit dann auch ordentlich Dollars auszugeben. Hätte ich in den USA so gelebt, wie in anderen Ländern meiner Reise, dann wäre ich wohl bei 200 EUR/ Tag gelandet… natürlich auch beeinflusst durch den derzeit ungünstigen Wechselkurs vom Euro zum Dollar.

Wäre ich nur in USA-Mainland gewesen wären die Kosten für Lebensmittel etwas günstiger gewesen. In Hawaii waren diese schon extrem teuer, weil vieles eingeflogen wird.


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Was mich an den USA nervt

Die USA sind eine hochneurotische, kranke und entfremdete Kultur. Vieles wirkt aufgesetzt, inszeniert und es ist schwer, wenn überhaupt – zum Echten und Authentischen durchzudringen.

Im Alltag bewegt man sich in künstlichen Welten: Im Auto, in klimatisierten Büros und Shopping-Malls, der Kontakt zur Natur ist verloren gegangen. Geht es am Wochenende ins Grüne, dann mit einem Riesen-LKW von Motorhome, mit PKW und Motorboot, Beachbuggy, etc.. im Schlepptau. Eine undendliche Konsum-Materialschlacht.

Privateigentum ist mehr wert als ein Menschenleben. Es gibt zwar die Weite der Landschaften, aber fast alles ist Privateigentum und wird durch den Gebrauch der Schusswaffe vor dem Betreten Fremder geschützt.

Die freundliche Grundhaltung ist zwar angenehmer als die mürrische in Deutschland, aber es ist einfach too much, wenn man im Supermarkt auch noch von dem Mann, der die Sachen in Tüten packt überschwenglich begrüsst wird und man sich gegenseitig versichert was für ein phantastischer Tag doch heute gerade ist und wie toll man drauf ist.

Die Kommunikation mit Amerikanern kann tricky sein. Amis neigen dazu das Positve übertrieben zu betonen und das Negative zu verschweigen, während es in Deutschland gerade umgekehrt herum ist. Da muss man sehr genau auf die Zwischentöne hören, um zu erkennen, wenn etwas im argen liegt. Direkt ansprechen gilt als sehr grob und unhöflich.

Das Land ist unglaublich teuer. Der Luxus hat seinen Preis. Geld wird zuhauf ausgegeben, auch wenn man es nicht hat. Wozu gibt es Kreditkarten. Der Service ist unheimlich gut, wenn man etwas kaufen will – wenn man jedoch etwas zu reklamieren hat oder gar Geld zurück möchte, dann lässt man einen gnadenlos auflaufen. Ebenso schwierig ist es Ersatzteile zu bekommen. Man schmeisst eben alles weg und kauft neu.

Das Auto ist heilige Privatsphäre. Von einem Amerikaner in seinem Auto mitgenommen zu werden ist mehr als nur von A nach B zu kommen. Da wird dann schon mal der ganze Rucksack in Plastik eingepackt, denn er könnte ja Ungeziefer mit ins Private bringen. Oder die Abstimmung mit dem Mitfahren ist so kompliziert, weil man ja in einem grossen Auto einen ganzen Platz frei räumt und nicht mehr alleine fährt…..das ist schon ein Problem….

Und dann die unglaubliche Arroganz zu glauben, dass die eigene Lebensart die einzig richtige ist, zu der man alle Welt überreden muss – gerne auch mit Waffengewalt.

Amerikaner reden gerne laut, viel und oberflächlich. Akkustische Umweltverschmutzung – so wie in einem normalen Haushalt pausenlos mehrere Fernsehgeräte laufen. Dauerberieselung mit Belanglosem.

Natürlich ist das sehr schwarz/weiss gemalt. Es gibt auch gute Bewegungen, die in diesem Land ihren Ursprung haben. Aber hier sind wir ja gerade bein dem was nervt und das ist für mich eine ganze Menge…


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Was ich an den USA liebe

Weite Landschaften, überwiegend entspannte und freundliche Grundhaltung der Bewohner. Grossartige Natur, die in National- und Stateparks auch gut geschützt wird.

Materiell ist alles im Überfluss vorhanden und vieles geht nice and easy.

Die Begeisterungsfähigkeit der Menschen und die Initiative Dinge einfach mal experimentell anzugehen, ohne erst lange Wirtschaftlichkeits- und Risikoanalysen anzustellen. Einfach mal Ärmel hochkrempeln, klein anfangen, empirisch wachsen…..und dann mal schauen. Das ist zwar oft zu kurz gegriffen, aber imerhin geht was voran! Viel Optimismus. Wenig staatliche Reglementierungen.

Die Mulitkulti-Gesellschaft, die eine hohe Integrationskraft besitzt.


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Unterwegs nach Norden

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Ein trauriger Augenblick, als ich schliesslich von der San Francisco Bay Area aufbreche – alleine…. Vorher sitze ich mit Shaun noch eine Stunde im Garten und es fühlt sich so an, als ob wir wieder etwas näher in die Verbindung kommen, die wir in der Woche etwas verloren hatten.

Und wenige Stunden nachdem ich gefahren bin, kommt eine lange Textnachricht von ihr, dass es ihr fast das Herz gebrochen hätte, mich alleine fahren zu lassen und sie sich in einer alternativen Zeitachse neben mir im Auto gesehen hätte. Und sie würde mich lieben, aber dennoch wäre ihre Entscheidung richtig. Ich kann nur versuchen das zu respektieren auch wenn es mir schwer fällt zu verstehen.

Und so sind  die nächsten Tage auch ziemlich von einem inneren Verdauungsprozess geprägt, vom vergeblichen Versuch innerlich loszulassen und von Trauer, Einsamkeit und dem Gefühl etwas sehr Wertvolles verloren zu haben. Was für eine Lektion will mir das Leben hiermit erteilen, mit kurz zu zeigen, wie es sich perfekt anfühlen würde, nur um mir es unmittelbar danach wieder wegzunehmen?

Ich habe ein Auto gemietet, das ich zwei Wochen später in Seattle abgeben werde. Ziemlich teuer so ein One-Way-Rental (600 EUR ), aber ohne Auto geht es nun in den USA nicht, wenn man nicht primär Städte anschauen will, sondern vorwiegend in die Natur möchte.

Shaun hat mir noch eine gute Website mit Freecampsites empfohlen und auf solchen Plätzen werde ich dann auch überwiegend nächtigen. Ich kaufe noch ein, kann aber am Sonntag keinen Laden mit der passenden Gaskartusche für meinen Campingkocher  finden und so kaufe ich mir kurzerhand beim Walmart ein gängeres Modell, wo auch die Kartuschen viel billiger sind.

Und kurz vor Mitternacht komme ich dann an einem wunderbaren Platz in den Bergen in der Nähe vom Lake Tahoe (an der Grenze zu Nevada) an. Der Platz liegt auf fast 8000 Fuss Höhe und die klare Bergluft ist relativ frisch. Ich packe trotz der nächtlichen Stunde meine Lebensmittel in einen bärensicheren Container, denn ich habe gehört, dass Bären das Blech von Autos wie eine Konservendose öffnen könen, wenn sie an Futter kommen wolllen – das sind dann die sprichwörtlichen Bärenkräfte…

Am nächsten Tag fahre ich am Lake Tahoe entlang, der landschaftlich auch sehr schön gelegen ist, aber leider sehr sommerlich überlaufen.

Nachmittags komme ich in Sierra Hotsprings an, der Schwestertherme von Harbin – jedoch deutlich kleiner und viel ruhiger.

Nächste Station ist der Lassen Volcanic National Park, der mich etwas an die Nordinsel von Neuseeland erinnert:

Eine knallheisse Zwischenstation ist die Gegend um den 5000 m hohen Mount Shasta. An diesem Tag steigt das Thermometer bis auf 108 Grad (42 C):

Im Anschluss zieht es mich in Redwood-Forest-National-Park, um mich dort zwischen den höchsten Bäumen der Welt (können über 100 m hoch sein!) ins Land der Riesen, Zwerge und Elfen versetzt zu fühlen.

Die Bäume wirken wie Kathedralen und strahlen eine wohltuende Ruhe und Weisheit der vielen Jahrhunderte aus, in den sie hier schon existieren. Schön sich einfach anlehnen zu dürfen! Besonderes Highlight ist eine Wanderung durch den Märchenwald bis hinunter zum Pazifik – den ich sogar mal weitgehend ohne Nebel erleben darf:

Ich fahre rüber nach Oregon und mache nochmal einen Versuch die Küste zu geniessen, aber die Temperaturen sind kühl und es ist neblig Ausserdem nerven die Strandbuggies und die Materialschlachten der Camper (mal ein ganz einfaches Wochenende in der Natur verbringen…):

Ich fahre wieder ins Landesinnere und am Cougar-Lake finde ich noch ein paar nette heisse Quellen, mitten im Wald. Witzig, dass die Zufahrtsstrasse einen deutschen Namen trägt:

In Breitenbush Hotsprings in Oregon, einem Seminarzentrum in einer Landschaft, die an den Schwarzwald erinnert, bleibe ich zwei Tage und geniesse das Ambiente, den Luxus bekocht zu werden, die heissen Quellen und das Workshopprogramm.

Von dort aus geht es durch endlose Waldlandschaften, die nicht durch Ortschaften durchbrochen sind bis zum Colombia-River, der die Grenze zum Washington-State bildet. Die Gegend erinnert an deutsche Wälder, so wie sie in alten Märchen beschrieben wurden. Wenn man sich dort verirrt, kann es tagelang dauern, bis man da wieder heraus findet….

Auch als ich den grossen Columbia River überquere und meine Reise im Washington State fortsetze, ändert sich am Landschaftsbild kaum etwas. Nur wird der Walt irgendwie immer vertrauter – kein Wunder, denn ich bin mittlerweile auf dem gleichen Breitengrad wie Süddeutschland angekommen und die Vegetation ist ziemlich ähnlich wie in der alten Heimat.

Ich übernachte ausschliesslich auf kostenlosen Plätzen (offiziell oder inoffiziell) irgendwo mitten im Wald. Das tut gut, so in der Natur zu sein und keine anderen Menschen um mich herum, die vielleicht dann noch reden oder Musik hören, wenn ich schon schlafen möchte. Ich passe meinen Rhythmus auch immer mehr dem der Natur an, d.h. ich gehe ins Bett, wenn es dunkel wird und stehe kurz nach Sonnenaufgang auf. (bei den nichtoffiziellen Plätzen ist das eh ratsam schon wieder weg zu sein, bevor irgendwelche Ranger einen aufscheuchen könnten. Natürlich ist es Ehrensache, dass ich keinerlei Müll zurücklasse und gelegentlich sogar noch herumliegenden Müll einsammele.

Als Highlight empfinde ich den Regenwald im äussersten Nordwesten, den Olympic National Park. Wenn es auch dieses Jahr hier aussergewöhnlich trocken ist, so ist doch die Vegetation sehr eindrucksvoll und üppig grün.

Die app freecampsites..net schickt mich auf einen supertollen Platz, auf dem Gelände eines Trust kurz vor der Grenze zum Nationalpark. Kuschelig in einer Mulde gelegen, von drei Seiten geschützt und an einer Seite hin zum Fluss geöffnet. Ich bin der einzige dort! Ich kann nackt am Fluss sitzen, brauche keine Dusche, weil ich im Fluss baden kann – auch wenn er so kalt ist, dass es mir fast den Atem nimmt, denn er kommt vom Gletscher.. Vergleiche zur ähnlichen Plätzen an der schönen Isar kommen mir und auch zu dem Platz in der Toskana, wo ich meine Visionquest gemacht habe. Ich bleibe gleich 2 Nächte dort und komme gut innerlich zur Ruhe. Gut mal hin und wieder nichts zu tun, nicht zu fahren, nicht zu laufen, nicht zu fotografieren, einfach nur da sitzen! Und lesen. Ich habe gerade ein wirklich gutes Buch, das zu meiner Reise passt. Ein Amerikaner, der durch Indien und Peru reist und dabei zahlreiche praktische spirituelle und auch zutiefst irdische Erfahrungen macht. Faszniniert bin ich vor allem von der Verbindung von Erotik und Meditation, die er sehr eindrucksvoll beschreiben kann und in der ich mich gut wieder erkenne….und darüber hinaus in neue Dimensionen entführt werde…Wenn ich es schon mit Shaun nicht weiter führen konnte, so kann ich die Erfahrungen in dem Buch zumindest virtuell weiter führen.

In Seattle bin ich nur zum Abgeben des Autos und dann schnell ein Taxi zum Greyhound-Busterminal erwischen. (Mist, warum ist mein Handyakku ausgerechnet dann alle, wenn ich die tolle uber-app (ähnlich mytaxi) mal wieder gebrauchen könnte. Ich komme schon etwas in Zeitstress, aber zum Glück kann ich recht schnell ein Taxi von der Strasse herbei winken).

Und dann geht es per Bus in gut 4 Stunden über die Grenze bis nach Vancouver. Etwas umständlich an der Grenze alles ausladen zu müssen. Aber die Fragen und Kontrollen der Kanadier bleiben im normalen Rahmen und ich habe jetzt das Recht bis zu 6 Monaten in Kanada zu bleiben.


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